Diesen Sommer jähren sich die pogromartigen Ausschreitungen gegen AsylbewerberInnen in Rostock-Lichtenhagen und Mannheim-Schönau zum zwanzigsten Mal! Aus diesem traurigen Anlass organisieren wir eine Veranstaltungsreihe, in der wir den rassistischen Übergriffen gedenken und über Hintergründe informieren wollen.
Um Rostock-Lichtenhagen zu Gedenken und auf die Reihe noch mehr Aufmerksamkeit zu lenken, führten wir am Montag, den 27. August, eine eigentlich für Samstag geplante Videokundgebung am Augustiner-Platz durch, wo bei gutem Wetter viele Leute ihren Abend verbringen.
Per beamer warfen wir auf eine 3 auf 3 Meter große Leinwand Ausschnitte aus Fernsehnachrichten zur Zeit der Pogrome im August 1992. Dazu verteilten wir noch Flyer, den Flyertext möchten wir unten dokumentieren. Darüber hinaus befestigten wir noch ein kleines Transparent mit der Aufschrift „Rassismus tötet! Wir vergessen nicht!“ am Rand des Platzes. In Gesprächen mit den Leuten auf dem Platz gingen wir auf die Thematik näher ein und hatten eine durchweg positive Resonanz.
Wir als Offenes Antifa Treffen Freiburg & Region ziehen eine positive Bilanz aus der Aktion, wir konnten viele Leute erreichen. Wir freuen uns auf die weiteren Veranstaltungen.
Dienstag, 28. August | Vortrag | 19 Uhr
Die versuchten Pogrome in Mannheim-Schönau 1992
Der Referent Matthias Möller behandelt in seinem Buch »Ein recht direktes Völkchen« die Ereignisse in Mannheim-Schönau, die exemplarischen Charakter für die Welle pogromartiger Gewalt gegen Flüchtlinge der 1990er Jahre und die daraus entstandenen Diskussionen um antifaschistische Gegenwehr haben.
Donnerstag, 30. August | Filmvorführung | 19 Uhr
„The Truth lies in Rostock“
Zusammengeschnittenes Videomaterial von den Übergriffen 1992 in Rostock - Lichtenhagen. Interviews mit den Opfern, AntifaschistInnen, Neonazis, AnwohnerInnen, Polizei und PolitikerInnen.
Beide Veranstaltungen finden im Linken Zentrum ¡Adelante! in der Glümerstraße 2 in 79102 Freiburg statt.
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Wir als Offenes Antifaschistisches Treffen im Linken Zentrum Freiburg engagieren uns gegen faschistische Umtriebe und Rassismus. Zuletzt veranstalteten wir ein antirassistisches Fußballturnier in der Wiehre.
Bei uns ist jede und jeder herzlich eingeladen vorbeizukommen, in Zukunft haben wir noch so einiges vor. Komm vorbei und bring dich ein!
Unsere nächsten Treffen finden jeden 2. Dienstag im Monat
um 19 Uhr im Linken Zentrum in der Glümerstraße statt.
Die
nächsten Termine: 11. September | 9.Oktober
Kontakt: oat-fr@riseup.net
Der Flyertext:
Diesen Sommer jähren sich die pogromartigen Übergriffe gegen AsylbewerberInnen in Rostock-Lichtenhagen und Mannheim Schönau zum zwanzigsten Mal!
Aus diesem traurigen Anlass organisieren wir eine Veranstaltungsreihe, in der wir den rassistischen Übergriffen gedenken und über Hintergründe informieren wollen.
Vom 22. bis 26. August 1992 fanden in Rostock-Lichtenhagen Angriffe auf die „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber“ und ein Wohnheim für vietnamesische ArbeiterInnen statt. Unter Hitlergrüßen griff eine johlenden Masse die Häuser mit Molotowcocktails, Steinen und Flaschen an. Am 24. August wurde das „Sonnenblumenhaus“ (eines der Wohnheime) in Brand gesteckt, in dem sich noch circa hundert Menschen befanden. An dem Pogrom beteiligten sich mehrere hundert Faschisten, denen von mehreren tausend Zuschauende zugejubelt wurde. Die Ausschreitungen gelten als massivste rassistisch motivierte Gewalteskalation der Nachkriegsgeschichte. Die Polizei griff nicht in das Geschehen ein und zog sich zurück! Dass anschließend die MigrantInnen evakuiert wurden, ist mehr als zynisch. Der randalierende Mob hatte erreicht was er wollte: Unter Applaus wurden diejenigen weggebracht, die als Sündenbock für die Probleme der Bevölkerung herhalten mussten. Rostock-Lichtenhagen ist nur ein Beispiel von rassistischen Übergriffen. Ähnliche Szenen spielten sich im Vorfeld in Mannheim Schönau, Hoyerswerda und vielen anderen Städten ab.
Geistige Brandstifter – Rechtspopulisten sind Wegbereiter rassistischer Gewalt!
Dass Anfang der 90er verstärkt Pogrome gegen MigrantInnen stattfanden, ist kein Zufall: In der breiten Öffentlichkeit war die „Asyldebatte“ von zentraler Bedeutung. Allen voran startete die CDU eine populistische Hetzkampagne gegen AsylbewerberInnen und MigrantInnen, die nach ihrer Argumentation durch „Asylmissbrauch“ das Land „fluten“ würden. Auch prominente SozialdemokratInnen beteiligten sich an der fremdenfeindlichen Kampagne. In den Medien fand die Thematik großen Anklang. Dass die Bild gegen MigrantInnen mit Titeln wie „Fast jede Minute ein neuer Asylant – Die Flut steigt, wann sinkt das Boot?“ hetzt, ist nicht Neues. Aber sogar sich selbst als links-liberal verstehende Blätter wie der Spiegel titelten „Das Boot ist voll!“.
Auch heute findet ein Erstarken von rechtspopulistischem Gedankengut statt. Wenn ein Thilo Sarrazin rassistische Thesen vertritt, die bis weit in die vermeintliche „Mitte“ der Gesellschaft aufgenommen werden, ist das durchaus erschreckend. Die widerliche „Das musste mal gesagt werden“-Mentalität ist dabei Wind in den Segeln der Rechten.
Aus Statistiken können erschreckende Informationen über die Einstellungen der BundesbürgerInnen gewonnen werden. 26,7% seien laut einer Studie aus dem Jahr 2006 als ausländerfeindlich einzustufen. Der rassistischen These „Ausländer kommen nur nach Deutschland, um den Sozialstaat auszunutzen“ stimmen insgesamt 34% der Befragten zu.1 Das zeigt, dass Ausländerfeindlichkeit noch immer weit verbreitet ist.
Auch Gewalt gegen MigrantInnen ist noch immer ein Problem. 182 Todesfälle durch rechte Gewalt seit 1990 sollten Mahnung genug sein. Zuletzt traf es den 59 Jahre alten Vietnamesen Duy-Doan Pham, der im März 2011 von zwei Neonazis in Neuss (NRW) zu Tode geprügelt wurde.
1Vgl. Die Mitte in der Krise. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010, hrsg. von: Friedrich Ebert Stiftung, Bonn 2010, S. 23 und S. 73.
schöne Aktion
Weniger geprolle und auf Inhalt fokusiert. So gefällt mir das.
genau
war sehr gut!