umFAIRteilen?! Wir sind die 1%! - Eine Bilanz aus 2 Jahren Occupy Köln

Nazi-Rhetorik bei Occupy geduldet (Thema Zinsknechtschaft)

Anlässlich der „UmFAIRteilen“ Demonstrationen diesen Samstag einige Gedanken zu Occupy.

Stell dir vor der revolutionäre Moment ist da und keine_r geht hin: Das ist Deutschland. Gut so. Denn inzwischen wurde unsere durch Deutschtümelei ausgelöste Wut immer wieder bestätigt. Wenn sich auf diesem Fleck Erde mal was ändert dann in Form eines Rechtsrucks. Große Teile der selbsternannten Linken tragen dazu bei. Genau deshalb möchten wir momentan innerlinke Kritik üben: der Rest der deutsch-sozialisierten Gesellschaft ist so oder so hoffnungslos Utopie-untauglich.

 

Menschen (abseits der offensichtlich und bewusst rechten Bewegungen), die sich Aktivist_innen nennen unterstellen wir an dieser Stelle einfach mal, etwas zum Positiven ändern zu wollen und gehen davon aus, dass viele davon sich einfach noch nicht genug über linke Theorie informiert haben, da sie am Anfang ihrer Politisierung stehen. Andere sind bereits ewig lange dabei aber haben einfach irgendwann aufgehört ihre Ideologie weiterzuentwicken und kritisch zu hinterfragen. Im Falle derer, die Extremismustheorie und Querfrontgedanken predigen gehen wir von schlichter Dummheit und Naivität aus. Aber keine Angst – es gibt eine Lösung: Bildung. Denen, die bisher keinen Zugang zu dieser hatten sei hiermit verziehen. Jene die allerdings die Chance hatten an Diskursen teilzunehmen, sich aber schlichtweg weigerten zuzuhören kritisieren wir aufs Schärfste.


Wer sich in der linken Szene bewegt sollte das gute Leben für alle bejahen. Darum ist es völliger Quatsch eine Diskriminierungsform zu bekämpfen, gleichzeitig aber eine andere auszuüben. Das kling nun ziemlich abstrakt, aber immer noch, immer öfter, gibt es Konflikte dieser Art, mit denen wir wirklich nicht mehr unsere Zeit verschwenden möchten. Dazu zählen beispielsweise Teile der Tierrechtsbewegungen, der Erwerbslosenbewegungen oder auch die Occupy Bewegung.

 

Zur Kritik an Occupy allgemein


Allgemein besteht die Bewegung international aus Bürger_innen, die für den Erhalt (nicht die Erweiterung) ihrer Bürgerrechte, ihrer persönlichen, materiellen Privilegien kämpfen, was alles andere als emanzipatorisch ist. Welch ein phantasieloser Schwachsinn, sich dafür einzusetzen mehr arbeiten und mehr konsumieren zu dürfen. Die (westliche) Welt ist doch so unfair zu euch. Dies noch dazu an einzelnen Konzernen und Personen der (austauschbaren) herrschenden Klasse festzumachen anstatt das kapitalistische System an sich klar und deutlich als Krise zu erkennen und benennen zeugt von mangelndem analytischen Verständnis und reproduziert Unterdrückungsmechanismen. Habt ihr jemals was vom Abbau informeller Hierarchien gehört? Von Konsens? Von Parlamentarismuskritik? Davon dass die Polizei eben nicht „nur Menschen“ sind, sondern solche, die die freiwillige Entscheidung getroffen haben euch auf Befehl zu erschießen? Es gibt (mal abgesehen von wirklichen Kollektivbetrieben, die Gewinne in anti-politische Aktivitäten investieren) keine guten und bösen Geschäfte. Ob ihr nun das Dreifache für ein Fairtrade, Bio oder sonstwie zertifiziertes Produkt ausgebt ändert nur etwas an eurem Gewissen, nicht jedoch an den miesen Arbeitsbedingungen der Produzierenden, geschweige denn an den Umweltschäden. Es gibt auch keine guten und bösen Banken, aber die anthroposophische GLS wird sich sicherlich über eure Werbung für ihr (rassistisches) Weltbild freuen. Auch in diesem Falle sollten nicht in antisemitischer Manier Zinseszins oder „Raffgier“ kritisiert werden, sondern doch wohl eher ein System, in dem die Macht existiert andere ausbeuten zu können. Am lautesten geschrien haben zu Beginn der Occupy Bewegung weltweit diverse Verschwörungstheoretiker_innen mit explizit antisemitischen und meist konservativen Inhalten.


Diese traten auch in Köln bei den ersten Demos auf, zogen sich jedoch größtenteils relativ schnell aus dem OC Plenum zurück. Wir möchten keine Kritik an den allgemeinen Inhalten von Occupy üben (dazu gibt es bereits genug Darstellungen) sondern erklären warum die kölner Gruppe gefährlich weit rechts steht.

 

Occupy in Köln/Bonn


Im Voraus sollte erwähnt werden, dass die Kölner Ortsgruppe von Occupy abgesehen von Bonn und Düsseldorf nie großartig mit anderen Occupy Gruppen zusammengearbeitet hat oder in Kontakt stand. Lediglich als es darum ging Blockupy zu organisieren wurde sich vernetzt, jedoch haben dort schlussendlich andere (linkere) Gruppierungen die Inhalte und Aktionsformen dominiert (war trotzdem scheiße). Es sollte bei Occupykritik strikt zwischen den Großdemos am Anfang und der später organisierten Gruppe unterschieden werden.

