„NS Ver­herr­li­chung stop­pen! Nazis in Re­ma­gen ent­ge­gen­tre­ten“ Gegen den Na­zi­auf­marsch am 23. No­vem­ber - Hintergrundinfos!

Am trauern? Neonazis beim “Trauermarsch” in Remagen

Auch für 2013 ist ein „Trau­er­marsch“ in Re­ma­gen an­ge­mel­det, für den 23. No­vem­ber. Der Auf­marsch fin­det seit 2009 jähr­lich statt und hat sich zum größ­ten Na­zi­auf­marsch in Rhein­land-​Pfalz ent­wi­ckelt.

 

Im letz­ten Jahr haben rund 160 Neo­na­zis den Weg ins nörd­li­che Rhein­land-​Pfalz ge­fun­den. Bis 2011 or­ga­ni­sier­te das Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein den Auf­marsch. Mit­glie­der der Ka­me­rad­schaft müs­sen sich je­doch seit Au­gust 2012 wegen Bil­dung einer kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung vor dem Land­ge­richt in Ko­blenz ver­ant­wor­ten. Im letz­ten Jahr über­nah­men daher Neo­na­zis aus NRW die Or­ga­ni­sa­ti­on des „Trau­er­mar­sches“, die In­fra­struk­tur stell­te Die Rech­te Dort­mund.

 

Die Rhein­wie­sen­la­ger


Als An­lass für den „Trau­er­marsch“ die­nen die so­ge­nann­ten Rhein­wie­sen­la­ger, ehe­ma­li­ge Kriegs­ge­fan­ge­nen­la­ger der Al­li­ier­ten nach dem Zu­sam­men­bruch der West­front im Früh­jahr 1945 ent­lang der lin­ken Rhein­ufers. Dort waren von April bis Sep­tem­ber 1945 etwa eine Mil­li­on In­sas­sen in­haf­tiert. Se­riö­sen Schät­zun­gen zu­fol­ge sind dort zwi­schen 5.​000 und 10.​000 In­sas­sen ums Leben ge­kom­men.

 

Unter dem Motto „Eine Mil­lio­nen Tote rufen zur Tat“ ver­su­chen Neo­na­zis all­jähr­lich, die Ge­schich­te um­zu­deu­ten: die Rolle von Tä­te­rin­nen bzw. Tä­tern und Op­fern wird ge­zielt ver­dreht, die Ver­bre­chen des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus so re­la­ti­viert.

 

Seit dem 1. Ok­to­ber 2013 mo­bi­li­sie­ren Neo­na­zis für den „Trau­er­marsch“ nach Re­ma­gen. Auch im letz­ten Jahr star­te­te die of­fi­zi­el­le Mo­bi­li­sie­rung zum „Trau­er­marsch“ erst im Ok­to­ber. Es bleibt ab­zu­war­ten, wer die­ses Jahr die Ko­or­di­na­ti­on über­nimmt, ei­ni­ge Ka­me­ra­den vom Ak­ti­ons­bü­ro wer­den noch ver­hin­dert sein.

 

Neo­na­zis ver­su­chen al­ler­dings nicht erst seit 2009, im nörd­li­chen Rhein­land-​Pfalz auf­zu­mar­schie­ren. Be­reits seit 2001 gibt es Ver­su­che, einen all­jähr­li­chen Auf­marsch durch­zu­füh­ren.

 

Ein Über­blick zu ver­gan­ge­nen Auf­mär­schen sowie den Prot­ago­nis­ten rund um den „Trau­er­marsch“ in Re­ma­gen

2001: Al­ten­kir­chen


Am 29. Sep­tem­ber 2001 be­tei­lig­ten sich etwa 120 Neo­na­zis an einem Auf­marsch in Al­ten­kir­chen/Wes­ter­wald unter dem Motto „Der Wes­ter­wald bleibt deutsch“. Or­ga­ni­siert wurde der Auf­marsch von dem da­ma­li­gen JN-​Ka­der Sa­scha Wag­ner, der ver­such­te, Struk­tu­ren in der Re­gi­on auf­zu­bau­en.

