[Mannheim] Über 500 Menschen demonstrieren gegen Kapitalismus

Vor dem Mannheimer Schloss

Über 500 Menschen sind am 22.12. dem Aufruf des Anarchistischen Netzwerks Südwest gefolgt und haben in Mannheim gegen Kapitalismus demonstriert.

Begleitet von einem absolut übersteigerten Bullenaufgebot, startete der Demozug bei unangenehmem Regen am Hauptbahnhof und lief dann lautstark um die Quadrate. Einen anderen Weg - den eigentlich angekündigten - wollten  Stadt und Bullen nicht genehmigen. Offenbar waren die weihnachtswahnsinnigen Last-Minute-KundInnen und Glühwein-TrinkerInnen wichtiger als das Demonstrationsrecht.

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Also,

trotz veränderter Route und überzogenem Bullenaufgebot wars ne wirklich stimmungsvolle und schöne Demo.

Danke an alle, die nach Monnem gekomme sind und uns hier unterstützt haben.

Schön, dass mal wieder was anständiges in Monnem ging!

stimmungsvoll und schön ja, aber leider null öffentlich wirksam war lediglich eine demo zur selbstbespaßung.

Ja, öffentlich wirksam war sie aufgrund der Route wirklich minimalst, aber deswegen war das noch lange keine (jeden falls keine gewollte) Selbstbespaßung. So oder so, was wäre die Alternative gewesen? Nach einem hohen Organisatorischen Aufwand die Demo einfach absagen nur weil Stadt und Polizei mal wieder ihr repressives Gesicht zeigt? Und wenn sie die Demo abgesagt hätten, hätten sie sich sicher Sachen anhören dürfen wie "Ist ja jämmerlich, dass ihr euch so leicht von Stadt und Polizei einlullen lasst".

 

Denkt hier den überhaupt nie jemand nach bevor er/sie was schreibt oder will man nur trollen?

Sichelrlich diente die Demo nicht der Selbstbespaßung. Ich habe die Demo auf etwas Abstand begleitet und ein bisschen auf die Stimmen von Jugendlichen im Umfeld gehört. Da kam die Botschaft durchaus an, aber auch die Frage auf warum die Demo nicht durch die Stadt laufen kann. Es war aso schon eine öffentliche Wirkung da, wenn auch eine geringe.

Warum meine Überschrift?

Ich war die ganze Zeit auch immer wieder in den Quadraten unterwegs und die Präsenz an Bullen war dort minimal. 50-60 am Paradeplatz beim C&A und vielleicht nochmal 15-20 in der Mitte der Planken. dazwischen 1-2 Trupps a 5-6. Es war also definitiv "viel Luft" für Aktion. kleine Spontis die sich im Weihnachtstrubel zusammenfinden, in Kaufhäusern verschwinden, sich neu formieren, plätzlich wieder auftauchen. Es war soviel möglich... Leider fanden sich keine Bezugsgruppen zusammen die darauf Lust hatten. Das ist sehr schade und sollte im Rückblick reflektiert werden.

Es kann nicht sein, dass die anarchistische Antwort auf Repression der enge Zusammenhalt ist.... im Wanderkessel. Die Antwort muss die freie, selbstbestimmte Struktur sein, das unkontrollierbare. 10 Bezugsgrüppchen a 3-5 Menschen im Weihnachtstrubel, die zuvor gemeinsame Anlauf und Treffpunkte für einen Spontineustart vereinbaren und immer wieder in der Masse auflösen und verschwinden ist 100mal schöner und trsaportiert viel mehr Botschaften als eine Demo von 600 auf dem Weg um die Innenstadt...

Positiv auf jeden Fall das große Engagement der Orga und die teilweise weite Anreise der vielen Gruppen aus dem Südwesten, aber es ist zu überdenken, ob zukünftig nicht eine Demo angemeldet wird und sich dort diejenigen anschließen, die keine Lust auf das KAtz und Maus Spiel in der City haben, aber es Teil des Demokonzepts ist auch viele "Schwärmer" rund um die Demo und die City zu haben die kreativ und spontan die Menschen erreichen.

