Heidelberger Biedermänner und Brandstifter - kleine Zwischenbilanz

no burschis

In den letzten Folgen hatten wir exemplarische Mitglieder der Heidelberger Burschenschaft Normannia ausführlicher vorgestellt. In dieser Ausgabe wollen wir als Zwischenbilanz noch einmal anhand ausgewählter Aktivitäten der Normannia aus den letzten 20 Jahren verdeutlichen, was die Burschenschaft Normannia unter „vaterländischer“ Politik versteht.

 

Eine Distanzierung von solchen rechten Umtrieben wird man in der gesamten Geschichte der Normannia vergebens finden. Im Anschluss präsentieren wir gleich mehrere Mitglieder des rechten Männerbundes, die diese Politik mittragen und finanzieren.

- Dezember 1993: Ein Sprecher der Normannia sagt der StudentInnenzeitung „Ruprecht“ auf Anfrage: „Wir müssen uns nicht schämen, Deutsche zu sein und wollen nicht mehr vor Juden buckeln“.

- Im Juni 1995 gründen die beiden Normannen Christian Schaar (späterer Bundesvorsitzender der neonazistischen „Jungen Landsmannaschaft Ostpreußen“, JLO) und Wolfgang Unold (Sprecher der faschistischen Organisation „Forum 90“, die sich als „Jugendbewegung gegen den Parteienstaat“ präsentiert) eine rechte Liste mit dem Namen „Die Andersdenkenden“ zu den Heidelberger AstA-Wahlen.

- 1996 organisiert die Burschenschaft Normannia das sogenannte Maiansingen am 30.4. unter massiver Beteiligung von Neonazis.

- Im Jahr 2000 verteilt die Aktivitas der Normannia in Couleur neonazistische Flugblätter in der Heidelberger Fußgängerzone, in denen gegen das „jüdische Finanzkapital“ gehetzt wird und die der antisemitischen Nazi-Postille „Unabhängige Nachrichten“ (UN) entnommen sind.

- Im Frühjahr 2003 organisiert die Normannia eine Flugblattverteilung der Neonazi-Postille UN mit dem Titel „57 Jahre sind genug – Fremde Truppen raus“.

- Im November 2003 verteilt die Normannia die antisemitische Rede des mittlerweile Ex-CDU-Mitglieds Martin Hohmann „im Wortlaut“ vor der Universität.

- Am 5.11.2003 lädt die Normannia zu einem Vortrag mit dem Titel: „Der Bromberger Blutsonntag – Die sogenannten Septemberverbrechen“. Referent ist der als „Zeitzeuge“ angekündigte Funktionär der „Landsmannschaft Ostpreußen“, Knut Schmidt.

- Am 10.12. 2003 lädt die Normannia zu einem Vortrag unter dem Titel: „Der Krieg, der viele Väter hatte“. Referent ist der Geschichtsrevisionist Schultze Rohnhof, der mit kruden Thesen versucht, eine gemeinsame Schuld der Alliierten und Polens am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zu konstruieren.

- Im Mai 2004 veranstaltet die Normannia einen Vortrag mit dem verurteilten Rechtsterroristen Erhard Hartung.

- Im Juli 2004 versucht die Normannia ein Seminar zum Thema „Deutschland in der Globalisierungsfalle“ in Heidelberg durchzuführen.
Eingeladen sind u.a. das ehem. NPD-Mitglied Michael Nier, der österreichische Revisionist Gerhoch Reisegger und Karl Richter (ehemals „Deutsche Liga für Volk und Heimat“, Redakteur der rechten Zeitschrift „Junge Freiheit“, seit 20.4.2013  stellvertretender NPD-Bundesvorsitzender). Die Organisation erfolgt klandestin über die „Nationalen Infotelefone“ der Kameradschaftsszene Die Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) spricht in diesem Zusammenhang von einer von der Burschenschaft Normannia organisierten „rechtsextremen Schulung“ (RNZ, 9.7.2004).

- Am 1.5.2005 sind Normannen beim Naziaufmärschen Frankenthal und Worms beteiligt (namentlich z.B. NPD-Anhänger und Normannia-Mitglied Matthias Müller).

- Im Geschäftsjahr 2009/2010, als die Debatte um den „Arierparagraphen“ in der „Deutschen Burschenschaft“ (DB) ihren Anfang nahm, hat die Normannia Heidelberg den Vorsitz in der DB inne. Ihr Sprecher, der Physikstudent Martin Hackel, bezeichnet in der Diskussion einen dunkelhäutigen Burschenschafter als „Pigmentierten“.

- Am 18.5.2011 veranstaltet die Normannia auf ihrem Haus eine Werbeveranstaltung mit  Michael Mannheimer (Pseudonym) von der Islamhasserpartei ‚Die Freiheit’ unter dem Titel: Eurabia – die Kapitulation vor dem Islam“.

- Am 23.11.2011 lädt die Normannia auf ihrem Haus zu einem Vortrag des stellvertretenden Leiters des „Instituts für Staatspolitik“ Erik Lehnert (einer Kaderschmiede der Neuen Rechten) ein, in dem dieser den Verfall der Wehrhaftigkeit Deutschlands durch die Aufnahme von Frauen in die Bundeswehr beklagt.