 

Sa­scha Wag­ner am Mi­kro­fon 2001 in Al­ten­kir­chen bei einem Na­zi­auf­marsch mit dem Motto “Der Wes­ter­wald bleibt deutsch”

 

Auf­fäl­lig viele Neo­na­zis aus NRW nah­men teil, dar­un­ter etwa Ralph Te­ge­t­hoff und Chris­ti­an Mal­coci. Auf­grund star­ker an­ti­fa­schis­ti­scher Pro­tes­te wer­te­ten die Neo­na­zis den Auf­marsch nicht als Er­folg und kün­dig­ten an, jähr­lich wie­der­zu­kom­men. Bis heute ist es je­doch zu kei­nem wei­te­ren Auf­marsch in Al­ten­kir­chen ge­kom­men …

 

Bei die­ser Ver­an­stal­tung hielt ein jun­ger Neo­na­zi sei­nen ers­ten öf­fent­li­chen Re­de­bei­trag: Der „bos­ni­sche Be­frei­ungs­na­tio­na­list“ Safet Babic, der bis heute in der NPD Trier aktiv ist.

 

Safet Babic hält 2001 in Al­ten­kir­chen sei­nen ers­ten öf­fent­li­chen Re­de­bei­trag.

 

2003 – 2007: Ma­ri­en­fels, Nas­sau, Na­stät­ten


In den 1970ern er­rich­te­ten „alte Ka­me­ra­den“ ein „Eh­ren­mal“ für das I. Pan­zer-​Korps auf dem Fried­hof des klei­nen Ört­chens Ma­ri­en­fels im west­li­chen Hin­ter­tau­nus (zwi­schen Ko­blenz und Wies­ba­den, Rhein-​Lahn-​Kreis).

 

Das I. Pan­zer-​Korps ist auch als SS-​Leib­stan­dar­te Adolf Hit­ler be­kannt, da es aus der per­sön­li­chen Leib­wa­che Adolf Hit­lers ent­stan­den ist, die ur­sprüng­li­che Be­zeich­nung lau­te­te Stabs­wa­che Ber­lin. Die Ein­heit wurde spä­ter in die Waf­fen-​SS ein­ge­glie­dert.


Die Ver­bin­dung zu Ma­ri­en­fels ist dabei kein Zu­fall, denn im 2. Welt­krieg waren An­ge­hö­ri­ge die­ser Ein­heit in Ma­ri­en­fels ein­quar­tiert.

 

Das “Eh­ren­mal der Waf­fen-​SS” auf dem Fried­hof von Ma­ri­en­fels. Quel­le: wikipedia.​de

 

Nach­dem der Pacht­ver­trag für das „Eh­ren­mal“ aus­ge­lau­fen war, be­müh­te sich die Ge­mein­de, den Stein los­zu­wer­den. Dies rief Neo­na­zis auf den Plan, die für den „Er­halt des Eh­ren­mals“ auf­mar­schier­ten.

 

Neo­na­zis zie­hen 2003 durch Ma­ri­en­fels für den “Er­halt des Eh­ren­mals”. Rechts mit Ord­ner­bin­de: Ralph Te­ge­t­hoff


Nach­dem Un­be­kann­te das Eh­ren­mal „ent­sorgt“ hat­ten, mar­schier­ten Neo­na­zis er­neut durch das klei­ne Dorf sowie die nä­he­re Um­ge­bung – nun mit der For­de­rung nach einem Wie­der­auf­bau.

