Am 18. Juni 2012 treffen sich die Spitzen der deutschen Immobilienunternehmen mit denen der deutschen Stadtentwicklungspolitik zur Jahrestagung. Thema kurz und knapp wird sein: Wie schlagen wir noch mehr Rendite aus der Miete? Außerdem wird das „BMW Guggenheim Lab" dieses Wochenende eröffnet.
Grund genug einigen Immobilienmakler_innen, Investor_innen und Spekulant_innen einen „You are not welcome" Empfang zu bereiten, da sie aus der Wohnungsnot und der Armut Profit herausschlagen.
Stellvertretend für die neoliberale Stadtpolitik haben wir zwei Objekte herausgepickt. Wir haben in der Nacht zum 18.Juni einen Mietpunkt der GSW in Köpenick mit Steinen angegriffen. Außerdem haben wir 12 Autos des Immobilienunternehmen Taekker die Reifen plattgelegt und sie mit Abbeizfarbe eingerieben, so dass sie ihre glänzende Lackschicht verlieren.
Mit unseren Aktionen schließen wir uns den Kämpfen von den Kiezinis, den Mieter_innen und Lehrstandsbesetzer_innen an, die sich wehren und bereit sind den Kampf gegen die Verschärfung der kapitalistischen Verhältnisse, gegen die Schere zwischen Armut und Reichtum, gegen die Vertreibung aus der Innenstadt, aus unseren Kiezen, aufzunehmen. Wir fordern keine sozialere Politik vom Senat oder sonst irgendeiner Regierung, für uns kann die Antwort auf die momentan stattfindende Verschärfung nur der Aufbau selbstorganisierter und solidarischer Strukturen und die Abschaffung des Kapitalismus sein. Viele Beispiele in Berlin zeigen, wie sich Mieter_innen gegen den Wucher der Modernisierung, der Mietsteigerung und den Loftbau organisieren. Die widerständige Arbeit trägt ihre Früchte, denn die Menschen lernen sich wieder kennen, sich streiten, diskutieren und sich in Aktionen zu organisieren, in den Häusern, in den Kiezen, an Nachmittagen zu Kaffee und Kuchen oder in den Gerichten zur Unterstützung.
Die skandalöse Politik der GSW ist nur ein herausragendes Beispiel im Sumpf der Berliner Gentrifizierungsprofiteur_innen. Wir haben sie als Ziel ausgewählt, weil sie einerseits ein Beispiel für die neoliberale Politik der Berliner Stadtpolitik ist. Beispielsweise sorgt der Berliner Senat durch Privatisierung und durch den Wegfall gewisser Regulierungsmechanismen für die Ausbeutung von Wohnraum ohne Rücksicht auf die Bewohner_innen, die in den Häusern leben. Anderseits nutzt die GSW und die dahinter stehenden Investor_innen Goldmann-Sachs und Ceberus nicht nur die „legalen" Möglichkeiten, die für die Mieter_innen schlimm genug sind, sondern brechen regelmäßig die bei der Privatisierung getroffenen vertraglichen Vereinbarungen mit dem Senat, die die kapitalistische Verwertung in einem einigermaßen sozialen Maß halten soll. Dies ist besonders anschaulich am Beispiel der 23 Häuser, die der GSW 1993 vom Senat mit Auflagen geschenkt wurden. Die Tatsache, dass diese Häuser mittlerweile entgegen der Auflagen teils der Verrottung überlassen, teils entmietet und teuer verkauft wurden bzw. werden sollen, rückte nur durch die bisher vier stattgefundenen Leerstandsbesetzungen der verschenkten Häuser in die öffentliche Wahrnehmung.
Auch den stadtbekannten TaekkerVerein haben wir besucht. Bei Taekker handelt es sich um eine dänische Immobiliengesellschaft, die maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass Wohnraum in Kapitalanlage umgewandelt wird. Ihr Ziel ist es, aus Immobilien möglichst hohe Renditen zu erzielen, sei es durch Mietsteigerungen oder Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen. Taekker besitzt in Berlin über 200 Wohnhäuser mit mehr als 3800 Wohneinheiten. Die meisten von ihnen liegen in Kreuzberg und Friedrichshain. Der Immobilienspekulant Jörn Taekker bekam die Finanzmarktkrise 2008 zu spüren. Als Folge stößt Taekker Teile seiner Liegenschaften über die Berliner Ziegert Bank- und Immobilienconsulting GmbH ab. Ziegert wiederum entmietet die Wohnungen, in dem die ehemaligen Mieter_innen zu lächerlichen Preisen rausgekauft werden, um die entmieteten Wohnungen zu immensen Quadratmeterpreisen auf dem Immobilienmarkt zu verscherbeln oder gegen Provision weiter zu vermieten. Zwei Jahre später wies Taekker GmbH eine Bilanzsumme von mehr als 370 Millionen Euro aus. Derzeit werden in Kreuzberg und Friedrichshain weitere Wohnungen der Taekker Liegenschaften vermessen.
Für Immobilienspekulant_innen lassen sich gute Gewinne mit der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen machen. Doch nicht mir uns! Hier hört der Spaß auf. Wir lassen uns weder vertreiben noch verdrängen! Die Privatisierung des Wohnungsmarktes und die damit einhergehende Verdrängung führen zur Zerstörung von sozialen Projekten, Strukturen und Netzwerken. Wir freuen uns über die vielen Aktionen, mit denen immer mehr Menschen in Berlin und überall ihre Ablehnung der Verwertung von immer mehr Bereichen unseres Lebens Ausdruck verleihen. Unsere nächtlichen Besuche verstehen wir als kleinen Beitrag zu der in Berlin an Dynamik gewinnenden Bewegung gegen Gentrifizierung.
Außerdem senden wir solidarische Grüsse an Tobi, der seit zwei Wochen im Knast sitzt, weil er zwei Nobelkarossen angezündet haben soll.
Polizeipressemeldung
Die Berliner Polizei hat zu melden:
die üblichen fehler
statt immer in quasi-leninistischer "wem nützt es?"-haltung - angebliche - profiteuren zu (be)suchen, solltet ihr euch lieber den ursachen der verdrängung annehmen und diese sind mit einer kurzgegriffenen "kapitalismuskritik", der es nicht um verständnis der verhältnisse geht, sondern um die befriedigung des bedürfnisses sündenböcke aus zu machen, nicht zu haben.
leider wird der "die yuppie scum"-gestus gerade von den leuten voran getrieben die sich bereits damit abgefunden haben sich zu "empören". =(
@anonym
Genau, du hast es voll erfasst: Wir brauchen einfach mehr fundierte "Kapitalismuskritik" a la Koksen, Kotzen, Kommunismus. Ach ja, m(
6 setzen
äh... ich hab nichts von Sündenböcken gelesen, und auch nichts von "die yuppie scum". Und was hat eine Einstellung, die danach fragt, wer von einem System profitiert, mit Leninismus zu tun?
Und wer, bitteschön, hat behauptet, dass es jemandem bei einer Aktion um ein Verständnis der Verhältnisse gehen sollte? In einem, bestenfalls autonom außerhalb universitärer Strukturen organisiertem, Seminar, Lesekreis, Diskutierrunde geht es um ein Verständnis von Verhältnissen, in einer Aktion geht es - utopischerweise - um das Leben der Hoffnung und der Gewissheit, dass dieses System von Menschen gemacht und daher von Menschen veränder- und angreifbar ist.
Vielleicht einfach nochmal lesen, bevor du unreflektiert deinen antideutschen, nachgeplapperten Quark der Öffentlichkeit zumutest.