[Halle/Saale] Demonstration: Räume für Träume

[Halle/Saale] Demonstration: Räume für Träume | 14.06.2013

Anlässlich des diesjährigen Jahresfestes der Reilstrasse 78 veranstalten Menschen aus unterschiedlichen politischen und subkulturellen Zusammenhängen am 14. Juni in Halle eine tanzbare Demonstration. Unter dem Motto „Räume für Träume“ soll für selbstorganisierte Freiräume in der Stadt getanzt, diskutiert, gewütet, geglitzert, gestampft und demonstriert werden.

 

Am Marktplatz machen wir 17 Uhr alle Leinen los, schippern durch die Straßen der Stadt und legen zum Schluss im sicheren Hafen der Reil78 an, um mit euch zusammen ins glamouröse Abendprogramm vom Jahresfest überzugehen. DJ_anes sind ebenfals dabei, die für akustische Flutwellen und steigende Pegel auch nach dem Hochwasser sorgen werden.

Let's come together – it's surfing time.

 


 

Räume für Träume

Stadtleben selbst organisieren! Wir wollen euer Image nicht!


„Machen wir uns nichts vor, in Halle ist so ziemlich alles doof, was doof sein kann.“

 

Nicht genug, dass Wohnen viel kostet, zusätzlich verdrängen die steigenden Mieten viele Menschen aus ihrem gewohnten Wohnumfeld. Staatlich organisierte und subventionierte Kultur- (z.B. das Thalia Theater) und Freizeiträume fallen dem Rotstift der Stadträt_innen und der Landesregierung zum Opfer, während jede Menge Geld in ein neues Fußballstadion fließt, welches ausschließlich von einem schlechten Drittligisten genutzt wird. Auch für einen Containerhafen, in dem so gut wie nie Containerschiffe anlegen, wird das Geld sprichwörtlich in der Saale versenkt.

Trotz leerer Kassen verzichtet die Stadt aber nicht auf Projekte wie beispielsweise den Bau des Hafens oder das Fußballstadion, denn Geld soll durch die Privatisierung städtischen Eigentums, Verweigerung von Lohnerhöhungen für Beschäftigte städtischer Unternehmen und der Schließung und Verdrängung von wichtigen Einrichtungen für Senior_innen, Kinder, Jugendliche, Migrant_innen, Kulturschaffende etc. gespart werden. Hierzu zählt zum Beispiel der Versuch der Riesenkleinschule im Jahr 2011 das Gebäude des ehemaligen Landespräsidiums zu kaufen, um ihre Schule dorthin zu verlagern, welcher im Vergabeverfahren zugunsten einer kommerziellen Nutzung durch die stadteigene Wohnungsgemeinschaft HWG abgewiesen wurde. 

Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie fragwürdige Prestigeprojekte gegenüber gemeinschaftlich genutzter Räume bevorzugt werden. Dir fallen sicher noch unzählige weitere ein und auch in anderen Städten sieht es hier nicht anders aus.



GESTERN IVI, MORGEN AZ KÖLN

Am 22.04.2013 wurde das IVI in Frankfurt geräumt und auch das AZ Köln ist akut räumungsbedroht. Allerdings sind das nur zwei aktuelle Beispiele in denen alternative Lebensentwürfe ausprobiert und diskutiert werden sollen und gesellschaftliche Verhältnisse kritisch analysiert und in Frage gestellt werden. Eben diesen Räumen, die für die kapitalistische Stadtplanung keinen direkten Nutzen im Hinblick auf Einnahmen, Tourismus und Prestige haben, werden durch Bürokratie und Repression der politisch Verantwortlichen in Stadt und Land Barrieren in den Weg gelegt, so dass sie an ihrer fehlenden Profitorientierung oder Nichtverwertbarkeit scheitern. Wirtschaftlichkeit und Imagenutzen können aber nicht das Prinzip sein nach denen wir unsere Bedürfnisse befriedigen.

Für die Erfüllung unserer Träume von einem selbstbestimmten Zusammenleben dürfen wir uns nicht auf die Stadtverwaltung oder den Stadtrat verlassen. Unsere Alternative heißt Selbstorganisierung.



ENTSCHEIDE SELBST - SELBSTORGANISIERUNG FETZT!