 

Das “Eh­ren­mal der Waf­fen-​SS” nach der an­ti­fa­schis­ti­schen Ent­sor­gung. Quel­le: wikipedia.​de

 

Die Über­res­te des zer­stör­ten „Eh­ren­mals“ wur­den erst bei der Po­li­zei, dann bei einem Stein­metz in Al­ten­diez zwi­schen­ge­la­gert, bis Thors­ten Heise ein Ge­län­de in Fret­tero­de (Thü­rin­gen) zur Ver­fü­gung stell­te, wo das „Eh­ren­mal“ auf­ge­baut wurde und bis heute steht.

 

Nach die­sem Wie­der­auf­bau sank die Be­tei­li­gung an den Auf­mär­schen. Am letz­ten Auf­marsch in Ma­ri­en­fels nah­men nur noch knapp 60 Neo­na­zis teil.

 

Zwi­schen 2003 und 2007 fan­den ins­ge­samt sie­ben Auf­mär­sche in Ma­ri­en­fels, Nas­sau und Na­stät­ten (alle Rhein-​Lahn-​Kreis) statt. In Ma­ri­en­fels trat der Bon­ner Ex-NPDler Hans-​Ro­bert Klug als An­mel­der auf. Für Sze­ne­ken­ner_in­nen ist je­doch klar, dass der Na­zi-​Mul­ti­funk­tio­när Ralph Te­ge­t­hoff hin­ter den Auf­mär­schen steck­te.

 

Die letz­te Ak­ti­vi­tät mit Bezug auf das Eh­ren­mal fand schließ­lich am 17. No­vem­ber 2007 statt. Zu einem Dop­pel­auf­marsch in Nas­sau und Na­stät­ten reis­ten Neo­na­zis aus NRW mit Rei­se­bus­sen aus Dort­mund und Aa­chen an.

 

Na­stät­ten 2007: Bei einem Na­zi­auf­marsch legen sich Au­to­no­me Na­tio­na­lis­ten mit der Po­li­zei an.

 

Nach­dem Au­to­no­me Na­tio­na­lis­ten ver­sucht hat­ten, eine Ab­sper­rung zu durch­bre­chen, kam es zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit der Po­li­zei.

 

Na­stät­ten 2007: Die Ka­me­ra­den wer­den be­schwich­tigt …

 

Zu­rück­ge­hal­ten wur­den die Neo­na­zis nicht von den an­we­sen­den Na­zi­grö­ßen Ralph Te­ge­t­hoff und Chris­ti­an Mal­coci, son­dern von dem da­ma­li­gen Düs­sel­dor­fer Sven Skoda.

 

… von Sven Skoda, der ak­tu­ell wegen Ver­fah­ren gegen Aki­ons­bü­ro Mit­tel­rhein in­haf­tiert ist.

 

Zeit­gleich zu den Auf­mär­schen im Rhein-​Lahn-​Kreis ent­stand das Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein, das bis 2005 als Ak­ti­ons­front Mit­tel­rhein auf­ge­tre­ten war. Neo­na­zis aus den Rei­hen des Ak­ti­ons­bü­ros wie Sven Lo­beck und Chris­ti­an Häger be­tei­lig­ten sich an den Auf­mär­schen von An­fang an und über­neh­men mit der Zeit wich­ti­ge or­ga­ni­sa­to­ri­sche Auf­ga­ben.

 

Nas­sau 2007: Chris­ti­an Häger (mit Ord­ner­bin­de) schaut nach dem rech­ten, Sven Lo­beck (mit Kappe und Pa­li­tuch) läuft di­rekt hin­ter Thors­ten Heise und Ralph Te­ge­t­hoff