 

Bereits im Sommer 2011 gab es in Köln ein „Echte Demokratie Jetzt“-solidarisches Protestcamp auf dem Rudolfplatz. Als die im Oktober gegründete Occupy Gruppe (sofort beanspruchte ein Plenum Namen und Deutungshoheit für sich allein, wie basisdemokratisch ist das denn bitte) dazu kam, wurden die letzten Reste dieses Camps (das zu dem Zeitpunkt bereits genügend gravierende Probleme hatte) zerstört. Das Plenum behielt den Großteil der Spenden für sich anstatt das Camp, für das sich einige Leute den Arsch aufgerissen hatten, im Rahmen der Möglichkeiten zu unterstützen. Die Zustände im Camp wurden seitens des Plenums kritisiert, aber das Plenum sah das Camp offensichtlich nicht als ihre Angelegenheit an und trug nicht dazu bei, die kritisierten Aspekte zu ändern. Da vom OC Plenum keine_r dauerhaft das Camp bewohnt hat und die Camp-Gründer_innen aus diversen Gründen bereits raus waren verkam es zu einem unpolitischen Ort mit kaum-linken Menschen.


Zwar tritt die Kölner Gruppe nach außen hin selten mit rechten Inhalten auf, sondern größtenteils mit reformistischen, doch gab es intern massive Probleme mit diesen. Zu Beginn wurde sich als „Konsens“ von jeglichen Verschwörungstheorien distanziert. Theoretisch schön und gut, praktisch wurde dies nicht umgesetzt. Im Plenum entschieden von Anfang an alte weiße selbstdarstellerische Männer* von DKP, Attac, Zeitgeist etc. über die vermittelten Inhalte (Flyer, Website, …) während einige jüngere, unabhängige Menschen versuchten, weitere Aktionen durchzuführen. Irgendwann jedoch, war ein Großteil der wirklich linken Menschen mit der Geduld am Ende und verließ das Plenum nach und nach. Die restlichen Menschen weigerten sich, überhaupt darüber zu diskutieren ob die Gruppe nun antikapitalistisch ist oder nur einen netteren Kapitalismus möchte. Klar gab es einige Menschen in der Gruppe, die sich zu wichtigen Themen engagiert und viel Zeit in das Projekt investiert haben (was durchaus wertzuschätzen ist), jedoch sind die vermittelten Inhalte und auch Umgangsformen, von denen sich keine_r praktisch distanziert, inzwischen inakzeptabel.

 

Geblieben sind wenig politisierte Bürgis, gelangweilte Einsame und autoritäre Menschen am Rande des Rechtspopulismus. Ein Sexist, der bleiben darf während mehrere Frauen* wegen diesem die Gruppe verlassen (müssen), da der Konflikt vom Rest als privat abgetan wird. In der Gruppe wurde über Regionalwährungen und Ressourcen Basierte Wirtschaft (Zeitgeist) referiert, jedoch nie über Anarchismus, Kommunismus, linke Theorien. Im Selbstverständnis gibt es einen Antidiskriminierungsparagraphen, welcher jedoch außer den Verfasser_innen dessen keine_n interessiert. Die Deklarierung der „Zinsknechtschaft“ als das Übel überhaupt (eines der Zelte wurde damit bemalt und auf Demos mitgetragen, siehe unten). Stures Abstreiten sobald Kritik geübt wurde. Positive Bezugnahmen auf Verschwörungstheorien, Antisemitismus, Esoterik, Populismus, Neonazis. Verbreitung dieser über die „offizielle“ Facebook-Seite und Infotisch. Darunter z.B. die Partei der Vernunft, Aktionsbündnis Direkte Demokratie, Andreas Popp/Wissensmanufaktur, Silvio Gsell Theorien, Ralph Boes, diverse rechte Bürgerbewegungen, Reichsbürgerbewegung/Engelgeld… Ebenfalls wurde Werbung für NGOs (z.B. Amnesty International) und komerzielle Unternehmen (Ökostromanbietende) gemacht.


Wenn „neue“ Menschen fragwürdige Inhalte ins Plenum trugen, wurden sie kritisiert, mit ihnen darüber diskutiert. Die etablierten Plenierenden jedoch, kritikresitent.

 

Es gibt kein Rechts und Links, nur oben und unten. Wenn du nicht mit Rechten zusammenarbeiten willst bist du selber undemokratisch, wir sind doch alle nur Menschen. Er ist doch schon von Anfang an dabei, wenn er sagt, dass das nicht antisemitisch ist, wird das schon stimmen. Hochfinanz? Was ist daran rechts, es stimmt doch. Zeitgeist eine autoritäre geschichtsrevisionistische Gruppe mit sektenartigen Strukturen? Niemals, da hast du was falsch verstanden, da müssen wir nochmal alleine drüber reden.

 

Zusammenarbeit mit Occupy Bonn, wo es ähnliche Probleme gibt, sich auf christlichte Werte bezogen wird, sogar ganz offenen Antisemitismus. Auch davon keine Distanzierung. Drohungen rechtliche Schritte gegen Kritiker_innen einzuleiten. Unterschwellige Drohungen gegen Antifaschist_innen. Nein, die Menschen bei OC sind keine Nazis, aber sind ganz bestimmt auch nicht links.


Trotzdem wurde eine Frau*, die angeblich bei den Moving Tents Aktionen mitgemacht hat später bei einer Pro NRW Kundgebung in Velbert und einem Naziaufmarsch in Dortmund gesichtet.


Zudem ist die OC Facebook Gruppe ein zutiefst brauner Sumpf, wofür jedoch nicht das Plenum sondern höchstens der Gruppen-Admin (der Sexist von dem oben die Sprache war) und seine Freunde verantwortlich gemacht werden können. Hier verbreitete u.A. eine Frau*, die als kölner Kontaktperson der rechten Gruppe Aufbruch Gold-Rot-Schwarz eingetragen ist ihre Propaganda.

