Wütende Spontandemo in Berlin

400-500 Menschen folgten heute einem Aufruf, sich am Lausitzer Platz an einer unangemeldeten Demo gegen die Repression gegen Flüchtlinge zu beteiligen. Die Bullen, die mit mindestens drei Hundertschaften und schweren Gerät (incl. WaWe) aufgezogen waren, zeigte sich völlig überfordert, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Nach einer halben h setzte sich die Demo in Bewegung, Bullenketten wurden immer wieder durchbrochen und während sich ein Teil der Demo in Bullenbegleitung  in Richtung Heinrichplatz bewegte, zogen über 100 Leute in Richtung Kotti. Die Skalitzer Strasse wurde massiv bei Baumaterial dicht gemacht, am Kotti erwischte es 2 Streifenwagen, die so schwer beschädigt wurden, dass sie später abtransportiert werden mussten. Hier gelang den Bullen auch keine einzige Festnahme. Der Demozug in der Oranienstarsse wurde in Höhe Adalbertstrasse gestoppt und zeitweise gekesselt. Der Kessel aber später wieder aufgelöst. Bis 22.00 Uhr zogen immer wieder Gruppen mit Parolen durch Kreuzberg, die Bullen immer völlig ohne Plan hinterher. Zur Zeit (22:oo) sind noch ca. 50 Leute auf der Oranienstrasse auf der Fahrbahn, singen und rufen Parolen, die Bullen greifen derzeit dagegen nicht ein.

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Gute Aktion. Passt alle auf euch auf! Solidarität allen Menschen in Not! Scheiss Bullen!

 

Solidarische Grüße <3

Nachdem in den letzten Monaten verstärkt kritiesiert wurde, dass Demos abgefilmt/photografiert werden, wüsste ich nicht wie diese Fotos (Menschen auf einer unangemeldeten Demo unverpixelt) noch zu rechtfertigen sein könnten. Ich kann nur empfehlen dem Mensch der diese Fotos gemacht hat sofort die Kamera ab zu ziehen und dafür zu sorgen dass er soetwas nie wieder tuhen kann!

deswegen waren viele erst gar nicht da

Kapieren wir hier in der radikalen Linken eigentlich noch, um was es wirklich geht? Ich bin nur noch fassungslos....

Es ist einfach lächerlich, wenn in Berlin bei der Räumung der Liebig 14 oder bei einer Silvio-Meier-Demo 2000-5000 Leute auf der Straße sind, sich aber mal grade 400 "radikale" Linke (auf der Oranienstraße warens heute vielleicht noch 100) zusammenfinden, wenn hier täglich Menschen elendig im Mittelmeer sterben und gleichzeitig Menschen vor dem Brandenburger Tor dabei sind, zu verhungern und zu verdursten. Da stimmt doch einfach irgendwas nicht...

Natürlich ist der Protest gegen die Räumung besetzter Häuser oder linker Freiräume wichtig, genauso wie die Silvio-Meier-Demos oder alle anderen Aktionen gegen die ganze Nazi-Scheiße. Ich würde mir da definitiv nochmehr Leute auf der Straße wünschen... Aber irgendwie stimmt für mein Empfinden trotzdem die Relation nicht mehr zwischen Teilnehmerzahl/Militanz und Anlass der Demo.

Wieviele Menschen betrifft es z.B., wenn ein linkes Hausprojekt geräumt wird, in dem die meisten Menschen ohnehin nie hätten wohnen können, weil sie nicht der linken Szene angehören und deswegen als Bewohner auch niemals akzeptiert worden wären ?

Und wieviele Menschen müssen täglich sterben, weil Europa glaubt, eine Festung gegen sogenannte "Armutsflüchtlinge" aufbauen zu müssen ?

Um welche Menschen und um welchen Lebensentwurf geht es uns denn wirklich ?

Bei den Hamburgern waren es zumindest 1000 Leute ....

Die Ursache liegt an der Aktionsform Demonstration an sich. Es sollte analysiert werden was mit Demonstrationen eigentlich erreicht werden kann und soll.
Während bei einem Naziaufmarsch eine Demo oder Blockade sehr direkt wirken kann, oder die Stadtverwaltung lieber ein autonomes Zentrum nicht räumt um sich Riots zu ersparen ist eine Demonstration gegen "Festung Europa" oder "Kapitalismus" doch weit davon entfernt konkrete Wirkungen entfalten zu können.
Außerdem wirkt die Repression, weil nach ein paar Kesseln, Schlägen, Pfeffer ist die Lust an der nächsten Sponti normalerweise dahin.

Probleme sind auch der teilweise anzutreffende Militanzfetisch und die Selbstzentriertheit der Autonomen/Anarchisten. Die meisten Aktionen dienen nur der Befriedigung des eigenen Gewissens ohne eine Strategie für eine revolutionäre Perspektive zu entwickeln. Es wird zwar teilweise, regelrecht akademisch, im negativen Sinne, theoretisiert, aber die meisten Aktivisten sind der postmodernen Theorieverflachung zum Opfer gefallen.

Dann mach halt andere, bessere Vorschläge. Am besten welche, die, ausser zuhause vor dem Computer sitzen und in den Sessel pupen, auch was bewirken können. Bin sehr gespannt. Oder war das einfach nur ein Meckern?

welche psychologische funktion eine aktionsform auf das aktive subjekt hat, ist ein ganz anderes thema und hat keine auswirkungen auf deren wirkung. sollte aber in jeder antifa und in jedem anderen politischen zusammenhang ein festes thema sein.

also zu deinem ersten punkt:

militante demos / aktionen sind nicht immer eine sinnvolle aktionsform, aber eines sind sie immer: wirkungsvoll. sie schaffen immer öffentlichkeit und trasportieren - egal ob negativ oder positiv - das anliegen. zumindest grob. und sie vermitteln immer unversöhnlichkeit und selbstermächtigung. und genau dass ist bei dem thema flucht und migration und festung europa und der aufmerksamkeit (und verhältnismäßig viel sympathie über die radikale linke hinaus), die es momentan geniesst,  gerade genau richtig.

 

dass direkte unterstützungsarbeit, partizipative aktionen (demos, etc.) und militante aktionen immer in einem guten verhältnis stehen sollten, ist natürlich klar. aber das mit dem reflexhaften anwenden der argumente "Militanzfetisch und die Selbstzentriertheit" und strategielosigkeit spricht man den handelenden einfahc mal so ab, sie hätten sich ihre sache wohl überlegt.und auch n zusammenhängen diskutiert.

ich denke, es sollte besser öfters mal die sinnhaftigkeit von militanz "seriös" (meint nicht nur schulterklopfend) hervorgehoben werden!