Bahamas im Gangland

Saale Syndikat

Kurzbericht zur Veranstaltung im Café Central am 8. März 2013 und den Übergriffen durch die Hallenser Bahamas-Fraktion. Unter dem Titel „Anna und Artuhr im Gangland“ fand am 8. März 2013 eine Veranstaltung der Bahamas-Redakteure Jan Gerber und Uli Krug im Café Central in Magdeburg statt. Der Ankündigungstext versprach eine Abrechnung mit der Magdeburger Linken und der dort recht beliebten Kampagne zur Aussageverweigerung bei polizeilicher Repression. „Die Parole „Anna & Arthur halten’s Maul“ ist die linke Variante der Omertà, des Schweigegelübdes der Mafia.“ Oha.

 

Im Vorfeld

 

In den zwei Wochen vor der Veranstaltung gab es mehrere Artikel bei Indymedia (1,2,3), in welchen die z.T. sexistischen und rassistischen Positionen der Bahamas kritisiert wurden. Die Hauptkritik richtete sich gegen die Verharmlosung von Vergewaltigungen in der Bahamas und deren Affinität zu Rassist_innen. In einem Offenen Brief wurde das Café Central zur Absage der Vorträge aufgefordert.

Zudem wurden vermehrt Zweifel an der Diskussionsbereitschaft der Bahamas, des selbst ernannten „Abrissunternehmens der Linken“, laut. Das Café Central reagierte mit einer Stellungnahme á la „wir wollen diskutieren / wer's nicht mag soll zuhause bleiben / die Welt wird sich dennoch weiter drehen“ und führte die Veranstaltung wie geplant durch.

 

Kritik oder Handgemenge

 

Der Abend begann mit der geschlossenen Anreise von 30 Hallenser_innen, welche dem Auftreten nach wohl die im Ankündigungs-Text beschriebene kleinkriminelle Bande darstellen sollten. Die Gruppe übernahm die Aufgaben Publikum und Veranstaltungsschutz, zeigte sich jedoch überrascht von dem veranschlagten Eintrittsgeld von 3€.

 

Gegen 19.30 Uhr, dem geplanten Beginn, versammelten sich vor dem Central weitere 30 Menschen, die sich vom Ankündigungstext der Veranstaltung angesprochen, zur Kritik angeregt oder schlicht provoziert fühlten.

 

Die beiden Gruppen – Hallenser Schutzpublikum und Magdeburger Störfaktoren – standen sich eine Weile leicht pöbelnd gegenüber. Sprüche liefen auf dem Niveau von „Gab's deinen Rucksack nicht letzte Woche bei Lidl im Angebot?“. Die Szene erinnerte an ein Aufeinandertreffen zweier verfeindeter Dorfjugenden, wo sich alle kurz hassen aber Montag eh wieder zusammen in die Schule müssen. Angriffe und Rangeleien blieben bis zum Beginn der Veranstaltung aus, die hinzu gerufenen Polizeibeamten konnten die Situation kurz erheitern aber nicht eskalieren.

Kurz vor Beginn der Veranstaltung kam es dann doch noch zur erwarteten Konfrontation: der engagierte Hallenser Saalschutz entfernte drei missliebige Gäste aus dem Café Central. Den ersten erwischte es beim Bezahlen – er wurde mittels Schwitzkasten wieder aus dem Café befördert. Diskussionen unerwünscht. Zwei weitere wurden als vermeintliche Störer_innen verkannt und unter Einsatzbereitschaft von Quarzhandschuhen und Pfefferspray der Veranstaltung verwiesen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung wurde damit aktiv verhindert und das Versprechen einer offenen Diskussion, nicht nur vom Central-Team durch unterlassene Intervention, sondern auch von den vermeintlich "kritischen" Personen aktiv gebrochen. Gewalt, Einschüchterung und die Durchsetzung von Schweigen ging an diesem Abend auf das Konto der Bahamas-Fraktion, was ihnen den Ruf der „Opfer linker Gewalt“ streitig machen dürfte. Von Magdeburger Seite gab es lediglich „Paar auf's Maul“ in Form eines paarweise zu erwerbenden Mategebräus, um Einiges preiswerter als die Getränke im Central selbst.

 

Die Vorträge begannen verspätet und ergossen sich in allgemeinen Thesen, beispielsweise über den Unterschied zwischen Szene und Klasse. Die angekündigten Themen wurden von den Referenten gar nicht behandelt. Die gezielte Provokation des Ankündigungstextes ging auf und reproduzierte auf allen Seiten die kritisierten Gegenstände. Das Moment, das Kritik auch immer Selbstkritik, die Einbeziehung des eigenen Standpunkts und die materielle und ideologische Verortung im kritisierten Kontext beinhalten muss wurde eklatant missachtet.

