Solidaritätserklärung der Was wir brauchen - Kampagne mit bedrohten Zentren im Rhein-Main Gebiet
Im Rhein-Main-Gebiet findet gerade ein Rundumschlag gegen Autonome Zentren, besetzte Häuser und alternative Wohnprojekte statt. Die anhaltenden Kämpfe um das im April 2010 besetzte AZ in Köln-Kalk, der Verkauf des besetzten „ IvI“ im Frankfurter Stadtteil Bockenheim und das JUZ in St Ingbert sind nun schon seit mehreren Monaten Thema. In den vergangenen Wochen gab es jedoch auch schlechte Neuigkeiten aus dem Haus Mainusch in Mainz und dem Autonomen Zentrum in Aachen. Die Angriffe auf antifaschistische Strukturen und Freiräume drohen überhand zu nehmen und werden zeitnah solidarische Interventionen und Mobilisierungen erfordern.
Sämtliche
dieser Räume sollen in den nächsten Monaten - vermutlich ersatzlos
- verschwinden. Verhandlungen mit Eigentümer_innen und Politik
entpuppen sich meistens als Farce… Während in Baden-Württemberg
Initiativen für neue Räume im Keim erstickt und bestehende Räume
meist durch bürokratische Strategien eingeschränkt werden, bleiben
geräumte Häuser und Plätze wie in Karlsruhe, Freiburg oder
Heidelberg ohne Ersatz. In Hessen und im Rheinland könnte sich die
Situation vergleichbar verschärfen, sollten die Androhungen von
Staatsgewalt und InvestorInnen verwirklicht werden. Überall sollen
Stadtteile um jeden Preis homogenisiert werden, da dies der
Verwertungslogik am meisten entspricht. Auf der Strecke bleiben
bezahlbarer Wohnraum, soziale Zentren und
Gegenentwürfe.
Gentrificate – Now!
Die unaufhaltsam
scheinenden Verdrängungsprozesse und Durchkapitalisierung der Städte
nehmen ihren Lauf und treffen viele Milieus in der Gesellschaft. Der
Standort wird zuungunsten prekarisierter und angreifbarer
Bevölkerungsgruppen gestriegelt. Der unsolidarische Grundsatz
unserer Krisen-geschüttelten Wirtschaftsweise spiegelt sich in
Sachen Wohnraumpolitik unverkennbar wieder. Die Verhinderung
antiautoritärer Räume, günstigem Wohnraumes und Zentren
politischer Organisierung nehmen bei der Stadtentwicklung oftmals
Schlüsselpositionen ein, egal ob in Zürich, Dijon, Berlin oder
Schopfheim. Es sollen keine „Schmutzflecken“ übrig bleiben, die
die saubere, transparente, kontrollierbare und überwachte „sichere
Stadt“ von Morgen in Frage stellen könnten.
Die vermeintlichen ökologischen und soziale Ziele der
neuen Stadtentwicklung erweisen sich beim genaueren Hinschauen als
Lug und Trug. So konnte das Super-Vorzeige-Öko-Bonzenviertel
„Vauban“ in Freiburg nur auf Kosten von zahlreichen
Wagenplatz-Räumungen, der Verdrängung des Autonomen Zentrums KTS
und der Zerstörung dutzender brauchbarer Häuser vollzogen werden.
Soziale Bindung eines großen Anteils der Wohnungen laufen nach und
nach aus und hopps – die Gentrification ist gerichtet.
Allein,
machen sie dich ein, lachen sie dich aus, werfen sie dich raus.
Die
großen Jahre linksradikaler Politik, in denen autonome Räume in
teils spektakulärer Manier erkämpft wurden, sind zweifelsohne
vorbei. Für uns hat sich jedoch nichts geändert, an der
Notwendigkeit der Verteidigung verbleibender und dem Aufbau neuer
solcher Räume. Wo sonst sollen wir uns der Kontrolle und Einfluss
von Parteien und Staat entziehen und Widerstand organisieren, gegen
Krise, Krieg und Nazis?
