Karlsruhe: Nazi-FlashMob vor dem Rathaus verhindert - Platzverweise für AntifaschistInnen
In Karlsruhe hatten die Nazi-FlashMob-Planer der sog. „freien
Kameradschaften“ die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Statt der
angekündigten innovativen Nazi-Gedenkaktion am 17. August anläßlich
des feigen Selbstmords von Führer’s Stellvertreter Rudolf Heß vor 22
Jahren erschienen um 19.30 Uhr mehr als 250 AntifaschistInnen vor dem
Rathaus am Marktplatz, um genau diesen Spuk zu verhindern.
Der
Nazi-Auflauf war großspurig am 12. August in einer neonazistischen
Webseite angekündigt worden. DGB, IG-Metall und GRÜNE hatten daraufhin
am selben Ort Infostände mit Aufklärungsmaterial gegen Rechts
angemeldet. Das Antifaschistische Aktionsbündnis Karlsruhe AAKA,
Gewerkschaftsjugendgruppen und diverse Email-Verteiler hatten über
die Möglichkeit einer spontanen Versammlung informiert und viele, vor
allem junge Leute, kamen: aktive Gewerkschaftler aus betrieblichen
Jugendgruppen wie am Städtischen Klinikum, Studierende der Universität
Karlsruhe, Mitstreiter des Ettlinger Bündnisses gegen Rassismus und
Neonazis, Schüler aus Karlsruhe und Umgebung, Leute aus dem
KSC-Fanprojekt „Blau-Weiß statt Braun“, Parlamentarier der SPD, GRÜNEN
und LINKEN.
In
Flugblättern des DGB („Für die Nazis ist Rudolf Heß ein Märtyrer. Für
die anderen ein Mörder und Rassist.“) und der DKP wurde über den
Kriegsverbrecher Heß und über die Zielsetzung der Nazi-Aktionen in über
100 Städten informiert: Enttabuisierung des Auftritts von Faschisten,
Revision der Geschichtsschreibung und der Nazi-Verbrechen, Eingreifen
in Wahlkämpfe.
Die
Karlsruher Montagsdemo, die Ende August ihr 5-jähriges Jubiläum begehen
wird, und seither jede Woche etwa um diese Zeit ihre Demo durch die
Innenstadt mit öffentlicher Redemöglichkeit für Jeden/Jede (außer
Nazis) vor dem Rathaus beendet, hatte dieses Mal zwei Themen „Weg mit
Hartz IV“ und „Kein Platz für Nazis“. Zur Abrundung wurde eine CD von
Bernd Köhler („Schlauch“) aus Mannheim aufgelegt, u.a. mit seinen
berühmten Lied „Nazis raus aus unserer Stadt.“ Da bemerkte die
BuS-Einsatzleitung, dass die Musik immer mehr junge Leute anzog und
versuchte nun, die spontane antifaschistische Versammlung aufzulösen.
Der Kompromiss: eine knappe abschließende Ansprache der
AAKA-Sprecherin Silvia Schulze gegen 19.35 Uhr: „Wir haben es wieder
einmal geschafft. Kein Nazi hat sich getraut, seine Nase nach Karlsruhe
zu strecken. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, in dieser kurzen
Zeit so viele Menschen zu mobilisieren. Damit haben wir die Tradition
des AAKA weitergeführt, keine Naziaufmärsche zuzulassen. Der letzte
fand 2002 im Karlsruher Stadtgebiet statt. Seit 2003 wurden alle Pläne
der Nazis vereitelt.“ erklärte sie und beendete den Beitrag unter dem
Beifall der Versammelten mit den Worten: „Es gibt keinen Platz für
Nazis in Karlsruhe und anderswo! Faschismus ist keine Meinung, sondern
ein Verbrechen! Verbot der NPD!“
Die
über Jahrzehnte währende, vertrauensvolle antifaschistische
Zusammenarbeit über parteipolitische und weltanschauliche Grenzen
hinweg – seit 2002 unter dem Motto „Weiße Rose gegen braune Gewalt -
Ohne Nazis und Rassisten leben, in Rastatt, Karlsruhe und anderswo!“
hat sich erneut bewährt.
Vor
25 Jahren wurde in Karlsruhe schon einmal eine
Neonazi-Propaganda-Veranstaltung mit dem Thema "Das Geheimnis um Rudolf
Heß" verhindert. Auf Einladung der DVU sollte am 18. Juni 1984 David
Irving im Schloßhotel sprechen. Dem Aufruf des Bündnisses gegen
Neofaschismus (Vorläufer des AAKA) waren 200 AntifaschistInnen
gefolgt, die einen im „Spiegelsaal“ des Schloßhotels und die anderen
vor dem Hotel. Irving suchte nach einer kurzen und wüsten Beschimpfung
des unerbetenen Publikums das Weite. Der DGB-Vorsitzende griff zur
Gitarre und mit antifaschistischen Liedern klang die Aktion im völlig
unversehrten „Spiegelsaal“ an einem heißen Sommertag bei guter
Bewirtung aus.
Platzverweise für AntifaschistInnen
Zurück
zum 17. August: Ein Wermutstropfen darf nicht unerwähnt bleiben. Eine
Stunde vor Beginn der angekündigten Nazi-Aktion erteilte die
Polizeinsatzleitung gegenüber sechs jungen AntifaschistInnen
Platzverweise für die gesamte Innenstadt bis 20.00 Uhr ohne irgendeine
nachvollziehbare Begründung. Diese Maßnahme reiht sich in eine Kette
ähnlicher Verstöße gegen das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit
ein. Hierbei geht es regelmäßig (s. Kehl 4. April, Ulm 1. Mai) um die
behördliche Vorwegnahme der geplanten Verschlechterung des
Versammlungsgesetzes. Aus dem Kreis der Betroffenen ist zu hören, dass
sie sich gegen die staatliche Willkürhandlung, mit der ihr
verfassungsmäßiges Grundrecht beschnitten wurde, gerichtlich zur Wehr
setzen wollen.
Quelle: per mail
AutorIn: Dietrich Schulze, Landessprecher VVN-BdA Baden-Württemberg
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?!?!
Ich finde es langsam echt lächerlich. Zwar konnten in der sog. Republik kaum Nazi-Flashmops stattfinden, was ja auch zu begrüßen ist. Jedoch wird von fast jeder Stadt, die auf der 17august Seite stand, behauptet, es wären Nazi-Flashmops verhindert worden. Ich persönlich denke wirklich, dass diese in so mancher Stadt nie geplant waren. Denn jeder konnte eine Stadt auf besagter Internet-Page eintragen. Weiterhin finde ich es lächerlich, wenn von verhindert gesprochen wird, obwohl kein einziger Nazi-Arsch da war. Da frage ich mich doch, was verhindert worden ist?! Denn ich kann doch nur etwas verhindern, wenn es vor meinen Augen passiert! Oder täusche ich mich?!
sie wurden verhindert da sich
sie wurden verhindert da sich die nazis nicht mehr auf die plätze getraut haben