Mittwoch, 8. Mai - Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn
Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell
In Krisenzeiten finden allerlei skurrile Ideen Resonanz. Die Perspektive einer lokal oder regionalen Ökonomie mit fairen Preisen und Löhnen, eine Art gebremster Kleinkapitalismus, ist in der Linken, in der Umweltbewegung und unter Globalisierungskritikern verbreitet. Zu diesen Heilsbotschaften zählt auch die Lehre des Kaufmanns Silvio Gesell (1862-1930), auf der die Regionalgeld- und Tauschringe-Projekte basieren. Am bekanntesten ist der „Chiemgauer“ im Südosten Bayerns. In Freiburg dümpelt seit 2008 das Projekt „Freitaler“ ohne große Resonanz dahin. In Argentinien beteiligten sich zeitweise zehn Millionen Menschen an einem von Gesell inspirierten Tausch-Netz mit eigener Währung. Gesellianer waren Mitgründer der Grünen und sind heute Mitgliedsverbände von Attac. In Argentinien beteiligten sich zeitweise zehn Millionen Menschen an einem von Gesell inspirierten Tausch-Netz mit eigener Währung. Alle Übel dieser Welt führte Gesell darauf zurück, daß Geld wertbeständig sei und Geldbesitzer darum Geld horten um Zinsen zu erpressen. Er wollte ein „rostendes“ Geld oder Schwundgeld ausgeben, das regelmäßig an Wert verliert, so daß es sich nicht lohnt, es zu horten. Geld ist aber weder wertbeständig noch wird es in nennenswertem Umfang zuhause unter der Matratze versteckt. Gesells Utopie war ein ungehemmter „Manchesterkapitalismus“, in dem Frauen als Gebärmaschinen und reiche Männer als Samenspender fungieren sollten. Von ihm als minderwertig angesehene Menschen sollten ausgemerzt und eine „Hochzucht der Menschheit“ stattfinden. Gesell stellte den „ehrlichen“ Unternehmer gegen den „bösen“ Wucherer und Spekulanten, was die Nazis zur Agitation gegen das „raffende“ Kapital verdichteten. Der Vortrag wird Regionalgeld und Tauschringe sowie die Ideologie der Gesellianer kritisch durchleuchten und ihre Schnittstellen zum Antisemitismus benennen.
Es spricht Peter Bierl (München), Autor u.a. von „Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts – Der Fall Silvio Gesell“ (Konkret-Verlag).
Um 20°° im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15 (Spechtpassage).
Initiative Sozialistisches Forum
Jour fixe
Frühjahr / Sommer 2013
Der Einleitungstext „Das Fleisch der Deutschen“
sowie das Kommentierte Programm unter: www.isf-freiburg.org
oho
Eigentlich wollte ich mich gerade ernsthaft kritisch mit dieser Ankündigung auseinandersetzten. Das macht aber eigentlich kein Sinn. Die ISF oder der ISF nahe stehende Personen waren in der Vergangenheit niemals dazu bereit, anzuerkennen, dass die eigene Kritik nicht konstruktiv ist und ein teilweise(!) lächerlicher Fokus auf den Antisemitismus besteht. Das ist in sofern Schade, als dass so von verschiedenen Teilen der Linken diese mitunter auch sehr sinnvolle Kritik genau deshalb nicht angenommen wird.
destruktive Kritik
Kritik an regressiver Kapitalismuskritik, an Rassismus, Sozialdarwinismus, Sexismus und völkischer Ideologie MUSS destruktiv sein. Es geht darum, reaktionäre Ideologien zu dekonstruieren, nicht, sie zu verbessern. Mindestens ein Antideutscher (also ISF-nahestehend-Schublade) erkennt genau dies an und bekennt sich dazu.
Der Grund dafür, daß "verschiedene Teile der Linken" die Kritik nicht annehmen, ist deren eigene Verbohrtheit, die fehlende Bereitschaft, sich die Verinnerlichung antisemitischer oder kryptoantisemitischer Ideologie einzugestehen und aufzuarbeiten. Die Konsequenz daraus ist, daß die destruktive Kritik am Antisemitismus umso nötiger ist.