Randale bei Demonstrationen in Leipzig

 Linksradikale schmeißen Steine auf Polizei und rechte Demonstrationsteilnehmer.  / Verpixlung: Indymedia
Erstveröffentlicht: 
26.09.2015

Leipzig - Die rechte Initiative "Offensive für Deutschland" (OfD) hatte am Sonnabend zu einer Demonstration in der Leipziger Innenstadt aufgerufen.

 

Sechs Gegendemonstrationen hatten sich aus verschiedenen Richtungen auf den Weg in die City gemacht. Als die OfD vom Augustusplatz über den Ring Richtung Leuschnerplatz lief, kam es immer wieder zu gegenseitigen Provokationen.

Böller und Steine wurden geschmissen. Laut Polizei kamen die Wurfgeschosse aus den Reihen der Gegendemonstranten. Über mögliche Verletzte liegen noch keine offiziellen Angaben vor.

Bei den Steinwürfen wurden auch linke Gegendemonstranten verletzt, wie NoLegida auf seiner Facebooseite schreibt. Die Organisatoren verurteilen die Gewalt.

"Selbst die Kundgebung von Leipzig nimmt Platz wurde beworfen. Einer unserer Freunde liegt jetzt in der Notaufnahme. Viele andere sind durch die folgenden Polizeiaktionen verletzt worden, einfach nur weil sie da standen. ", heißt es auf der Seite.

Auch das Polizeipräsidium sei mit Steinen angegriffen worden. Die Sicherheitskräfte bezeichneten die Lage als angespannt.

Der ehemalige Pfarrer der Thomaskirche, Christian Wolff, war selbst Gegendemonstrant und wurde Zeuge von Steinwürfen auf ein Polizeiauto.

In seinem Blog verurteilte er diese Gewalt auf Schärfste: "Das hat mit Politik, auch mit dem Kampf gegen den Rechtsradikalismus und mit „Links“ nichts, aber auch gar nichts zu tun. Das ist nur feige, dreist und – eine widerliche Straftat.'

Etwa 800 Polizisten waren im Einsatz, um Schlimmeres zu verhindern. Dabei gingen sie mit Härte gegen die Angreifer vor. Wobei nach Augenzeugenberichten auch friedliche Demonstranten hart angefasst wurden.

Nach ersten Informationen waren auf der Seite der OfD etwa 400 und bei den Gegendemonstranten etwa 1000 Teilnehmer auf der Straße.


Update 20.30 Uhr: Innenminister Markus Ulbig (51, CDU) verurteilte die Gewalt. Gegenüber MOPO24 erklärt er am Abend:

"Ich bin entsetzt, mit welcher Brutalität und krimineller Energie die Chaoten in Leipzig schwere Verletzungen und sogar Schlimmeres bei den Demonstranten und Polizeibeamten billigend in Kauf genommen haben. Jeder Flaschen- und Steinewerfer sollte wissen, dass er eine schwere Straftat begeht und die ganze Härte des Gesetzes mit empfindlichen Strafen zu erwarten hat. Wir werden in Sachsen keine Gewalt, egal von welcher politischen Couleur, tolerieren. Ich danke der Polizei in Leipzig für ihren mutigen Einsatz und wünsche den verletzten Beamten baldige und volle Genesung."

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Versammlungsgeschehen um GIDA am 26.September 2015
Verantwortlich: Uwe Voigt / Stand: 26.09.2015, 21:10 Uhr

 

Die Initiative „Offensive für Deutschland“ zeigte eine Versammlung mit Aufzug  in Leipzig an.