 

Abgesehen von den politischen Inhalten gilt es Kritik zu üben an den Intentionen einzelner Menschen und dem offensichtlichen Unwillen der restlichen Gruppe, diese zu unterbinden, sich gegen diese durchzusetzen. Occupy hat eine eigene Band in Zusammenarbeit mit den Attac-nahen Pappnasen rot-schwarz. Da kann sich unser lieblings-Macho schön auf der Bühne in Szene setzten und ganz nebenbei für seine private Karriere Profit daraus schlagen. (Wie reaktionär, verkürzt und diskriminierend die Texte sind wäre schon wieder einen weiteren Aufsatz wert) Auch Flyer, Websiteinhalte und Redebeiträge wurden Zeitweise von den immer gleichen Personen erstellt, genau denen, deren politische Gesinnung oben kritisiert wurde.

 

Quellenangaben: Wir haben bei unserer Recherche keine Screenshots von (inzwischen teilweise monatealten) Postings oder Hassmails gemacht, was vielleicht schlauer gewesen wäre. Dieser Bericht beruht auf Erfahrungen, die verschiedene Menschen auf Occupy Demos oder Aktionen wo die Gruppe dabei war gemacht haben. Die Infos wurden in Gesprächen mit mehreren Leuten zusammengetragen, die ihre Einschätzung darstellten. Auch deshalb möchten wir an dieser Stelle keine Namen der kritisierten Personen nennen. Ein Blick auf die Mailingliste lohnt sich in diesem Zusammenhang.

 

Um das klarzustellen: Nicht alle, die sich bei OC engagieren sind hoffnungslos verloren, einige haben sicherlich gute Arbeit geleistet, oder dies zumindest versucht. Es bleibt zu hoffen, dass diese Occupy verlassen und sich emanzipatorischen Gruppen anschließen. Das eigentliche Problem liegt sowohl in der Handlungsautonomie einzelner im Namen aller, als auch in mangelnden Diskursen; der Anspruch von Basisdemokratie wird also nicht mal innerhalb der Gruppe ausgelebt. Solange es jedoch an praktischer Distanzierung von kritikwürdigen Menschen mangelt sollte die Gruppe boykottiert werden. Besonders, da in letzter Zeit immer wieder versucht wurde, andere Demos zu instrumentalisieren. Beispielsweise wurde die Critical Mass im Rahmen der Reclaim Power Tour im August als Publikum für einen Auftritt von „Hardy und die Occupy Singers“ missbraucht oder die Moving Tents 2012 auf Hanfparade, Anti Gen-Food Demo und weiteren Veranstaltungen aufgeschlagen; nicht um die Aktionen zu unterstützen, sondern um Werbung für sich selbst zu machen. Glücklicherweise gibt es nicht die Notwendigkeit dies in autonomen Kreisen zu betonen, da dort allen bewusst ist und war dass Occupy eine reformistische Bewegung ist, jedoch stellt sich inzwischen die Frage ob die Existenz der Gruppe überhaupt noch hinnehmbar ist, da sich immer deutlicher zeigt, wie tief xenophobe und autoritäre Denkweisen dort verwurzelt sind. Allerdings lässt die innere Zerstrittenheit darauf schließen, dass sich das Problem bald von alleine lösen wird.

 

Links, Flyer, Texte zum Weiterlesen findet ihr auf unserem Blog:

http://illuminatenantifa.blogsport.de/2013/09/08/wir-sind-die-1/

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 Plenum ist montags 19h30 in der alten Feuerwache, alle 2 Wochen gibt es Samstags ein Infostand am Eigelstein.

Ich kenne nur wenige Leute aus Köln und Bonn, daher kann ich das hier nicht entkräften. Wenn das so stimmen sollte, ist das traurig. Dennoch dies hier zur Klarstellung was Occupy an sich angeht, aus meiner Sicht:


Die Dortmunder Occupy-Gruppe arbeitet zwar mit den reformistischen Gruppierungen zusammen, auch mit Parteien, aber auch mit den linksradikalen und den anarchistischen Gruppen. Wir sind ganz klar selbst nicht reformistisch, sondern revolutionär. 

In dem Teil des Artikels über Occupy generell wurden alte überkommene Klischees über Occupy aus irgendwelchen linken Nischengruppen zu einem avantgardistisch elitären Kommentar verwurstet, der einen ziemlich arroganten Ton anschlägt und selbst nicht gerade emanzipatorisch rüberkommt. Verallgemeinerungen wie in diesem Artikel benutzt sind für mich sehr bedenklich, wir wissen sicher alle wohin uns Verallgemeinerungen führen. 

 

Einige der hier beschriebenen Inhalte von Occupy Köln und Bonn hingegen finde ich sehr bedenklich. Viele von uns haben sich durch Occupy erstpolitisiert und haben den Weg zum Linksradikalismus ohne jegliche Unterstützung aus der "Szene" gefunden. Die vielen Missverständnisse und der fehlende Austausch sind sicher beiden "Seiten" zuzuschreiben. Oft genug wurde sich seitens "Occupy" nicht stark genug gegenüber der Neuen Rechten und Querfrontlern distanziert, man wollte aber auch nicht gewissen Strömungen die Deutungshoheit über den Antisemitismusbegriff überlassen. So taugen die hier verlinkten vermutlich auf den Theorien Sivio Gesells basierenden Belege nicht als Beweis für Antisemitismus. Aber das ist Teil einer Debatte, die wir nicht wirklich geführt haben, seien wir ehrlich. Zu einer echten Debatte würde auf beiden Seiten 1. die grundlegende Bereitschaft, seine Meinung zu ändern von Nöten sein und 2. der Wille, sich wirklich mit dem anderen auseinanderzusetzen und nicht bloß anzugreifen, oder einfach Recht haben wollen. Aber ich wollte an dieser Stelle nicht darüber diskutieren. Die Debatte ist auch oft deswegen so verbittert, weil eben viele Occupy-Aktivist*innen keine Marxisten sind und auch nicht sein wollen. Die Theorien wurden zwar gelesen und verstanden, aber eben nicht als die "letzte Wahrheit" postuliert. 

