Graben-Neudorf: "Hate Crew Nordbaden" feiert Nazi-Grillparty

Der B&H-Nazi Jörg Weber feiert gerne.

Am 3. August 2013 führte die Nazi-Gruppierung „Hate Crew Nordbaden“ eine Grill-Party am Graben-Neudorfer Prestelsee durch. „Hate Crew Nordbaden“ ist eine Nachfolgestruktur des verbotenen „Blood&Honour“-Netzwerkes um den langjährigen Aktivisten Jörg Weber aus Mannheim (früher Brühl). Dessen Geburtstag bot auch den Anlass für die „Hate Crew“-Party.

 

Am Schleusungspunkt der Nazis an der Abfahrt von der Bundesstraße 36 Richtung Hambrücken wartete von 19 bis 20 Uhr ein schwarzer Alfa Romeo für die übliche „Gesichtskontrolle“. Die Schleuser schickten die angereisten Gäste dann weiter in Richtung Richtung Philippsburg-Huttenheim, wo dann am Neudorfer Prestelsee die Nazi-Party stattfand.


Zwischen 25 und 40 Nazis fanden den Weg zur Party. Es konnten mehrere Fahrzeuge mit MA- und KA-Kennzeichen festgestellt werden. Aber auch aus dem Raum Simmern (Hunsrück) waren Nazis angereist.


Der Prestelsee sollte bereits im Mai 2004 Ort einer Nazi-Party werden. Die damalige „Kameradschaft Sturmfront“ hatte dort ein „See-Fest“ durchführen wollen. Damals war nach antifaschistischer Intervention die Gemeinde Graben-Neudorf eingeschritten und hatte den Nazis die Veranstaltung untersagt.


„Hate Crew Nordbaden“ – Nachfolgestruktur von „Blood&Honour“
Die Gruppierung „Kameradschaft Hockenheim“ („Hate Crew Germany“) war seit 2003 organisiert im Nazi-Netzwerk „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ und führte in den Jahren 2003, 2004 und 2005 im Raum Hockenheim so genannte "Heldengedenken" durch. Im Januar 2004 erweiterte sich die „Kameradschaft Hockenheim“ und trat von da an unter dem Namen „Kameradschaft Hockenheim/Schwetzingen“ in Erscheinung.

Seit dem Verbot der Organisation „Blood&Honour“ (B&H) im September 2000 durch das Innenminsterium, firmieren die Strukturen unter verschiedenen Namen weiter. Mittlerweile sind ist B&H überwiegend durch die Strukturen der früher konkurrierenden „Hammerskins“ geschluckt worden.
Erst im Dezember 2011 gibt das baden-württembergsiche Landesamt für Verfassungsschutz auf Anfrage der Rhein-Neckar-Zeitung das zu, was AntifaschistInnen seit langem publizierten: „Blood&Honour“ operiert seit über zehn Jahren trotz des Verbots unter Decknamen weiter. Namen wie „Furchtlos und Treu“ (Sinsheim, Heilbronn. Ludwigsburg), „Divison 28“ oder „Hate Crew“ dienen den verbotenen Strukturen dabei als Label für politische Aktivitäten und Konzerte.

Neben dem von „Blood&Honour“-Aktivisten Jörg Weber umfasst die „Hate Crew Nordbaden“ rund zehn Mitglieder und „Supporter“. Darunter finden sich Roger Ziebart (s.u.), Robert Herff (Brühl), Steffen Huck (Sandhausen) und sein Bruder Patrick Huck (Hockenheim). Weitere Aktivisten aus dem Dunstkreis der „Hate Crew“ sind Bernd Billmann und Jürgen Butz, beide aus dem Rhein-Neckar-Kreis.


Jörg Weber – Rechtsrock-Aktivist und zentrale Figur der „Hate Crew“
Jörg Weber aus Mannheim ist einer der Köpfe der ehemaligen „Kameradschaft Hockenheim/Schwetzingen“ bzw. „Hate Crew Germany“ und Kader von „Blood&Honour Nordbaden“. Weber - Spitzname „Frosch“ - machte sich in der Szene vor allem einen Namen als Organisator von Rechtsrock-Konzerten.

Am 3. Juli 2004 fanden sich zu dem bis dato größten Nazi-Konzert in den Rhein-Neckar-Region rund 500 Nazis in einer Kleingartenkolonie in Brühl ein, um die Bands „Barking Dogs“ und „Brutal Attack“ zu sehen. Organisiert wurde das Konzert vom ehemaligen „Blood & Honour“-Kader Hartwin Kalmus aus Karlsruhe. Jörg Weber hatte die Location angemietet.
Im Jahr 2005 fanden allein im ehemaligen Clubhaus der Rockergang „Bandidos“ in Mannheim-Rheinau mindestens 13 Konzerte des rechten Spektrums statt. Einige davon waren organisiert von B&H-Aktivisten, andere fanden unter Federführung der „Hammerskins“ statt.

Von bundesweiten Razzien gegen die verbotenen Strukturen von „Blood&Honour“ waren im März 2006 auch Kader der Organisation in der Rhein-Neckar-Region betroffen. So fand sich unter den insgesamt 80 Tatverdächtigen beispielsweise auch der NPD-Aktivist und Nazi-Skinhead Christian Hehl aus Mannheim. Den Ausschlag für die Behördenaktion hatten die zahlreichen Nazi-Konzerte 2005 im Gebiet ziwschen Mannheim und Karlsruhe gegeben.