Entsprechend des handverlesenen Publikums gab es keinerlei Diskussionen über den Inhalt der Vorträge oder die Einstellungen der Referenten, sodass der Abend mit zwei kurzen Nachfragen aus dem Publikum endete.

 

Fazit

 

Ein provokanter Ankündigungstext gepaart mit untragbaren Bahamas-Referenten sorgte für viel Aufregung, ein klein wenig anti-linke Gewalt und den politischen Abschied vom Café Central.

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„Ich werde die Versammlungen nicht vergessen, mit denen die ‚clandestini’ letztes Jahr die Plätze Italiens füllten, um Aufenthaltsgenehmigungen zu erhalten. Die verzerrten, bösen, feindseligen Gesichter. Die erhobenen, drohenden, zum Einschlagen auf den, der sie beherbergt, bereiten Fäuste. Ich werde sie nicht vergessen, weil ich mich, mehr noch als ich mich beleidigt fühlte durch deren Anmaßung in meiner Heimat, verarscht fühlte von den Ministern, die sagten: ‚Wir möchten sie abschieben, aber wir wissen nicht, wo sie stecken’. Ihr Mistkerle! auf jenen Plätzen befanden sich tausende, und sie versteckten sich keineswegs. Um diejenigen auszuweisen, hätte es gereicht, sie aufzureihen, bitte-werter-Herr-setzen-Sie-sich, sie zu einem Hafen oder Flughafen zu begleiten und sie in ihre Länder zurückzuschicken.“ (Oriana Fallaci, zitiert nach: Bahamas 39)

 

dialektik des abschieds

ein karibischer amoklauf von fröhlichem zechen über schlechten sex zu bepissten baptisterien

der text ist ja mal geil. da wird unter anderem sören pünjer mit diesem absatz zitiert:

 

„Die Behauptung, die Deutschen seien fremdenfeindlich, ist eine Lüge. Denn Fremdenfeindlichkeit ist ein Beleg für eine aufgeklärte kapitalistische Gesellschaft. In Deutschland dagegen ist man von jeher fremdenfreundlich. Und Fremdenfreundlichkeit ist das Herzstück der antirassistischen Ideologie. Insofern kann man sagen: Das deutsche Problem besteht darin, dass Deutsche traditionell eher antirassistisch sind, weil sie nämlich weniger gegen andere Rassen und Kulturen sind, sondern vielmehr für diese.“ (Sören Pünjer, in: Conne Island Newsletter, Juni 2003)

 

und daraus wird voller unverstand geschlossen, die "bahamas-fraktion" sei rassistisch. oh man. dabei zielt pünjer sehr gekonnt auf die blut und boden logik der deutschen ideologie ab, die sich sehr wohl über rassische zuschreibungen definiert und in diesem sinne wirklich nicht fremdenfeindlich, sondern immer für Rassen ausgesprochen hat. 

 

wahrscheinlich kann man den text an  allen ecken und enden weiter auseinandernehmen, um am ende eher die unfähigkeit zum lesen & versetehen der verfasser/innen feststellen als alles andere

tolle story, da werden drei leute vor die tür geboxt, obwohl einfach nichts passiert ist. die wollten zahlen, man hat ihnen ihre kontroversen ansichten an der stirn angesehen, und plötzlich sind sie mit pfefferspray vor die tür geklatscht worden. ohne kontext, ohne vor- und nachgeschichte, einfach bloß aus gewaltbereitschaft vom sicherheitsdienst. ist ja kein geheimnis, dass prügel-antifas gerne rausschmeißer spielen bei jedem nichtigen anlass, aber so doof, es ohne jeglichen kontext zu machen, ist ja nicht mal der bahamas-saalschutz. wie unfassbar viel energie für so einen mist verschwendet wird...

Tolle Story, du sagst es. Zwei der drei "Rausgeworfenen" wurden nicht rausgeschmissen, sondern sind ohne Aufforderung oder Begleitung ganz freiwillig zur Kasse gegangen und haben ihr Geld wiederbekommen. Nun gut, glaub, was du willst.

steht doch in dem beitrag, dass die "rauswurf"-story als äußerst unglaubwürdig eingeschätzt wird.

Danke für diesen Artikel, hoffentlich merken auch die letzten jetzt mal, dass das keine Leute sind, mit denen eine Revolution gemacht wird. Im Gegenteil.

...aber du und deine genossInnen macht revolution oder was? ^^..lachhaft.

weniger größenwahn, mehr kritik. ;)

Was ist denn Bahamas? Nie davon gehört. Die Inselgruppe in der Karibik ist ja scheinbar nicht gemeint.

brauch mensch aber auch wirklich nicht zu kennen. Hat nur Bedeutung in so inner"linken" Spaltungskämpfen.