Das Haus Mainusch, das AZ Aachen, das
IvI Frankfurt, das JUZ St Ingbert und das AZ in Köln, so
unterschiedlich die Ansätze dieser Häuser auch sein mögen, sind
Räume der Kapitalismuskritik und Herde kleiner und großer
Aufstände. Wir wollen der Vereinzelung und Dogmatisierung
entgegenwirken und uns überregional für den Ausbau dieser
Strukturen einsetzen.
Wozu der ganze Stress?
Sicher,
unsere Häuser und Plätze können auch zu Sümpfen werden. Sie leben
immer von den Beteiligten und gehen durch vielfältige Widersprüche
und interne Querelen. Der Anspruch herrschaftskritisch,
unkommerziell, diskriminierungsfrei und zu einer Gefahr für das
System zu werden, kann, wenn überhaupt, nur teilweise erreicht
werden. Doch was wären diese Städte und Käffer ohne JUZ und
Wagenplatz?
AZs gehören zu den wenigen Räumen in denen
diskriminierendes Verhalten durch Macker_innen, Sexist_innen,
Rassist_innen und so weiter aufgezeigt und angegriffen wird. An
vielen Orten bieten sie Schutz vor Nazis und Bullen, die Ideale, die
die Aktiven dieser Häuser zu verwirklichen versuchen, sind ein
kleiner Schimmer Hoffnung in dieser Scheißwelt.
Gemeinsam in
eine antikapitalistische Zukunft!
Nur die politische
Auseinandersetzung kann zum Erhalt und Ausbau selbstbestimmter,
linksradikaler Räume führen. So ist im aktuellen Streit um die
Reutlinger Zelle, um das Cafe Irrlicht in Schopfheim, dem Wagenplatz
SiG in Freiburg und das Art-Can-Robert in Rastatt eine solidarische
und überregionale Vernetzung und Unterstützung aufgebaut worden.
Diese Vernetzung wollen wir über Baden-Württemberg hinaus ausbauen,
um der Verteidigung bedrohter Projekte gemeinsam etwas
entgegenzusetzen.
In Köln, Reutlingen oder St Ingbert
herrschen sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Verhältnisse vor.
Wenn wir uns auf gemeinsame Kämpfe gegen die jeweiligen Behörden
und Eigentümer_innen einlassen, ist eine Intensivierung der
Auseinandersetzung mit diesen Verhältnissen schon im Vorfeld von
Nöten. Die Bedrohung einiger Projekte ist so akut, dass wir glauben,
diesen Prozess beschleunigen zu müssen.
Wir rufen Aktive und
Sympathisant_innen der Häuser AZ Köln, Mainusch, AZ Aachen, JUZ
St.Igb. und IvI zur Beteiligung an einer gemeinsamen Offensive für
die Verteidigung und den Aufbau selbstbestimmter Räume auf.
Wir
trauen keiner auf Hierarchien und Profit ausgelegten Politik und
werden unsere kulturellen und Lebensräume gegen diese Politik
verteidigen. Wir glauben an ein selbstbestimmtes Leben und an ein
Ende der Unterdrückung durch Bürokratie, Kapital, Parteien,
Staatsgewalt und Militär. Diese politischen Gegner_innen gehören
immer und überall bekämpft.
Wir rufen alle linksradikalen
Projekte und Gruppen dazu auf bedrohte Räume auf ihre Art und mit
Geschick zu verteidigen. Beteiligt euch an den Kämpfen um Freiräume
in der Region und darüber hinaus.
Der Kampf beginnt auf's
neue!
Mit Autonomen Zentren gegen Nazis, Staat und Kapital!
Solidarität mit:
- Institut für vergleichende Irrelevanz FfM
... und allen anderen!
Kampagne für mehr Freiräume: Wir nehmen uns was wir brauchen!
Bisherige UnterstützerInnen der Kampagne:
- Plätze.Häuser.Alles.
- Wagenplatz SiG
sehr gut!
PFOTEN WEG! SOLI ROCKT!
OI!
coole sache diese vernetzungsdings!