[Magdeburg] Januar 2013: Mobi zur Antifa-Demo gestartet

365 Tage offensiv
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Im Januar 2013 werden wieder über 1000 Neonazis ihren sogenannten "Trauermarsch" in  Magdeburg durchführen. Das Nazievent ist der bundesweit einzige regelmäßige Termin mit steigenden Teilnehmendenzahlen und orientiert sich inhaltlich stark am Aufmarsch in Dresden.  Anlass ist die Bombardierung der Stadt Magdeburg am 16.01.1945. Für 2013 haben die Nazis sowohl für den 12. als auch für den 19. Januar Anmeldungen laufen, anscheinend um die Planung der Gegenaktivitäten zu erschweren. Am Tag des Naziaufmarsches ruft der AK Antifa Magdeburg zur Demonstration "365 Tage Offensiv - gegen Nazis und Rassismus" und anschließenden direkten Aktionen gegen das Nazievent auf. Der Aufruf zur Demo ist jetzt online und Mobimaterial kann bestellt werden. www.365TageOffensiv.org

 

12. oder 19. Januar 2013?

Die Nazis mobilisieren seit dem 28. November öffentlich zu beiden Terminen. Wir haben ebenfalls für beide Tage angemeldet, gehen aber davon aus dass ein tatsächlicher Aufmarschtermin übrig bleibt und in den kommenden Wochen öffentlich bekannt wird. Wer vor hat, dem Aufmarsch im Januar engegenzutreten, sollte sich beide Samstage frei halten.

 

 

Das Nazievent

Für die neonazistische Szene in Sachsen-Anhalt gilt der Termin im Januar als gemeinschaftsfördende und identitätsstiftende Veranstaltung. Unabhängig vom Verhältnis zur NPD und anderen politischen Differenzen finden sich hier alle zusammen, um nach außen hin Stärke zu signalisieren. Die seit 2006 stetig steigende Teilnehmendenzahl und die relativ schwachen Proteste in den vergangenen Jahren machen Magdeburg zu einem festen Termin im bundesweiten Nazikalender.


Als Organisator tritt die "Initiative gegen das Vergessen" auf, welche den Aufmarsch seit 1999 anmeldet und sich – nach eigenen Angaben – im staatlich geförderten Jugendclub "Brunnen" gründete. Der "Brunnen", ebenso wie andere Jugednclubs in von Neonazis dominierten Stadtteilen, arbeitete in den 90er-Jahren in Form der akzeptierenden Jugendarbeit mit jungen Nazis. Auch der Naziangriff auf die Elbterassen 1992, in dessen Folge Torsten Lamprecht starb, ging von dem städtischen Jugendclub Alexis KIWI aus. In diesen Jugendeinrichtungne wuchsen die heutigen Magdeburger Nazikader sozialpädagogisch behütet heran. Ein Zeugnis aus dieser Zeit ist ein Foto von 1993, auf dem die damalige Frauen- und Jugendministerin Angela Merkel zusammen mit einigen jungen Nazis beim Besuch eines Jugendclubs in Magdeburg abgebildet ist.


An der "Initiative gegen das Vergessen" sind u.a. Sascha Braumann (Blood and Honour-Aktivist), Andy Knape (NPD), Andreas Biere (ehem. NPD) und Tino Steg (NPD) beteiligt. Für den 12. Januar 2013 hat Andy Knape die Anmeldung übernommen, für den 19. Januar Sascha Braumann.

 

 

Rolle Magdeburgs im NS
Dass sich Neonazis über die Rückkehr des 2. Weltkrieges nach Deutschland aufregen, ist nichts Neues. Dies wirkt in Bezug auf Magdeburg besonders zynisch, wenn man sich die Rolle der Stadt im Nationalsozialismus anschaut. Magdeburg war ein wichtiger Industriestandort, vor allem im Hinblick auf die Rüstungsproduktion. Für die Weiterführung des Krieges stellten die „Krupp-Gruson-Werke“, die Braunkohle Benzin AG (BRABAG) und die „Junkers Werke“ wichtige Güter her. Zudem hatte Magdeburg mit den „Polte Werken“ den damals größten Munitionsproduzenten der Welt in der Stadt.


