Fischbefreiungen in Schweden, Spanien und Kroatien

Fischbefreiungen in Schweden, Spanien und Kroatien

Aktivist*innen der Animal Liberation Front (ALF) befreiten in der Nacht des 27. August 2012 Tausende Regenbogenforellen aus einer Zuchtfarm in Schweden. Knapp vier Wochen zuvor befreiten Tierbefreiungsaktivist*innen in Spanien Hunderte Tunfische. Bereits Anfang Juli wurden in Kroatien Hunderte Tunfische befreit.

 

Aktivist*innen der Animal Liberation Front (ALF) befreiten in der Nacht des 27. August 2012 Tausende Regenbogenforellen aus einer Zuchtfarm in Umgransele, nahe der Stadt Lycksele in Schweden. Die ALF öffnete alle Käfige und ermöglichte den Fischen einen freien Zugang zum Fluss Ume. "DBF ♥ The Wild Fish" wurde von den Aktivist*innen hinterlassen. DBF bedeutet Djurens befrielsefront und heißt übersetzt Animal Liberation Front (ALF). Der enstandene Schaden für die Frambetreiber wird auf mehrere millionen schwedische Kronen geschätzt. Bereits im November 2008 gab es eine ähnliche Befreiungsaktion in Nordschweden. Damals, im November 2008, wurden aus zwei Farmen über 100.000 Fische befreit (http://directaction.info/news_nov26_08.htm).

 

Knapp vier Wochen zuvor, an 23. Juli 2012, befreiten Tierbefreiungsaktivist*innen bei Cartagena in Spanien Hunderte Tunfische. In einem Bekenner*innenschreiben erklärten sie ihre Beweggründe (http://directaction.info/news_july25_12.htm).

 

Schon Anfang Juli wurden in Kroatien Hunderte Tunfische befreit (http://directaction.info/news_july12_12.htm). Bereits am 27. Januar 2012 wurden in Kroatien Hunderte Tunfische von Tierbefreiungsaktivist*innen befreit und ein Schaden von über 100.000 Euro verursacht (https://linksunten.indymedia.org/de/node/54359).

 

in english:

Schweden, 27. August 2012:

According to Swedish news media reports, during the night of August 27 cages were cut open at a fish farm in Umgransele, outside the city of Lycksele, and thousands of rainbow trout (salmon trout) escaped into the Ume River. "DBF ♥ The Wild Fish" was found painted on site (DBF = Djurens befrielsefront / Animal Liberation Front). Police estimated damages in the millions of Swedish krona. (photo: Folkbladet.nu)

There was a similar sabotage in November 2008, when more than 100,000 fish were liberated from two fish farms in northen Sweden.

 

Spanien, 23. Juli 2012:

received anonymously:

"Hundreds of bluefin tuna freed from tuna farm in Spain. If current exploitation trends of Atlantic bluefin tuna  continue scientists warn of the extinction of the species in three to five years. Organizations like the International  Coalition for the Conservation of Atlantic Tuna (ICCAT) and the Convention on the International Trade in Endangered Species (CITES) have not given the Altantic bluefin tuna the protection required. Japan and its puppet states have blocked the listing of the species as an endangered species under CITES. ICCAT sets quotas two times as big as those recommended by their scientists and the number of fish caught is even two times that because of unregulated and illegal fishing. For these reasons on the morning of the 23rd July we cut the nets of three tuna fattening pens off Portman near Cartagena Spain giving hundreds of the few remaining wild Atlantic blue fin tuna their only chance of escape and survival.

Hands Helping Fins"

 

Kroatien, 12. Juli 2012:

The Black Fish news release:

"On Sunday a diving team of The Black Fish successfully released hundreds of bluefin tuna back into the Adriatic Sea from cages at a fish farm near the island of Ugljan, Croatia. The action is marking the start of a new campaign to highlight the lucrative trade in the endangered bluefin tuna, a fish species heavily impacted by illegal overfishing in the Mediterranean Sea. The Black Fish have been working on the ground in Croatia for several weeks investigating the country's controversial tuna industry. It was three days ago when our crew members witnessed the slaughter of several tuna fish and decided to intervene. Members of our diving team were able to pass by security and entered the water late at night to free the fish." Click here to read more.

