Zur Entwicklung in den kurdischen Gebieten in Syrien

Karte von Kurdwatch

In den letzten Tagen gab es Berichte über Massaker und Entführungen von kurdischen Zivilisten durch islamistische Milizen in Syrien. PKK- nahe Gruppen haben deshalb am gestrigen Samstag mit Unterstützung deutscher linker Gruppen wie der ARAB in mehreren deutschen Städten Demonstrationen durchgeführt. Aus der Ferne sind die Einzelheiten der Entwicklung vor Ort schwierig zu überprüfen, es gibt allerdings beträchtliche Zweifel an der Darstellung der PYD zu den jüngsten Ereignissen.


Dies dokumentiert auch eine Erklärung der unabhängigen Organisation Kurd Watch, die detailliert auf ihrer website über die Kämpfe in der Region berichtet. Diese Erklärung wurde auch von der Redaktion von INAMO übernommen:

"Dem russischen Außenminister Lawrow zufolge sind am vergangenen Montag 450 kurdische Zivilisten von Kämpfern der islamistischen Dschabhat an Nusra getötet worden. Siamend Hajo, Mitarbeiter von KurdWatch, bezweifelt diese Zahlen:
»Lawrow übernimmt hier die Propaganda der Partei der Demokratischen Union (PYD), des syrischkurdischen Ablegers der PKK. Die PYD behauptet seit Wochen, dass islamistische Einheiten der Freien Syrischen Armee (FSA) gezielt kurdische Zivilisten angreifen. Unsere Informanten vor Ort bestätigen solche Angriffe nicht«.
Zwar finden Kämpfe zwischen der Miliz der PYD, den sogenannten Volksverteidigungseinheiten (YPG), und diversen islamistischen Einheiten statt, bei denen auch Zivilisten ums Leben kommen. Die Auseinandersetzungen werden aber in vielen Fällen von der YPG provoziert, nicht umgekehrt. Dies berichten unabhängige Aktivisten aus den Kampfgebieten bei al Qahtaniya (Tirbesipî), ʿAin al ʿArab (Kobanî) und Raʾs al ʿAin (Serê Kaniyê), die auch die hohe Zahl der (zivilen) Todesopfer nicht bestätigen, sondern für übertrieben halten.
Der Zeitpunkt, zu dem die Auseinandersetzungen zwischen der PYD und islamistischen Einheiten begonnen haben, ist alles andere als zufällig. Ende Juni griff die PYD Demonstranten in ʿAmuda an, die gegen die Entführung unabhängiger Aktivisten durch die PYD protestierten. Mindestens sechs Personen kamen ums Leben, Dutzende Aktivisten wurden entführt und gefoltert, die Büros anderer kurdischer Parteien, Jugend- und Kulturzentren niedergebrannt.
»Die Ereignisse von ʿAmuda stellen den bisherigen Höhepunkt der totalitären Unterdrückungspolitik der PYD in den kurdischen Gebieten dar und haben die PYD nicht wenige Sympathien innerhalb der kurdischen Bevölkerung gekostet. Diese Sympathien will die PYD zurückgewinnen, indem sie sich als einzige Kraft darstellt, die gegen angebliche islamistische Angriffe auf die kurdische Bevölkerung vorgeht«, so Siamend Hajo.
Die Tatsache, dass die PYD bis heute nicht mit dem Regime von Baschar al Assad gebrochen hat – eine Position, die sie mit dem russischen Außenminister teilt – darf bei der Beurteilung der aktuellen Ereignisse ebenfalls nicht vergessen werden:
»Erst heute berichtete uns ein Aktivist aus ʿAin al ʿArab, dass die PYD mit ihrer Miliz dort Landeplätze schützt, die von syrischen Helikoptern genutzt werden. Es gibt zahlreiche weitere Beispiele der Kooperation zwischen Regime und PYD. Angesichts dieser Zusammenarbeit können die Freie Syrische Armee und ihre islamistischen Unterstützer gar nicht anders, als die PYD und ihre Miliz als Gegner wahrzunehmen. Die islamistischen Gruppierungen, die mit der FSA gegen das Regime und teilweise gegen Einheiten der PYD kämpfen, sind brutale Schlächter, aber sie haben es nicht speziell auf die kurdische Bevölkerung abgesehen. Vielmehr läge es in ihrem Interesse, derzeit keine zweite Front aufzubauen, die sie in ihrem Kampf gegen das Regime schwächt."