- Im Juli 2012 beschließt der Generalconvent der Normannia, dass den „Bundesbrüdern“ empfohlen wird, in der Öffentlichkeit auf die sonst übliche Begrüßung mit „Heil!“ zu verzichten. Es handelt sich wohlgemerkt keineswegs um ein Verbot, sondern lediglich um eine Empfehlung zum Verhalten vor Außenstehenden.

- Am 17.4.2013 referiert auf dem Haus der Normannia der ehemalige „Generalobere“ der demokratiefeindlichen, reaktionären und antisemitischen Piusbruderschaft, Franz Schmidberger auf dem Haus der Normannia.

- Für den 24.4.2013 lädt die Burschenschaft Normannia zu einem Vortrag mit Michael Nickel von der CDU-Rechtsaußen-Initiative „Linkstrend stoppen e.V.“ zur „Krise der Europäischen Union“. Nickel selbst ist in der CDU hochumstritten und Mitglied in zwei Sängerschaften (keine Gesangsvereine, sondern rechte Korporationen).

Stellvertretender Vorsitzender der Altherrenschaft ist Christian Schaar. Als mittlerweile ehemaliger Bundesvorsitzender der JLO („Junge Landsmannschaft Ostpreußen“) war er maßgeblich beteiligt an der Organisation der europaweit größten Naziaufmärsche in Dresden. Seine Frau gehörte zur Unterstützerszene des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU). Als Mitglied des Nazimusik-Duos „Eichenlaub“ sang sie Solidaritätslieder für die Untergetauchten und warb im „Blood & Honour“-Umfeld für Unterstützung für sie.

Mitglieder anderer Korporationen berichten von geradezu bizarren Verhältnissen auf dem Haus der Normannia, am Kurzen Buckel 7, unterhalb des Heidelberger Schlosses: Die Kellerkneipe ist mit Sandsäcken, Handgranaten(attrappen?), „erbeuteten“ GI-Helmen als Weltkriegsunterstand ausgebaut, in dem zu besonderen Anlässen Wehrmachtsnostalgie gepflegt wird. Auch werden von anderen schlagenden Verbindungen Nazi-CD’s gezeigt, die sie als „Beute“ bei sogenannten Couleurbesuchen auf dem Normannenhaus haben mitgehen lassen.

So geartet ist das politische Milieu, in dem auch die folgenden vier Biedermänner sozialisiert wurden und dem sie bis heute unverbrüchlich die Treue halten:

10 - David Milleker: Chefvolkswirt bei der Union Investment, geboren 1971. Milleker war Sprecher des neoliberalen „Initiativkreises Wirtschaft – Junge Führungskräfte für die SPD e.V.“. Nach dem Unvereinbarkeitsbeschluß der SPD hinsichtlich der völkischen Burschenschaftlichen Gemeinschaft ist Milleker aus der SPD ausgetreten. Er tritt seit Jahren als Autor der „Burschenschaftlichen Blätter“ und als vielgefragter Referent auf Burschenschaftshäusern auf.

11 - Hans-Peter Gail: Astrophysiker am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg

12 - Thomas Franz: Rechtsanwalt in Ketsch und Vorsitzender der dortigen CDU-Gemeinderatsfraktion. Medial bekannt wurde er als Verteidiger von Jörg Kachelmanns Ex-Freundin. Er ist darüber hinaus Lehrbeauftragter an der Akademie der Polizei Baden-Württemberg.

13 - Götz Goebel: Reporter und Redakteur in der Chefredaktion Baden-Württemberg des Südwestrundfunks (SWR). Er ist langjähriger Altherrenfunktionär der Normannia und vertritt sie immer wieder als Delegierter der Altherrenschaft auf den Burschentagen. Im Geschäftsjahr 2009/2010 gehörte er zur Führungsmannschaft der „Deutschen Burschenschaft“ (DB). Besonders groteskt: Der „Alte Herr“der Normannia Göbel, der keine Berührungsängste mit völkischer Ideologie und offen auftretenden Neonazis zu haben scheint, war vom SWR als Berichterstatter ausgerechnet bei den Protesten gegen den NPD-Bundesparteitag in Weinheim-Sulzbach eingesetzt.


Siehe auch:
Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 1 - Egon Manz

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 2 - Christian Schaar

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 3 - Friedrich-Wilhelm Uthe

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 4 - Frank Hüttenberger

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 5 - Markus Prien

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 6 - Carsten Engelhardt

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 7 - Klaus-Dieter Motzke

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 8 - Gerd Neubeck

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 9 – Martin Hackel

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Der Vortrag von Michael Nickel am kommenden Mittwoch, 24.04.2013 wird von der Normannia z.B. auf Facebook als öffentliche Veranstaltung beworben. Eine prima Gelegenheit, die Villa zu besichtigen, oder? Vielleicht gibt's ja eine Führung durch den Keller...