Am Dortmunder Landgericht läuft derzeit ein Gerichtsverfahren gegen vier Mitglieder der Skinheadfront Dortmund – Dorstfeld. Angeklagt sind die vier Nazis für einen Gewaltakt, den sie am 26. November 2011 auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt begangen haben. Dort hatten sie zwei türkischstämmige Jugendliche grundlos zusammen geschlagen. Angeklagt sind die Brüder Sven und Jan Kahlin, sowie Dennis Becwar und Tim Florian Gehrmann. Während der Mörder des antifaschistischen Punks Thomas Schulz, Sven Kahlin, weiterhin wegen Fluchtgefahr in Haft sitzt, wurde heute Florian Gehrmann aus der Haft entlassen. Eine zweifelhafte Entscheidung.
Florian Gehrmanns erste Aktivitäten in der Nazi-Szene lassen sich seit 2008 nachweisen, als er begann Nazi-Aufmärsche zu besuchen. Damals war der heute 20 Jährige gerade einmal 16 Jahre alt. (geb. 05.03.1992)
Seitdem ist er Dauergast auf Demonstrationen im In-
und Ausland. Belegbar sind dabei die Aufmärsche der Rechten in
Dortmund (01.09.2009), Schweinfurt (01.05.2010), Leipzig
(16.10.2010), Hamm (25.10.2010), Giessen (16.07.2011), Bad Nenndorf
(06.08.2011), Dortmund (2. und 3.09.2011) und Hamm (01.10.2011). Hier
trat er vor allem mit den Nazis der Skinheadfront Dortmund-Dorstfeld
auf, denen er sich anschloß und deren Embleme und Schriftzüge er
stets trägt. Er beteiligte sich zudem oft an Demonstrationen der
Nazistrukturen im benachbarten Holland. So belegbar für Alphen
(23.08.2008), Den Haag (25.10.2008), Venlo (26.09.2009 und
12.06.2010) und wieder in Den Haag (20.11.2010 und 18.06.2011). Dabei
war er stets mit Mitgliedern von „Blood and Honour“, „Racial
Volunteer Force“ und „Combat 18“ zu sehen. So auch am
20. November 2010 als er mit ca. 70 weiteren Nazis in Den Haag für
die Freilassung des spanischen Militärs und Mörder Josué Estébanez
demonstrierte. Dieser hatte am 11. November 2007 den 16 jährigen
Antifaschisten Carlos Palomino in einer Madrider Metro erstochen. In
Begleitung von Ed Polman, dem offiziellen Sprecher der
niederländischen „Comat 18“ Fraktion und Michael Krick von der
Racial Volunteer Force zog er durch die Stadt. Sprecher auf diesem
Aufmarsch der Rechten war Brian van Houdt von den Nationale Jeugd
Nederland (NJN), Ruben Rosiers von den Nieuw-Solidaristisch
Alternatief aus Belgien und der Gründer der „Combat 18“ -
Abspaltung, der Racial Volunteer Force aus England, Mark Atkinson.
Diese Kontakte pflegte er auch über
das rechte Sozialraummilieu des Steinauwegs, zu dem er gehört.
Dorthin kamen die Vertreter der holländischen Autonomen
Nationalisten, „Blood and Honour“ und „Combat 18“ regelmäßig.
Florian Gehrmann wohnt wie ein weiteres Mitglied der Skinheadfront,
Michael Wrobel, in einer Nachbarstraße des Steinauwegs, die „Am
Täufling“ heißt. In einer städtischen Wohnung der DOGEWO, wie
auch die Meisten der Skinheadfront Dortmund-Dorstfeld in städtischen
Wohnungen am Steinauweg wohnen.
Im derzeitigen Verfahren läßt
sich Florian Gehrmann von dem bekannten rechten Rechtsanwalt Klaus
Kunze aus Uslar verteidigen. In diesem Verfahren sind mehrere
Strafverfahren gegen ihn und die anderen Beteiligten zusammengezogen.
So kommt zu der gemeinsamen Körperverletzung auf dem Dortmunder
Weihnachtsmarkt noch eine Körperverletzung der Kahlin Brüder und
Dennis Becwar zu Ungunsten eines türkischen Mannes in Oberhausen.
Und ein Verfahren gegen Florian Gerhmann, weil er am 19.01.2011
gewalttätig gegen antifaschistische Demonstranten in Wuppertal
vorging.
Zudem wird Gehrmann mit grosser Wahrscheinlichkeit
auch Angeklagter im Verfahren zum Überfall auf die alternative
Kneipe „Hirsch Q“ in der Dortmunder Brückstraße sein. Auf dem
Überwachungsfilm der Kneipe, der in der Nacht des Überfalls das
Geschehen dokumentiert, kann man auch den Kampfsportler Gehrmann
erkennen: Und es sieht so aus, als ob er derjenige ist, der mit einem
Messer in der Hand auf den am Boden liegenden Gast der Kneipe
einsticht.
Nun ist der seit dem 2. Dezember des letzten Jahres
in der Haftanstalt Iserlohn einsitzende Florian Gehrmann aus der Haft
entlassen. Angesichts des Gewaltpotentials des Naziskins eine
zweifelhafte Entscheidung des Gerichts. Was dies als Signal und
Botschaft nach außen sendet ist klar. Die Szene feierte schon heute
morgen seine Entlassung.
Und die betroffenen Opfer des Weihnachtsmarktüberfalls? Was für eine Signal ist dies für die türkischen Teenager und ihre Familien?
Und die Betroffenen des „Hirsch Q“ - Überfalls? Was für ein Botschaft ist das an sie? Ehedem eingeschüchtert haben sich im „Hirsch Q“ - Prozess erst zwei Nebenkläger gefunden. Die Anderen zögern, da sie hoffen ein Stillhalten würde die Nazis besänftigen.
Naziangriff auf Hirsch Q (12.12.2010)
Naziangriff auf Hirsch Q (12.12.2010): https://www.youtube.com/watch?v=569NAyqhSMY
rumpelstilzchen
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