Explosive Pläne

Erstveröffentlicht: 
10.09.2013

Dortmund/Emmendingen – Der Neonazi aus Baden-Württemberg, der vor eineinhalb Wochen bei einer Demonstration in Dortmund durch den Wurf eines Böllers fünf Personen verletzt haben soll, sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, den Bau eines weiteren Sprengsatzes in Auftrag gegeben zu haben, mit dem er – technisch raffiniert – gegen „politische Gegner“ vorgehen wollte.

 

Wie die Staatsanwaltschaft Freiburg und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mitteilten, soll der 23-jährige Neonazi, nach Informationen von bnr.de handelt es sich um Oliver R., einen 42-jährigen Mann aus dem Raum Emmendingen zum Bau einer Sprengvorrichtung angestiftet haben. Dabei habe es Überlegungen gegeben, diesen selbst gebastelten Sprengsatz mit einem Modellflugzeug bei einer Veranstaltung „politischer Gegner“ einzusetzen. Nach jetzigem Ermittlungsstand hätten hierzu jedoch noch keine konkreten Planungen existiert.

Anders als der 23-Jährige ohne festen Wohnsitz ist der 42-Jährige wieder auf freiem Fuß. In seinem Fall wurde der Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Bei ihm seien eine funktionsfähige Sprengvorrichtung und mehrere Modellflugzeuge sichergestellt worden, berichteten die Ermittler. Entschärfer des LKA hätten den Sprengsatz unschädlich gemacht.

Insgesamt ermitteln Staatsanwaltschaft und LKA wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz gegen vier Tatverdächtige. Der 23-jährige R. gilt dabei als mutmaßlicher Drahtzieher, der 42-Jährige als der Bombenbauer. Die beiden weiteren Tatverdächtigen sind ein 22-Jähriger aus dem Landkreis Freudenstadt, bei dem der Hauptverdächtige zeitweise wohnte, sowie ein 24-Jähriger aus Freiburg. Beide seien der rechtsextremen Szene zuzuordnen. In der vorigen Woche hatte die Polizei die Wohnungen der Verdächtigen sowie einen rechten Szenetreff durchsucht. Dabei stellten die Beamten neben dem bereits funktionsfähigen Sprengsatz verschiedene Chemikalien, geringe Mengen Betäubungsmittel, elektronische Datenträger und eine Videokamera sicher.

Der 42-Jährige soll auch jenen Böller hergestellt haben, mit dem der 23-jährige Baden-Württemberger bei der Dortmunder Demonstration der Partei „Die Rechte“ am 31. August fünf Personen verletzte. (bnr.de berichtete) Aus dem Demozug heraus war der Sprengkörper zwischen protestierende Neonazi-Gegner geworfen worden. Zu den Verletzten, die Schürfwunden, Schwellungen und Knalltraumata davontrugen, zählten eine Landtagsabgeordnete der Piraten sowie ein Polizeibeamter. Zwei der Verletzten berichteten, es habe sich um einen offenkundig selbst gebastelten Sprengkörper von der Größe eines Geodreiecks gehandelt. Der 23-jährige Neonazi ohne festen Wohnsitz war kurz nach dem Böllerwurf vorläufig festgenommen, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen gefährlicher Körperverletzung. (ts)

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