Die aktuelle massive Repression der PYD gegen kurdische Aktivisten, die das Machtmonopol der PYD infrage stellen, stellt die Zuspitzung einer Entwicklung dar, die sich schon seit Monaten abzeichnet. Bereits Ende Juni hatte sich die "Kurdische Jugendbewegung" in einer Stellungnahme (in englisch u.a. auf Syria Freedom Forver" dokumentiert) gegen die Repression durch Milizionäre der PYD gewandt und Demos und sit-ins organisiert, auf denen die Freilassung der inhaftierten Aktivisten gefordert wurde.

Die PKK/PYD scheint derzeit in den von ihr kontrollierten Gebieten in Syrien einen eigenen Staat etablieren zu wollen. Um dies sicherzustellen, geht sie einerseits massiv gegen missbeliebige Aktivisten vor und sucht anderseits den Ausgleich mit den Machthabern in Ankara und Damaskus. So reiste Salih Muslim, einer führenden Repräsentanten der PYD, letzte Woche zu Gesprächen mit der Führung des türkischen Geheimdienstes nach Ankara, um zu eruieren, unter welchen Bedingungen die Türkei bereit sei, ein solches Staatsgebilde zu dulden.

Eine Woche nach dem Besuch von Salih Muslim reiste dann der irakisch-kurdische Premierminister Nechirvan Barzani ebenfalls nach Ankara, um sich mit der türkischen Regierung über die Entwicklung in der Region auszutauschen. Dabei ging es vor allem um den sogenannten „Kurdischen Kongresses“, der demnächst in irakisch-Kurdistan stattfinden soll und zu dessen Vorbereitung bereits ein hochrangig besetztes Vorbereitungstreffen stattfand. An dem Kongress, der im Voraus sowohl von der Türkei als auch von dem Iran abgenickt wurde (!!!) , werden alle grossen kurdischen Parteien teilnehmen und es wird um nicht weniger als um einen eigenen kurdischen Staat als Perspektive gehen. Das eine solche Konferenz in Absprache mit der iranischen und der türkischen Regierung stattfindet, muss als Sensation gewertet werden, macht aber auch deutlich, dass es dabei um alles geht, bloss nicht um einen emazipatorischen Prozess.

Insofern sind die jüngsten Entwicklungen in den kurdischen Gebieten in Syrien differenziert zu bewerten, interessengeleitete Informationspolitik als das zu brandmarken, was sie im Kern ist: Billige Propaganda. Diese nun wiederum als Grundlage einer "internationalen Solidarität" zu nehmen, während die tagtäglichen Massaker des syrischen Regime niemals auch nur zu einer wie auch immer gearteten Empörung führen, verrät viel über die "deutschen Unterstützer" der gestrigen Demos in Berlin und anderswo. In Syrien werden mittlerweile von diversen Gruppen die machtpolitischen und ökonomischen claims abgesteckt, die PKK/PYD ist ein Teil dieses Prozesses und keine Perspektive auf "Befreiung".

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also auch wenn ich die informationen der recherchegruppe und von adopt für recht fundiert halte, verstehe ich nicht, warum die pyd-verteidigenden comments unbedingt gelöscht gehören, zumindest solange dort nicht gift&geifer gespuckt wird und auf verleumdungen verzichtet wird.

harte moderation, ja gerne, aber möglichst wenig zensur bitte

Die Kommentare wurden nicht gelöscht, sondern gemäß der Moderationskriterien als Verschwörungstheorien versteckt. Die anschließenden Beleidigungen wurden als bösartige Diffamierungen zensiert.

Da Recherchegruppe ja gerne TAZ zitiert und diese ja auch mit "Adopt a Revolution" verbandelt ist, mal ein Zitat ebendieser:

 

http://www.taz.de/!121039/

 

Lügt die TAZ als Unterstützerin von AaR da jetzt, wie ihr in eurem Text impliziert?

 

Zum Thema Verschwörungstheorie. Da solltet ihr mal gleiche Kriterien anwenden. Neben dem unkritischen Verhalten gegenüber AL Nusra und FSA, regierungsamtlichen Quellen, besteht der Artikel von "Recherchegruppe" in mehr als einem Aspekt aus reiner Verschwörungstheorie.

