[RZM] Die Linke und der Puff

Feminism

In den letzten Tagen werden auch auf linksunten Artikel veröffentlicht, die zur Entsolidarisierung mit FEMEN aufrufen. Grund für die Ablehnung der Proteste und Forderungen der Aktionsgruppe sind zum einen deren Forderungen nach Abschaffung der Prostitution ( über ein Sexkaufverbot), aber auch die zum Protest gewählte Ausdrucksform mit Rückgriff auf Naziparolen und die entsprechenden Inszenierungen. Unter anderem wird die Parole „Arbeit macht frei“ und das Zeigen von Hakenkreuzen scharf kritisiert.

 

Aber in den Kritiken wird auch belegt, wie dieses Denken mittlerweile auch in der queerfeministischen Szene angekommen ist und unreflektiert übernommen wird und auch dort für einen Rückschritt im Denken wie in linker Praxis sorgt. Sich der eigenen Haltung vollkommen unbewußt, machen sich queerfeministische, sich wahrscheinlich als links definierende Gruppen, umgehend daran, die „NS-Relativierung“ zu beklagen und im veröffentlichten Pamphlet noch zu verkünden, wie nah ihnen das nationalsozialistische Denken doch ist. Dabei macht „diss_queerfeministische gruppe hamburg“ die Schilderung von Sexarbeit als Massenmord wütend und argumentativ hilflos. Diese These sei unzulässig, so dass es keiner Widerlegung mehr bedarf; Zorn reicht zur Entwertung. Zorn und Wut empfinden die Konsumierenden sexueller Dienstleistungen sicherlich über eine Forderung nach Ächtung den Sexkäufen ebenfalls, nur sind deren „Argumente“ ehrlicher: Sexkauf ist geil.


Die „queerfeministische gruppe hamburg“ schießt im Gezerre um die konsequenteste Kritik den Vogel ab. Vor der blödsinnigen These „Sexarbeit ist eine selbstbestimmte und freiwillige Tätigkeit – so freiwillig wie Lohnarbeit im kapitalistischen System nun mal sein kann.“ wird in der FEMEN-Aktion „eine unerträgliche Viktimisierung und antifeministische Beschränktheit“ erkannt. Für die Verurteilung im Nachsatz darf die These im Vorfeld wieder nicht in Frage gestellt werden. „Sexarbeit ist eine selbstbestimmte und freiwillige Tätigkeit“ - Punkt.Fertig.Aus. Wer es anders sieht, ist beschränkt. Umstände, die gegen Freiwilligkeit und Selbstbestimmung sprechen, zBsp. Bezahlung, werden ignoriert.

Die Dresdner Gruppe „e*vibes“ erklärt prompt, nicht überrascht zu sein, FEMEN Deutschland am 13. Februar in Dresden zu sehen, „Seite an Seite mit Alt- und Neonazis, in Gedenken an die vielen durch die Alliierten getöteten Frauen“. Dem vorgelagert findet sich eine unqualifizierte Fragensammlung, die im Bezug auf das deutsche Strafrecht mündet, denn die Formulierung „Arbeit macht frei“ sei in Deutschland Volksverhetzung. Das deutsche Strafrecht als Soloradar. Außerdem würden durch die Verwendung des Hakenkreuzes und des besagten Satzes diese „in feministischer Verpackung“ in Deutschland wieder hoffähig gemacht. Kurz: Der Feminismus böte die Verpackung zum Faschismus, den FEMEN verkünde und der in der wohl als unangenehm erlebten Forderung mündet, die Sexindustrie abzuschaffen. So weit so schlecht.