 

Occupy, welche wirklich kurz vor der Implosion steht, ist einen weiten Weg gekommen in nur zwei Jahren. Sowohl die Bochumer als auch die Dortmunder Gruppe haben sich immer an Antifa und Antira Aktionen beteiligt, in Dortmund arbeiten wir mittlerweile punktuell gut mit großen Teilen der linksradikalen Szene zusammen. Wir arbeiten nicht zusammen mit dem "Aktionsbündnis direkte Demokratie", auch nicht mit UmFAIRteilen, nicht mit der Querfront, nicht mit Zeitgeist, nicht mit den Reichsbürgern, nicht mit rechten Bürgerinitiativen, nicht mit der Partei der Vernunft, und kämen nicht auf die Idee mit sowas wie "Aufbruch Schwarz-Rot-Gold" zusammenzuarbeiten. Gegen ProNRW, NPD und die Rechte demonstrieren wir immer mit. 

 

In Bochum, wo ich auch aktiv war, wurde zwar bedes Mal an der reformistischen UmFAIRteilen Demo teilgenommen, aber mit dem Ziel, eine weiterführende Kapitalismuskritik dort zu präsentieren als das laffe Gefasel der offiziellen Redner*innen. 

 

Einen guten Überblick über den Aufstieg und Niedergang der Occupy Bewegung in Deutschland lieferte kürzlich "RLF": http://rlf-propaganda.com/2013/08/30/die-bewegung-ist-tot-es-lebe-die-bewegung/

 

Occupy war eine offene Bewegung, keine Gruppen. Betonung auf war, denn die Bewegung ist wie wir alle wissen verebbt. Aber der Versuch eines Pluralismus von Einstellungen war eben auch ein anfängliches Verständnis von Basisdemokratie, nicht das Fehlen derselben, wie im Artikel verstanden. Mittlerweile sehen viele in der Bewegung eher die Autonomie der Aktivist*innen als entscheidendes Merkmal, nur Entscheidungen, die alle angehenen, müssen auch von allen getroffen werden, im Konsens. In den "Gruppen" in denen ich aktiv war oder bin, wurden keine Rechten, Rassisten oder Neofaschisten geduldet, so denn überhaupt aufgetaucht. Auch keine Querfrontler oder Anhänger der Neue Rechten. 

 

Wir sind nicht nur antikapitalistisch, wir sind anarchistisch, antinational, antifaschistisch, antirassistisch, emanzipatorisch und revolutionär. Jedenfalls die Leute, mit denen ich zu tun habe. 

Was wir von den libertären Schwestern und Brüdern der "Platzbesetzungen" gelernt haben:

„…die Herrschaft der gewöhnlichen Seele die sich über ihre Gewöhnlichkeit klar ist,
aber die Unverfrorenheit besitzt für das Recht der Gewöhnlichkeit einzutreten und es überall durchzusetzen.“(Ortega y Gasset)

- Es ist für das Ganze schon wichtig, zusammen zu kommen. Wenn es dann schon mal geschieht und ihr nun dabei sein wollt, kann aber die einzige organisatorische Form, die existieren kann, ohne vereinnahmt zu werden, nur die des „Encuentro“ sein, eine Begegnung, wo die Menschen ihre Meinung sagen, ihre Ideen austauschen, Hilfe für eigene Initiativen bitten, wo sie anfangen, ohne jemand um Erlaubnis zu fragen. Es ist keine organisatorische Form vorgegeben, um an der sozialen Bewegung auch wirklich teilnehmen zu können.

Anwesenheit plus Kritik. Anwesenheit bedeutet, dort zu sein, aber es bedeutet auch, teilzunehmen, ein integraler Bestandteil dessen zu sein, was ist und was wird.Aber auch das Gehirn nicht zu Hause zu lassen, nur weil ihr glaubt, die anderen mit Euren Gedanken und Ideen zu erschrecken. Es bedeutet, sich zu äußern, auch zu zuhören, das eigene Verhalten reflektieren.Wenn es ein Mikro gibt, überlasst es nicht denen, die diese Art gewohnt sind. Redet von euren Ideen, euren Utopien. Andere werden es sehen und hören, Mut fassen und auch was sagen oder neugierig sein, nachfragen

- Die Menschen reagieren selten souverän, eher situationsbedingt. Die meisten sind nicht die „souveränen Coolen“, die permanent ihre Überzeugungen leben. Sie antworten eher auf Situationen. Heute kann eine Person auf einen libertären Text gleichgültig reagieren, am Abend vielleicht schon ihn lesen und vom Sturz des Systems reden.

- Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen libertären Gruppen. Es kann nur vorteilhaft sein, mit verschiedenen Perspektiven und Strategien agieren zu können.

- Dezentralisierung ist keine Auflösung.…wenn wir anarchistische Ideen ehrlich, bescheiden und leidenschaftlich rüberbringen , kann es durchaus passieren, dass viele von denjenigen, die ruhig und für sich selbst blieben, bereits teilweise auf unserer Seite sind. Trägheit und gewöhnliche Werte arbeiten gegen uns und bevorzugen den Populisten und Demokraten, aber anarchistische Ideen gewinnen fast immer in einer Debatte, weil sie mit einem unveräußerlichen Impuls zur Freiheit sprechen, die in jedem besteht, der noch ein Herz hat. Die wichtigste Sache ist dann, an der Debatte teilzunehmen, so lange diese Debatte nicht durch offizielle politische Kanäle gesteuert wird, sondern dazwischen, zwischen gewöhnlichen, normalen Leuten stattfindet…..

