Seit Jahren ist Michael Schäfer als NPD- und JN-Funktionär bekannt. Er war Mitglied im Ku-Klux-Klan und in der Wernigeröder Aktionsfront. In Sachsen-Anhalt tat er sich jahrelang als Bindeglied zwischen NPD und Kameradschaftsszene hervor. Nur wenigen ist bisher seine Aktivität im dritten Standbein der radikalen Rechten in Deutschland bekannt: Michael Schäfer ist Bursche der Halle-Leobener Burschenschaft Germania und damit Mitglied der Burschenschaftlichen Gemeinschaft, dem rechten Rand der Deutschen Burschenschaft.
Michael Schäfer, geboren am 30.09.1982 in Wernigrode (Ost-Harz), hat diverse Nazi-Aktivitäten in den letzten Jahren aufzuweisen. Um die Jahrtausendwende war er unter Achim Schmid Mitglied der European White Knights of the Ku Klux Klan. Achim Schmid war V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Mindestens zwei Kollegen der vom NSU in Heilbronn ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter waren ebenfalls Mitglieder des KKK. Der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages, Sebastian Edathy, spekulierte, dass der KKK in Deutschland ein Honeypot von Polizei und Geheimdiensten gewesen sei, also eine staatlich aufgebaute klandestine Nazi-Gruppe, die Gleichgesinnte anziehen sollte.
In seinem Heimatort Wernigerode wirkte Michael Schäfer als führender Kameradschafter bei der Wernigeröder Aktionsfront (WAF) mit. Die WAF löste sich 2005 aus Angst vor einem Verbot auf. Schäfer wurde daraufhin Mitglied der JN und der NPD und gründete einen JN-Stützpunkt in Wernigerode. Darüber hinaus sitzt er seit 2009 für die NPD im Kreistag des Landkreises Harz und ist NPD-Stadtrat in Wenigerode.
Aufsehen erregte seine Verurteilung vor dem Halberstädter Amtsgericht wegen Beleidigung. Schäfer hatte den Grünen-Fraktionschef im Kreistag als "selbst ernannten Kopf der Gesinnungsmafia" bezeichnet. In zweiter Instanz wurde der NPDler allerdings freigesprochen. Sein Verteidiger Christian Stünkel aus Jena hat auch schon Emanuel Reuter von der WAF und Marcus Großmann, als dieser Landesvorsitzender der JN Thüringen war, vor Gericht vertreten. Der Nazianwalt Christian Stünkel ist Alter Herr der Halle-Leobener Burschenschaft Germania.
In den Strukturen der JN arbeitete sich Michael Schäfer schnell hoch und war in den Jahren von 2007 bis 2012 Bundesvorsitzender der NPD-Nachwuchsorganisation. Zur Zeit ist er neben den Bundesvorsitzenden Andy Knape und seinen beiden Stellvertretern Andreas Kolb und Julian Monaco Teil des geschäftsführenden JN-Bundesvorstands. Dort ist Schäfer für den Bereich Politik zuständig. Für die NPD-Fraktion im sächsischen Landtag arbeitet Michael Schäfer seit 2012 als parlamentarischer Berater für Soziales und Verbraucherschutz.
In Halle studierte Michael Schäfer an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Politikwissenschaften und schloss sein Studium mit einem Magister ab. [NGN] Schon im Dezember 2007 sprach sich Schäfer in der NPD-Zeitung Deutsche Stimme gegen eine eigenständige bundesweite Hochschulorganisation der NPD aus und positionierte sich damit gegen den Nationaldemokratischen Hochschulbund (NHB). Noch im Jahr 2000 war mit Dennis Witt ein Mitglied der Halle-Leobener Burschenschaft Germania auch Aktivist im NHB.
