Haymarket! Für einen anarchistischen 1. Mai in Berlin

HaymarketRiot

Alle Versuche das Bündnis, das die "Revolutionäre 1.Mai Demo" 2013 organisiert, dazu zu bewegen endlich Lehren aus dem Fiasko des letzten Jahres zu ziehen, sind leider gescheitert. Alle Erfahrungen, positive, wie negative, die während der PK13-Demo gesammelt wurden, wurden in den Wind geschlagen. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Bullen auch dieses Jahr die Demo angreifen und zerschlagen werden. Mit dem Verzicht auf die Südschleife, vorbei am IZH und durch Neukölln, ist zusätzlich eine brisante Ausgangslage entstanden. Eingeklemmt zwischen Spree und Bullensperren, wird spätestens ab der Köpenickerstr. die Demo gefährlich für alle Teilnehmer_innen.

 

Überhaupt halten wir das ganze Konzept der 18 Uhr Demo für überholt und es besitzt in unseren Augen nur noch einen rituellen Charakter. Konsum von Demonstrationskultur. Als AnarchistInnen wollen wir weder in das Herz der Regierungsmaschine laufen, um dort bettelnd politische Forderungen zu stellen, noch wollen wir weiterhin Demonstrationen bei denen anmelden, die uns ausbeuten und mit dem Polizeiknüppel unterdrücken. Die Gedenkdemo für Rosemarie und deren gezielte und geplante Zerschlagung auf Höhe der Bürknerstr. in Neukölln, zeigt einmal mehr, dass die Bullen keinen Grund brauchen, um eine friedliche und nicht militante Demo mit brutaler Gewalt aufzulösen. Wir wollen die soziale Frage stellen. Auf den Straßen dieser Stadt, um die der Kampf gerade heiß entbrannt ist und dessen Feuer wir leidenschaftlich anfachen wollen. Wir sind uns voll bewusst, dass wir eine direkte, statische Konfrontation mit den Bullen mit einem enorm hohen Preis bezahlen müssten. Viele würden im Knast landen. Viele würden verletzt werden.

 

Wir wenden uns auch gegen das Konzept der Latschdemo, die hinter lärmenden Lautis herzieht, wie die Wähler_innen zur Wahlurne. Wir wollen laute Demos, die von den Teilnehmer_innen mit eigenen Parolen lautstarkt und wütend gestaltet werden. Von wenigen wird vorgeben, wo gelaufen wird und das alles im Einklang mit den Bullen, mit denen ja leider kooperiert werden müsste, da die Demo ja schön und brav angemeldet wurde. Wir sagen: Ya, Basta! Es reicht!

 

Die Bildung eines eigenen autonom-anarchistischen Blocks im Rahmen der 18 Uhr ist ein Anfang. Eine gute Ausgangslage, aber mehr auch nicht. Diese Ausgangslage hat sich durch die Änderung der Route massiv verschlechtert. Jede_r steht nicht nur in der Verantwortung darauf zu achten, dass Teilnehmer_innen sich oder andere nicht durch unbedachte Aktionen gefährden, sondern auch Jede_r trägt die Verantwortung dafür, dass wir diesen Tag mit Leben, mit Wut und Phantasie füllen. Die Taktik der Bullen ist offensichtlich: Jedes Unruhepotenzial aus Kreuzberg 36 fernzuhalten. Nicht zuletzt deshalb  existiert das MyFest. Als Befriedungsmaßnahme für die Unzufriedenen. Lasst uns dieses Konzept durchkreuzen.

 

Lasst uns für die Bullen so unberechenbar werden wir noch nie. Suchen wir nicht die direkte Konfrontation mit ihnen. Lasst uns ausweichen ohne zurückzuweichen. Lasst uns da auftauchen, wo keine oder wenige Cops sind. Lohnende Ziele existieren in Kreuzberg, Neukölln, Friedrichshain und anderswo genug. Die 18 Uhr Demo taugt dank der mit den Bullen ausverhandelten Änderung der Route nur noch bedingt als Plattform für Aktionen. Im Gegensatz zu der nicht angemeldeten Sponti, die letztes Jahr vom Feuerwehrdenkmal am südlichen Mariannenplatz quer durch Kreuzberg zum Sammelpunkt der 18 Uhr Demo zog. Diese wurde "nur" von vielen Zivis begleitet, während die uniformierten Schläger_innen der Demo mit Abstand folgten. Auf dem MyFest wollen und müssen die Bullen sich zurückhalten. 

 

Gehen wir nach Neukölln, wo in diesen Tagen aus Angst vor einer Welle der Solidarität Zwangsräumungen abgesagt bzw. verschoben werden, wo Wohnungsbesichtigungen verhindert oder gestört werden, da bei diesen Wohnungen weit über 10 Euro der Quadratmeter kalt verlangt werden und der Kampf um Wohnraum jeden Tag mehr Fahrt aufnimmt. Wem gehört die Stadt? Stellen wir diese Frage auf den Straßen und setzen schon einmal die Segel und nehmen unbekannten Kurs auf eine bessere Welt. Jene Welt, die feurig in unseren Herzen wächst. Mögen wir auch Schiffbruch erleiden. Voll von Angst im Hafen zu bleiben, um den rauen Wellen des Lebens auszuweichen, ist für uns keine Alternative.

 

Für die soziale Revolution! Für den Umsturz aller Verhältnisse! Lang lebe die Anarchie!

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 Montag, 22.4., 21:00 in Berlin,  New Yorck 59: A-Infocafé
1. Mai - Haymarket revisited. Vortrag im Rahmen des Anarchistischen Infocafés mit anschließender Diskussion über den heutigen 1. Mai aus libertärer Perspektive.
1886 begann in den USA am 1. Mai eine Kampagne für den Achtstundentag. Zwei Tage später explodierte bei einer Versammlung auf dem Chicagoer Haymarket eine Bombe in den Reihen der Bullen, die daraufhin wild um sich schossen, was auf beiden Seiten Tote und Verletzte zur Folge hatte. Im darauffolgenden Schauprozess wurden fünf der bekanntesten Chicagoer Anarchisten zum Tode verurteilt. Danach etablierte sich der 1. Mai als Kampftag der Arbeiter*innen. Wir wollen euch die damaligen Ereignisse vergegenwärtigen und anschließend mit euch diskutieren, wie wir dem 1. Mai auch in Berlin wieder eine stärkere anarchistische Bedeutung geben können.
Organisiert von der Anarchistischen Föderation Berlin. Vokü ab 20.00 Uhr, Veranstaltungsbeginn ca. 21.00 Uhr. Ab 18.00 Uhr gerne zum Schnippeln helfen kommen.