burn KIK burn!

Edition Hydra

"Burn warehouse burn!" schrieb die Kommune 1 auf einem Flugblatt nach dem Brand im Kaufhaus "A l’Innovation" in Brüssel, Dutzende Menschen waren gestorben. In Vietnam starben täglich Menschen durch amerikanische Luftangriffe. „Ein brennendes Kaufhaus mit brennenden Menschen vermittelte zum ersten Mal in einer europäischen Großstadt jenes knisternde Vietnamgefühl (dabei zu sein und mitzubrennen), das wir in Berlin bislang noch missen müssen. […]" Andreas Baader, Gudrun Enssin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein legten daraufhin Feuer in zwei Frankfurter Kaufhäusern. Die vier wurden am nächsten Tag verhaftet. Im Prozess im Oktober 1968 sagten sie hätten die Kaufhäuser niederbrennen wollen um "gegen die Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber den Morden in Vietnam zu protestieren." Sie wurden daraufhin zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Strafen traten sie nicht an. Was folgte, war der erste Versuch einer bewaffneten Guerilla in der Bundesrepublik Deutschland.

 

258 Menschen starben im pakistanischem Karatschi in einer Fabrik bei der Ausübung ihrer Lohnarbeit. Was sie produzierten, war Kleidung. Kleidung so billig auf dem Weltmarkt, dass sie bei uns z.B. bei KIK für 15,99 Euro eine Jeans bekommen. Sie produzierten unter beschissensten Bedingungen Hosen für unsere westlichen Ärsche. Sie zahlten mit ihrem Leben. 258 Menschenleben dafür, dass wir den Luxus genießen, unsere Kleidung eher zu wechseln, als sie zu waschen. Kleidung "neu" zu kaufen, die aber schon "alt" aussieht.

Das Schockierende daran ist die Gleichgültigkeit der meisten Menschen hierzulande. Scheißegal, Hauptsache der Preis stimmt. Eine soziale Kälte, die immer mehr auch in alle anderen Lebensbereiche unseres Alltags dringt. Die kapitalistische Produktion, in das immer noch etwas billiger produzierende Ausland zu verlagern, bald nicht mehr nur in China, Pakistan, Indien und Bangladesch, bald auch noch etwas billiger, also noch mehr profitabel für die Hersteller und noch etwas menschenunwürdiger produziert. Diese totale Gleichgültigkeit ekelt uns nur noch an!

Nun lesen wir in den Zeitungen, dass sich KIK mit einem Fonds von der Schuld freikaufen möchte, die Hände wieder in Unschuld waschen, einmal mehr die Proteste ignorieren die viele an den Praktiken des Konzerns erheben und diese abperlen lassen wie an Teflon. Wenn wir es genau nehmen hat KIK mehr als 258 Menschenleben auf dem gewissen, die Dunkelziffer toter Arbeiter_innen ist hoch, das Gesundheitsproblem was die ganze Produktion mit sich bringt, die steigenden Krebszahlen die nicht einmal abzuschätzen sind, das Elend, was noch kommt durch die enorme Umweltverschmutzung.

1968 zahlte die Versicherung für den entstandenen Sachschaden, der bei den Kaufhausbrandstiftungen verursacht wurde. Ulrike Meinhof hatte gewiss recht, wenn sie in der Konkret nach dem Brand schrieb: " ... die Vernichtung gesellschaftlichen Reichtums durch Warenhausbrand unterscheidet sich qualitativ nicht von der systematischen Vernichtung gesellschaftlichem Reichtums durch Mode, Verpackung, Werbung, eingebautem Verschleiß. So gesehen ist Warenhausbrandstiftung keine antikapitalistische Aktion, eher systemerhaltend, kontrarevolutionär."

Wir rufen dennoch dazu auf: Burn KIK burn! Das abfackeln von KIK Filialen, bringt uns zwar nicht die Menschen wieder, die für die Produktion, zur Erhaltung unseres Lebensstandards, ihr Leben gelassen haben, vernichtet nur den Warenbestand, der dann mit neuem Dreck aufgefüllt wird, den wir bei genauer Betrachtung nicht brauchen. Aber das Feuer von brennenden KIK Filialen sendet eine Wärme, die der Solidarität. Sendet ein Zeichen an die Menschen, die diesen Preis zahlen müssen, ein Zeichen, dass vielleicht Mut macht nicht allein zu sein in dieser Welt. Und letztlich sei auch gesagt, dass es sich auch tief in die Bilanzen des KIK Clans äussern wird, es ist die Sprache, die sie verstehen.

Burn Warehouse burn!

 

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Wer hat denn eigentlich in dem Werk das letztens abgebrannt ist Produziert?

KIK!

und wo steht das? 

Ist diversen unzähligen Nachrichtenportalen/Zeitungen/etc. zu entnehmen!

weiter so!

 

Interessante Dokumentation zu den Arbeitsverhältnissen in Bangladesch und der Unternehmens-/Mitarbeiterpolitik in Deutschland:

http://www.youtube.com/watch?v=toTji2Lffr0

Fangt einfach damit an, eure Klamotten bis zum Ende zu tragen.

Second-Hand als zweiter Gang.

Ware kaufen, bei der ich weiß sie ist nicht unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert worden.