Ich glaube das hat zwei Gründe:

1. Das Wetter war beschissen!

2. Viele der Anarchist*innen warten noch auf Post aus Frankfurt von M31!

gebe ich dir natürlich in beiden Punkten recht, trotzdem wäre "spontanes" Flyern in der Innenstadt ohne übermäßige Gefahr von Repression bei guter Vorbereitung möglich gewesen.

Mit einem Tag Abstand sehe ich es inzwischen auch wieder um einiges rosiger. Wenn man die massiven Einschüchterungsmaßnahmen z.B. bei der Anreise aus Freiburg anschaut, dann kann man sagen dass gewisse Entscheidungsträger schon eine verdammt große Angst haben müssen vor ein paar hundert Menschen auf einer kleinen, feinen Demo um die Mannheimer Innenstadt... Echt Wahnsinn was da abgelaufen ist.

Unter diesen Gesichtspunkten war es vielleicht zum Schutze allesrBeteiligten doch besser eine geschlossene, große Demo zu erreichen statt der Nadelstiche. Sollte ja auch nicht alles schlecht reden, nur zu etwas mehr Kreativität ermutigen, da Mannheim einfach bestens für ein diffuses Protestkonzept geeignet ist.

"Wenn man die massiven Einschüchterungsmaßnahmen z.B. bei der Anreise aus Freiburg anschaut, dann kann man sagen dass gewisse Entscheidungsträger schon eine verdammt große Angst haben müssen vor ein paar hundert Menschen auf einer kleinen, feinen Demo um die Mannheimer Innenstadt... Echt Wahnsinn was da abgelaufen ist."

 

Mensch, mach dir doch nichts vor...

600 Leute auf einer Demo von Anarchist_Innen in BaWü, schön und gut; aber glaubst du allen Ernstes, dass davor irgendein Wirtschaftsfuzzi oder irgendein_e Politiker_In auch nur im Geringsten Schiss hat?

Ich meine, wirklich?????

Mal abgesehen von den Menschen, die an der Demo teilnehmen und deren "Sympathisant_Innen", nimmt das doch in der Regel niemand ernst. Die Leute am Rande, wenn überhaupt vorhanden, glotzen wie beim Umzug einer Blaskapelle neugierig in die Menge, machen vielleicht noch ein paar Videos mit ihrem schicken Smartphone, um sich damit später vor Freund_Innen wichtigmachen zu können, wie sie es sonst mit Aufnahmen eines Straßenkonzertes oder einer Schlägerei in der S-Bahn machen. Mehr nicht.

Sicher, es werden Flyer verteilt und Reden gehalten, aber wieviel davon kommt bei den Leuten denn an? Was kann ein Mensch, der sich sonst nicht mit anarchistischer (oder was auch immer) Theorie bechäftigt und noch dazu nicht mit dem linken Szene-Getue vertraut ist, mit so einer Demo anfangen?

Alles was er vermutlich sieht, sind ein paar überwiegend schwarz gekleidete Menschen, die - mehr oder minder motiviert - immergleiche platte Parolen à la "What´s the solution - revolution" oder "BRD - Bullenstaat, wir haben dich um Kotzen satt" von sich geben und dabei von einer ganzen Horde Uniformierter begleitet werden.

Mehr nicht.

 

Ich meine, nichts gegen Idealismus, wirklich nicht. Ich gehe auch auf Demos und freue mich, wenn Sachen dann funktionieren und mal mehr Menschen da sind als gewöhnlich; aber mir ist dabei trotzdem bewusst, dass es auf "das Ganze" bezogen keinerlei Bedeutung und Wirkung hat.

Ich protestiere und demonstriere ja auch nicht, weil ich Hoffnung hätte, sondern einfach, weil ich nicht tatenlos herumsitzen und nichts tun könnte.