- Gewaltlosigkeit ist kein Dogma. Wir engagierten und engagieren uns in den Kämpfen für Besetzungen, gegen Vertreibungen, gegen Zwang, Ausbeutung und Missbräuche aller Art, die wir täglich erlebt haben und erleben. Wir haben soziale Zentren aufgebaut, Bibliotheken, Zeitungen, Gegeninformationen, bauen Gärten und kämpfen innerhalb und außerhalb von Gefängnissen. Wir praktizieren direkte Aktionen gegen die Symbole unserer Unterdrückung, gegen die Polizei, die Politiker und die Banken. Es ist immer die Stimme der jeweils Herrschenden, der, die Sorge haben die Kontrolle zu verlieren, die uns sagen, dass z.B. das Blockieren einer Straße Gewalt ist.

- Direkte Demokratie ist eine repräsentative Demokratie im kleinen.Es freut die Expert*innen, die Zentralisten, die inneren Politiker*innen. „Freiheit“ und „Demokratie“ geht nicht zusammen, denn Demokratie führt zu einer noch stärkeren sozialen Kontrolle, wird Zwangsherrschaft mit „lächelndem Antlitz“. Ob Ausschuss oder Plenum, ob Regierung – immer wird sich auf eine Kollektivität , auf eine Einheitlichkeit, die „übergeordnete Idee“bezogen, die alle Normen festlegt. Ihr braucht nicht andere, die euch erzählen, was ihr tun könnt . Wir interessieren uns aufrichtig für das Schaffen von Beziehungen zwischen uns allen, aber durch die Solidarität in und zwischen den Kämpfen.

Sätze, die wir nicht deshalb nicht mehr hören können:

„Wir haben uns hier einen Raum geschaffen, um uns alle zu äußern“ --- Damit werden alle anderen Räume zum Schweigen gebracht. Da, wo unkontrollierte Initiativen entstehen, Zusammenhänge neu wachsen.
„Dazu haben wir jetzt keine Zeit, dass müssen die Kommissionen machen.“ Keine Zeit und dann in die Kommissionen?
Ersetzt das Monopol der Kommissionen durch eine Vielzahl sich organisierenden Gruppen, viele Möglichkeiten, viele Räume für jede/n, Teilnahme zu entwickeln, ohne Minderheiten durch „Zentralismus“ zum Schweigen zu bringen. Diese Gruppen kommunizieren in sich, arbeiten zusammen mit anderen, wenn es angebracht ist.

Wandelt die zentralen Versammlungen in allgemeine Begegnungen um, tauscht Informationen und Möglichkeiten aus, sucht Verbündete, ohne nun eine/r wegen der „übergeordneten“ Idee zu nötigen, widersprecht, wenn von „Homogenität“ und „Einigkeit“ gefaselt wird. es ist die Fassade des künftigen Politikers(Politikerin) …

Wehren wir uns gegen die Reproduktion der selben Scheisse , die im Parlament, in der Fabrik und in der Schule existiert. Wenn wir keine Führer*innen haben, brauchen wir keine homogenisierten Handlungen mehr. Was euch zusammenhält, ist die Tatsache, dass ihr hier seid und euren Widerstand selbst organisiert.

Die Menschen auf dem Tahrirplatz begriffen, dass mit dem Ende der Diktatur erst der Anfang des Kampfes ist. Es gab und gibt eine Reihe von Streiks, von Aufständen in den Fabriken und verschiedenen Strassen – nicht nur Plätze. Nichts anders sollten auch wir wollen: Möglichkeiten eröffnen, darum zu kämpfen was wir wirklich wollen: die Selbstorgansation unseres Lebens und das Ende der Ausbeutung und der sozialen Hierarchien.

Dazu ist ein „zentraler “ Platz aber zu wenig.

„Was haben wir hier eigentlich erwartet? Es ist einfach nur ein Stück der Scheiße hier. Es ist dieselbe Welt, in der wir jeden Tag leben. Wir haben noch einiges zu tun.“

„Aufstehen – nicht Hinsetzen“

wisst ihr wie die seitenlangen spalterei-für-und-wieders voller soziologie-hausarbeitencharakter der deutschen linken so mit ein bisschen abstand aus dem ausland betrachtet wirken?

 

=> etwas fruchtlos. man denkt an zu viel verschwendete energie, die dabei verwendet wird, sich von etwas abzugrenzen, mit dem man sowieso klar kommen müsste, wenn man denn jemals realpolitischen spielraum hätte. und das sind sogar noch die leute, die genauso wie man selbst auf der richtigen Seite der Barrikade stehen.

 

"El pueblo unido" und so ...

Liebe Leute,

 

Lasst Euch bitte nicht durch die Tatsache blenden, dass die Autorin formal eloquent und ausführlich schreibt und anscheinend viel Zeit und Mühe darauf verwendet hat, Occupy Cologne aus einer vermeindlich "korrekt linken" Position zu berichten. Was den Leser bereits am Anfang stutzig machen sollte ist der entlarvende Satz "...haben einfach irgendwann aufgehört ihre Ideologie weiterzuentwicken" und die bekannt chiffrierten Stereotypen wie "verkürzte Kapitalismuskritik" denn genau dadurch wird offenbar, durch welche Brille unsere bunte, lebendige Gruppe betrachtet wird, nämlich durch die ideologisch -dogmatische. Klar, wer wenig praktische Lebenserfahrung hat und seine Informationen aus "Antifa- Illuminaten" Gruppen oder aus dem Wälzen verquaster Literatur bezieht, sieht die Welt halt ein wenig anders, wobei dazu dann aber auch die Erkenntnis kommen könnte, dass es viele verschiedene Blickwinkel gibt und ein Germanistik- oder Politikstudium an einer staatlich - kapitalistischen Hochschule nicht bedeutet, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, wie gesagt: könnte...