8. Mai 2005: Re­ma­gen


Neo­na­zis aus dem Um­feld des Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein or­ga­ni­sier­ten am 8. Mai 2005 einen Auf­marsch in Re­ma­gen mit Bezug auf das Kriegs­en­de 60 Jahre zuvor. Etwa 200 Neo­na­zis, über­wie­gend aus NRW, be­tei­lig­ten sich. Auch der ehe­ma­li­ge NPD-​Lan­des­vor­sit­zen­de Wil­helm Herbi ließ sich bli­cken und steu­er­te eine Rede bei, die dann für ihn Ärger mit der Jus­tiz wegen volks­ver­het­zen­der In­hal­te be­deu­te­te. Wil­helm Herbi hatte zu die­sem Zeit­punkt die NPD schon im Streit ver­las­sen und mit an­de­ren die neo­na­zis­ti­sche Kleinst­or­ga­ni­sa­ti­on Auf­bruch Deutsch­land ge­grün­det. Das Thema “Rhein­wie­sen­la­ger” hatte Wil­helm Herbi zu die­sem Zeit­punkt schon län­ger ent­deckt, seit Jah­ren ver­an­stal­te­te er eine klei­ne „Mahn­wa­che“ am Volkstrau­er­tag in Bret­zen­heim (Land­kreis Bad Kreuz­nach), wo eben­falls ein Rhein­wie­sen­la­ger war. In Re­ma­gen lief Wil­helm Herbi zu­sam­men mit Sven Lo­beck herum, der das Thema Rhein­wie­sen­la­ger in die Re­gi­on Re­ma­gen ge­tra­gen haben dürf­te.

 

12. Juli 2008: Bonn


Im Jahr 2008 fand zum bis­her ein­zi­gen Mal seit 2003 kein Auf­marsch im nörd­li­chen Rhein­land-​ Pfalz statt. Statt­des­sen or­ga­ni­sier­te das Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein einen Auf­marsch gegen die Bun­des­prüf­stel­le für ju­gend­ge­fähr­den­de Me­di­en in Bonn. Im Vor­feld ge­rie­ten sie je­doch mit Neo­na­zis aus NRW an­ein­an­der, die den Auf­marsch „über­nah­men“. Dar­auf­hin lei­te­te Sven Skoda die Ver­an­stal­tung, das Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein stell­te wich­ti­ge In­fra­struk­tur wie den Laut­spre­cher­wa­gen. Rund 270 Neo­na­zis nah­men an dem Auf­marsch teil.

 

Volks­ver­het­zung? Beim Auf­marsch 2008 in Bonn dür­fen die Ka­me­ra­den  vom Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein den Laut­spre­cher­wa­gen mit ihrem Trans­pa­rent “schmü­cken”

 

Seit 2009: Re­ma­gen


Seit dem Jahr 2009 fin­det je­weils am Sams­tag vor dem Volkstrau­er­tag der Trau­er­marsch in Re­ma­gen statt. Schon ein Teil der Ma­ri­en­fels-​Auf­mär­sche hatte an die­sem Datum statt­ge­fun­den. An­mel­der des dies­jäh­ri­gen Auf­mar­sches – wie auch ver­gan­ge­ner – ist Chris­ti­an Mal­coci.

 

Chris­ti­an Mal­coci


Der 1963 ge­bo­re­ne Mal­coci ist seit vie­len Jah­ren in der Neo­na­zi­sze­ne aktiv. Er war Mit­glied ver­schie­de­ner Neo­na­zior­ga­ni­sa­tio­nen wie der NS­DAP-​Auf­bau­or­ga­ni­sa­ti­on, der Ak­ti­ons­front Na­tio­na­ler So­zia­lis­ten / Na­tio­na­ler Ak­ti­vis­ten (ANS/NA, 1983 ver­bo­ten), des Ko­mi­tees zur Vor­be­rei­tung der Fei­er­lich­kei­ten zum 100. Ge­burts­tag Adolf Hit­lers, der Na­tio­na­len Of­fen­si­ve (NA, 1992 ver­bo­ten), der Frei­heit­li­chen Deut­schen Ar­bei­ter­par­tei (FAP, 1995 ver­bo­ten) und der Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on für na­tio­na­le po­li­ti­sche Ge­fan­ge­ne und deren An­ge­hö­ri­ge (HNG, 2011 ver­bo­ten).