Die Argumente, FEMEN Deutschland die bisher eher unkonkret praktizierte Solidarität aufzukündigen und sich selbst als queerfeministische und emanzipierte Antifaschist_innen der besseren Sorte - in Kenntnis und eifriger Folgsamkeit des deutschen Strafrechts - darzustellen, sind vielzählig und einfältig. Dabei muss es grundsätzlich reichen, selbst keine Hakenkreuze zu verwenden und auch nicht den Satz „Arbeit macht frei.“ Mehr Antifaschismus braucht es da nicht. Dabei sind gerade die Bordelle in KZs als Belohnungssystem für bessere Arbeitsmoral der männlichen Häftlinge historischer Hinweis darauf, dass weder Sexarbeit noch Sexkauf frei macht. Und auch dann nicht, wenn die weiblichen Anbietenden sich „freiwillig“ in diese Bordelle begeben und die Freier sich für die Annahme derartiger Belohnungen schämen. Für ein bisschen Leben tun Menschen auch Unzumutbares, einige sogar „freiwillig und selbstbestimmt“. Zum Hintergrund ist wissenswert, dass im NS-Regime Prostitution nicht verboten war. Die totale Überwachung der Prostitution war das politische Motiv. Ein flächendeckendes System von staatlich kontrollierten Bordellen überzog halb Europa. Es bestand aus zivilen, militärischen sowie Bordellen für Zwangsarbeiter - und erstreckte sich auch bis in das System der Konzentrationslager hinein.

Dass die Sexindustrie wie auch der käufliche Erwerb von sexuellen Dienstleistungen heute selbst in linken Zusammenhängen als legitimes und kontrollierbares „Geschäft“ verstanden wird, dessen Kontrolle über die Definition als abgabenpflichtige Arbeitsverhältnisse gefordert wird, ist offensichtlich. Gegen die Ausbeutung der prekär Beschäftigten in anderen Branchen kämpft die deutsche Linke mit allerlei Aufwand, aber überwindet die Hemmung nicht, objektive Kriterien für Ausbeutungsverhältnisse zu definieren, die dann auch im Sexdienstleistungsgewerbe gelten würden. Im Sexkaufgewerbe reicht es, den Zwang nicht nachzuweisen, nicht nachweisen zu können, um eine „selbstbestimmte und freiwillige Tätigkeit“ anzunehmen, die auch gegen feministische Brachial-Kritik verteidigt wird. Die Fetischisierung der Arbeit kommt über`s Bordell zurück. Die Erbärmlichkeit des Kaufens sexueller Dienstleistungen wird ebenso wenig thematisiert, wie der Umstand, dass doch für eine solche „selbstbestimmte und freiwillige“ Tätigkeit ein Gegenwert (Bezahlung) verlangt wird. Unentgeltlichkeit, bzw. das Fehlen eines irgendwie gearteten Abhängigkeitsverhältnisses - kann hierbei Kriterium objektiver Betrachtung sein. Selbstbestimmung würde aber ohnehin den konsequenten Verzicht auf Sex einschließen, aber gerade diese Option ist im Sexgewerbe eher untypisch.

Freiwilligkeit und Selbstbestimmung sind aber anzunehmen, wenn die FEMEN-Aktivistinnen ihre Auftritte mit nackten Oberkörpern zelebrieren und dabei Hakenkreuze als Symbole verwenden. Vom Verwenden eines Hakenkreuzes auf eine faschistische Theorie zu schließen, greift zu kurz. Sich hier auf die Seite des Rechtsstaates zu stellen, der immerhin Sexkauf legalisiert, bedeutet auch die Verhaftung im Denken eines patriarchalen und ausbeuterischen Systems. Das von FEMEN inszenierte Bild, in der Herbertstraße jene freiwillig und selbstbestimmt – und in einer Bordellstraße „hot boobs“ zu zeigen, die NICHT gekauft werden können, ist hingegen dramaturgisch und pädagogisch wertvoll.