 

Mir ist auch klar, dass nicht alles schwarz-weiß ist, und Demos oder andere öffentlichkeitsbezogene Aktionsformen in konkreten Situationen durchaus "etwas bewegen" können - siehe aktuell z.B. in Berlin, die erfolgreiche (zeitweise) Verhinderung von Zwangsräumungen durch Sitzblockaden - aber alles in allem ist das dann doch nie mehr, als ein winzig kleiner Tropfen auf einen glühend heißen, rießengroßen Stein.

Und genau das wissen sicherlich auch jene "(...)gewisse Entscheidungsträger(...)", von denen du geschrieben hast, sehr genau.

Ich will hier nun nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen, aber diese - wie ich finde - gleichermaßen naive, egozentrierte und kontraproduktive Weltsicht, die in weiten Teilen der "linken Szene" vorherrscht, geht mir gehörig gegen den Strich.

So.

Ich muss dir widersprechen! Natürlich hatten die Kapitalvertreter aus Politik und Wirtschaft Angst! Nicht vor einem sofortigen Zusammenbruch des Kapitalismus, sondern davor dass dieser (wie im Aufruf geschreiben) zumindest punktuell delegimiert wird. Kurz: davor, dass wir das Weihnachtsgeschäft am 4. Advent in der Mannheimer durch unsere Anwesenheit sabotieren.
Das ist, aufgrund der Polizeipräsenz und der genehmigten Route, natürlich nicht gelungen.

Vielleicht war diese Demonstration nicht die richtige Aktionsform?

Vielleicht sollten wir uns überlegen, was wir in Zukunft erreichen wollen?

also, ich war ja in mannheim.

die route hätte tatsächlich besser sein können.

das in mannheim deutlich mehr leute waren als in karlsruhe ist auch schon mal positiv.

600-700 leute ist nicht die welt aber auch kein pappenstiel.

wenn man jetzt noch bedenkt das die mobilisierung in der hauptsache im südwesten gelaufen ist, der osten und norden mehr oder weniger ganz ohne mobiveranstaltungen geblieben sind und die afrr in gründung sehr kurzfristig anfing zu mobilisieren, dann stimmt das hoffnungsvoll!

 

zu den parolen:

die waren durchaus vielfältiger als du an nimmst. so wurden zahlreiche sologans zum arbeiterwiderstand gerufen, zur selbstorganisation in den betrieben, zur solidarität mit flüchtlingen usw

neben slogans in deutsch wurden mindest noch auf französisch, englisch und spanisch gerufen und ich meine ich habe auch türkisch gehört!

immer (!) wenn die demo doch mal an menschen vorbei ging (öpnv, wohnhäuser, leute die einfach auf der straße waren) gab es postive resonanz in form von:

gehobenen fäusten

herzen die mit den händen geformt wurden

spontanes einstimmen in die slogans

herzlichen gesprächen am rande der demo

also, mein fazit:

einiges hätte besser sein können, ggf hätte man auch noch (zusätzlich) weitere konzepte ausprobieren können

aber alles in allem war es ein richtiger schritt in die richtige richtung! und ich hoffe das weitere folgen werden!

Warum "mal wieder"?

Ich will nicht eine übliche Diskussion über Teilnehmer_innen Zahlen beginnen, aber es waren deutlich über 600 Menschen. Das wurde von mehreren unabhängingen Anwesenden gezählt.

Wer überwacht die Organisatoren? Das kann doch auch wieder nur ein überschaubarer Personenkreis sein, der willens und fähig zur Organisation einer anarchistischen Utopie ist. Und in der realen Welt werden diese Menschen niemals wieder ihre Vormachtstellung abgeben wollen, dass zu glauben, zeugt von Unfähigkeit, Politik und den Menschen als Wesen im Kontext zu verstehen!

Wer überwacht deinen Denkapparat? Das kann doch auch nur eine überschaubare Zahl an Gehirnzellen sein? Und in die realen Welt da draußen wird dich dein Pflegepersonal so schnell auch nicht mehr entlassen.  