Die Initiatoren der Gegenproteste hatten insgesamt fünf Aufzüge und Kundgebungen angezeigt. Der Aufzug „Nachbarinnengemeinschaft gegen Nazis“ vom Rabet bis zum Johannissplatz war mit ca. 500 Teilnehmern unterwegs. Am Ende der Strecke liefen die Teilnehmern Richtung Augustusplatz, dem Antreteplatz der Demonstration „Offensive für Deutschland“.  Der Aufzug „No border, no nation. Rassist*innen die Stirn bieten“ lief vom Wiedebachplatz bis zum Wilhelm-Leuschner-Platz mit ca. 1.000 Teilnehmern. Anschließend wurde die Veranstaltung beendet und die Teilnehmer liefen ebenfalls in Richtung Augustusplatz. Auch die anderen angezeigten Kundgebungen bzw. Aufzüge verliefen reibungslos.

Bei der Versammlungsbehörde meldete eine Person gegen 14:00 Uhr eine Spontandemonstration am Augustusplatz/ Ecke Goethestraße an, die durch die Versammlungsbehörde bestätigt wurde. Diese wurde gegen 15:00 Uhr wieder  beendet. In der Zwischenzeit hatten sich die Teilnehmer der verschiedenen Gegendemonstrationen um den Augustusplatz versammelt. Hier führten sie eine Sitzblockade zum Zugang der Veranstaltung der „Offensive für Deutschland“ durch. So kam es zu einem größtenteils dezentralen und mobil-dynamischen Gegenprotest entlang bzw. auf der geplanten Aufzugsstrecke.

In Absprache zwischen Versammlungsbehörde und dem  Versammlungsleiter wurde vereinbart die Aufzugsstrecke zu verkürzen und nur bis zum Wilhelm-Leuschner-Platz zu laufen und zurück.

Bereits am Augustusplatz wurden Polizeibeamte durch Gegendemonstranten angegriffen. Es kam zu Rangeleien und dem Anzünden von Pyrotechnik. Die Polizei hatte aber jederzeit zu diesem Zeitpunkt die Lage unter Kontrolle.  Im Bereich Augustusplatz, noch vor Beginn des Aufzuges kam es zu einem Angriff von  Gegendemonstranten auf Teilnehmer der „OfD“ (Offensive für Deutschland“). Die Personen konnten durch die Polizei in Gewahrsam genommen werden. Dabei wurde ein Polizeibeamter verletzt. Nach Angaben der Versammlungsbehörde waren ca. 350 Teilnehmer der „Offensive für Deutschland“ vor Ort. Um 16:00 Uhr begann  der Aufzug. Die Gegendemonstranten begleiteten den Aufzug in Hör- und Sichtweise sehr aggressiv. Es kam zu erheblichen Verkehrseinschränkungen.

Während des Aufzuges kam es zu massiven Steinwürfen und Flaschenwürfen gegen die Aufzugsteilnehmer und die Polizei. Rund um den Streckenverlauf wurden immer wieder Barrikaden durch die Gegendemonstranten aufgebaut. Nur durch intensiven Einsatz der Polizeibeamten wurde verhindert, dass die beiden Lager aufeinandertrafen. Als der Aufzug wieder am Augustusplatz ankam, drohte die Situation zu eskalieren, so dass die Wasserwerferstaffel zum Augustusplatz verlegte, aber nicht zum Einsatz kam.

Der Abgang der Aufzugteilnehmer wurde anschließend (gegen 17:45 Uhr) mehrheitlich über die  Goethestraße realisiert. Innerhalb der nächsten Stunde beruhigte sich dann das gesamte Personen- und Verkehrsaufkommen in der Leipziger Innenstadt auf das auch sonst übliche Maß.

Die Polizeidirektion Leipzig zieht kein positives Einsatzfazit. Sie war mit ca. 800 Beamten im Einsatz, musste aber feststellen, dass Blockadebestrebungen und beiderseitige Verbalattacken nicht ausblieben und dass es zu massiven, aggressiven und sogar gewalttätigen Handeln kam und die Polizei dabei ebenfalls massiv angegriffen wurde.

Die vorläufige Bilanz des Einsatzes: 13 verletzte Polizeibeamte;  17 Einsatzfahrzeug beschädigt  und 12 Personen in Gewahrsam. (Stand: 20:45 )  (Vo)