Wir sind solidarisch mit FEMEN und wir haben auch kein Problem damit, wenn nackte „Sextremistinnen“ vor der deutschen Linken einen Veitstanz veranstalten und dabei – fast nebenbei – die intellektuelle Verkümmerung in queerfeministischen und emanzipierten Gruppen in Hamburg und Dresden offenlegen, die auch heute noch Verrichtungen gegen Entgelt billigen und legitimieren, sofern die Ausgebeuteten nur oft genug beteuern, es gern zu tun und Spaß dabei zu haben. Wird dieser subjektivistische Unsinn noch lange betrieben, sägt sich die Linke den Ast ab auf dem sie sitzt: Kritik an Ausbeutung, Diskriminierung und Unterdrückung. 

RZM 

 

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"Selbstbestimmung würde aber ohnehin den konsequenten Verzicht auf Sex einschließen..." - Hä???

versteh ich auch nicht.

Sexarbeit stellt eine Form der Dienstleistung dar, die Sex - vielmehr sexuelle Dienstleistung – als Ware verkauft. Sexarbeit ist demnach als Arbeit anzuerkennen, die aufgrund unterschiedlichster Motive oder eben auch Zwangslagen - jenseits von Menschenhandel - ergriffen wird. Wer die Frage nach der Freiwilligkeit von Sexarbeit aufwirft, muss sich aber auch der Frage nach einer Freiheit der Wahl bezüglich der Lohnarbeit im kapitalistischen System widmen. Jenseits der vermeintlich „freien Berufswahl“ steht Lohnarbeit an sich überhaupt nicht zur Diskussion. Es entsteht ein gesellschaftlicher Zwang, welcher Lebensentwürfe jenseits von Lohnarbeit unmöglich macht.
Entscheiden sich nun Menschen für Sexarbeit als Erwerbstätigkeit - analog zum Zwang zur Lohnarbeit -, wird trotzdem ihre subjektive Handlungsfähigkeit als Lohnarbeiter_innen in Frage gestellt und ihnen als Sexarbeiter_innen per Definition die Rolle des Opfers zugeschrieben. Dies entzieht den Betroffenen die Macht über die eigene Definition und reproduziert das zugeschriebene passive Rollenbild. Die Sexarbeiter_innen sind NICHT per se Opfer, sondern in ihrer spezifischen Arbeitssituation lediglich vulnerabler als andere.


So wie Sexarbeit im Kontext des Kapitalismus zu betrachten ist, müssen in einer Analyse der Sexarbeit ebenso die herrschenden Geschlechterverhältnisse Beachtung finden. In feministischen Debatten hierüber kommt es immer wieder zu Diskussionen, die sich um die Frage der Reproduktion von geschlechtlichen Machtverhältnissen in der Sexarbeit drehen. Dem Konzept der Sexarbeit liegt die Wirkmächtigkeit der Geschlechterverhältnisse zugrunde, in welchen sich in Reproduktion bestimmter Machtstrukturen eine Nachfrage entwickelt. Hier wird sichtbar, dass eine Kritik nicht an Sexarbeit selbst anzusetzen ist, sondern in dem gesellschaftlichen Verhältnis, aus welcher sie ent- und besteht. Die verschiedenen Machtachsen, an denen sich Ungleichheiten bilden und verfestigen, müssen in den Blickpunkt der Kritik gesetzt werden. Die Doppelmoral der Mehrheitsgesellschaft, die einerseits die sexuellen Dienstleistungen nutzt, sie andererseits aber ablehnt und stigmatisiert, kriminalisiert Sexarbeiter_innen und grenzt sie aus der Gesellschaft aus.
Um die Sexarbeiter_innen in ihrer Handlungsfähigkeit gegen Ausbeutung und Abhängigkeit zu unterstützen, muss sich solidarisch auf sie bezogen und gegen die fortwährende Stigmatisierung gekämpft werden.

 

Den gesamtem Text hier lesen: https://linksunten.indymedia.org/de/node/42115

Dieses kommentar wurde hier schon mal gepostet, aber an der stelle wäre gut den zu wiederholen.