 

Der Pasus zum "Kurdischen Kongress" ist nicht nur sachlich, inhaltlich und historisch falsch. Das mit der "Abnickerei" ist feinste Verschwörungstheorie. Sowie die von "Recherchegruppe" im wieder repitierte Zusammenarbeit Assad/KurdInnen. Inhalte jenseits antikurdischer, staatstragender Propaganda besitzt der Artikel nicht!

 

Also bitte gleiche Kriterien für alle.

Leider hatte ich eine solche Berichterstattung von euch so erwartet und wurde bestätigt (diese Kritik bezieht sich auf eure Berichte zu Syrien. Zu Ägypten ist sie wesentlich besser. Da agieren aber mehr fortschrittliche Gruppen, auch viele uns nahestehend, mit guten Stellungnahmen. Da der Prozess in Libyen nicht so nach eurem Gusto ist, habt ihr dazu die Berichterstattung eingestellt. Da ist nicht mehr viel emanzipatorischer "Aufstand" zu eruieren.)

 

IHR bezweifelt die Darstellung der PYD. Basierend auf was? EURER Presseschau und Quellenrecherche.

 

Dabei gebt ihr selbst offen zu, dass ihr manche Zeitungen erst garnicht auswertet, so z.B. die "Junge Welt" (marxistisch) oder  offensichtlich ignoriert, wie "Konkret" (eher antideutsch) - weil euch offen widersprechend. Ihr siebt also schonmal vorher aus, wen oder was ihr nicht mögt, euch politisch nicht so nahe steht. Es wurde hier auf "Linksunten" schon mehrfach angemerkt, dass eine Recherche so nicht funktioniert. Ausser man legt das Ergebnis der Recherche schon vorher fest. Das entspricht nicht meiner politischen und Ethik und Vorstellung von Journalismus oder Recherche. Eine recht bürgerliche Herangehensweise einerseits, andererseits könnten wir uns "Linksunten" und andere Seiten sparen, wenn das unsere Intention wäre.

 

Es wäre schonmal eine Antwort eurerseits wert, warum euch z.B. Erklärungen eines neokonservativen Linkspartei - Ablegers , wie "BAK Shalom", bürgerliche bis rechte Zeitungen (gerne auch mal aus dem Hause Springer) und Stellungnahmen bundesdeutscher regierungsnaher NGOs und Parteien - Unterorganisationen näher stehen, wie "Junge Welt", "Konkret", manche Gruppe aus der linksradikalen, autonomen Bewegung und unabhängige Nachrichtenportale, wie betreff Kurdistans "Nuce, ISKU und Firat".

 

Auch wurde schon mehrfach eure antidialektische Herangehensweise, die Weigerung in Kontexten und Zusammenhängen zu recherchieren kritisiert. Ihr bezieht Wirkungen aus Nachbarländern, der Region nicht ein. Warum auch ein Blick nach Pakistan oder Afganistan riskieren, wo "Al Nusra" sich doch nur als Teil von "Al Quaida" begreift? Ihr registriert und verarbeitet solche Zusammenhänge nicht. Warum auch mal ein Blick in die Nachbarländer Israel, Palästina oder die Türkei (Hauptaufmarsch-, Organisations- und Transitgebiet für FSA und Al Nusra) werfen? Hier seid ihr ziemlich blind auf einem Auge oder verfangt in deren regierungsamtlicher Propaganda. Kurdische, türkische linke und revolutionäre Nachrichtenportale, Gruppen, wie "Tatort Kurdistan", "ARAB", Kurdistan - Solidaritätsgruppen u.a. ignorierend, produziert ihr EUER Bild von den KurdInnen - dieses ist dann leider auch sehr ähnlich dem Erdogans und der AKP - auch wenn die verbal gerade Kreide fressen.

 

All eure Artikel zu PKK und PYD hatten den O - Ton "Vasallen, Spitzel und Handlanger" des Assad - Regimes. Eure Quellen dazu waren für jede/jeden Autonome/n und Linksradikalen haarsträubend. Aus eurer Aversion gegen PKK und PYD machtet ihr nie ein Geheimnis. Ihr solidarisiert euch mit einer BRD - Parteien - nahen kurdischen Jugendorganisation, die ausserhalb von Parteien - Hierarchien und des Internets niemand kennt. Eine Analyse über die Intention der PYD eurerseits gibt es jenseits billiger Propaganda nicht. Ihr (3.) Weg, Strategie und Taktik eines Kampfes, für euch ein Buch mit sieben Siegeln.

