[HH] Antikriegstag: Sand im Getriebe

Antikriegstag - 01

Bereits am Samstag, dem 31. August, fand die alljährliche Demonstration zum Antikriegstag in Hamburg statt. In diesem Jahr gab es auch einen kleinen antikapitalistischen Block in Demo, der sich mit eigenen Inhalten in der - eher aus der Friedensbewegung getragenen – Antikriegsdemo positionierte. Der Block verband den Widerstand gegen Krieg und Militarisierung mit einer deutlichen Kritik am Kapitalismus. Der Antikriegstag am 1. September erinnert an den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen 1939 und wird seit den 1950ern als Tag gegen Krieg und Faschismus begangen.

 

Bei strömenden Regen startet die Auftaktkundgebung am „Kriegsklotz“ nahe der S-Bahnstation Dammtor. Etwa 500 – 600 Menschen aus verschiedenen Spektren nahmen an der Demo teil: Reste der Friedensbewegung, viele Menschen aus der türkischen und kurdischen Linken und einige andere Kriegsgegner_innen. Die Reden drehten sich größtenteils um die allgemeine Gefahr imperialistischer Kriege, deutsche Rüstungsexporte und weltweite Abrüstung. Das Bündnis „Bildung ohne Bundeswehr“ wies auf den Werbefeldzug der Bundeswehr an Schulen, Jobmessen und Universitäten hin, womit die Truppe nicht nur Nachwuchs rekrutiert, sondern auch ihre gesellschaftliche Akzeptanz steigern will.

 

Ein bestimmendes Thema war die drohende Militärintervention in Syrien. Über die Ablehnung des Krieges bestand erwartungsgemäß ein breiter Konsens, über die Einschätzung der dortigen politischen Verhältnisse allerdings nicht. Vereinzelt fanden sich in der Demonstration auch Positionen wieder, die einen positiven Bezug auf Assad nahmen. In Anbetracht der komplexen Situation in Syrien gilt es einmal mehr, einfache Schwarz-Weiß-Bilder zurückzuweisen. Eine linke Position sollte sich sowohl gegen eine NATO-Intervention, die reaktionären Islamisten und das Assad-Regime stellen. Unsere Bezugspunkte können nur die linken und fortschrittlichen Kräfte in der Region sein. Auch neben der Syrienfrage gab es einige zweifelhafte Positionen auf der Demonstration, die eher von einer diffusen Ablehnung von Krieg getragen wurden und teilweise problematische Vereinfachungen darstellten.

 

Auch deshalb gab es einen eigenständigen antikapitalistischen Block in der Demo. Unter dem Motto „Sand im Getriebe - Kriegsprofiteure sabotieren – Kapitalismus abschaffen!“ liefen etwa 80 Menschen in dem Block, zu dem mehrere linke Gruppen aufgerufen hatten. Durch Parolen gegen Bundeswehr, Staat und Kapital sowie eigene Transparente und Schilder wurde versucht, den antikapitalistischen Charakter deutlich zu machen. Die Transparente trugen Slogans gegen die deutsche Rüstungsindustrie, Patriarchat und Militarismus und das Motto „War starts here – lets stop it here“. Auf halber Strecke wurde zeitweise ein großes Transparent über den Köpfen der Menschen im Block getragen, auf dem „Kriegsgerät, das hier brennt, kann anderswo keinen Schaden anrichten!“ stand und das Bild eines brennenden Panzers sowie ein roter Stern zu sehen waren. Das Anliegen des antikapitalistischen Blocks war es, entgegen einseitigen Simplifikationen – die sich auch auf der Demo fanden, wenn beispielsweise die US-Regierung als alleiniger Verantwortlicher für Krieg ausgemacht wurde - insbesondere die deutsche und europäische Kriegspolitik und Militarisierung in den Fokus zu nehmen. Es ging darum, die Produktions- und Herrschaftsverhältnisse im Kapitalismus als Ursache für Krieg zu benennen und eine antimilitaristische Praxis zu stärken, die aktiv die Kriegsvorbereitung und Kriegsprofiteure hier sabotiert.

 

Insgesamt hätten sich deutlich mehr Menschen an dem antikapitalistischen Block beteiligen können. Obwohl er sich zwar in Sachen Lautstärke und Inhalten klar vom Rest der Demo abhob, muss wohl festgestellt werden, dass es nur begrenzt gelungen ist eigene Akzente zu setzen. Es wird in der nächsten Zeit zu diskutieren sein, wie und wo ein linker Antimilitarismus gestärkt werden kann. Ob Demonstrationen wie zum Antikriegstag der richtige und angemessene Ort sind oder sich vielmehr eigene Räume geöffnet und andere Ansätze geschaffen werden müssen, waren Fragen, die auch unter den Teilnehmer_innen des antikapitalistischen Blocks diskutiert wurden. Sicher ist, dass wir weiterhin daran arbeiten müssen antimilitaristische Strukturen aufzubauen, um Sand im Getriebe der deutschen Kriegsmaschinerie zu sein.

 

Quelle: www.prp-hamburg.tk

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Das Anliegen des Blocks ist ein sehr gutes: weg von völkischen Positionen des Mainstream-Antiimperialismus, weg von Antiamerikanismus, hinzu einer radikalen Kritik des Kapitalismus, Nationalismus und Militarismus. Nur der Ort war wohl falsch: die Friedensbewegung ist in Deutschland ein Haufen von verschwörungsideologischen Spinnern, "Hippies" und SPD-wählenden Günther Grass-Fans. Das ist wohl der Grund, warum aus der linken Szene niemand (außer den Anwesenden) teilgenommen hat. Aber unterstützenswertes Bündnis, dieser Block. Kann was draus werden.

 

 

Für eine radikale antikapitalistische Kritik!