 

Soweit die Diskussion über FEMEN deutschsprachige Indymedia erreicht hat, wäre es wahrscheinlich gut etwas mehr Fakten über die FEMEN zu erwähnen, die in deutschsprachigen Raum wenig oder gar nicht bekannt sind.
e*vibes schreiben "Wir wären nicht überrascht euch am 13. Februar in Dresden zu sehen, mit euren Fackeln, Seite an Seite mit Alt- und Neonazis". Etwas ähnliches auf dessen Art haben FEMEN schon gemacht. 2010 haben FEMEN eine Erklärung an die Stadtrat von Lviv geschickt, wo sie gegen der Anreise von Fußballfans aus der Türkei für eine Fußballspiel "Karpaty-Lviv gegen Galatasaray Istanbul" protestieren. Begründet wurde der Protest mit einer rassistischer Hetzte gegen Menschen aus der Türkei, Leitmotiv von welchen mit der Zitat "schützen wir ukrainischen Mädels von dieser wilder Horde zusammen" gut zusammenfassen lässt. Die Erklärung war von einer Foto-reihe bestärkt, wo sie zusammen mit Fans von FC "Karpaty-Lviv" wie immer nackt posieren. Die Fans von Karpaty aus Lviv sind in der Ukraine für dessen extrem rechte und neonazi Einstellungen bekannt. So waren laut Zeugen zum Beispiel auch solche Fans bei dem Angriff auf ein antifaschistisch geprägter HC/Punk Konzert im Sommer 2012 in Lviv dabei, wo mehrere Menschen schwer verletzt wurden. Angriff fand unmittelbar nach einer Karpaty Lviv spiel statt. Hier kann mensch keltischen Kreuz und Hitlergrüße sehen, die in der Karpaty Kurve während des Spiels mit Galatasaray gezeigt wurde.
Heimat schützen die FEMEN aber nicht nur mit rassistischen Parolen. Antisemitismus scheint für die Gruppe auch attraktiv zu sein. Im September 2009 haben die FEMEN eine empörte Anfrage gestellt, damals aber gleich an die SBU(Ukrainische Sicherheitsdienst, eine Nachfolgerin von KGB). Empörung wurde durch die jährliche Anfahrt von chassidischen Pilgern in die Stadt Uman in der Ukraine ausgelöst. Die Rhetorik war ähnlich und sogar noch direkter: "Zustrom von Vertretern der orthodoxen Formen der jüdischen Religion, mit besonderen Kultur-und Verhaltensmuster, bringt mit sich gewissen Gefahren...", "Pilgers demonstrieren völlige Missachtung der lokalen Traditionen", "jeder Versuch, auf unsere Kultur anzugreifen, soll gestoppt werden". Und dann "eigentlicher" Grund der Anfrage: "häufige Nachweise von Belästigung, Nötigung und sogar Vergewaltigung durch Chassidim Ukrainerinnen werden nicht öffentlich gemacht und zum Wohle der religiösen und Pseudotoleranz nicht untersucht...". Und dazu natürlich auch nackte Fotos: "Korsett a la Uman"(Anspielung an damalige Zitat von FEMEN:"Eltern müssen dessen Tochter wie Jungs kleiden").