Es ist ziemlich ignorant und unsympathisch, auf eine berechtigte Frage in solch einem flätzigen Stil zu antworten. Das A-Netz als anarchistische Avantgarde muss sich doch solch eine Frage gefallen lassen. Warum euch vertrauen? Ich halte nichts von solchen Prozessen. Da kann ich mich gleich einer roten Gruppe anschließen.

Anarchistische Avantgarde? Das musst du mir jetzt aber schon erklären...

Avantgarde? Das A-Netz will doch keine Sperrspitze der Revolution sein, sondern lediglich anarchistische Bildungsarbeit machen und den Aufbau libertäre und selbstverwalteter Strukturen fördern. Je mehr Leute Ähnliches machen, desto besser und auch im Sinne des A-Netzes! Die "Vormachtstellung" existiert doch, wenn überhaupt nur, weil das im Moment (zusammen mit dm FdA) fast die einzigen aktiven anarchistischen Gruppen im deutschsprachigen Raum sind...

Je öffentlichkeitswirksamer die Aktionen sind, desto stärker steht man dann aber auch in der Kritik und wird härter beurteilt. Vielleicht auch oft unberechtigt. Aber das ist dann wohl so und damit werden wir leben müssen. Und eigentlich ist das ja (in Maßen) auch ein guter und wichtiger Reflex...

 

Wenn Menschen sich organisieren um eine herrschaftsfreie Gesellschaft zu erkämpfen

müssen diese Leute nicht überwacht werden ganz einfach. :-)

 

Der Faschismus kann nicht dulden dass der Anarchismus stärker wird 

deswegen wird gelogen und entstellt bis zum geht nicht mehr.

ein weiterer Bericht ist außerdem hier zu finden

http://benbrusniak.wordpress.com/2012/12/23/regen-repression-und-kartoff...

600 bis 700 Teilnehmerinnen auf der Demo. Das ist ein Erfolg.

Durch Aussenbezirke latschen, das ist eine Niederlage.

Und hätte man auf die Leute gehört, die im Vorfeld dazu geraten haben, die Demo abzusagen und dafür "spontan" in der Innenstadt aufzutauchen, eben nicht in szenetypischer Kleidung, hätte man wesentlich mehr erreicht. Man stelle sich doch mal folgendes Prozedere vor. 100 Leute sickern in die Innenstadt ein, Punkt 15 Uhr treffen sich alle am Punkt A, formieren sich in Reihen, kramen ein Transparent aus den Klamotten hervor und laufen Parolen rufend los. Um diese Gruppe herum, 1000nde BürgerInnen die shoppen. Da hätten die Bullen ein ziemliches Problem bekommen, denn hätten Sie versucht mit Gewalt dazwischenzugehen, hätte das sicher Ihrem Ansehen ziemlich geschadet, hätten die BürgerInnen doch gesehen, wie mit friedlich demonstrierenden Menschen umgegangen wird. Und wären die Bullen mit einem Kordon um die Leute gestanden, dann hätte man vorbereitete Reden verlesen können usw.

Mit etwas Mut und Phantasie wäre also sicher mehr möglich gewesen.

So, wie es jetzt lief ist es doch eine Steilvorlage für weitere Verbote von Demos in den Innenstädten.

Wie lange wollen wir uns das noch bieten lassen.

In Mannheim wurde eine Chance verpasst, das Konzept der Bullen zu torpedieren.

Ich stimme Dir zwar in den meisten Punkten zu, aber: wie hätte man das den zahlreichen, von außerhalb anreisenden, Menschen vermitteln können, ohne, dass die Bullen etwas davon erfahren? Ich sehe nicht, wie das realisierbar gewesen wäre. Und muss leider sagen, dass wir das Beste aus der Situation gemacht haben. Dummerweise ist die Pozilei deutliche stärker und mobilisierfreudiger als wir und -- in diesem Falle -- komplett paranoid...

 

Zwei kleine Spontandemos sind ja auch schonmal was.

 

Zu der Zahl: wie schon mehrmals geschrieben, waren es mehr: mindestens 700! Das ist schon stark!