 

Chris­ti­an Mal­coci 2008 in Bonn. Di­rekt hin­ter ihm lau­fen Neo­na­zis, die ak­tu­ell wegen Pro­zess gegen Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein in­haf­tiert sind.

 

Von nie­der­rhei­ni­schen Gre­ven­broich aus fun­giert Chris­ti­an Mal­coci als Bin­de­glied zwi­schen nie­der­län­di­schen und deut­schen Neo­na­zi­grup­pen. In Deutsch­land tritt der be­ken­nen­de Na­tio­nal­so­zia­list vor allem in der Funk­ti­on als Ver­an­stal­tungs­lei­ter und An­mel­der auf. Auch wenn Chris­ti­an Mal­coci nur ganz sel­ten sel­ber zum Mi­kro­fon greift, soll­te sein Ein­fluss nicht un­ter­schätzt wer­den: er zählt zu den ein­fluss­reichs­ten Ka­dern im deut­schen und nie­der­län­di­schen Neo­na­zis­mus.

 

Am trau­ern? Chris­ti­an Mal­coci bei einem Na­zi­auf­marsch in Re­ma­gen

 

Ralph Te­ge­t­hoff


Für den in­halt­li­chen Teil mit NS-​Bei­ge­schmack ist in Re­ma­gen ein an­de­rer Neo­na­zi aus NRW zu­stän­dig: Ralph Te­ge­t­hoff aus Bad Hon­nef bei Bonn. Bei den Auf­mär­schen in Re­ma­gen ist er es, der die „Hel­den­eh­rung“ ze­le­briert.

 

“Hel­den­eh­rung” an den ehe­ma­li­gen “Rhein­wie­sen­la­gern” mit Ralph Te­ge­t­hoff


Der 1963 ge­bo­re­ne Ralph Te­ge­t­hoff, in der Ver­gan­gen­heit aktiv bei Wi­king-​Ju­gend (ver­bo­ten 1994) und Hei­mat­treue Deut­sche Ju­gend (HDJ, ver­bo­ten 2009), stand bis­her re­la­tiv sel­ten im Blick­punkt der Öf­fent­lich­keit. Dies ist er­staun­lich, ist er doch einer der be­deu­tends­ten Na­zi­ka­der in West­deutsch­land. Seine Be­deu­tung wird an fol­gen­dem Bei­spiel deut­lich: Im Jahr 2004 tra­ten drei der füh­ren­den Ver­tre­ter der Frei­en Ka­me­rad­schaf­ten als Si­gnal für die Szene der NPD bei. Neben Thors­ten Heise aus Nie­der­sach­sen / Thü­rin­gen und Tho­mas „Stei­ner“ Wulff aus Nord­deutsch­land war Ralph Te­ge­t­hoff der drit­te.

In der Ver­gan­gen­heit ver­öf­fent­lich­te Te­ge­t­hoff meh­re­re Bü­cher, in denen Nazis aus Wehr­macht und SS glo­ri­fi­ziert wer­den. Zudem be­treibt er den Ver­sand Bal­mung Ver­lag + Aus­rüs­tun­gen e.K., der in Bad Hon­nef an­säs­sig ist.

 

Wie weit der Ein­fluss von Te­ge­t­hoff ab­seits der Öf­fent­lich­keit geht, zeigt sich auch im Pro­zess gegen das Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein. Te­ge­t­hoff ge­hört nicht zu den An­ge­klag­ten, ob­wohl er es ist, bei dem sich laut An­kla­ge­schrift Neo­na­zis aus Aa­chen, Bad Neue­nahr, Bonn, Düs­sel­dorf, Köln und Wup­per­tal tra­fen, um ge­mein­sam Kampf­sport zu be­trei­ben und Ko­or­di­nie­rungs­tref­fen ab­zu­hal­ten. Bei den „Füh­rer-​Things“, wie die Ko­or­di­nie­rungs­tref­fen in­tern ge­nannt wur­den, wurde die Ar­beit der re­gio­na­len Ka­me­rad­schaf­ten ko­or­di­niert, ins­be­son­de­re die so­ge­nann­te „An­ti-​An­ti­fa-​Ar­beit“.