Viele Diskussionen beschäftigen sich damit, ob die FEMEN Taktiken zu den Reproduktion patriarchaler Verhältnissen beitragen, wogegen diese Gruppe indem sie sich als feministisch bezeichnet protestiert. Ein gutes Beispiel, was dessen Bezug zu den Verhältnissen sei, ist eine Aktion aus 2010. FEMEN hat gegen Putin's Besuch in Kiew unter dem Motto "Ukraine ist nicht Alina" protestiert. Alina Kabajewa war angeblich eine junge Liebhaberin von Putin, die sogar angeblich einen Kind von ihm hatte. FEMEN hatten dieses Gerücht aufgenommen und die Parolen herausgebracht wie "Putin, fass die Geliebte an, nicht die Ukraine", "Ukraine ist nicht Alina", und damit alle ganz genau verstehen, was sie meinen, auch: "Wir sind nicht so leicht zu beugen"(was auf russisch eine deutliche Anspielung auf Vergewaltigung ist) oder "Wir sind nicht zu ficken." Eine Frau wird in dem Kontext ganz klar von FEMEN zum Objekt gemacht. Und eine Möglichkeit solcher Rhetorik wird vermutlich noch dadurch verstärkt, dass Putin und Kabajewa angebliche Beziehung jenseits der noch bestehender Ehe von Putin haben. Was FEMEN aber noch zu der "Geschlechterbeziehung" denken, könnte mensch besser aus den folgender Zitat von FEMEN zu Erklärung der Aktion sehen: "Er kann seine Liebhaberin so viel, wie er will, haben [auf russisch wird das Verb haben als synonym zum ficken in sehr dominanten sinne benutzt] und ihr so viele Kinder, wie er will, machen. Aber niemand hat ihm das Recht unserer Land zu haben[ficken] gegeben."

FEMEN vertreten und verteidigen rechtskonservative und nationalistische Werte. Die Kränze, die FEMEN immer tragen, sind Teil des "typischen" ukrainischen Nationaltrachtes für Frauen. In der Ukraine selbst ist es Teil der extrem rechter Heimatschutz Rhetorik, in Westeuropa - eine Anspielung an das Bild einer auf bestimmte Art exotisierter und sexualisierter "osteuropäischer Frau".

Wenn mensch Kommentare im Internet zu den FEMEN Aktionen anguckt, fällt auf, dass egal ob in deutsch- oder russischsprachigen Raum einige der ersten immer solche werden, wie "ab sofort alle Forderungen für Frauenrechte nur in solcher Form" oder "so ein Feminismus mag ich". Anti-Feminist*innen und Maskulinisten scheinen von FEMEN sehr begeistert zu sein und verlinken gerne dessen Aktionen. Vielleicht gerade deswegen, weil FEMEN "Objektifizierung und Sexualisierung von Frauen*körpern" noch mehr salonfähiger machen?

FEMEN haben auch kein Problem damit, sich für die sogenannte "Männer-Magazine's" fotografieren zu lassen, oder auch nackt für kommerzielle Projekte Werbung zu machen. Aber bis zum westeuropäischen Promi-Photografen wie Jean-Baptiste Mondino würden FEMEN ohne dessen "politischen" Aktivismus wahrscheinlich nicht schaffen.

Es gibt in ukrainisch- und russischsprachigen Diskussionen die Überlegung, dass FEMEN lediglich ein kommerzielles Projekt sei. Dass die Menschen, die dahinter stehen, einfach Geld damit verdienen. In Medien gibt es Berichte(Beispiel 1,2), dass FEMEN "Aktivistinnen" für ihre Auftritte bezahlt werden und die Spitze des Projekts Aktionen im Auftrag bestellen lassen. Diese Berichte können mehr oder weniger glaubwürdig sein, was FEMEN aber auch in Europa geschafft haben, dass über dessen Aktionen viel berichtet wird. Und diese Popularität lässt sich scheinbar gut verkaufen. FEMEN spricht auch offen davon, eine Aufsichtsrat zu haben, dessen Mitglieder das Geld für das Projekt spenden. Das sind laut FEMEN Jed Sunden, Gründer einer der Größten Medienunternehmen KP Media in der Ukraine; deutscher Techno-DJ und Produzent Helmut Geier aka DJ Hell, Sportjournalist Andrej Kolomiets und Beate Schober, Geschäftsführerin einer internationalen Unternehmen in Kiew.

