Gegen das Wahlspektakel, Rassismus und Österreichische Zustände! Aufruf zur linksradikalen Beteiligung an der Demonstration gegen das FPÖ-Wahlkampffinale.
Am Freitag den 27. September 2013 plant die FPÖ ihr „Großes Finale der Nächstenliebe“ am Wiener Stephansplatz. Grund genug um aus antifaschistischer Perspektive den am Kapitalismus verrückt gewordenen Freund_innen von Nation und Kultur eine klare Abfuhr zu erteilen. Da es uns aber als radikale Linke um mehr als nur „gegen Nazis“ gehen muss und da emanzipatorische, antifaschistische Politik nur aus einer fundamentalen Kritik an Ausgrenzung und Unterdrückung von Menschen hervorgehen kann, haben wir uns dazu entschlossen mit einem eigenen Block bei der Gegendemonstration aufzutreten.
Die Plattform „Keine Stimme dem Rassismus“ erweckt den Anschein, Rassismus finde sich nur bei der FPÖ. Rassistische Einstellungen sind aber keine reinen Nazi-Angelegenheiten und finden sich nicht nur bei der FPÖ, sondern auch bei stolzen Demokrat_innen der sogenannten „Mitte“. Der demokratische Rassismus ist kein Ausdruck individueller Dummheit, sondern entspringt aus bürgerlichen Verhältnissen. Die in ihrer bürgerlichen Existenz beständig bedrohten Individuen suchen nach legitimierenden Grundlagen und finden sie unter anderem in Vorstellungen vorpolitischer Gemeinschaften von Nation und „Rasse“. Diese vermeintlichen Schicksalsgemeinschaften bieten Halt und Wärme in einer unberechenbaren und feindlichen Welt der permanenten Bedrohungslagen. In diesen Gemeinschaften – so die Vorstellung – stehen sich die Menschen nicht mehr im kapitalistischen Verwertungszusammenhang gegenüber, sondern in partnerschaftlicher Eintracht. Die Identifikation mit der vorgestellten eigenen Schutzgemeinschaft funktioniert allerdings nur in Abgrenzung zu den vorgestellten „Anderen“. Auf diese „Anderen“ werden Eigenschaften projiziert, die den eigenen Ängsten und Entsagungen entsprechen. In der Diffamierung der „Anderen“ als minderwertig zeichnet sich die eigene Angst ab, selbst einmal im kapitalistischen Wettbewerb den Anforderungen nicht zu entsprechen und sich deshalb außerhalb des konstruierten Kollektivs zu sehen.
Bürger_innen finden ihre eigene rassistische
Menschensortierung dabei von einem demokratischen Rassismus des
bürgerlichen Staates bestätigt. Die Sortierung in In- und
Ausländer_innen, in legale und „Schein“-Asylsuchende, in
„Integrationswillige und –verweigerer“ sind nur einige
Stichpunkte des herrschenden demokratisch-rassistischen
Politikbetriebs. Sowohl bei Politiker_innen als auch bei ihrem
Wahlvolk sind Vorstellungen von einem biologistisch oder
kulturalistisch konstruierten „Staatsvolk“ vorhanden,
demgegenüber „Fremde“ als Bedrohung erscheinen müssen. Nur in
dieser Entgegensetzung wird das Staatsvolk real. Solche Vorstellungen
wirken der ökonomischen Rationalität des Staates als ideellem
Gesamtkapitalisten nicht entgegengesetzt, sondern unterstützend. Je
nach Konjunktur ist es für Staat und Kapital in unterschiedlichem
Maße vorteilhaft, Einwanderer_innen als Arbeitskraftbehälter
anzuziehen oder abzuwehren. Einerseits hat der Staat ein Interesse
daran, eine „industrielle Reservearmee“ zu unterhalten, die Druck
auf die Beschäftigten ausübt und die Löhne niedrig hält.
Anderseits ist aus Sicht des Staates eine restriktive Grenzpolitik
für die Interessen der nationalstaatlichen Kapitalverwaltung, die
eine strikte Trennung von ökonomisch verwertbaren und unverwertbaren
Menschen vorsieht, notwendig. Die grausamen Folgen dieser Politik
sind vor allem an den südlichen Außengrenzen der Europäischen
Union erkennbar, wo jährlich Tausende von Menschen beim Versuch der
Einreise nach Europa sterben oder getötet werden.
Was von der Erkenntnis des ideologischen Gehaltes
von demokratischem sowie institutionellem Rassismus bleibt, ist daher
nichts weniger als die Forderung der Abschaffung der
gesellschaftlichen Zustände, die beides bedingen. Eine
antirassistische Praxis muss sich der Notwendigkeit zur Überwindung
kapitalistischer Verhältnisse bewusst werden. Dennoch sind die
Erringung bürgerlicher Rechte, das Kämpfen um ein Bleiberecht, die
praktische Unterstützung von Flüchtlingen und von Rassismus
Betroffenen keineswegs obsolet. Der Kampf gegen Nazis, sowie die
Subversion der Abschiebepraxis ebenfalls nicht. Es darf jedoch nicht
bei der Anrufung demokratischer Rechte und des zwar verbrieften, aber
verweigerten Menschenrechts stehengeblieben werden. Die weltweite
Umwälzung der kapitalistischen Produktionsweise ist notwendig, um
rassistische Zustände unmöglich zu machen. Die vernünftige und
universelle Aneignung des materiellen und kulturellen Reichtums durch
alle Menschen, die Überwindung des bürgerlichen Privateigentums und
der Nation sind notwendig für eine befreite Gesellschaft.
Dieser Zustand wird sich aber nicht durch Wahlen
herbei wählen lassen. Die Antwort auf die Frage des Ob-, Wie- oder
Was-Wählens kann aus linksradikaler Perspektive nur mit der Wahl des
antikapitalistischen Widerstandes beantwortet werden. Sich selbst zu
organisieren, zu versuchen Widersprüche im System aufzuzeigen,
Überzeugungsarbeit zu leisten, dass die kapitalistische
Produktionsweise falsch und menschenfeindlich ist und letztlich
„Werbung“ für die befreite Gesellschaft zu betreiben sind
Möglichkeiten ernsthafte Kritik am falschen Ganzen zu üben.
In diesem Sinne: Du entscheidest...
Rassistische Zustände überwinden!
Beteiligt euch am linksradikalen Block!
Treffpunkt:
Freitag 27. September 2013
16:30 Uhr
Oper (Wien/Karlsplatz U1/U2/U4)
in graz wurde deutsch gegrüßt
http://derstandard.at/1379291805845/Graz-Hitlergruss-bei-FPOe-Wahlkampftour
danke für den aufruf. alle hin da.
Hola!
spannender text, keine frage.
trotzdem interessant, wie ihr euch um die frage des wahlboykotts drückt - gibts dazu keinen gruppenkonsens oder habt ihr keine meinung dazu?
wahlboykott
vielleicht ist die frage einfach nicht so relevant, wie viele glauben.