 

Nachts mit Fa­ckeln im Wald. Neo­na­zis aus dem Spek­trum Sturm 8/12


Te­ge­t­hoff ist auch Kopf der Frei­en Ka­me­rad­schaft Rhein/Sieg, auch be­kannt als Sturm 8/12, eine An­leh­nung an eine Ein­heit der SA. Auch diese Ka­me­rad­schaft taucht im Pro­zess gegen Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein nicht auf.

 

In der Szene ist Te­ge­t­hoff auch für Ge­län­de­mär­sche und Pfingst­la­ger be­kannt, wo er auch in An­leh­nung an die SA Aus­zeich­nun­gen ver­lei­hen soll.

 

Nachts im Wald mit dem Sturm 8/12. Mit­ten­drin: Neo­na­zis, die sich ak­tu­ell als An­ge­klag­te wegen Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein wie­der­fin­den.

 

Sven Skoda


Eine zu­neh­mend wich­ti­ge­re Rolle bei den Ma­ri­en­fels-​ und Re­ma­gen-​Auf­mär­schen spielt der 1978 ge­bo­re­ne Sven Skoda. Seine An­fän­ge lie­gen in der Ka­me­rad­schaft Düs­sel­dorf, die aus dem Düs­sel­dor­fer Kreis­ver­band der 1995 ver­bo­te­nen FAP ent­stan­den ist.


Skoda, der be­son­ders zu Mal­coci engen Kon­takt pflegt, tritt seit Jah­ren in NRW und bun­des­weit als Red­ner auf. Tin­gel­te er in den ers­ten Jah­ren ohne ei­ge­ne „Haus­macht“ von Auf­marsch zu Auf­marsch, so wurde in den letz­ten Jah­ren die Ver­bin­dung zum Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein enger und enger. Skoda ver­leg­te sogar seine Mel­dea­dres­se ins Brau­ne Haus in Bad Neue­nahr, das „Haupt­quar­tier“ des Ak­ti­ons­bü­ros. Zu dem Zeit­punkt, als das Ak­ti­ons­bü­ro von Be­hör­den im März 2012 zer­schla­gen wurde, kann Skoda als einer der Haupt­ak­teu­re be­zeich­net wer­den.

 

Ak­tu­ell ist Skoda im Zu­sam­men­hang mit dem Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein in­haf­tiert und sieht einer – soll­te er ver­ur­teilt wer­den – mehr­jäh­ri­gen Haft­stra­fe ent­ge­gen. In der Szene ist er es vor allem, der zum „Mär­ty­rer“ ver­klärt wird, der „die Klap­pe hält“ und „lie­ber sitzt als aus­packt“.

 

Zu Un­recht in­haf­tiert? Sven Skoda wird von hes­si­schen Ka­me­ra­den zum Mär­ty­rer ver­klärt. Das Bild zeigt einen Aus­schnitt aus der Mo­nats­schrift der Frei­en Na­tio­na­lis­ten Hes­sen


Im Ko­blen­zer Ver­fah­ren las­sen sich die meis­ten der­je­ni­gen An­ge­klag­ten, die nicht aus­stei­gen, von „Sze­ne­an­wäl­tIn­nen“ ver­tei­di­gen, wie etwa von Ni­co­le Schnei­ders und Olaf Klem­ke, die beide auch im Münch­ner NSU-​Ver­fah­ren ver­tei­di­gen. Nicht so Skoda. Er konn­te den an­ge­se­he­nen li­be­ra­len Straf­recht­ler Udo Vet­ter für seine Ver­tei­di­gung ge­win­nen, der als Spit­zen­kan­di­dat auf der Lan­des­lis­te der NRW-Pi­ra­ten für den Bun­des­tag kan­di­dier­te.