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Und kommt das umliegende Ökosystem mit der gestiegenen Population an Fischen klar?

Was bedeutet dies für andere Kleinstlebenwesen und Pflanzenarten, von denen sich die befreiten Fische ernähren? Wieviel der befreiten Fische sterben, weil sie binnen Tage in nicht vertrauten Gwässern ihre Nahrungsgrundlage aufgegessen haben?

Tierbefreiungen wie diese sind keine verantwortungsvollen Aktionen. Sie kommen den Tieren kaum zu gute, sondern dienen dem identitären Selbstbild der "befreienden" Menschen.

Ich würde mir militante Aktionen wünschen, die in ein umfassenderes, nachhaltiges Konzept der Gesellschaftveränderung eingebunden sind.

Beleidigungen, wenn direkte Fragen gestellt werden... sehr konstruktiv, so kommen wir alle weiter.

Und die Fragen finde ich berechtigt.

Leben ist immer invasiv, ob nun durch den vorerst abgewendeten Tod dieser befreiten Fische oder durch den Einfluss, der auf das umliegende Ökosystem genommen wurde.

Die Folgen sind schier nicht absehbar, ob sie nun weniger Leid/ Tod verursachen oder mehr.

Sowohl die Forelle, als auch der Thunfisch sind Raubfische. Aber auch andere Beeinflussungen des Ökosystems sind möglich. Auch hier hat sich also der Mensch als Richter über das Tier erhoben.

 

Produktion über das Bedürfnis an Lebensmitteln hinaus ist dem Kapitalismus immanent.

Massentierhaltung und damit unvorstellbares Leid für andere Lebewesen ist also vielmehr nur ein Symptom desselben. Wäre es also nicht sinnvoller erst das eigentliche Problem zu bekämpfen? Zumal dieser auch verantwortlich ist für Krieg und Zerstörung der Umwelt wie wir sie in diesem Ausmaß gerade haben.

Danke, stimme dir vollkommen zu. Abgesehen davon das die Regenbogenforelle (auch wenn ich mir dabei komisch vorkomme, folgendes zu schreiben) kein "einheimischer" Fisch in schwedischen Gewässer ist und die population die heimischen Fischarten bedrohen KANN. Ökologisch wirkt sich das leider negativ aus.

Die Umwelt profitiert insgesamt von der Aktion, weil dadurch das menschliche Bewußtsein für die ökologischen Folgen der Massentierhaltung erweitert wird - manche Personen kommen schließlich gar nicht auf die Idee überhaupt nach den Umweltbelastungen zu fragen solange ihnen nicht die Massenhaftigkeit der Tiere spektakulär anschaulich wird.

Der "Umwelt" ist es erstmal relativ egal was mensch denkt oder nicht.

Mensch kann sowas nur aus menschlicher perspektive beurteilen, weil jeder versuch den "standpunkt" der "Tiere" oder der "Umwelt" an sich einzunehmen

grober schwachsinn ist der nur der identitären aufwertung der eigenen position dient.

 

Wir können aus menschlicher perspektive die forderung aufstellen leiden reduzieren zu wollen. Dann könnte die Aktion Thunfische ins Mittelmeer zu entlassen diese diesem Ziel dienlich sein, die aktion forellen in ein gewässer zu entlassen in dem sie sonst nicht vorkommen wahrscheinlich nicht.

Wir können aber auch aus menschlicher perspektive die forderung aufstellen ökosysteme in einer bestimmten Form zu erhalten. Dann wären diese aktionen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit großer mist.

 

Ich empfehle den Film Darwins Alptraum.