Nun ist Michael Schäfer Bursche bei der Halle-Leobener Burschenschaft Germania. Nachdem er Ende 2012 seinen Fuxenvortrag über den faschistischen, „spirituellen“ Rassisten und Antisemiten Julius Evola gehalten hat, bestand er seine Burschenprüfung im Januar 2013. Die Halle-Leobener Burschenschaft Germania ist Mitglied in dem rechten Dachverband der Deutschen Burschenschaft und in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft organisiert. Allerdings möchten die Burschen die Mitgliedschaft von Michael Schäfer nach außen lieber geheim halten. Dabei ist Schäfer nicht der einzige JN-Funktionär in ihren Reihen: Torsten Görke, der auch Mitglied der Pennäler Burschenschaft Germania zu Staßfurt ist, war unter anderem JN-Stützpunktleiter im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt.
Die Halle-Leobener Burschenschaft Germania ist weiter auf dem Weg nach rechts. Sie sucht Anschluss an das Schwarz-weiß-rote Kartell, das aus ihren Freundschaftsbünden Germania Hamburg, Germania Halle zu Mainz und Frankonia Erlangen besteht. Die Burschenschaftliche Gemeinschaft, zu der alle vier Bünde gehören, lebt auf: Der rechte Rand der Burschenszene ist mittlerweile Anlaufstelle für jegliche Naziakademiker bis hin zur Führungsspitze der JN. Die Deutschen Burschenschaft hingegen erlebt nach den Austritten von über 30 Bünden allein im letzten Jahr die schwerste Krise ihrer Geschichte.
Kurze Ergänzungen
Noch ein paar kurze Anmerkungen zu Christian Stünkel:
* Er ist/war Mitglied der FDP und kandidierte 2009 in Jena auf Listenplatz 18.
* Neben Jungnazis wie seinen Bundesbruder Schäfer vertrat er auch den Altnazi Josef Scheungraber.
* Seine Kanzlei hat in dem Querfront-Blatt „Compact“ eine Daueranzeige geschaltet.
Auch BG schrumpft
"Die Burschenschaftlichen Gemeinschaft, zu der alle vier Bünde gehören, lebt auf (...)"
Das stimmt so nicht ganz, zumindest nicht zahlenmäßig: Im Lauf des letzten Jahres sind acht Burschenschaften aus der BG ausgetreten.
ein älterer text zu naziburschis in halle
Halle: Neonazifreunde im Kampf gegen Rechts?
Infoteam Antifa Halle 17.05.2010
Halle: Neonazifreunde im Kampf gegen Rechtsextremismus
Stadtratsmitglied Roland Hildebrandt (CDU/JU) sowie LAP-Mitarbeiter Torsten Pyka (CDU/JU) pflegen enge Kontakte zur rechtsextremen Szene.
[Auf dem Bild: Roland Hildebrandt (links im Bild) und Torsten Pyka (rechts im Bild) auf einer Party im Burschenschaftshaus der rechtsextremen HLB-Germania, zwischen Neonazis wie Stefan Thormann (rotes T-Shirt) und Philipp Reber (schwarze Jacke)]
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In den vergangenen Tagen sorgte der „AK Kritische Studierende“ mit zwei Presseerklärungen für Aufregung. Inhalt der beiden Erklärungen war die Verbindung hallescher CDU/JU-Mitglieder zu der rechtsextremen Burschenschaft HLB Germania. Der AK hat nun sogar - reichlich verspätet - in einem „Dossier“ umfangreiche Belege aus dem Netz zusammengesammelt und beweist nun, was schon lange bekannt ist:
Dass die HLB-Germania zur Neonaziszene in Halle gehört, ist unbestreitbar. Personen wie der Neonazi und Anti-Antifa-Aktivist Torsten Görke, sowie der in der DVU aktive Burschenschaftler Weidnitzer sind Mitglieder der HLB-Germania. Bereits in der Vergangenheit (2006) wurden Veranstaltungen mit den geschichtsrevisionistischen Neonazis und Rechtspopulisten Dr. Olaf Rose und Dr. Walter Post in den Räumlichkeiten des „Germanenhauses“ durchgeführt. Geschützt wurden diese Veranstaltungen von der damals aktiven rechtsextremen Organisation Selbstschutz-Sachsen-Anhalt.