 

Ziemlich unglaubwürdig betreff Syrien machtet ihr euch bereits mit eurer kritiklosen Unterstützung der Initiative "Yalla", die sich dann doch recht schnell als dem islamistischen Flügel der FSA und deutschen Kriegsparteien nahestehend entpuppte. Ebenso eure nichtshinterfragende Unterstützung von "Adopt a Revolution". Hierfür gab es massive Kritik,von UserInnen von "Linksunten" über anarchistische "Graswürzelrevolution" bis zu vielen Gruppen und Einzelpersonen. Weder interessierte euch die Parteinähe ihrer bekanntesten ProtogonistInnen zu Kriegsparteien wie SPD  und Grüne, noch die FSA - Mitglieder (sic!) in ihrem Beirat ("AaR ist eine gewaltfreie Organisation jenseits hierarchischer Strukturen...").

 

Auf Kritik diesbezüglich seit ihr bisher mit keinem Wort eingegangen. Glaubwürdig macht das nicht.

 

Auch erinnert eure pauschale Ablehnung russischer und iranischer Quellen doch eher an vergangene Zeiten des Kalten Krieges. Schon recht oldfashioned und antiquiert.

 

Betreff deutscher Gruppen, die die Kurdistan - Demo gestern in Berlin - es waren letztendlich einiges mehr als 1000, trotz kurzfristiger Mobilisierung - setzt ihr einen Link zu eine Facebook - Seite, auf der ich mich allen Ernstes erstmal anmelden soll.  Auch hier seid ihr nicht auf Höhe der Zeit und der Diskussion.

 

Eure Quelle ist dann eine parteiennahe NGO ("Kurdwatch"). Woher bezieht sie eurer Meinung nach ihre besondere Reputation? Aus ihrer Nähe zu SPD und Grüne, wie "AaR" oder ihrer Bekanntschaft zu "Amnesty", die politische Gefangene in "Gute" (Gewaltfreie) und "Böse" (Militante) differenzieren? Vor Ort, in Syrien, wie anderswo, nennt man solche NGOs etwas kritischer WGOs (Western Government Organisations).

 

Ihr zweifelt also an Darstellungen der Situation, weil "Kurdwatch" dies so meint? Könnt ihr mal erklären, wie eine solche Analyse bei euch entsteht? "Freunde meiner Freunde" oder doch eher "meiner politischen Meinung nahestehender"?

 

Zu eurer grauseligen "Einschätzung" der PKK/PYD hat ein anderer Kommentar schon genug gesagt.

 

Zum guten Schluss dokumentiert ihr nochmal eure völlige Unkenntnis der Lage. Den "Kurdische Kongess" gibt es nicht erst seit gestern und er wurde durch die Guerilla, die PKK, die PYD, die BDP, Sozialforum in Amed  und Millionen von KurdInnen (in Nordkurdistan gab es Demos und Manifestation mit mehr als einer Millionen Menschen!) erkämpft und nicht von der Türkei, Russland oder dem Iran "abgenickt". Das ist mehr als ein Recherchepanne. Ihr bewegt euch da in der Kategorien Peinlich und auf dem Level rigierungsnaher Medien.

 

Vielleicht solltet ihr eure Recherche doch etwas offener gestalten.

Es wäre schonmal eine Antwort eurerseits wert, warum euch z.B. Erklärungen eines neokonservativen Linkspartei - Ablegers , wie "BAK Shalom", bürgerliche bis rechte Zeitungen (gerne auch mal aus dem Hause Springer) und Stellungnahmen bundesdeutscher regierungsnaher NGOs und Parteien - Unterorganisationen näher stehen, wie "Junge Welt", "Konkret", manche Gruppe aus der linksradikalen, autonomen Bewegung und unabhängige Nachrichtenportale, wie betreff Kurdistans "Nuce, ISKU und Firat".

Ich bin zwar nicht "Euch", aber es ist leider ein Armutszeugnis für die "Junge Welt", dass sie oftmals linken und emanzipatorischen Ideen ferner steht als selbst Zeitungen aus dem Haus Springer. Das insbesondere zum Thema Syrien, wo oft der bloße Wahrheitsgehalt der "Jungen Welt" hinter dem der Bücher aus dem Hause Gebrüder Grimm liegt.

Und du weißt das vom Kaffeehaustisch im tristessa aus, weil .... Ja, warum genau eigentlich? Karin Leukefeld ist wenigstens in Damaskus, das ist etwas näher an den Frontlinien als die Pannierstraße, Lappen.