Aus menschlicher Perspektive frage ich, wenn eine Freisetzung dieser Population dem Ökosystem schadet wie kann ihre Gefangenhaltung für unschädlich gehalten werden? Das wäre doch genauso unsinnig wie eine Gentechnik-Plantage neben einen Arten-Erhaltungs-Garten zu bauen und darauf zu spekulieren dass da nichts freigesetzt wird. Ist es denn nicht so, dass das Ökosystem besser erhalten und Leiden reduziert wird wenn aufgrund dieser Aktion die Fischfarm geschlossen wird als wenn sie im Normalbetrieb weiterläuft?

aber die Auswirkungen in einer abgeschirmten Umgebung, quasi einem "Autoklav" sind absehbarer als im gesamtökologischem Prozess. Wie zb. erwähnt wurde, dass die Regenbogenforelle kein einheimischer Fisch sei. Die Eingliederung von okösystemfremden Tieren hat bisweilen starke Einwirkungen auf bestehende Flora und Fauna aufgrund einer Überpopulation aufgrund mangelnder natürlicher Feinde. Als Beispiel das Kaninchen in Australien, der amerikanische Flusskrebs, der Ochsenfrosch und die chinesische Wollhandkrabbe in Deutschland (wobei letztere zu bekämpfen wäre, da sie ziemlich lecker ist).
Die Frage ist, wie misst mensch Leiden für Lebewesen und die ökologischen Folgen im Freien? An Zahl der Opfer? Daran wie Lebewesen gehindert werden ihren freien Willen auszuleben? Und über wie viele Ecken der Beeinflussung müssen wir denken? 

Eine Forelle hindert ein anderen Fisch am freien Willen indem es ihn auffrisst oder seinen Sauerstoff verbraucht oder die Nährstoffgrundlage des Fisches vernichtet oder aber dass sie Krebstiere frisst, die dann weniger bestimmte Algen fressen, die dafür sorgen, dass mehr Nitrat im Wasser vorhanden ist, was wiederum bestimmte Bakterien am Wachstum hindert, die wichtiger Symbiont für eine am Wasser existierende Ulmenart sind, deren Rinde essentiell ist für eine bestimmte Rotwildart.

Die Folgen sind einfach unabsehbar.

Also wer kann arrogant genug sein um über das Leiden zu urteilen, dass dadurch vermindert oder vermehrt wurde?

so ist das nun mal mit direkten aktionen - es gibt immer positive und negative aspekte daran.

grundsätzlich gibt es hier nur 2 argumentationslinien: ich befürworte/kritisiere die aktion weil... beides legitim!

 

eine nicht ganz unwichtige frage ist, was wäre passiert, wenn diese aktion nicht stattgefunden hätte?

  • die Fische wären verwertet worden & die betreiber zählen unbekümmert ihr geld
  • wir hätten wahrscheinlich von der existenz dieser farmen nichts erfahren
  • das "oekosystem" wäre nicht verändert worden

zum letzten punkt und der durchaus berechtigten argumentation der "raeuber im (fremden) system" lässt sich noch ergänzen, dass die folgen der käfighaltung auf die natur auch immens sind: medikamenteneinsatz, fischkot & fischkadava=schlechtere wasserqualität

 

insofern ist dies zum einen eine güterabwägung à la "wir müssen darauf aufmerksam machen und sabotieren" vs. "nehmen wir dadurch zu viel (kollateral-)schaden an der natur in kauf?". wer generell gewaltfrei agieren will, der sucht sich halt andere wege/mittel - my mind, my choice!

soweit so richtig.

Aber was bringt es wenn "wir", dh. im weitesten Sinne die emazipatorische, radikale Linke, die sich sowieso des Leids anderer Lebewesen bewusst sein sollte, davon erfahren?
Es gilt diesen Protest in die "Mitte" zu tragen und dort stossen derlei Aktionen eher auf Ablehnung oder werden verschwiegen oder politische Hintergründe ausgeblendet (s. Presse zu den Telekom-Fahrzeugen in M) und auf Chaotentum reduziert.