Also: Irgendwelche Sachen zu schreiben, um dadurch seine eigene verzerrte Sichtweise zu begründen ist nichts Anderes als das, was die herrschende Klasse und Konsumwerbung uns so schön vormacht: Manipulation. Es ist z.B. schlicht und einfach gelogen, dass Ich mit den "Occupy Singers" bei der Reclaim the power tour aufgetreten sei, ich hatte zwar die Anfrage von Seiten der Gruppe aber habe mich gegen einen Auftritt entschieden. Von wegen missbraucht, da lachen echt die Hühner in Ihren Legebatterien... Und die Nazi- und Antisemitismus Keule bei jeder beliebigen Situation zu schwingen ist eine sooo alter Hut, dass man selber nur noch gähnen möchte: Uaaaah... Übrigens war keiner meiner Gesprächspartner aus den dogmatisch- linken Kreisen  bisher in der Lage, mit mir den den Kapitalismus extrem befeuernden Fehler im Geldsystem (Zinseszins) in seinen Auswirkungen auf den exponentiellen Wachstumszwang in analytischer Art und Weise zu diskutieren. Anscheindend DARF man aus einer marxistischen Position heraus darüber nicht nachdenken, da wird man unsicher, verstummt oder packt lieber den Knüppel aus, anstatt sein eigenes antiquiertes Weltbild mal auf der Basis aktueller Zahlen zu hinterfragen. Und der OC "Sexismusskandal"... zumindest eine der auf Grund des angesprochenen Admins aus der Gruppe "gedrängte" Frau hatte selbst sexistischen Humor auf ihrer Facebookseite gepostet (was mich persönlich nicht dazu veranlasst hätte, die Gruppe zu verlassen). Die Auseinandersetzung selbst war eine reiner EGo- clash, hatte mit sexistischen Übergriffen - wie suggeriert-  nichts zu tun. Antisemitismus und Rassismus bei Occupy ? Gibst Du mal Beispiele und Fakten, das möchte ich sehen... und warum Zinskritik   antisemitisch sein soll, soll man mir endlich mal schlüssig erklären, der reine Verweis auf Naziterminologie ist dazu sicher nicht geeignet. Xenophobe und autoritäre Denkweisen ??? - Exakt das Gegenteil ist der Fall: Die Kölner Occupy Gruppe ist basisdemokratisch, antiautoritär und multikulturell durchsetzt. Texte der Occupy Singers reaktionär und diskriminierend ??? Auf die Dissertation bin ich wirklich gespannt... Es werden andauernd Behauptungen in den Raum gestellt, die entweder gar nicht, oder mit verdrehten bzw. fabrizierten Sachverhalten belegt werden sollen, guter Journalismus geht anders. But no more feeding the monkey now: Hier kommt mein Schlusswort: Der Politisch - gesellschaftliche Prozess den wir gerade sehen ist ein lebendiger und wird sicher nicht auf einer ideologisch- theorisierenden Ebene entschieden. Der Mensch lässt sich kollektiv lieber durch Sinnlichkeit und Emotionen leiten denn durch seine Logik. Das scheint man auf der nicht- rechten Seite des politischen Spektrums noch nicht richtig zu verstehen. Aus diesem Grund gibt es auch noch keine geschlossene Weltsicht, die sich gegen den Kapitalismus durchsetzen könnte. Die Veränderungen werden kommen in Form eines Patchworks unterschiedlicher Ideen, deren Zeit oder technologische Realisierungsmöglichkeit gekommen ist. Deshalb ist es auch kein Widerspruch reformistische UND revolutionäre Ansätze gleichzeitig zu verfolgen. Kreativität und Toleranz sind unsere Chance, Dogmatik und Spaltung ist unser Feind. In diesem Sinne: Euer Lieblingsmacho :-))))))))))

-es gab körperliche übergriffe, stalking und onlinemobbing - gegen mehrere frauen gerichtet - im rahmen von occ, bereits im camp am choldwigplatz das kannst du nicht einfach leugnen nur weil du nicht alles davon selbst live mitbekommen hast

-"wir sind alle griechen" als liedtext solidarisiert sich beispielsweise auch mit der goldenen morgenröte=nazipartei

-dann sind die pappnasen bei der rpt ohne dich aufgetreten? auch gut.

-durch das ablehnen jeder ideologie wird sich mit dem extremismus der mitte solidarisiert

Im Artikel wurde doch erwähnt dass das Occupy auch einige gute Aktionen produziert hat. Das scheint als hätten die Autoren noch Hoffnung dass sich etwas ändern kann. Wenn ihr nicht diskriminierend sein wollt reicht bestimmt eine ernst gemeinte öffentliche Distanzierung und alles ist gut :-)

Wer schlecht geschriebene Meinungsartikel voller Unterstellungen nicht so mag und es gerne wissenschaftlich haben möchte - hier eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung über occupy:

http://www.otto-brenner-shop.de/uploads/tx_mplightshop/Arbeitspapier_06_Occupy.pdf

(folgendes bezieht sich auch auf Antworten, die wir außerhalb von linksunten erhalten haben)

Wir lieben den Lernprozess, die Kritik an der Kritik von der Kritik von der Kritik. Ein Yay! auf Diskurse.

