[CO] Aktiontage gegen den Coburger Convent

cc

Die zerbrochenen Bierkrüge sind aufgekehrt, Festzelt wieder abgebaut, Fahnen abgehangen und nur noch einzelne Kotzflecken in der Straße errinern an den Pfingstkongress des Coburger Convents. Der CC ist vorbei und somit auch die Aktionstage dagegen. Für uns also Zeit ein Resumee über das letzte Wochenende zu ziehen.

 

Ein spürbares Info-Defizit verursachte die nicht Erreichbarkeit unseres Blogs (sowie Blogsport insgesamt). Doof gelaufen, aber wir haben versucht, die Informationslage per Facebook und Twitter, sowie vor Ort durch den Info-Point auszugleichen.

 

In Coburg ist das Wochenende ganz nett verlaufen. Nach einer mäßigen Anlaufphase des Protestes gab es am Sonntag eine glitzerreiche RTS (Reclaim the Streets), bei der auf Coburgs Straßen auf die Kritik am CC aufmerksam gemacht und auf die kommende Demo hingewiesen wurde. Ärgerlich war, dass gegen Ende des Umzugs etwa 10 Personen von der Polizei kontrolliert und abfotografiert wurden, wobei sie sich alle einem Alkoholtest unterziehen mussten. Dass die Polizei es sonst über das Pfingswochenende mit öffentlichem Alkoholismus und Alkoholkontrollen nicht so genau nahm, wohlgemerkt, wenn es sich um bierseelige Waffenstudenten handelte, verdeutlicht den repressiven Charakter dieser Maßnahme.

 

Für den Montagmorgen hatte der CC sein Heldengedenken angesetzt, wobei traditionell den in beiden Weltkriegen umgekommenen Verbandsbrüdern gedacht wird.
Dagegen gab es eine Kundgebung mit etwa 60 Teilnehmer_innen. Erst, nachdem der Beginn durch penible Vorkontrollen, mit Persozeigen und Sockenausziehen, um eine Dreiviertelstunde verzögert wurde. Trotzdem machte die Kundgebung lautstark auf die Kritik aufmerksam: In einem Redebeitrag wurde auf den Geschichtsrevisionismus des CC eingegangen, der anschließende bei der Rede des CC am 3-Schwerter-Denkmal wieder unter Beweis gestellt wurde. Ferner verlautbarte der CC, dass das Totengedenken Ausdruck von Solidarität sei, womit selbstredend nicht die Solidarität mit Arbeitslosen, Migrant_innen oder sonstigen marginalisierten gemeint war, sondern jene „Solidarität“ mit den Soldaten, die von Dünkirchen bis Stalingrad für deutsches Großmachtstreben ins Gras gebissen haben. Doch zurück zur Kundgebung, auf der während des Soldatengedenkens jegliche lautstarke Kritik unter polizeilicher Gewaltandrohung verboten wurde: Nicht nur der Lauti sondern auch die Teilnehmer_innen unterlagen der Schweigepflicht. Die Stadt Coburg hatte sich in der Skurrilität dieser Auflagenbescheide mal wieder übertroffen. Natürlich wurden diese erst Freitag Nachmittag ausgehändigt, so dass ein Einspruch beim Verwaltungsgericht nicht mehr möglich war. Die Aktivist_innen ließen sich davon jedoch nur mäßig beeindrucken und so schallte trotzdem die ein oder andere Parole über den Schlossplatz.

Um 14Uhr stand dann die alljährliche Demo auf dem Programm. Der Auflagenbescheid der Demo, stand dem der Kundgebung um nichts nach. Wie schon in den letzten Jahren gab es ein konsequentes Verbot von Seitentranspis und es wurde penibel genau auf Stocklängen und ähnliches geachtet. In Bayern besteht wohl momentan eine Riesengefahr von Demonstrant_innen totgeschlagen zu werden. Auf der Demo waren ca. 200 Teilnehmer_innen, was für Termin und Mobikapazität ganz ok ist.