Nennen wir doch mal ein paar Namen und Fakten jenseits russischer Medien, die z.Z. gegen AlewitInnen und KurdInnen vorgehen aus "As Safir" aus dem Libanon.

 

Darin erklärt der kuwaitische, salafistische Prediger Shafi Al - Ajmi, Sponsor der Islamistengruppe Ahwar Al - Sham, dass allein deren Truppen mit 26 Kampfverbänden  an der Offensive beteiligt sind. Insgesamt operieren nach Angaben von As Safir 40 Kampfverbände, die sich als "Nachfahren der Aisha, der Mutter der Gläubigen" (Ehefrau von Mohammed)  bezeichnen.

 

Neben Al Nusra, "Islamischer Staat in Irak und Syrien" (Vertreter von Al Quaida in Syrien und Irak - ihre Kopf - Abschneide - Videos sind weltbekannt!) und eine Muhajireen - Gotteskrieger - Söldnergruppe mit Kämpfern aus Libyen usw.

 

Ich hätte doch gerne der Artikel aus der TAZ und As Safir von Recherchegruppe mit vernünftigen Quellen widerlegt.

 

Weder die "Nachfahren der Aisha", "Al Nusra", "Islamischer Staat",  "Muhajireen - Brigaden"  noch FSA stehen uns AnarchistInnen, Autonome und Linksradikalen nahe. Nein, aus unserem Selbstverständnis von Emanzipation stehen sie auf der anderen Seite der Barrikade.

(@mods das ist eine deutlich entschärfte und etwas erweiterte Version eines versteckten Kommentars, also bitte stehenlassen)

 

Ja, einige Massaker-Meldungen waren falsch. Besonders Iranische Medien haben dazu falsche Bilder und Videos benutzt und auch einige PYD-nahe Medien.

Ein Bild, was aktuell bei der Soli-Demo in Berlin auf einem Transpi verwendet wurde, stammt in Wahrheit vom Baniyas-Massaker, bei dem lokale alawitische Milizen einen relativ begrenzten Rachefeldzug gegen eine sunnitische Stadt durchführten, nachdem aus dieser heraus mehrere ihrer Mitglieder getötet wurden.

Dass die Lage aber durchaus ernst ist, zeigen z.B. aktuelle SOHR-Berichte

 

"Aleppo: Activists reported that rebel battalion checkpoint near the town of Tal'arn have detained 13 Kurdish citizens and have handed them over to al-Nusra front fighters in the city of al-Safeera - who reportedly tortured their detainees - while the death of 26 Kurdish citizens (1 young girl amongst them) have been documented between the 29th of July and the 5th of August in the towns of Tal'arn and Tal Hasil; 5 of whom from Tal Haasil and 19 from Tal'arn, 10 of those killed were fighters from the Kurdish front [Liwaa' Jabhat il-Akraad] [Anmerkung von mir: das ist eine PYD-nahe Miliz neben der YPG]. "

"Activists mentioned that family members of the killed and wounded refrain from reporting the murder of injury of their relatives out of fear from the ISIS, al-Nusra and rebel fighters attacks, who usually detain them, as has been the case for over 250 citizens from the towns of Tal'arn and Tal Hasil."

 

https://www.facebook.com/syriaohr/posts/405404899567854

Außerdem beschießen die teil islamistischen Rebellen im Bündnis mit FSA-Gruppen kurdische Städte mit Mörsern und Raketen ohne jede Rücksicht auf Zivilisten. Mehreren Städten wurde der Strom oder das Wasser abgestellt.


"Die PKK/PYD scheint derzeit in den von ihr kontrollierten Gebieten in Syrien einen eigenen Staat etablieren zu wollen"

Das ist nicht wahr. Die PYD hat immer wieder betont, dass es keinesfalls um einen eignen Staat geht, sondern um mehr Rechte innerhalb Syriens. Also um Autonomie, um eine weitgehende Selbstbestimmung der kurdischen Gebiete.