Nichtsdestotrotz ging die Konzertaktivität im Rhein-Neckar-Raum munter weiter. In Hockenheim fanden sich im Dezember 2006 rund 150 Nazis zu einem Konzert ein. Im Juli 2007 kamen 100 Besucher zu einem als Geburtstagsfeier getarnten Konzert in einer Hockenheimer Gaststätte. Und am 10. November 2007 kamen rund 300 Gäste ins Schwetzinger DJK-Vereinsheim zu einem Konzert mit fünf Nazi-Bands. Auch dieses Mal war die Veranstaltung als „Gbeurtstagsfeier“ getarnt.
Im Mai 2010 war die „Hate Crew Nordbaden“ Veranstalterin eines Nazi-Konzerts in der Gaststätte „Zum Rössle“ in Rheinmünster-Söllingen. In der Nazi-Kneipe fanden seit Anfang 2010 verstärkt Nazi-Konzerte statt, meist unter Federführung der „Kameradschaft Rastatt“.

Im Februar 2011 wurden Hartwin Kalmus und Jörg Weber vom Landgericht Karlsruhe wegen Mitgliedschaft in der verbotenen Vereinigung „Blood&Honour“ zu 14 bzw. sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Die beiden hatten nach Auffassung der Richter zwischen 2004 und 2006 Nazi-Konzerte organsiert und an überregionalen Treffen von B&H-Strukturen teilgenommen.

Im Juni 2013 fand das bislang letzte Konzert im „Rössle“ statt. Rund 300 Nazis kamen zu der Veranstaltung.

Jörg Weber gibt sich indes weiterhin selbstsicher und trägt offen seine Gesinnung zu Schau. Neben den einschlägigen „Hate Crew“-Shirts schwärmt der Nazi für die Rechtsrock-Band „Screwdriver“ und die rechte Lifestyle-Marke „Thor Steinar“.


Roger Ziebart - Rechtsrocker und „Hate Crew“-Aktivist
Bereits in seiner Schulzeit am Gymnasium Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) knüpfte Roger Ziebart verstärkt Kontakte in die rechte Szene. Der Einstieg fand - wie so oft - über einschlägige Musik statt.
Anfang der 2000er Jahre hatte der aus Ostdeutschland stammende Ziebart bereits regen Kontakt zum Umfeld der Skinhead-Gruppierung „Sturm Baden“ und der NPD. Zu seinem Bekanntenkreis konnte er den zu dieser Zeit ebenfalls in Walldorf wohnenden und arbeitenden Nazi-Liedermacher Thomas Eichberg (NPD) zählen, der mittlerweile im Raum Berlin lebt und unter dem Pseudonym Toralf Wegner auftritt.

Ziebarts Freundes- und Bekanntenkreis umfasst die gesamte regionale Nazi-Szene. Seine Beziehungen reichen dabei von Südhessen über den Westerwald in die Vorderpfalz und den Rhein-Neckar-Kreis bis in den Raum Karlsruhe. Neben den Kameradschafts-Aktivisten Pablo Allgeier („Kameradschaft Rastatt“) und Patrick Bleimeier („Aktionsbüro Rhein-Neckar“, HDJ) pflegt Roger Ziebart auch Kontakte zu NPD-Mitgliedern wie den Funktionären Jan Jaeschke (Weinheim) und Nico Schiemann (Waghäusel).

Roger Ziebart bewegt sich hauptsächlich im Bereich der Rechtsrock-Szene. Auf Demos und Aufmärschen der Nazi-Szene ist er nicht zu sehen. Er macht keinen Hehl über seine „muskalischen“ Vorlieben, indem er offen T-Shirts von Rechtsrock-Bands wie beispielsweise „Landser“ trägt.
Am 19. Juli 2008 trat Ziebart als Bassist der rheinland-pfälzischen Nazi-Band „Breakdown“ bei „Rock für Deutschland“ in Gera auf. Zumindest eine zeitlang war der Nazi aus Nordbaden Mitglied der Rechtsrock-Band.
Neben dem o.g. Pablo Allgeier, der den Internetversand „Chaos Crew Records“ im Raum Karlsruhe/Rastatt betreibt, zählt Ziebart auch den Betreiber des „Asgard-Versands“ Michael Schill (Sinsheim-Hoffenheim) zu seinen Bekannten.
Malte Redeker aus Ludwigshafen, Europa-Chef der rassistischen „Hammerskins“ und Betreiber des Internetversands „Gjallarhorn Klangschmiede“, ist Ziebart ebenfalls kein Fremder. Weitere „Hammerskins“, die Ziebart zu seinem Bekanntenkreis zählt, sind unter anderem Stephan Oppelt aus Haßloch, Sebastian Kahlmann (ehem. „Kameradschaft Bergstraße“) und Christian Lenz (Ludwigshafen).

Roger Ziebart ist Mitglied der Gruppierung „Hate Crew Nordbaden“ und zeigt dies offen durch entsprechende T-Shirts oder dem Aufdruck „Hate Crew“ auf seiner Bomberjacke. Er lebt nach eigenen Angaben mittlerweile in Kraichtal-Landshausen (Landkreis Karlsruhe).

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Nazis aus Simmern sind nicht verwunderlich, da kommen einige Mitglieder der RechtsRock-Band Breakdown her in der Roger Ziebart mitspielt.

Hintergrundartikel zu Breakdown:

http://www.infobuero.org/2013/06/szeneband-bandportrait-breakdown/