Für den „AK Kritische Studierende“ war die Kandidatur Weidnitzers für den Studierendenrat der Martin-Luther Universität der Aufhänger gewesen. Der eigentliche Skandal ist jedoch die enge Verstrickung Torsten Pykas (JU) mit der rechtsextremen Burschenschaft Germania.
Pyka, der Mitglied der Jungen Union ist, sitzt gleichzeitig im Koordinierungsausschuss des Lokalen Aktionsplans Halle (LAP-Halle), welcher Projekte gegen Rechtsextremismus fördert. Somit entscheidet ein Neonazisympathisant über die Vergabe von öffentlichen Geldern zur Bekämpfung rechtsextremer Strukturen.
Dies ist ein untragbarer Zustand und Dank des plötzlichen Erkenntnisgewinns der Studierenden berichtet nun sogar die überregionale Presse. (Siehe http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=in&dig=2010%2F05%2F1...)
Von antifaschistischer Seite kann die aktuelle Entwicklung im Falle der „Germania“ jedenfalls nur unterstützt werden. Es gilt jedoch vor allem, klipp und klar den Rauswurf Pykas aus dem LAP einzufordern, sowie das Ende der „Politischen Laufbahn“ aller beteiligten CDU- und JU-Mitglieder!
Wer sich mit Neonazis einlässt, hat die Konsequenzen zu tragen!
Infoteam der Antifaschistischen Aktion Halle
Mai 2010
http://www.nonazisinhalle.tk
quelle: http://de.indymedia.org/2010/05/281640.shtml
17.05.2010
Heikles Doppelengagement
HOCHSCHULEN Studenten-Arbeitskreis in Halle rügt Verbindungen zwischen Rechtsextremen und dem CDU-nahen Ring Christlich-Demokratischer Studenten. Stadtrat wurde im Haus der Burschenschaft gesichtet
HALLE taz | Noch vor wenigen Wochen bewertete Reiner Haseloff, der Spitzenkandidat der CDU für die Landtagswahlen im März 2011 in Sachsen-Anhalt, den "Rechtsextremismus allein als Hauptgefahr für die Demokratie". In einem vom "AK kritische Studierende an der Martin-Luther-Uni Halle" erstellten Dossier werden nun Verbindungen von CDU-Funktionären in Halle, der größten Stadt Sachsen-Anhalts, in die lokale braune Szene offengelegt. Als Sammelbecken von CDU-Mitgliedern und Rechtsextremen wird in dem Dossier die "Halle-Leobener Burschenschaft Germania" genannt.
In der "Germania" engagiere sich Michael Weidnitzer, ein Aktivist der CDU-nahen Studierendenvereinigung RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten), heißt es in dem Dossier. Weidnitzer wurde im Juli 2009 zum stellvertretenden Vorsitzenden der DVU-Jugendorganisation "Junge Rechte" gewählt.
Es gebe umfangreiche "enge private Kontakte" von den CDU-Politikern Roland Hildebrandt (Mitglied des Stadtrats in Halle) und Torsten Pyka (Schatzmeister der Jungen Union Halle) mit Kadern der "Germania", heißt es in dem Dossier. Dies belegen Fotos aus dem burschenschaftseigenen "Germanenhaus" in Halle. In einer Runde beim Bier sind darauf Hildebrandt und Pyka mit Aktiven der "Germania" zu sehen. Brisanz haben diese Kontakte, da Pyka für die CDU beim Lokalen Aktionsplan gegen rechts der Stadt Halle mitwirkt.
Die "Germania" hat Kontakte zu NPD und Neonazikameradschaften und schaltet regelmäßige Anzeigen in rechten Blättern. Die Burschenschaft griff zur Absicherung ihrer Veranstaltungen auf Mitglieder des ehemaligen militanten "Selbstschutz-Sachsen-Anhalt" (SS-SA) zurück, sagte Lisa Sommer vom "AK kritische Studierende" gegenüber der taz.
CDU, FDP und RCDS müssten sich "endlich klar von der Neonaziburschenschaft abgrenzen und die betreffenden Politiker ihre Ämter niederlegen", forderte Sommer.
ANDREAS SIEGMUND-SCHULTZE
qulle: http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=in&dig=2010%2F05%2F1...