 
"Die aktuelle massive Repression der PYD gegen kurdische Aktivisten, die das Machtmonopol der PYD infrage stellen"

Das ist perfide. Ja, die PYD hat im Moment einen Alleinvertretungsanspruch, den sie insbesondere bei bewaffneten Gruppen in Westkurdistan knallhart durchsetzt. Man sollte dabei nicht vergessen, dass die PYD die einzige linke und revolutionäre Kraft dort ist und gleichzeitig auch über großen Rückhalt der Bevölkerung im gesamten Gebiet verfügt. Wenn in D eine revolutionäre Situation wäre, die auch mit bewaffneten Gruppen einhergeht und die Linken eine Mehrheit und die stärksten Milizen hätte, würden sie dann eigne Milizen von NPD, CDU und Unternehmerverband akzeptieren? Im obigen Pamphlet wird es gegen die PYD benutzt, dass sie in Westkurdistan genau das nicht macht. Mir ist natürlich klar, dass der Vergleich mit NPD, CDU und Unternehmerverband hinkt. Man sollte auch nicht vergessen, dass es selbst kurdische Al-Kaida-Kämpfer gibt. Und nicht wenige.

Zum Umgang mit der politischen Konkurrenz: Hier geht es nicht um andere Linke, sondern um Gruppen, die vom türkischen Staat finanziert werden, die der Al-Kaida nahesetehen oder dem äußerst korrupten und enge Verbindungen zum türkischen Establishment führenden Barzani (aus Irak). Oder Gruppen, die einfach nur bürgerlich, rechts und konterrevolutionär sind. Sicher will man ungerne unterstützen, dass eine revolutionäre Führung sich dauerhaft derartiger Repression bedient. Aber sich ohne Berücksichtigung des Kontextes, der Hintergründe und der Motive auf die Seite bürgerliche Konterrevolutionäre und "Anti-Kurden" (von der Türkei und Barzani unterstützte Gruppen, kurdische Islamisten) zu stellen: Was soll das?

 "Diese nun wiederum als Grundlage einer "internationalen Solidarität" zu nehmen"


Wie geschrieben gibt es sehr wohl Massaker an Kurden durch Islamisten. Und Islamisten und FSA sprechen von kompletter Entmachtung und Auslöschung der PYD. Alleine diese Angriffe gegen eine ganz real vorhandene revolutionäre linke Partei sollten Grund genug für Solidarität sein.

"tagtäglichen Massaker des syrischen Regime"

Bei denen bisher laut SOHR u.a. schon über 3000 ausländische Dschihadisten (aus Tschetschenien, Libyen, Saudi-Arabien usw.) ums Leben kamen.

Wie es der Zufall so will hat SOHR aktuell eine neue Gesamtstatisk veröffentlicht.

Über 106000 Tote insgesamt, davon weniger als 40% Zivilisten (also mehr als 60% Kämpfer). Über 43000 reguläre Soldaten und Kämpfer gegen die Rebellen und etwas über 20000 Rebellenkämpfer (davon über 3000 Islamisten aus dem Ausland).

Von den 3 Gruppen (pro-Regime, anti-Regime, Zivilisten) hat die pro-Regime-Seite mit Abstand am meisten Opfer zu beklagen. Doppelt so viele wie die Rebellen. Nur mal so als Denkanstoß, dass die seit 2 Jahren medial transportierte Version vom Diktator, der sein wehrloses Volk abschlachtet, vlt. doch mehr als nur Schönheitsfehler hat.

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=404833606291650&set=a.1504951283...

 "In Syrien werden mittlerweile von diversen Gruppen die machtpolitischen und ökonomischen claims abgesteckt, die PKK/PYD ist ein Teil dieses Prozesses und keine Perspektive auf "Befreiung"."

 Das nennt sich Revolution. In einer revolutionären Situation geht es natürlich um Machtpolitik. Nämlich darum das bisher herrschende Kapital zu entmachten, die gesamten gesellschaftlichen Prozesse umzukrempeln und das Ganze natürlich auch ökonomisch abzusichern. Konkret geht es aktuell z.B. um die Kontrolle der Ölfelder. Auf die erheben nämlich besonders die Islamisten (ISIS, Nusra-Front) einen Anspruch. Ein Kernziel der PYD ist es, diese Ölfelder und Kontrolle zu bringen. Das ist nicht "keine Perspektive auf Befreiung", sondern wichtiger Bestandteil.

Zu Befreiung in Anführungsstrichen: Eine arabische Journalistin (Jenan Moussa https://twitter.com/jenanmoussa ) hat gerade einige Zeit mit PYD und YPG in den kurdischen Gebieten verbracht. Was ihr als Erstes auffiel. war der sehr hohe Frauenanteil (ca. 40%) in allen Positionen. Ob in der politischen Selbstverwaltung oder als Kämpferinnen an der Front, den Checkpoints usw.  Nur ein Punkt von so vielen.