Nie wieder Küchentisch!

pro-choice

Aufruf zur Kundgebung gegen die Lichterkette der fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen am 8. Dezember 2012 in Salzburg

Für den 8. Dezember 2012 planen die KlerikalfaschistInnen(1) und FeministinnenhasserInnen von Jugend für das Leben, Human Life International (HLI) und Co. ihre traditionelle Lichterkette vor dem Landeskrankenhaus Salzburg. Unter dem Vorwand „abgetriebener Kinder” zu gedenken, versuchen sie, Frauen*, die über ihren eigenen Körper bestimmen wollen, als Mörderinnen abzustempeln. Sie sollen dabei nicht ungestört sein – wir rufen zur Gegenkundgebung auf!

 

Als Motivationshilfe, sich an einem wahrscheinlich saukalten Dezemberabend auf die Straße zu stellen während auf dem Gehsteig gegenüber rechte Abtreibungsgegner-Innen mit Fackeln wacheln, beten, schlecht Trompete spielen und vielleicht ihren Weihbischof(2) herzeigen, sei euch Folgendes mitgegeben:

 

Wir bestimmen selbst!

Die Möglichkeit, Schwangerschaftsabbrüche sicher durchführen zu lassen, ist für Frauen* absolut notwendig. Jede Frau muss für sich selbst entscheiden können, ob und wann sie bereit ist Kinder zu bekommen. Die VeranstalterInnen der Lichterkette am 8. Dezember fordern u.a., dass keine Verhütungsmittel benutzt werden. Ohne Verhütung kann die „natürliche“ Fruchtbarkeit einer “durchschnittlichen” Frau so aussehen, dass sie ca. zehn Kinder gebiert, die sie jeweils ca. zwei Jahre lang stillt – da gehen sich keine eigenen Interessen, kein eigenes Leben mehr aus.Wir wollen nicht zurück ins 19. Jahrhundert, und Frauen* sind keine Gebärmaschinen!

Wenn Abtreibungen, wie von den KlerikalfaschistInnen gefordert, unter Strafe stehen, werden sie trotzdem durchgeführt. Und zwar oft - besonders wenn die betroffene Frau nicht viel Geld hat - ohne professionelle medizinische Betreuung, auf nicht sterilen Küchentischen, mit ungeeigneten Instrumenten.

 

Bevor in Österreich Anfang 1975 die Fristenlösung in Kraft trat - laut der Schwangerschaftsabbrüche bis zur zwölften Woche straffrei sind - gab es in vielen Krankenhäusern ganze Abteilungen mit Frauen*, die wegen „fiebriger Unterleibserkrankungen“ gekommen waren. Diese „Unterleibserkrankungen“ waren die Folge nicht professionell und sauber durchgeführter Schwangerschaftsabbrüche, und viele Frauen* und Mädchen* starben daran. Vorher mussten sie sich aber oft noch mit den Bullen auseinandersetzen, die sie am Krankenbett wegen der verbotenen Abtreibung terrorisierten.

 

Derzeit ist es in Salzburg so, dass Frauen* in der Gynmed im LKH medizinisch korrekt durchgeführte Abbrüche machen lassen können, die allerdings leider nicht von der Krankenkasse übernommen werden. Ein so durchgeführter Abbruch ist medizinisch ein harmloserer Eingriff als eine Blinddarmoperation. Diese Möglichkeit ist den AbtreibungsgegnerInnen von Jugend für das Leben, HLI, der Christenpartei Österreichs (CPÖ) & Co. ein Dorn im Auge. Sie erwarten von Frauen*, sich als Brutkästen für Patriarchat und “Vaterland” herzugeben, sich aufzuopfern, lächelnd auf ein eigenes Leben zu verzichten und geduldig jeden Scheiß zu ertragen, denn „der Herrgott will es ja so“.

 

Harmlose Kerzerlschlucker/Innen?

In Salzburg geben sich die selbsternannten “Lebensschützer”als harmlose KerzerlschluckerInnen, die einmal im Monat vor dem LKH „friedlich beten“. Mit Gebeten sind allerdings noch keine Kliniken geschlossen worden. Wohl aber durch andere HLI-Strategien, die Psychoterror gegen Frauen*, die auf dem Weg in eine Klinik sind, Telefone anzapfen und umleiten, Rufmord, Kliniken mit dubiosen Methoden in den Konkurs treiben, Klagen gegen Ärzt_innen, Klinikpersonal und Aktivist_innen umfassen. Fundamentalistische Abtreibungsgegner haben in den USA auch schon Ärzte erschossen. Soviel zum Thema „Lebensschutz“.

 

Vor einigen Jahren war auf der feministischen Homepage wolfsmutter.at zu lesen: „Die ‚Neue Rechte‘ in den USA hat den Schulterschluss mit Leuten dieses Schlages schon lange vollzogen. HLI-Organisationen werden von Bush unterstützt - und umgekehrt. […] Und plötzlich gehäuft auftretende Abtreibungsverbote in diversen Staaten der USA sind nur die Vorläufer dessen, was auf die Frauen weltweit noch zukommt!“ Im diesjährigen US-Wahlkampf ließen die Republikaner_innen durchblicken, was sie von Frauen*rechten halten – hier sei an Todd Akin erinnert, und an seine These, dass Frauen* bei einer „wirklichen“ Vergewaltigung ja gar nicht schwanger werden könnten, und an Richard Mourdock, der meint, eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung sei ein Geschenk Gottes. Es brauchen also nur irgendwo die noch größeren Idioten an die Macht kommen, und es sieht schlecht aus mit Schwangerschaftsabbrüchen. In Österreich sind Verbündete von HLI & Co u.a. Bischof Schönborn, Ewald Stadler, HC Strache, Wolfgang Bergmann vom Standard, der ehemalige Präsident des Verfassungsgerichtshofs Karl Korinek, der Salzburger Adelige Georg Mayr-Melnhof sowie diverse ÖVP- Politiker_innen.