Unsere Kritik fokussierte sich in diesem Jahrauf die in Ansätzen vollzogene Distanzierung des CC zur völkischen Deutschen Burschenschaft (DB) und der extremen Rechten. Trotz dem Ruhenlassen der Vorstandsmitgliedschaft beim Convent Deutscher Akademiker (CDA), pflegen verschiedenste Verbindungen des CC immer noch enge Kontakte zur DB und zur extremem Rechten, so z.B. in den lokalen Waffenringen. So war eine Grenzlandsmannschaft des CC, die für die Organisation des jüngsten WKR-Balls in Wien verantwortlich, bei dem neben Marine LePen, auch der Vlaams Belang und Vertreter_innen der Schwedendemokraten zugegen waren, während andere CC Verbindungen noch immer Autor_innen neu rechter Zeitschriften, wie der Jungen Freiheit, als Referent_innen in ihre Bierstuben einladen. Dies zeigt, dass die Distanzierung des CCs zur DB sowie zu „jeder Form des Extremismus“ nunmehr ein Lippenbekenntnis ist.


In weiteren Redebeiträgen, wurde auf einen Brand (ein Großbrand hat Teile der Innenstadt zu Pfingsten verwüstet), örtliche Nazistrukturen und das Gros der Verbindungskritik eingegangen. Näher wurden unter anderem auf die Politik des CCs, Sexismus und Studentenverbindungen im Kapitalismus, eingegangen. Insgesamt verlief die Demo lautstark, entschlossen und ohne größere Rangeleien, so dass der Protest deutlich spürbar war. Die Nazis im Umfeld der Demo, inklusive der Ansammlung vor dem örtlichen Rockerlokal trauten sich jedoch nicht wirklich an die Demo ran und verblieben mit eher lächerlichen Anti-Antifa Versuchen.

 

Der alljährliche Fackelzug des Coburger Convents, welcher sonst immer Montag Abend statt findet, wurde dieses Jahr abgesagt. Zwar lies der Pressesprecher des CCs am Sonntag Abend noch verlauten, dass dieser, egal in welcher Form, durgeführt wird – doch musste der CC aufgrund von Druck des Oberbürgermeisters und Opfern des Brands einsehen, wie unangebracht es wäre zwei Tage danach mit Fackeln durch die Innenstadt zu ziehen. Für uns keineswegs ein politischer Erfolg, allerdings konnte man sich so Montags mehr oder weniger Entspannen und sich nicht nochmehr mit Nationalstolzen und ihrem Schützer_innen rumärgern.

 

Insgesamt war die Kritik am Coburger Convent das ganze Wochenende in Coburg spürbar. Auch wenn die Repression durch die Polizei mal wieder heftig war und in keinem Verhältnis zur Situation stand. Die Bullen versuchten „präventiv” Menschen bis Dienstag in Unterbindungsgewahrsam zu nehmen, mussten jedoch in den meisten Fällen schnell einsehen, dass dafür die rechtliche Grundlage fehlte. In einem Fall wurde eine Person allerdings bis Dienstag Vormittag festgehalten. Die unzähligen Kontrollen, samt Eintragung in sogenannte „Kontrolllisten”, das unrechtmäßige Einziehen von Gegenständen, das repressive Gehabe bei angemeldeten Protest, die Gewahrsamnahmen, die von der Polizei gegenüber der Presse noch am Montag geleugnet wurden, lassen mit einem dicken ACAB aufs Wochenende zurückschauen.

 

Einen lägeren Beitrag über die Aktionstage gegen den CC, sowie weitere Infos gegen Burschis findet ihr auf

coburgerconvent.blogsport.de

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Und am Rande haben die CC-Nazis auf die Fresse bekommen.

der bericht auch auf der verlinkten seite des hauptberichts ist sehr interessant:

hier noch ein paar anmerkungen:

samstag:

burschi-sport wie rugby blieb nicht ohne „störungen“ bzw. „unkoordinierten bzw. taktlosen anfeuerungsrufen“

am abend durch die straßen gezogen und die burschenschaftler über patriotismus und geschichtsrevisionismus aufgeklärt.