Das ist IMO ein kritischer Punkt, zu dem ich natürlich keine Goldrandlösung parat habe.
Aber ALF Aktionen in puncto Pelztierhaltung und Massentierhaltung, solang es um Säugetiere oder Vögel geht, denen von breiter gesellschaftlicher Mehrheit ein Mindestmass an Intelligenz zugeschrieben wird sind einfacher vermittelbar und könnten vllt erstmal ausreichen, bis der Mensch soweit ist ein wenig weiter zu denken.

...aber solange es nicht in den Mainstreammedien (ausser den regionalen) aufgenommen wird und zu einer breiten , öffentlichen Kontroverse führt, denke ich nicht, dass dieser Denkprozess bei den Bürgies einsetzt, die es immernoch für Umweltschutz und ökologisch halten Biotiere zu futtern und einmal im Monat 5€ an den WWF zu spenden.

 

Und du hast einen guten Punkt angesprochen, der für die Aktion spricht, den ich nicht bedacht hatte, die Imposanz.

 

Wobei ich mir auch nicht sicher bin, ob es die Intention der Antispe's war, den Diskurs um Umweltschutz in den Vordergrund zu rücken, der ja auch vorwiegend dem Überleben des Menschen dient und eher eine Tierschutzperspektive aufweist, aber Tierbefreiungsaspekte aussen vor lässt.

Das Töten der Fische wäre Widerstand, so dass sie nicht mehr verwertet werden können.

So wir mit Kolaterallschäden nur die Verwertung der Tiere nicht aber die Verwertung allgemeine kritisiert.

Nächstes mal: Keulen mitbringen!

ich zitier mal: "On Sunday a diving team of The Black Fish successfully released hundreds of bluefin tuna back into the Adriatic Sea from cages at a fish farm near the island of Ugljan, Croatia. The action is marking the start of a new campaign to highlight the lucrative trade in the endangered bluefin tuna, a fish species heavily impacted by illegal overfishing in the Mediterranean Sea."

 

wir halten fest: es wird (illegal) überfischt. nicht zuletzt deswegen, weil für blauflossen-thun unsummen gezahlt werden, für sushi und ähnlichen unsinn. ganz normales prinzip im kapitalismus: ist das angebot - z.b. wegen fangquoten - gering, steigt der preis, bis es sich irgendwann lohnt, das angebot notfalls auch mit illegalen mitteln auszuweiten. nun haben sich aber einige leute gedacht "hey, diese nachfrage können wir auch befriedigen, indem wir die fische züchten!"

damit wird die natürlich population des blauflossen-thuns und anderer meereslebewesen geschützt - gerade "schwarz"-fischer_innen setzen gerne fangmethoden ein, die noch schädlicher für das ökosystem sind, als es die erlaubte fischerei ohnehin schon ist. solche aktionen bringen dem ökosystem nichts, nada, eher im gegenteil. wenn, dann müsstet ihr bei der nachfrageseite ansetzen, sushi-lokale smashen oder sowas. oder eben das "große ganze", dieses system, was wir als kapitalismus kennen, bekämpfen.

 

aber die aktion zeigt, worum es bei diesem ganzen antispe-quatsch meistens geht: um eine verkürzte symptombekämpfung, gepaart mit identitärem gehabe und äußerst fragwürdigen moralischen implikationen (in diesem fall nicht so sehr, zugegeben).

"verkürzte symptombekämpfung", aber dabei das "gute Gefühl" etwas getan zu haben T_T*

antispe' s denkt bitte einfach ein bisschen weiter, das Angebot, das hier vermindert wurde, wird auf anderem Wege kompensiert werden, einfach weil die Nachfrage zu groß ist um sich Gewinne entgehen zu lassen.