 

 

Wenn ihr das nächste Mal überlegt, ob ihr am 1. Samstag im Monat(3) früh aufstehen und an der Kundgebung für den freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen teilnehmen sollt, dann denkt daran: wenn Jugend für das Leben, HLI und ihre Verbündeten in Kirche, Politik und Wirtschaft keinen Gegenwind bekommen, kann es schnell gehen, und wir Frauen* und Mädchen liegen, wenn wir eine ungewollte Schwangerschaft beenden wollen, wieder blutend am Küchentisch. Die Möglichkeit zur Selbstbestimmung über die Gebärfähigkeit ist die Basis für Kämpfe um Emanzipation in anderen Bereichen!

 

Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass eine Antifa-Demo meistens viel mehr Leute mobilisieren kann, als eine Aktion gegen die frauen*hassenden KlerikalfaschistInnen. Kämpfe für den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen werden offenbar häufig als etwas wahr-genommen, das eine_n selbst eh nicht so betrifft, und als nicht so revolutionär wie die letzte Anti-Nazi-Demo. Das ist ein Fehler. Revolutionär ist, wenn um die Selbstbestimmung über das eigenen Leben, Handeln, Denken und den eigenen Körper gekämpft wird. Darum geht es bei Pro Choice. Direkt betroffen ist ca. die Hälfte der Menschheit – indirekt sind es alle.

 

Widerstand!

Es bleibt nicht viel mehr zu sagen als: kommt zur Kundgebung am 8. Dezember beim Krankenhaus! Zeigen wir den Fundis, dass sie unter Beobachtung stehen, und dass sie mit Widerstand zu rechnen haben. Noch immer haben sie Angst vor der Überfremdung ihres „Volkskörpers“, noch immer haben sie Angst vor Frauen*, die nicht unterworfen und gebrochen sind. Zeigen wir ihnen, dass sie zu Recht Angst haben – dass es Leute gibt, die an einer neuen Gesellschaft von freien Menschen arbeiten, in der ihr unterdrückerisches SpießerInnentum keinen Platz haben wird.

 

Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!

 

Pro-Choice-Kundgebung:


Wo: Landeskrankenhaus/Müllner Seite


Wann: 8. Dezember 2012, 15:45 Uhr

 

(1) Wir schreiben von “KlerikalfaschistInnen”, und nicht von “Klerikalfaschist_innen”, weil andere Geschlechter als “Mann” und “Frau” in ihrem Weltbild nicht vorkommen und sie keine Unterscheidung zwischen sozialem und biologischem Geschlecht zulassen.

(2) Still not loving Andreas Laun!

(3) Jeden 1. Samstag im Monat, 10-11h, LKH/Müllner Seite: Pro-Choice-Kundgebung.

 

 

Für mehr Informationen über HLI, Jugend für das Leben, deren Verbündete, und Widerstand gegen die fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen:

  • http://infoladensalzburg.files.wordpress.com/2012/06/reader_1000_2012.pdf
  • http://die-abtreibung.at.tf

 

 

 

 

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Wenn Frauen keine Kinder haben wollen, sollten sie (mit dem jeweiligen Partner zusammen natürlich) auf eine vernünftige Verhütung achten. Ihr scheint diejenigen zu sein, die zumindest was Verhütungsmethoden angeht, noch im 18. Jahrhundert lebt. Mann zieht sich zum Verhüten keinen Jutesack mehr über den Penis!

 

Für einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität und Abtreibung. Abtreibung nur als ultima ratio. Gegen einen autoritären Feminismus.

...dass du ach so vernünftig mit ihm umzugehen zu wissen scheinst!

Den Inhalt und die Kernaussage des Textes scheinst du jedoch nicht verstanden zu haben. Ob, wie oft und wie Frauen* schwanger werden spielt im (Anti-) Abtreibungsdiskurs keine Rolle. Und das sollte es auch nicht! Eine Schwangerschaft kann in den unterschiedlichsten Lebens- und Gemütslagen ein Problem sein, und dann ist ein Schwangerschaftsabbruch im Gegensatz zu der Behauptung vieler Abtreibungsgegner_Innen ("Schwangerschaftsabbruch ist keine Lösung") sehr wohl eine Lösung! Wichtig dabei ist, dass Betroffene selbst entscheiden können, wann genau sie zu dieser Maßnahme greifen und so wie jeder andere vernünftige Mensch auch die Mitel der modernen Medizin nutzen wollen.

Denn genau DANN handeln sie im Bezug auf ihre Gebärmutter selbstbestimmt und lassen sich nicht von einer patriarchalen Gesellschaft zu Gebärmaschinen degradieren.

Wenn du nun allerdings die Grenzen festlegen willst, wann eine Abtreibung nun i. O. ist und wann man dringend den MORALISCHEN (ganz schöner Gegensatz zu deinen ach so rationalen Ansprüchen) Zeigefinger schwenken muss, dann schreibn das doch lieber nicht auf Indy, sondern in einem netten Brief an den Papst...

Ihr könntet gute Freunde werden!