[DD] 150 Menschen für ein selbstverwaltetes Leben auf der Straße

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Am 1.Mai fand in Dresden – wie in manchen anderen Städten auch – eine explizit libertäre Demonstration statt. Dabei setzten die Organisator_innen vom Allgemeinen Syndikat Dresden (FAU IAA) und aus dem Libertären Netzwerk Dresden (FdA IFA) nicht auf eine Bündnisspolitik mit autoritär ausgerichteten kommunistischen Gruppen und auch nicht auf eine Beteiligung am DGB-Fest sondern setzten die Forderung der Selbstorganisation auch dadurch um, dass zum 2. Mal in Dresden eine libertäre 1.Mai-Demonstration organisiert wurde.

 

Es begann 12:00 mit einer Standkundgebung auf dem Theaterplatz (in unmittelbarer Nähe zum DGB) mit Redebeiträgen, Musik und einem Infostand. In den Redebeiträgen wurden u.a. die Sozialpartnerschaft angegriffen, die Demoteilnehmer_innen auf eine Aktion des Allgemeinen Syndikats gegen die mantiburi GmbH aufmerksam gemacht und es wurde noch einmal der Aufruf verlesen. Außerdem lies es sich eine befreundete Folkband nicht nehmen eine kurze Livemusikeinlage zu spielen. Nochmal vielen Dank dafür an dieser Stelle.


Ca. 14:15 hatten sich dann auch die letzten am Theaterplatz eingefunden und die Demo zog los. Die eingesetzten Polizist_innen verhielten sich die Demo über, ungewöhnlich ruhig. Erster Zwischenstop war am Goldenen Reiter wo die aktuelle Entwicklung basisdemokratischer und selbstbestimmte Projekte, Initiativen und Widerstandsstrukturen gegen die europäische Krisenverwaltungspolitik in Spanien Thema war. Danach ging es zum Kulturrathaus. Diese Station wurde als Anlass genommen einen Gastbeitrag vom Netzwerk Asyl, Migration, Flucht zur Situation geflüchteter Menschen in Deutschland zu verlesen, da im Kulturrathaus immer wieder Entscheidungen gefällt werden, die nicht etwa zu einer Verbesserung Geflüchteter beitragen sondern sie – wie überall in Deutschland – auf stärkeste reglementieren und in ihrer Selbstbestimmung beschneiden.


Lautstark zog die Demo weiter um kurz danach wieder Halt zu machen. Am Albertplatz wurde über die Situation von Kellner_innen in der Dresdner Neustadt aufgeklärt und alle Lohnabhängigen im Gastrogewerbe wurden aufgefordert sich in kämpferischen Betriebsgruppen und Basisgewerkschaften zu vernetzen und gemeinsam gegen Ausbeutung und miese Arbeitsbedingungen zu kämpfen.


Auch der Redebeitrag am Neustädter Bahnhof nahm Bezug auf eine bestimmte Branche, nämlich die des Gesundheitswesen, dass seit Jahren von Rationalisierung und Einsparungen betroffen sind, die für miese Arbeitsbedingungen und gleichzeitig für miese Pflegebedingungen sorgen.


Der weitere Weg führte durch das Dresdner Hechtviertel zum Bischofsplatz wo die Gruppe "e*vibes – für eine emanzipatorische praxis" einen Redebeitrag zum Zusammenhang zwischen Patriarchat und Kapitalismus verlas.


Abschließend zog die Demo dann noch zum Alaunpark wo eine Genossin noch etwas zur Vorstellung der FAU über eine gesellschaftliche Veränderung und zu einigen konkreten Maßnahmen eine solche Veränderung vorzubereiten erzählte.


Doch Dresden wäre nicht Dresden ohne dass Polizeieinsatzkräfte sich auf einer Demo nicht mindestens einmal repressiv zeigen. Nach der Verlesung der Abschlussredebeiträge wurden 2 Menschen vorübergehend in Gewahrsam genommen um sie einer ED-Behandlung zu unterziehen. Vorwurf: „Vermummung“.


Rückblickend bleibt zu sagen, dass es uns erfreut, das trotz verschiedenster Veranstaltungen (z.B. Gegenaktivitäten gegen den Naziaufmarsch in Erfurt) sich so viele Leute auf den Weg nach Dresden gemacht haben. Denn neben Genoss_innen aus anderen sächsischen Städten und Genoss_innen aus Sachsen-Anhalt waren auch 2 Mitglieder der ZSP (polnische Schwestergewerkschaft der FAU) zusammen mit uns auf der Straße. Bleibt zu hoffen, dass sich ein libertärer 1.Mai in Dresden etabliert und die thematisierten Inhalte Übergang in unseren Alltag finden.


Für ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Freiheit!

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Die "revolutionäre 1. Mai Demo"

Es wurde die üblichen austauschbaren Textbausteine verlesen, an der Spitze jede Menge Fahnen und Verbalradikalität.

 

Voyeurismus und Presse halten Leute davon ab, im Schutz der Demo aktiv zu sein.

ich weiß nich wo du da ein einziges mal das Wort "revolutionär" gelesen hast. Und hättest du dem Redebeitrag der Abschlusskundgebung zugehört, wüßtest du dass sich die FAU nicht der Wahnvorstellung hingibt eine Demo würde den Kapitalismus über Bord werfen. Vielmehr ist es unsere Auffassung, dass die Organisierung in Nachbarschaftsinitiativen, in themenspezifischen Bündnissen und nicht zuletzt in kämpferischen Basisgewerkschaften die Vorbereitung und Sozialisierung für eine befreitere Gesellschaft schaffen (können). Nicht eine Demo oder ein Riot wird den Kapitalismus erschüttern (davon hat das System schon genügende erlebt) sondern die Übernahme der Produktion, eine Umstellung des Bildungssystems, ein Umdenken hin zur gegenseitigen Hilfe in der Nachbarschaft etc etc.

Soviel also zu "aus der Demo herraus aktiv werden" ... das kannste gerne in Berlin machen, aber meine Revolution (und sicher auch die meiner Genoss_innen) sieht anders aus.

Wie wär's, wenn du selber mal über deinen Tellerrand hinausschaust?

Texte zum aufständischen Anarchismus findest du z.B. hier, hier oder hier.

 

Es gibt Menschen (viele davon sind auch Anarchist*innen), die lieber hier und jetzt zum Angriff übergehen, als auf ein unwahrscheinliches quantitatives Wachstum einer (anarchistischen) Massenorganisation zu warten. Berechtigte Kritik diesbezüglich gibt's nicht nur am DGB, sondern auch an FAU und FdA.

 

Dennoch: Eine pauschale Einteilung in schwarz und weiß, Organisation und Aufstand, greift ebenfalls zu kurz. Beides hat Vor- und Nachteile und letzlich macht eh jeder was er*sie für richtig hält. Aber diskutiert doch bitte miteinander, bevor ihr euch gegenseitig mit Dreck beschmeißt.

Niemand braucht sich Selbstinszenierende, regressive Bankenentglaser ohne jegliche Gesellschaftsanalyse und -kritik. Und "revolutionär" ist das schon garnicht, mal ganz davon abgesehen, dass hier von "libertärer 1. Mai Demonstration" die Rede ist.

 

Lies lieber mal ein vernünftiges Buch statt "Bild erklärt den Schwarzen Block"! Dem Kapitalverhältnis kratzt es kein bisschen wenn ein paar BILD-Style-NewBlackBlock-Kids ein paar Fensterscheiben kaputt machen. Und für das Glaserei-Gewerbe ist das sowieso wie Weihnachten.