Es war nicht unsere Intention, zu pauschalisieren und wir haben diesbezüglich noch einen Absatz hinzugefügt.
Sicherlich hat sich die Bewegung in verschiedenen Städten unterschiedlich entwickelt, teilweise sogar sehr begrüßenswert. Sie war Sprungbrett für viele Menschen, sich zu politisieren und anderweitig weiterzumachen. Dass wir positive Aspekte hier nicht erwähnen, heißt nicht, dass wir diese leugnen.
Diese Kritik bezieht sich ausdrücklich nicht auf andere Ortsgruppen, denn über diese können und wollen wir mangels Kontakt nicht urteilen. Es geht nicht darum einzelne Personen zu diffamieren, sondern an Fallbeispielen die Struktur der ganzen Gruppe aufzuzeigen. Es ist total in Ordnung wenn Probleme auftauchen, jedoch ist hier der Umgang mit diesen zu kritisieren.

Wir haben nicht die Wahrheit mit Löffeln gefressen und denken, dass reformistische Bewegungen erstmal begrüßenswerter sind als gar keine. Wenn unterschiedliche Menschen unterschiedliche Aktionsformen bevorzugen ist das gut, alle sollen machen was für sie selbst sinnvoll ist.
Dabei aber in Verhaltensmuster zu verfallen, die (hoffentlich ungewollt/unbewusst?) Unterdrückungsmechanismen reproduzieren, kann nicht Sinn der Sache sein und sollte nicht geduldet werden sobald diese offensiv verbreitet werden. Dort, wo keine Gemeinsamkeiten bestanden, kann es sich nicht um Spalterei handeln. Wir wollen eben nicht dazu überreden sich als anarchistisch oder kommunistisch zu identifizieren; die Ablehnung jeglicher Diskriminierung und die praktische Umsetzung dessen reicht für uns als Minimalkonsens aus.

Auch „Ideologiefreiheit“ ist eine Ideologie; es kann doch keine_r behaupten, kein Weltbild zu haben. Für gewöhnlich und auch bei OC dient diese Argumentationsweise dem Zweck, rechte Denkweisen als „normale Mitte“ darzustellen und zu verharmlosen. Zu behaupten es „gibt kein rechts und links, nur oben und unten“, alternativ „es gibt kein rechts und kein links, nur Wahrheit[Youtubevideos?] und Propaganda[alle, die studiert haben?]“ ist typisches Zeichen von Querfrontdenken („wir müssen mit allen zusammenarbeiten, auch mit der neuen Rechten“) und strukturellem Antisemitismus („die Bösen da oben knechten uns hier unten“), der Sündenböck_innen sucht anstatt die Ursachen der Probleme im kapitalistischen System zu sehen. Es wurde auch keine Nazi-Keule geschwungen, sondern bewusst differenziert zwischen linken strukturell-antisemitischen Ideen (die z.B. aus purer Naivität oder verkürztem Denken entstanden sein können) und Menschen, die ganz bewusst rechtes Gedankengut unterstützen. Mit Leuten, die in ihrer Anti-Ideologie so sehr gefestigt sind, dass sie das immernoch nicht verstehen wollen, lohnt keine Diskussion mehr.


Mit cis-Mackern, die sexistische Übergriffe anderer cis-Macker leugnen und somit eine rape culture fördern, so wie so nicht.


Dass die Gruppe auf Grund informeller Hierarchien eben nicht basisdemokratisch und antiautoritär, sondern an den eigenen Ansprüchen gescheitert ist, möchten wir an dieser Stelle ebenfalls nicht erneut erklären.

Uns als Antideutsche abzustempeln (nicht dass wir was dagegen hätten so genannt zu werden) weil wir Kritik an Antisemitismus üben wirkt wirklich äußerst trotzig. „Unbequeme Kritik, das waren bestimmt AntiDs, AntiDs sind doof, also können wir die Kritik ignorieren.“ So einfach ist das nicht. Uns unbekannterweise als „BellizistInnen“ zu bezeichnen und mit irgendwelchen fragwürdigen Gruppen von 2003 zu vergleichen, von denen wir noch nie was gehört haben…warum?
Uns eine „stark bürgerlich geprägte Sozialisation“ anzuhängen, als Marxist_innen zu sehen, uns ein „Germanistik- oder Politikstudium“ zu unterstellen und davon auszugehen, dass hinter gegenderten Texten automatisch weibliche* Autor_innen stehen…und dann die Methode von außen/oben herab über etwas zu urteilen kritisieren. Ähm ja. Wie es die Sache für euch einfacher macht, weiter so. Durch solche Thesen wird Menschen, die nicht in Geld schwimmen, nicht das Privileg haben studieren zu können, potentielle Intelligenz und Beteiligung an Aktivismus schlichtweg abgesprochen. Auf stumpfe sozialchauvinistische Ideen möchten wir lieber verzichten, danke.

Der Artikel war vielleicht nicht für linke Zusammenhänge wichtig oder nötig, jedoch erschienen uns einige Aspekte durchaus erwähnenswert. Damit sich Menschen, die ähnliche Erfahrungen machten, nicht alleine fühlen. Damit sich jene, die immernoch mitarbeiten und ihr Herzblut in das Projekt stecken, aber doch mit den Ergebnissen unzufrieden sind, Gedanken über mögliche Ursachen machen (können). Damit Menschen, die aktiv werden wollen und auf Occupy stoßen, wissen womit sie zu rechnen haben. Wir hoffen, das hat der ein oder anderen Person etwas gebracht und rufen dazu auf weitere Kritikpunkte ebenfalls zu thematisieren.

Flugblatt-Gruppe?
Dazu nur ein fettes Grinsen unsererseits. :D

schon WIEDER lauter unterstellungen ... so schlampige texte machen viel mehr kaputt als das sie irgendeinen nutzen für die antikap. bewegungen hättee ...

"(folgendes bezieht sich auch auf Antworten, die wir außerhalb von linksunten erhalten haben)"

Liebe(r) Verfasser_innen,

 

vielen Dank für die oben dargestellte Kritik, die ich im Besonderen sehr ernst nehme und mich auch mit ihr dezidiert auseinander setze.

