Josephsplatz: Für eine Stadt ohne Autos statt ohne Bäume

Feuertonne Josephplatz

Endlich hat sich die die Stadt überlegt, wie sie mit der Situation der Besetzung umgehen will. Sie möchte die Sache aussitzen und die Besetzung nicht räumen lasen. Das gibt uns Zeit, uns zu sammeln und über eine langfristige Strategie nachzudenken. Von den Bäumen bekommen sie uns damit aber nicht so schnell. Eine Alternative für die Investition, der langfristig Autos statt Bäumen und Spielplatz zum Opfer fallen würden, hätten wir aber anzubieten.

 

Häufig betonen die Befürworter_innen der Tiefgarage den Wegfall der circa 80 Parkplätze am Josephs- und gerade dem Spielplatz. Das finden auch wir super. Nur geht das nicht nur mit dem Bau der Tiefgarage sondern ebenso mit einer Politik, die den Individualverkehr nicht fördert sondern zurückdrängt. Der Bau der 260 unterirdischen Plätze würde Anreize zur Anschaffung neuer Autos schaffen, während der Wegfall der Parkplatzsuche die Schwelle, das Auto statt Bahn oder Fahrrad für innerstädtische Kurzstrecken zu benutzen, deutlich senken würde. Zudem würde sich der gesamte Verkehr im Viertel um den Spielplatz konzentrieren, da hier eben die Einfahrten gebaut werden. Die Abgase würden auf den Platz zurück geblasen werden.

Die Zweckgebundenen Gelder könnten - um den Auswirkungen des individuellen Personenverkehrs entgegen zu wirken - verwendet werden, um Carsharing als günstige Alternative zur Unterhaltung persönlicher und die meiste Zeit nur herumstehender Fahrzeuge zu etablieren. Weiters könnte darüber nachgedacht werden, den ÖPNV durch Preissenkungen attraktiver zu machen.

Ein weiteres "Argument": Es handele sich um eine Anwohner_innentiefgarage und nicht einfach um eine Tiefgarage. Warum eine Anwohner_innentiefgarage keine Tiefgarage sein soll, ist uns nicht klar. Allen Anwohner_innen wird die Tiefgarage sicher nicht zur Verfügung stehen. Pro Jahr soll ein Stellplatz nämlich um die 1000 Euro kosten, dass sich das nur die wohlhabenderen unten den Mietern um den Platz leisten können ist klar. Möglicherweise erledigt sich das Problem aber langfristig auch, wenn der Bau die Gegend "aufwertet", die Mieten steigen lässt und damit weniger Zahlungskräftige Anwohner_innen verdrängt...

Die Wiederherstellung des Bewuchses des Platzes inklusive derer ökologischer Funktion erscheint uns unmöglich; ein angemessener Ersatz bräuchte ohnehin Jahrzehnte, um zu wachsen. Ahornbäume können einen Durchmesser von 1,5 m und ein Alter von 200 Jahren und mehr erreichen. Da Ahornbäume zu den Herzwurzlern gehören und häufig auch tiefe Pfahlwurzeln besitzen, können ähnliche Bäume auf der Tiefgarage nicht mehr gepflanzt werden. Flachwurzler hingegen haben als Ersatz eine erhöhte Windbruchgefahr. Könnte man Ahornbäume nachpflanzen, so müssten diese 30 Jahre alt werden, bis sie die Hälfte der aktuellen Höhe und ein Viertel des Holzgewichts erreicht hätten. Die Kapazität der Luftbefeuchtung und Schadstofffilterung wäre zu diesem Zeitpunkt ebenso noch entsprechend reduziert.

Der Kritik, wir würden gegen den Willen der Anwohner_innen und derer demokratischer Entscheidung handeln, können wir nicht viel abgewinnen. Nicht nur, dass die Unterstützung aus der Bevölkerung überwältigend ist; erst kurz vor Beginn der Arbeiten wurde das Baukonzept geändert. Statt einer geschlossenen müssen die Anwohner_innen nun eine offene Bauweise ertragen. Das Konzept, über das bei einer Bürgerversammlung abgestimmt wurde, sah aber eine gedeckelte Bauweise vor. Wie demokratisch diese Versammlung durchgeführt wurde ist zweifelhaft. Die Informationen über die Bauweise nicht vollständig und transparent und der Zeitpunkt der Abstimmung war so gewählt, dass er die Nutznießer des Baus bevorzugt. Schließlich wurde, wie anwesende berichten, nur per Handzeichen abgestimmt und nach Eindruck ausgewertet. Von schriftlichen Aufzeichnungen der Auszählung ist uns nichts bekannt.

Wir bleiben. Für eine Stadt ohne Autos statt ohne Bäume.

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Seht geehrte Damen und Herren,

 

eine Autofreie Stadt, wie Zermatt (Schweiz) ist in der heutigen Zeit in München leider nicht mehr möglich. Aber wie immer haben die Deutschen große Angst vor Veränderungen. "Es könnte sich ja etwas verändern, sogar zum guten." Davor verschließt eine Minderheit allerdings die Augen. In der sehr einseitigen Berichterstattung der Baumbesetzer klingt es für den Aussenstehenden so, also ob die Bäume für eine betonierte Parkfläche geopfert werden. Das ist allerdings nicht richtig! Und wer den geplanten, neuen, Josephsplatz kennt wird auch nicht behaupten dass sich der gesamte Verkehr um den Spielplatz dreht. Reinen Populismus darf ich hier unterstellen. Und Sie glauben doch nicht wirklich an eine Preissenkung der MVG falls die Tiefgarage nicht gebaut wird.

Des weiteren handelt es sich natürlich um eine Anwohnergarage! Ich unterstelle Herrn Joseph absolute Ahnungslosigkeit was die Wohnsituation am Josephsplatz angeht. Nur zur Erläuterung. Jeder Anwohner der sich in dieser Umgebung ein Auto leisten kann hat auch die 1000 Euro für einen Stellplatz in der Tiefgarage. Für alle anderen ist dann mehr oberirdische Parkfläche für 30 Euro pro Jahr vorhanden.

Ich selbst bin kein Botaniker, aber als ehemaliger, Jahrzehnte langer, Anwohner am Josephsplatz kann ich behaupten dass die  Windverhältnisse bestimmt auch für einen schönen neuen Flachwurzler kein Problem darstellen.

Nun zum Schluss, und zum Nachdenken für die Aktivisten.: Der Platz sieht bereits einer unschönen Baustelle gleich. Durch die Besetzung der Bäume wird es Jahre dauern bis der Platz wieder in einen "Normalzustand" hergestellt wird. Dann würde ich gerne eine Erklährung von Robin Wood für die Eltern und vor allem für die Kinder bekommen, weil seit Jahren kein neuer Spielplatz vorhanden ist! Da ändert auch das Argument der Bauweise nichts. Je schneller das Projekt Über die Bühne geht desto besser für alle beteiligten. Neue Bäume für die nicht Anwohner von Robin Wood und ein neuer Lebensraum für die wirklichen Anwohner am Platz.

Denn eins ist sicher, bei einem Baustopp werden die Aktivisten genau so schnell verschwinden wie sie aufgetaucht sind. Aber die Anwohner die das Projekt betrifft sind dann immer noch vor Ort. Aber Robin Wood hat zu dem Zeitpunkt den Josephsplatz schon lang vergessen!