 

Auch Skoda ist Spit­zen­kan­di­dat: Die Rech­te schickt ihn für die kom­men­de Eu­ro­pa­wahl ins Ren­nen.

 

Re­ma­gen im Herbst 2013


Es bleibt ab­zu­war­ten, wer die­ses Jahr in Re­ma­gen die Or­ga­ni­sa­ti­on des Auf­marschs über­nimmt. Im ver­gan­ge­nen Jahr war die NPD RLP so gut wie nicht ver­tre­ten. In die­sem Jahr könn­te die JN je­doch eine grö­ße­re Rolle spie­len: war die Ju­gend­or­ga­ni­sa­ti­on der NPD bis­her nicht im nörd­li­chen Rhein­land-​Pfalz aktiv, so tre­ten jetzt An­ge­klag­te aus dem Ko­blen­zer Ver­fah­ren, die aus der U-​Haft ent­las­sen wur­den, unter dem Label JN Ahr­tal auf. Auf deren Seite wird auch zum Auf­marsch mo­bi­li­siert.

 

Auch beim Ge­gen­pro­test zeich­net sich eine Ver­än­de­rung ab: Neben einem bür­ger­li­chen Bünd­nis hat sich die­ses Jahr auch ein an­ti­fa­schis­ti­sches Bünd­nis ge­bil­det, das über­re­gio­nal unter dem Motto „NS Ver­herr­li­chung stop­pen“ in das klei­ne Ört­chen Re­ma­gen mo­bi­li­siert.

Es dürf­te voll wer­den in Re­ma­gen am 23. No­vem­ber.

 

Zum Wei­ter­le­sen:


Hin­ter­grund­ar­ti­kel zu Chris­ti­an Mal­coci
„Ein Na­zi­ka­der unter der Lupe: Chris­ti­an Mal­coci“, LOTTA 25, Win­ter 2006

 

Hin­ter­grund­ar­ti­kel zu Sven Skoda
„Sven Skoda – ein Neo­na­zi unter der Lupe“, LOTTA 32, Win­ter 2008
Eine kür­ze­re Ver­si­on fin­det sich hier: www.​terz.​org/​texte/​texte_​0810/​sven-skoda.​html

 

Hin­ter­grund­ar­ti­kel zum Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein
„Nazi sein, heißt Leben wol­len. Das Ak­ti­ons­bü­ro Mit­tel­rhein“, LOTTA 38, Früh­jahr 2010
http://​www.​lotta-​ma­ga­zin.​de/​pdf/​38/​L38_​AB_​Mittelrhein.pdf

 

Hin­ter­grund­ar­ti­kel zu den „Rhein­wie­sen­la­gern“
„Ak­la­ven einer wi­der­li­chen Welt­an­schau­ung. Die neo­naz­si­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten zu den Rhein­wie­sen­la­gern 2010“, LOTTA 41, Win­ter 2010/2011
http://​www.​lotta-​ma­ga­zin.​de/​pdf/​41/​l41_​rheinwiesenlager.​pdf

 

Hin­ter­grund­ar­ti­kel zu Ralph Te­ge­t­hoff
„Par­tei-​Sol­da­ten der ex­tre­men Rech­ten“, An­ti­fa­schis­ti­sches In­f­o­blatt 77, Win­ter 2007
https://​www.​antifainfoblatt.​de/​artikel/​partei-soldaten-der-extremen-rechten

 

Aus­wer­tung des „Trau­er­marschs“ 2012
http://​www.​infobuero.​org/​2012/​11/​remagen-bericht-zum-trauermarsch-2012/​

 

Wei­ter­füh­ren­de Pres­se­ar­ti­kel => http://​remagen2013.​blogsport.​de/​presse/​


Quel­le: An­ti­fa­schis­ti­sches In­fo­bü­ro Rhein-​Main Re­ma­gen: Neo­na­zi-​Trau­er­marsch am 23. No­vem­ber 2013

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