 

Klarstellungen:

 

Occupy Cologne hat sich von Anfang an von rechten Ideen und Ideologien distanziert. Die im Artikel genannte Person hat sich offiziell aus der Gruppe zurückgezogen und ist dann auf eigenes Bestreben in rechte Gruppen eingetreten, leider nahm(en) die Verfasser_innen zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr am Plenum teil.

 

Wer ein VOLLGELD nicht von einem VOLKSGELD unterscheiden kann, sollte sich nochmal mit der der Debatte zu Grunde liegenden Theorie befassen (Ja es gibt Geld, ja es gibt Zinsen, ja es gibt ein System, ja das gehört zum Kapitalismus, ja man muss es verstehen, bevor man die Probleme verstehen kann und ja man muss die Probleme verstehen bevor man seine Kritiker kritisieren kann und letztlich nein das ist weder rechts noch antisemitisch). 

 

Von sexistischen Übergriffen und stalking wusste ich zu keiner Zeit etwas und wäre ansonsten entschieden dagegen vorgegangen.

 

Integration und Toleranz statt Konfrontation und Ausgrenzung

 

Ich bin durch meine Mitgliedschaft bei Occupy Cologne (eine intakte und aktive Gruppierung) stark politisiert worden. Inzwischen musste ich auch einsehen, dass ich teilweise mit der Tür ins Haus gefallen bin und aufgrund meiner Unerfahrenheit neoliberale Gruppierungen für Verbündete gehalten habe (wie z. B. die zivile Koalition) da sie in einigen Punkten dieselben Ziele verfolgten. Auf der anderen Seite werden auch Gruppen und Organisationen für Rechts erklärt, die rein gar nicht damit zu tuen haben (Mehr Demokratie e. V.) oder "die anthroposophische GLS mit ihrem (rassistischen) Weltbild" (Als Anthroposophie, wörtlich die Weisheit vom Menschen, wird eine von Rudolf Steiner (1861-1925) begründete, weltweit vertretene gnostische oder okkulte Weltanschauung mit europäischen Wurzeln bezeichnet. Sie versteht sich als Erkenntnislehre, die zu eigenständiger Forschung auf geistigem Gebiet anleiten soll. Ziel ist ein individueller, wenngleich systematischer Zugang zu Phänomenen der „übersinnlichen Welt“. Die Impulse, die von der Anthroposophie ausgehen, umfassen so unterschiedliche Lebensbereiche wie Pädagogik/Heilpädagogik (Waldorfschule, Camphill), Medizin (anthroposophische Medizin), Landwirtschaft (biologisch-dynamische Landwirtschaft), Gesellschaft (Dreigliederung des sozialen Organismus), Bewegungskunst (Eurythmie), Religion (Die Christengemeinschaft) und Finanzwesen (Gemeinschaftsbank, Gemeinschaft für Leihen und Schenken)."Mensch welch ein radikales Schimpfwort anthroposophisch und auch so rassistisch diese Bank. Und auch irgendwie antisemitisch. Warum nochmal? Ach stimmt ja nicht links genug... Vielleicht auch zu "okkult", die zu sehr zu eigenständiger Forschung auf geistigem Gebiet anleiten soll, dabei gibt es doch fertige Ideologien.

 

Auch mit vielen linken Theorien konnte ich mich auseinandersetzen und versuche immer mehr die Denkansätze zu verstehen und mit die Markt- und Arbeitswelt mit der Geldwelt gedanklich zu vereinen. Leider gab es trotz vieler Vorschläge meinerseits niemanden, der zu dem Thema Kommunismus, Sozialismus, Marxismus referieren wollte.

 

Was ich vermisse ist dieser Prozess den ich durchmache in der selbsternannten linken Szene. Wo ist die Auseinandersetzung mit Argumenten? Wo ist die Weiterentwicklung der eigenen Ideologie? Ist es nicht bequemer eine erlernte Ideologie zu leben, als diese zu hinterfragen?

 

Ich möchte an dieser Stelle enden und den Verfasser(n)_innen für die vielen Denkanstöße danken. Ich hoffe, dass meine Replik ebenso zum Nachdenken anregt und letztlich dazu führt, innerhalb der Systemkritiker (zu denen ich mich selbst zähle) / - hasser / - umstürzler für mehr Toleranz zu sorgen. Jede_r muss letztlich eine Gruppe und Menschen finden, mit denen er/sie sich wohl fühlt. 

 

Eines Tages könnten wir uns tatsächlich gemeinsam hinter einer Barrikade wiederfinden, ich fände es schön eine starke LINKE neben und hinter mir zu wissen, die auf derselben Seite steht.

 

So far und so long

 

Peace

Den roten Stein der Weisen, gib zu
den gib`s doch nicht, Genosse auch Du
den gibt es doch nicht, Genosse auch Du
Du hast ihn nicht gefunden.

Wir haben wie blödes Federvieh
mit rotem Kamm und Kikeriki
zum Gaudi für die Bourgeoisie
uns oft genug geschunden.

Der Kampf ist hart und unser Feind
ist schlau und hat sich längst vereint
ist schlauer als wir und hat sich vereint
und will uns einzeln schlagen.

Genosse frag nicht penetrant
wie in dem Märchen hirnverbrannt
Wer ist der Linkste im ganzen Land,
das kann kein Spiegel sagen

Den roten Stein der Weisen, geb zu
den gib`s doch nicht, Genosse auch Du
den gibt es doch nicht, Genosse auch Du
Du hast ihn nicht gefunden.

Wir haben wie blödes Federvieh
mit rotem Kamm und Kikeriki
zum Gaudi für die Bourgeoisie
uns oft genug zerschunden.