Vorrangig deutsche Unternehmen gibt es in diesem Sektor ja auch und man kann mit einem Kauf dieser Waren eine größere Solidarität unter dem Druck des Absatzes auslösen, in dem man bei Missständen vor Ort und auch mit einer gewissen Kaufkraft die Unternehmer zur Räson zwingen. (Trigema)

Jack Wolfskin hat lt. Taz umgestellt und Northface hatte noch vor kurzem Missstände (taz-bericht)

 

Ein Smartphone muss man auch nicht haben etc. etc. etc. ;)

Aber da erwischen sich viele selber bei, wie sie dann doch der Konsummaschinerie erliegen.

 

Einkommensschwächere Familien/Menschen sind leider vom System gezwungen worden dort zu kaufen. Die Informationen zu solchen Missständen - wir kennen es alle - kommen meist nur sehr spät im Fernsehen und werden von anderen "Angeboten" in der Fernsehwelt leider überlagert!

Das Problem sind nicht die Kosumenten, die die billige Ware kaufen. Es ist klar, dass sie das machen, wenn es angeboten wird.

Und das individuelle Konsumverhalten zu ändern ist zwar gut für das eigene Gewissen, hat aber so gut wie keine Auswirkungen auf die Produktion.

 

Wenn man Unternehmen dazu bringen will, für bessere Produktionsbedingungen zu sorgen, dann muss man öffentlichkeit herstellen (sonst denken die am Schluss noch, dass weniger Leute ihre Sachen kaufen, weil sie die falsche Farbe haben o.ä.).

Durch individuelles Konsumverhalten quasi einen finanziellen Anreiz setzen zu wollen ist auch eher süß, als das es wirklich was verändert.

Wenn ich finanzielle Anreize setzen will, dann schmeiß ich denen die Fensterscheiben ein (oder brenne die Filialen nieder). Das ist ein wesentlich besserer finanzieller Anreiz.

Das Problem sind nicht die Kosumenten, die die billige Ware kaufen. Es ist klar, dass sie das machen, wenn es angeboten wird.

Das Problem sind auch nicht Firmen wie KiK, die billige Ware verkaufen. Es ist klar, dass sie günstig produzieren, wenn es ihnen angeboten wird. Die individuellen Produktionsbedingungen einer Firma zu ändern, hat keine Auswirkungen auf die Produktion - denn dann wird eine andere Firma die Marktlücke ausfüllen und ihre Vorteile einer billigen Produktion an die Kundschaft weitergeben.

 

Das Problem ist, dass Staaten wie Pakistan sich anscheinend nicht für ihre Arbeiter*innen interessieren. Sonst würden sie Gesetze zum Schutz der Arbeiter*innen erlassen (und auch für deren Umsetzung sorgen), oder bspw. einen Mindestlohn einführen. Oder das "Volk" aufklären und entbarbarisieren und damit die Voraussetzungen schaffen für eine Gesellschaft, die sich ihre Devisen nicht durch den primären und sekundären Sektor erwirtschaften muss. Oder sich Staaten wie Südkorea zum Vorbild nehmen.

Das Problem ist, dass Staaten wie Pakistan sich anscheinend nicht für ihre Arbeiter*innen interessieren. Sonst würden sie Gesetze zum Schutz der Arbeiter*innen erlassen (und auch für deren Umsetzung sorgen), oder bspw. einen Mindestlohn einführen. Oder das "Volk" aufklären und entbarbarisieren und damit die Voraussetzungen schaffen für eine Gesellschaft, die sich ihre Devisen nicht durch den primären und sekundären Sektor erwirtschaften muss. Oder sich Staaten wie Südkorea zum Vorbild nehmen.

Ich würde ja sagen das alles hat was mit diesem Kapitalismus zu tun.

Selbstverständlich hat das was mit dem Kapitalismus zu tun und selbstverständlich müssten die BEdingungen in den entsprechenden Ländern verbessert werden.

Aber einfach die Hände in den Schoß legen und sich zu sagen "Ist ja schon schlimm alles, aber hier können wir ja doch nichts machen" ist halt vor allen Dingen bequem und nicht konsequent.

Wenn man es schaffen würde durch direkte Aktionen hier dafür zu sorgen, dass die Situation in nur einer Fabrik besser wird, dann hat sich das gelohnt. Ist nicht super revolutionär, aber trotzdem wichtig. Und Mitleid mit denen die von diesen beschissenen Verhältnissen auch noch profitieren hab ich auch nicht.

wenn es so einfach wäre, mit dem teuer machen. So gesehen ist es dann vielleicht doch wieder die vielfalt der möglichkeiten, die ein wenig ändern könnte.

Und Öffentlichkeit. Hunderte tote, die in einem zusammenhang mit der gesellschaft stehen, sind offensichtlich für viele nur eine randnotiz.

In dieser richtung, die stimme der  betroffenen auch hier ankommenzulassen, finde ich, tut zum beispiel medico gute arbeit:

http://www.medico.de/presse/pressemitteilungen/kik-will-sich-freikaufen/...

ich empfehle die die walmart-folge von south-park.

Der Gedanke, dass Vernichtung gesellschaftlichen Reichtums nicht antikapitalistisch ist, sondern sogar kontrarevolutionäre Züge hat, ist meiner Meinung nach nicht besonders abwegig.

 

Denkt bitte darüber nach, bevor ihr KIK-Filialen abfackelt: Welche Wirkung hat die Aktion wirklich? Und gibt es nicht sinnvollere Aktionsformen?

Ihr schadet nicht Kik, sondern gefährdet viel mehr die Arbeitnehmer. Was können die Angestellten dafür, wenn solch ein Unglück geschieht! Es ist absolut absurd dazu aufzurufen!