Kritische Fragen an deutschnationalen Bewerber

Erstveröffentlicht: 
25.01.2013

BURSCHENSCHAFTLER WILL TU-PROFESSOR WERDEN

 

Zum Vorstellungsvortrag des Physikers Reinhard Kienberger, der sich an der Technischen Universität Berlin (TU) auf eine Professur für Experimentelle Physik bewirbt, kamen am Donnerstagnachmittag rund 30 Studierende in das Ernst-Ruska-Gebäude an der Hardenbergstraße. Am Thema des Vortrags hatten sie allerdings wenig Interesse, ihnen ging es um die Person: Kienberger ist seit 1990 Mitglied der "Akademischen Burschenschaft Oberösterreicher Germanen Wien", die innerhalb der Deutschen Burschenschaft dem extrem rechten Flügel der Burschenschaftlichen Gemeinschaft angehört. Als Student war Kienberger deren Sprecher.

Auf die empörten Nachfragen der Studierenden, wie er sein Bekenntnis zum Deutschnationalismus mit seiner Tätigkeit als Professor an der TU in Einklang bringen wolle, berief sich Kienberg auf die Trennung von Wissenschaft und Politik, verteidigte aber sein burschenschaftliches Engagement und seine deutschnationale Einstellung. Der gebürtige Österreicher sagte unter anderem, er habe mit der Begrüßung "Heil" kein Problem, da diese in seiner Heimatgemeinde üblich sei. Als ein ausländischer Student sagte, er könne sich nicht vorstellen, wie er sich einer Vorlesung Kienbergs sicher fühlen solle, verglich Kienberg den Stolz, den er für das deutsche Volk empfinde, mit dem Stolz auf seine Familie - dies schließe ja nicht aus, auch andere Familien zu akzeptieren.

Christian Meyer vom Asta TU sagte nach der Veranstaltung: "Wir werden auch weiterhin im Sinne der Studierendenschaft alles tun, damit dieser Mann nicht an die TU berufen wird." Die anwesenden Mitglieder der Berufungskommission wollten sich zu der Kontroverse nicht äußern, da dies das laufende Berufungsverfahren betreffe.    MG

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Die Öberösterreicher Germanen sind Ende 2012 aus der Burschenschaftlichen Gemeinschaft ausgetreten.