Zur Aufrechterhaltund der Rüstungsproduktion und der sonstigen Wirtschaft wurden an 111 nachgewiesenen Orten in Magdeburg KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter_innen augesbeutet. Ab 1942 befanden sich 43.000 Zwangsarbeiter_innen in Magdeburg. Ab 1944 erfolgte die Unterbringungen in mehren Außenlagern der Konzentrationslagers Buchenwald und Ravensbrück.


Gegenaktivitäten

Neben der antifaschistischen Demonstration am Tag des Aufmarsches wird es eine weitere linke Demo am Vorabend geben (nähere Infos folgen demnächst). Am Tag des Nazievents mobilisiert das Bündnis Magdeburg Nazifrei zu Blockaden des zivilen Ungehorsams. Die Unterstützer_innenliste des Bündnisses wächst beständig und es ist davon auszugehen, dass es erstmalig zu dem Versuch von Massenblockaden gegen den "Trauermarsch" kommen wird. Im Januar 2012 konnte der Aufmarsch durch die polizeiliche Duldung kleinerer Sitzblockaden und direkte antifaschistische Angriffe gestört werden. [Dokumentation Blockieren MD 2012]


Das Bündnis gegen Rechts veranstaltet, wie auch in den vergangenen drei Jahren, eine Kundgebung unter dem Namen "Meile der Demokratie", welche die Bewegungsfreiheit für Demonstrant_innen in der Innenstadt gewährleistet und ansonsten der Magdeburger Imagepflege dient.

 

 

365 Tage rassistischer Normalzustand

Für uns ist der Naziaufmarsch an diesem Tag jedoch nur eines von zahllosen Beispielen für menschenverachtende Einstellungen, auf die man in Sachen-Anhalt jeden Tag trifft. Insbesondere der rassistische Mist, der nicht von Nazis angezettelt wird, ist allgegenwärtig: Asylbewerber_innenheime der AWO, in denen seit Jahren mit hoch giftigen Stoffen gegen Kakerlakenbefall vorgegangen wird. Der Prozess um den Feuertod von Oury Jalloh, in dem die Ursache des Brandes nicht untersucht wird und die verantwortlichen Bullen ohne größere Strafen davon kommen werden. Polizeigewalt gegen antirassistische Proteste, mit den Höhepunkten 2012 in Dessau (Anmelder bewusstlos geschlagen) und Halle (bleibende körperliche Schäden nach Polizeiübergriff). Abschiebungen von Roma nach Serbien, wo diese ein Leben voll Ausgrenzung und Diskrinierung erwartet. Die Liste der Beispiele ist lang.


Genau deshalb wird sich die antifaschistische Demonstration nicht auf den allgemeinen "Nazis raus!"-Tenor beschränken , sondern das Phänomen von Naziaufmärschen im gesellschaftlichen Kontext betrachten. Dabei sollen sowohl die ganzjährige Bedrohung von organisierten Nazis, als auch die weitreichenden Folgen des staatlichen Rassismus thematisiert werden.


Antifaschistische Demonstration und direkte Aktionen gegen den Naziaufmarsch

Am 12. / 19. Januar wird es vor Beginn des Naziaufmarsches eine Antifa Demo durch die Magdeburger Innenstadt geben. Im Anschluss wollen wir den Nazis mit handfesten Argumenten entgegentreten. Die Einsatzkräfte der Polizei werden mit der üblichen Brutalität gegen Antifaschist_innen vorgehen.Dabei betrachten wir die Polizei nicht als irgendeine neutrale Institution, die zufällig zwischen irgendwelche Fronten gerät. Es sind genau jene Bullen, die das ganze Jahr über Abschiebungen durchführen, emanzipatorische Strukturen angreifen und letztendlich die Aufrechterhaltung des kapitalistischen Normalbetriebes garantieren.In Magdeburg gibt es neben den marschierenden Nazis viele weitere Ziele antifaschistischer Intervention, die es im Januar zu entdecken gilt. Aktionen im gesamten Stadtgebiet können dazu beitragen, unkontrollierbare Räume zu schaffen. Schon 2012 waren die 1200 Einsatzkräfte zeitweise dermaßen überfordert, dass der Aufmarsch direkt angegriffen werden konnte. Diese Szenen zeigten uns, dass es durchaus möglich ist, das Nazievent erfolgreich zu stören.

 

In diesem Sinne: 365 Tage Offensiv - gegen Nazis und Rassismus!

www.365tageoffensiv.org

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