In der Nacht vom 2. auf den 3.6. ist es in der Heidenheimer Innenstadt zu einem gezielten Überfall durch eine ca. 15-köpfige Gruppe Neonazis auf (vermeintliche) politische Gegner sowie einen Migranten gekommen. Die Täter, die teils aus dem Spektrum der Heidenheimer Fan- Gruppierung "Hellenstein Ultras" stammen, hatten sich gegen 3 Uhr nachts vor dem Cafe "Swing" in der Bergstraße versammelt, um gezielt einem Antifaschisten aufzulauern, den sie dort vermuteten. Hintergrund war der Rausschmiss der Nazis aus dem "Swing" eine Woche zuvor, nachdem sie durch Pöbeleien und Drohungen gegen den Antifa aufgefallen waren.
Vor dem Swing kam es zunächst erneut zu Drohungen gegenüber
(vermeintlich) linksalternativen Jugendlichen ("Kommie-Sau", "Ich bring
dich um" etc.). Ein zufällig vorbeikommender Antifaschist wurde von den
Nazis zunächst verbal angegangen und massiv bedroht. Nachdem eine
weitere Person zuhilfe eilte konnte er sich allerdings zurückziehen.
Als er wenige Minuten später zum Ort des Geschehens zurückkehrte, wurde
er Zeuge eines gezielten Angriffs der Faschisten auf einen Migranten,
der das "Swing" kurz zuvor verlassen hatte. Der Antifaschist griff
beherzt ein und erlitt hierbei durch einen Faustschlag leichte Verletzungen.
Bevor eine durch andere Gäste herbeigerufene Polizeistreife eintraf, hatten die Nazis längst die Flucht ergriffen.
Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Provokationen und
Übergriffen rechtsradikaler Fußballfans in den vergangenen Wochen und
Monaten. Die Täter kommen hierbei oft aus dem Lager der "Hellenstein
Ultras", die in der Vergangenheit mehrfach durch faschistische Parolen
und Gewalttaten aufgefallen sind.
Im Sommer 2011 wurde ein Antifaschist auf dem Herbrechtinger Stadtfest (Kreis Heidenheim)
durch eine vierköpfige Gruppe Dresdner Nazi-Skins, die im Gefolge des
Hellensteiner Umfeldes unterwegs waren, angegriffen und verletzt. Infolge wurden nicht etwa die Faschisten durch die
Heidenheimer Staatsanwaltschaft vor Gericht gestellt, sondern der
Antifa, der sich gegen den Angriff erfolgreich verteidigen konnte.
Trotz einer Einstellung des Verfahrens wurde ein weiteres Mal deutlich,
dass weder Heidenheimer Polizei noch Justiz ansatzweise Sensibilität
oder Bereitschaft besitzen, rechtsradikale Gewalttaten als solche zu
benennen. Bereits der Dreifach-Mord im Dezember 2003 an drei
jugendlichen Spätaussiedlern durch den Neonazi Leonhard Schmidt wurde
nicht als politisch motivierte Tat gewertet.
Als Reaktion auf die Übergriffe der vergangenen Zeit haben die Besitzer
der Gaststätten "Swing" sowie des gegenüberliegenden "Stiflers"
inzwischen Hausverbote gegen das rechte Klientel verhängt. Ein weiterer
Problemfall bleibt allerdings die Kneipe "El Mariachi" in der
Wilhelmstraße, die vorallem vor bzw. nach Spielen
des FC Heidenheim von den rechten Ultras frequentiert wird.
Fest steht, dass der zunehmenden Präsenz von Neonazis in der Heidenheimer
Fanszene umfassender Widerstand entgegengesetzt werden muss. Insbesondere
Verein, Stadionbetreiber und die sich immer noch teils ambivalent und inkonsequent verhaltenden Fan-Gruppen sind hier gefragt, durch klare
Stellungnahmen und Taten den Rassisten und Nationalisten eine
unmissverständliche Absage zu erteilen.
Ob im Stadion, auf der Straße oder in den Kneipen - den Faschisten keinen Fußbreit!
Love Football - Hate Racism!
Hintergrund:
http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/Angebliche-Nazis-provozi...
https://linksunten.indymedia.org/de/node/52916
https://linksunten.indymedia.org/de/node/53702
https://linksunten.indymedia.org/de/node/53455
Ergänzung
Nicht nur in der Heidenheimer Innenstadt, sondern auch im Heuchlinger Schlicker sind die rechten Ultras mittlerweile anzutreffen - ironischerweise ein Laden, der ansonsten eher für alternative Konzert-Kultur bekannt ist und in dessen Veranstaltungsraum in der Vergangenheit bereits Antifa-Konzerte stattgefunden haben.
Obwohl Teile des Thekenpersonals die Nazis (die dort mit entsprechender Kleidung auftreten, z.B. Consdaple, Thor Steinar etc.) mittlerweile nicht mehr bedienen, werden diese dennoch dank falsch verstandener Toleranz des Inhabers weiterhin geduldet.