auf dem markplatz standen drei nazis, welche erst von der polizei kontrolliert wurden, als antifa bei den nazis war und wieder verschwand. ein rechtsextremist trug ein landser-shirt. dies ist eine verbotene rechtsextreme "band"

nacht von samstag auf sonntag:

mehrere dachstühle in coburg brennen. Kripo kennt die brandursache nicht, kann aber sylvesterraketen ausschließen. Schaden beträgt mehrere millionen euro. Gibt es eigentlich ein generelles verbot von feuerwerk in der nähe von altbauten?

sonntag

rts: spontane bunte antifa-party durch die stadt mit luftschlagen, seifenblasen, 2 antifa-fahnen und lautsprecherboxen.

am ende, also gegen 17.30 uhr kamen 2 burschis, welche sich über uns beschwerten. Sie schubsten uns, was nicht unbeantwortet blieb. Ein burschi rief die polizei und meinte, ein antifa, ohne ihn beschreiben zu können, hätte ihm sein band geklaut. Daraufhin kamen drei streifenwagen. Ein polizist kontrollierte uns mehr schlecht als recht und ohne das mensch selbst die taschen entleeren durfte. von einem demonstranten beschlagnahmte die polizei ein halstuch. andere durften ihrs behalten. Jeder bekam einen platzverweis für die halbe innenstadt bis 6 uhr am montag! Gefunden wurde das band übrigens nicht.

Polizei meint, wo dieses spektrum (antifa) ist, ist ärger vorprogrammiert. gg.

montag

kundgebung 9 uhr:

Stiller protest war auch dabei. In form von antifa-fahnen schwenken, rumgehüpfe und lufftballons.

Danach verschwinden die burschis und halten ihr nächstes „totengedenken“ woanders ab, obwohl dort weiterhin erlaubt.

kurz darauf kam ein fotograf von der „neuen presse“ und versuchte antifas abzufotografieren. Dieser hat schon seine bilder an nazis weiterverkauft. Polizei wird daraufhin darauf hingewiesen, diesen „menschen“ dazu zu bringen, seine fotos zu löschen.

demo 14 uhr:

kurz vor der zwischenkundgebung versucht angeblich die erste reihe des schwarzen blockes zum nazi-treff lichtblick durchzubrechen, was die cops unterbinden und eh nicht angedacht war. Grund ist, der lauti sollte nur in der kreuzung stehen, damit mehr leute den antipatriotischen und antisexistischen worten zuhören können. Bei diesen tumulten stellt ein glatzköpfiger vollgepanzerter polizist einem jungen demonstranten ein bein, woraufhin sich dieser am knie verletzte.

die demo hatte u.a. folgende chants: leiber ein geschwür am after, als ein deutscher landsmannschafter. auch wenn sie's nicht vermuten, wir sind die guten! hallo!.

nach der endkundgebung. Mehrere teilnehmer verlassen demo und werden daraufhin von der usk (bfe in bayern) gejagt und festgenommen. Trotz versuchen, den gefangenentransport zu blockieren, kommen die leute auf die wache. Sie werden um 18.30 uhr wieder rausgelassen. Grund war, dass sie angeblich einen fascho geschlagen haben sollen. Gegenüberstellung auf der wache wohl erfolgt. Das freut dann mindestens die anti-antifa. Weitere kritik an der polizei: wenn dies tatsächlich der fall gewesen sein soll, warum hat dann die polizei die leute nicht aus der demo rausgezogen, um die anderen demonstrationsteilnehmerInnen nicht zu gefährden?

In der ganzen stadt kleben jetzt antifa-sticker.

Polizei, burschis,neue presse und nazis gegen die antifa.

die burschenschaftler konnten alles behaupten und die cops glaubte ihnen alles und zogen die null-toleranz-strategie durch.

Am Infopunkt hängt ein Mobi-Plakat, auf dem steht, den Naziaufmarsch in Hamburg am 2. Juni zu blockieren. Mehr auf www.notddz2012.blogsport.eu

außerdem konnte mensch flyer für den 9.mai in meiningen (thüringen) bekommen. dort findet eine antifaschistische demonstration gegen den "11. Thüringentag der nationalen Jugend"

mehr auf http://www.antifa-meiningen.tk/

danke für die vokü und die ganze organisation.