Aber ob FEMEN ein kommerzielles Projekt ist oder nicht, sie tragen definitiv dazu bei anti-feministische, frauenfeindliche, nationalistische und rechtskonserwative Werte zu verbreiten. Dessen Aktionen diskreditieren auch noch dazu andere feministische Gruppen und selbst den Begriff Feminismus. Dabei scheint nicht nur die Bolevard-Zeitungen Interesse an FEMEN zu haben, sondern auch „seriösere“ Akteure. FEMEN geben nicht nur Interviews oder nehmen in Talkshows teil, sie werden zu wissenschaftlichen Konferenzen oder Kulturevents in Europa eingeladen als Referentinnen über den Feminismus in ex-SU.

An dieser Stelle wäre es nicht nur zum Boykott von FEMEN aufzurufen, sondern falls es nicht anders geht, auch dessen Auftritten entschlossen zu verhindern.

 

@RZM

>Das von FEMEN inszenierte Bild,

>in der Herbertstraße jene freiwillig und selbstbestimmt –

>und in einer Bordellstraße „hot boobs“ zu zeigen, die NICHT gekauft werden können, ist hingegen dramaturgisch und >pädagogisch wertvoll.

ich hoffe, es ist euch wenigsten nach den links über die "männer-magazines" etwas klarer, dass mit "NICHT gekauft werden können" und FEMEN es nicht so ganz stimmt. Und was die Problematisierung von Sex-Arbeit angeht, da sind FEMEN auch nicht so besonders deffirienziert. Sex-Arbeiter*innen(obwohl wenn ich FEMEN's eigenen Rhetorik folgen würde, sollte hier eigentlich kein sternchen sein) sind für FEMEN nicht nur Opfer, sondern werden auch oft genug Schlampen genannt. Ob das zu einer Emanzipation beitragen kann und nicht grad den Mainstream Diskurs spiegelt?

"Die Erbärmlichkeit des Kaufens sexueller Dienstleistungen..."

Das ist nichts weiter, als eine völlig subjektive, und daher in diesem Zusammenhang irrelevante persönliche Einstellung, die nichts, aber auch gar nichts mit den der Prostitution anhängenden Problematiken zu tun hat.

Was für ein unglaublich schlechter Text...

Zumal der Erwerb sexueller Dienstleistungen auch unter Männern häufig aus sexistischen Gründen als erbärmlich abgetan wird. "Schafft der es etwa nicht, sich selbt 'ne Frau zu angeln?", etc.

 

Es gibt auch Männer, die es aus körperlichen Gründen, etwa weil sie verstümmelt oder gelähmt sind, nicht einfach haben, eine Partnerin zu finden. Aber auch diese Menschen haben sexuelle Bedürfnisse. Es gibt Sexarbeiterinnen, die auf solche Kunden spezialisiert sind. Diese Männer nun auch als erbärmlich zu bezeichnen, ist ein glatter Tritt in die Menschenwürde und zeigt eben selbst eine aus Priveligiertheit (was die Partnerfindung betrifft) resultierender Blindheit. Es gibt diverse Berichte über diese Art Sexarbeiterinnen und in denjenigen, die ich gesehen oder gelesen habe, haben die Frauen stets angegeben, sie würden die Arbeit gerne verrichten. Ihnen das jetzt abzusprechen zeugt schon von Bevormundung.

 

Es mag sein, dass Aktionen gegen Sexarbeit eher gegen Straßenstrich und Bordellwesen gerichtet sind. Dann sollte die Verwendung des Begriffs "Sexarbeit" aber auch von vornherein klar definiert werden.

 

PS: Mir ist bewusst, dass ich nur von SexarbeiterINNEN und männlichen Kunden dieser Spreche. Andere Kombinationen mag es auch geben, sind mir aber noch nicht untergekommen. Vielleicht ist das zu selten oder wird nicht thematisiert. Gebe auch gerne zu, dass ich nicht bewusst recherchiert habe, sondern immer nur das gelesen habe, was mir halt gerade so untergekommen ist. Denke aber nicht, dass das mein Argument abwertet.