Gruppen und Initiativen unterschiedlicher Ausrichtung gestalten viele Bereiche im Stadtleben durch Selbstermächtigung und -organisierung und zeigen so, dass auch ohne staatliche Lenkung unsere Bedürfnisse befriedigt werden können. In Halle findet Selbstorganisierung zum Beispiel in der Reilstraße 78, dem VL, bei Radio Corax, dem Postkult e.V., antirassistischen Gruppen wie No Lager, freien Theatergruppen, antifaschistischen Gruppen, der FAU, Queer Einsteigen und anderen selbst geschaffenen Zusammenschlüssen von der konsensdemokratischen WG bis hin zu der Foodcoop statt. Wir sind uns bewusst, dass dies keine Inseln der Glückseligkeit sind, sondern Orte, die den Anspruch haben auf verschiedenen Wegen einen Widerspruch zu den bestehenden Verhältnissen darzustellen. Wir wissen auch, dass sie diesen Forderungen nicht immer gerecht werden können. Deshalb müssen nicht nur gesellschaftliche Verhältnisse, sondern auch die Eigenen hinterfragt und wenn nötig verändert werden.

 

Für eine andere Stadt, für ein besseres Leben kämpfen diese Gruppen und Einzelpersonen jeden Tag mit unterschiedlichem Anspruch und unterschiedlicher Intensität gegen ein zwangorientiertes Leben in Halle und anderswo. Denn dieses bietet wenig partizipatorische Möglichkeiten und noch

weniger Raum zur Selbstgestaltung.

 

NIMM DIR DEINEN RAUM - SELBSTORGANISATION JETZT!

 

Selbstverwaltete Räume sind notwendig und sind Orte, an denen wir ausprobieren, unabhängige Strukturen aufzubauen und Gegenentwürfe zu leben. Sie sind der Versuch, den in unserer Gesellschaft verankerten Unterdrückungsmechanismen, wie Sexismus, Rassismus, Heterozentrismus,

Leistungszwang etc. zeitweise zu entkommen und Raum zu schaffen, sich kritisch mit eben diesen Themen auseinander zu setzen.

Uns geht es nicht darum einen nichtexistenten Idealzustand an solchen Orten herbei zu halluzinieren. Wir sind uns durchaus bewusst, dass emanzipierte Menschen und ihre Räume eben keine abstrakte Parallelwelt frei von Herrschaftsmechanismen schaffen können - sondern in wechselseitiger

Beziehung zum Rest der Gesellschaft stehen. Aber diese Räume können durch ihren Anspruch, den sie an sich selbst stellen, auch dabei helfen ein weitaus angenehmeres Klima als in einem anderen beliebigen Tanzschuppen zu schaffen – man fühlt sich doch wesentlich wohler an Orten, wo Patrioten und andere Nationalist_innen, Rassist_innen, usw. an der Tür eine Abfuhr bekommen oder zumindest rausgeschmissen werden, sobald sie ihre Charaktermasken nach außen tragen. Denn in dieser auf Zwang basierenden Gesellschaftsordnung ist ein (temporäres) Ausbrechen durch Organisation mit Anderen möglich. Indem wir uns zusammentun und die Dinge, die für unser Leben wichtig sind, gemeinsam und hierarchiefrei organisieren, können wir unsere Utopien ein Stück weit ausprobieren und für Andere erlebbar machen. Ob unkommerzielle Kunst- und Kulturveranstaltungen in politischen Projekten, gesellschaftskritische Vorträge und Lesekreise, gemeinsames Containern und eine Küche für Alle, solidarische Gartenbaukooperativen, Umsonstläden,kreative Stadtbemalung, Haus-/Platzbesetzungen oder freie Radios – eine selbstorganisierte Gesellschaft kann nur von uns direkt geschaffen werden. Wir kriegen sie nicht geschenkt – wir müssen sie erkämpfen!



  • Wir lassen uns unsere Bedürfnisse nicht durch eine kapitalistische Stadtverwaltung vorgeben!

  • Wir nehmen unser Leben selbst in die Hand!

  • Wir schaffen uns Raum für kritisches Denken und Handeln!



Wir rufen daher zu einer vielfältigen und energischen Demonstration auf, um mit euch gemeinsam

für den Erhalt und die Entstehung selbstorganisierter Räume zu kämpfen und um zu zeigen, dass

es auch möglich ist eine Stadt selbstbestimmt zu gestalten.

 

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OMG! ist der text vielleicht aus nem flugi aus den 80ern der hafenstr. oder kreuzberg abgeschrieben? "die da oben" machen was sie wollen, ist das die message? ist halle/ die Reilstr.78 wirklich auf diesem stand hängen geblieben? oder soll der aufruf ganz offen zum fernbleiben einladen? dann dürfte er bei vielen sein ziel erreichen.

zweiteres.

 

aufm markt gibts zeitgleich ein flutopfer/helfer-benefiz mit deichkind und revolverheld, was dir vielleicht mehr zusagt.

viel spaß beim gemeinschaftlichen rumheuln - so steigt der pegel halt auch.

Wenn ihr für den Erhalt von Freiräumen kämpfen wollt, dann führt die Demonstration zum VL. Dort soll am Montag eine Veranstaltung stattfinden, auf der Menschen aufgrund ihres Geschlechts ausgegrenzt werden.