Anti-Antifaschisten bei Anonymous?

"Linksfaschos"

Aufgrund der Kritik an der Zusammenarbeit von Piraten und Anonymous mit der verschwörungsideologischen und marktradikalen „Partei der Vernunft“ (PdV) kam es zu Beleidigungen, Zensur, Bedrohungen und Veröffentlichung von Privatdaten von Antifaschist*innen.

 

Eigentlich war der europaweite Protesttag gegen das Überwachungsprogramm INDECT am 28. Juli eine unterstützenswerte Sache. Jedoch nicht in Dortmund und München. Dort meldeten PdV-Aktivisten die Demos an, in Dortmund ein Anti-Antifaschist. Auf die argumentative Kritik folgten Anti-Antifa-Aktionen wie offene Bedrohungen und die Veröffentlichung von Adressen und Fotos sowie versuchte Hackerangriffe auf Watchblogs und antifaschistische Websites. 


‏@pirantifa: „An unsere Freunde der #Antifa in #Dortmund: Bitte schaut Euch mal die Anonymous Zelle in dieser Stadt näher an. Danke!“

Warum INDECT nicht mehr Thema ist: „[…] Daraufhin wurde ich Opfer von Anonymous Dortmund, wurde als Linksfaschist beschimpft und persönliche Daten von mir ins Netz gestellt, so z.B. meine Telefonnummer, die Adresse meiner Schule oder auch Bilder meiner Verwandten.

Dieses Vorgehen sei für Anons keineswegs untypisch und treffe so ziemlich jeden, der eine andere Meinung vertritt, versicherte mir Lisa, und stellte Racoon, einen der Täter, der Mitveranstalter der Demo in Dortmund ist, an den Pranger, jedoch wurden ihre Beiträge auf der Dortmunder Veranstaltungsseite leider mehrfach gelöscht.

Derweil nutzten einige Anons und PdVler die Situation, um ihr verzerrtes Weltbild offenzulegen, indem sie z.B. Erika Steinbach zitierten („Die NSDAP war eine linke Partei“), Sozialismus mit Faschismus gleichsetzten und, als ich sie daraufhin als rechtsoffene Faschisten bezeichnete (was sie in meinen Augen auch nach wie vor sind), behaupteten, sie seien Anarchisten. […]“

Piratenpartei und PdV: Vernunft geht anders: „Die Bandbreite reichte hier von übelsten Verunglimpfungen bis hin offenen Drohungen. Dabei wurde immer wieder behauptet, dass es im Dortmunder Fall doch nur um den Widerstand gegen INDECT gehe – und da müsse man eben auch auf die PdV zurückgreifen. Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“

Verschwörungsideologen kapern Piraten: „Nachdem am Dienstag von den Gruppengründern Dutzende kritische Kommentare in der Orgagruppe Dortmund auf Facebook gelöscht und zu Hackerangriffen gegen den Blog Politblogger.eu aufgerufen wurde, ging die Diskussion auf dem Piratenpad und Twitter erst richtig los.“

Die verschwörungsideologische und marktradikale „Partei der Vernunft“ bezeichnet sich selbst als libertär, ist aber eigentlich zwischen einem minimalstaatlichen Anarcho-Kapitalismus und den Reichsbürgern einzuordnen.

[Anmerkung: In den letzten Stunden und Tagen fanden versuchte Hackerangriffe auf antifaschistische Websites und Watchblogs statt, weshalb einige der Links zeitweise nicht erreichbar sein können.]

Die Screenshots sind nur eine kleine Auswahl an öffentlicher „Kommunikation“:

 

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so langsam sollte endlich klar sein das die neuen "kapitalismuskritischen" bewegungen nicht an einer aufgeklärten emanzipierten gesellschaft interesziert sind. neben fatalen theoretischen lücken und (auch aufgrund dessen) einer de facto nicht möglichen abgrenzung zu reaktionärem und menschenverachtenden gedankengut, ist meines erachtens eine zusammenarbeit ausgeschloszen. wenn jetzt auch noch auf kritik mit denunzation und "outings" reagiert wird, ist es an der zeit einen anderen umgang mit solchen kreisen zu finden. das bisherige anbiedern der "linken" an diese bewegungen kommt schon irgendwie verzweifelt rüber, wenn widersprüche einfach ausgeklammert werden.

solidarische grüße!

ich bezweifle dass Faschisten es schaffen werden anonymous für sich zu gewinnen.

Ja und wo bitte soll die Perspektive sein wenn man Menschen welche theoretische Lücken haben nichtmehr zusammenarbeitet? Ich sehe es genau andersrum: Es gibt hier eine nicht unerhebliche Anzahl von Menschen welche anfangen sich zu politisieren und das herrschende System kritisch zu hinterfragen, diese sollte man eben genau nicht der reaktionärer Agitation überlassen sondern gezielt und kritisch-konstruktiv auf diese Einwirken. Politische Bildung ist ein Prozess der seine Zeit und auch konkrete, praktische Erfahrung benötigt, dabei sollte man gerade politisierte Menschen begleiten und unterstützen anstatt sich besserwisserisch von ihnen abzugrenzen weil sie eben noch Wissenslücken haben und (noch) nicht alle reaktionäre, bürgerliche Ansichten überwunden haben. Aber ist natürlich viel gechillter und cooler im Elfenbeinturm zu sitzen und mit dem Finger auf die dumme, unbelehrbare Masse zu zeigen...

Gerade Anonymous, Occupy und Piraten, die Anlaufstelle von jungen Leuten/politischen Neueinsteiger_innen sind, werden mehr und mehr von rechts übernommen ohne, dass es irgendwer in der Öffentlichkeit merkt. Zumindest ist das in NRW so.

Es gibt die nichtsahnenden Nerd_innen, die beschließen mal mit Maske auf die Straße zu gehen um was zum guten zu ändern und dann von Rechten/Verschörungstheroie-Anons manipuliert und in faschistoide Strukturen hineingezogen werden. Genau so lassen sich die naiven Occupy-Gutemenschen von Verschwörungstheoretiker_innen, Kirche und rechtspopulistischen Parteien unterwandern.

 

Wie kann das gestoppt werden? Was denkt IHR kann dagegen getan werden? Rückunterwanderung versuchen oder Gegenarbeit von Außen leisten?

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