Die Burschenschaft Dresdensia-Rugia in Hannover

Felix Martin Weselmann

Die Burschenschaft Dresdensia-Rugia zu Gießen bietet interessierten BetrachterInnen eine jahrzehntelange Geschichte als Anlaufpunkt neurechter Publizisten, Neonazis und rechtsextremer Musiker. Sie gilt als Kaderschmiede der NPD. Die beiden sächsischen NPD-Abgeordneten Arne Schimmer und Jürgen W. Gansel waren beide während ihres Studiums in Gießen Burschenschafter der Dresdensia-Rugia und sind auch heute, als "Alte Herren", noch gern gesehene Gäste des Hauses im Großen Steinweg 21. Weniger bekannt sind Wolfgang Traxel, Alter Herr der Dresdensia-Rugia, der für den NPD-Kreisverband Südpfalz kandidierte, sowie Michael Hahn, der in jüngerer Vergangenheit für die NPD in Bad Lauterberg antrat.


Es gibt Hinweise darauf, dass die Burschenschaft aufgrund von Absprachen mit Mitarbeitern des Verfassungsschutzes nach 2006 nicht mehr im hessischen Verfassungsschutzbericht erwähnt wurde. Wohin die Blindheit der staatlichen Behörden führen kann, hat Ende 2011 das Bekanntwerden der Mordserie des "NSU" der Öffentlichkeit gezeigt.

Ein Teil der Aktivitäten, die besagte Burschenschaft entfaltet, hat sich von Gießen nach Hannover verlagert. Darüber möchte der folgende Text informieren.

Im Jahr 2010 traten insgesamt neun Burschenschafter aus der hannoverschen Burschenschaft Ghibellinia-Leipzig aus - ein Teil davon trat in die Burschenschaft Dresdensia-Rugia zu Gießen ein und gründete eine sogenannte "Konstante", eine Art Ableger in einer anderen Stadt mit eigenen Räumlichkeiten.
Die Wohnung der hannoverschen Konstante befindet sich in der Schaumburgstr. 20a im Stadtteil Herrenhausen. Zur Zeit wohnen dort Karsten Sieling, Nils Lorenz und James-Christopher Lee. Die Hannoversche Burschenschaft Germania stellt den Dresdensia-Rugiern Räume zum "Pauken", dem Fechten mit scharfen Klingen zur Vorbereitung der Mensur, zur Verfügung. Dass die vor sich hinvegetierende Burschenschaft Germania, die versucht, sich mit ihrer Beteiligung an der "Initiative Burschenschaftliche Zukunft" (IBZ) einen moderneren und vermeintlich liberaleren Anstrich zu geben, sich mit dieser Gefälligkeit selbst ins Knie schießt, liegt auf der Hand.

Zur Aktivitas der Dresdensia-Rugia Hannover gehören Karsten Sieling, der aus Celle stammt und Geschichte und Germanistik auf Lehramt studiert, der Maschinenbau-Student Christian Herrmann, Tobias Lembke, Philipp Rabenau, Ben Siefert (der 2009 bei der Vereinsgründung für ein "Kraft durch Freude"-Museum in Wolfsburg auffiel und beim "Schlesiertreffen" 2011 in Hannover mit der "Schlesischen Jugend" die rechtsextreme Zeitung "Der Schlesier" verteilte),  und der schon während seiner Zeit bei der Ghibellinia als rechter Hardliner aufgefallene James-Christopher Lee.
Der 29-jährige Nils Lorenz, der als Mitglied der Neonazi-Gruppe "Besseres Hannover" u.a. am Naziaufmarsch am 14. Januar 2012 in Magdeburg teilnahm, in "Anti-Antifa"-Mission bei einer Veranstaltung zum Thema Rechtsextremismus in Hannover in der Volkshochschule auftauchte und an der Störung einer Bezirksratssitzung in Hannover-Kleefeld beteiligt war und außerdem am 31. März 2012 an der Nazi-Demonstration gegen die Schließung eines Nazitreffpunktes in Dortmund teilnahm, ist ebenfalls Mitglied der hannoverschen Konstante der Dresdensia-Rugia.

Der 28-jährige SS-Verehrer Felix Martin Weselmann, der aus dem Kaff Almhorst bei Seelze kommt und im Panzerbataillon 33 Luttmersen Grundwehrdienst "leistete", studiert seit dem Wintersemester 2006 Geschichts- und Politikwissenschaften an der Leibniz Universität Hannover. 2011 begann er das Masterstudium Geschichte an der LUH. Zwischenzeitig arbeitete er bei "Klingen Balzer" am Steintor, einem Geschäft, das auch andere RassistInnen beschäftigt. Aktuell ist er bei "knick'n'clean", einem Laden für Kühlschrank-Hygiene an der Vahrenwalder Straße, angestellt.
Mit dem Beginn seines Studiums trat er der Hannoverschen Burschenschaft Ghibellinia-Leipzig bei, einer Burschenschaft, die durch langjährige Verbindungen zur extremen Rechten immer wieder von sich reden machte. Mit anderen Burschenschaftern der Ghibellinia-Leipzig nahm er u.a. am "Heldengedenken" im belgischen Langemarck teil, das maßgeblich von deutschen Rechtsextremisten besucht wird. Schon damals lernte er seine Lebensgefährtin Claire von Mohrenschildt-Simanski kennen, die nicht nur bei Feiern extrem rechter Burschenschaften auftauchte, sondern auch bei anderen Anlässen mit bekannten Neonazis gesehen wurde.
2010 trat er gemeinsam mit anderen Burschen aus der Burschenschaft Ghibellinia-Leipzig aus und spielte eine tragende Rolle bei der Gründung der "Konstanten" der Burschenschaft Dresdensia-Rugia zu Gießen in Hannover, in der er das Amt des "Fuxmajors" übernahm.
Nach außen pflegt er ein Image als bürgerlicher Historiker und gibt sich Mühe, seine Nähe zu nazistischen und geschichtsrevisionistischen Vereinigungen zu verschleiern. Tatsächlich jedoch unterhält Felix Weselmann freundschaftliche Verbindungen zur "Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland" (JLO), einer Vereinigung, die vor allem bekannt dafür ist, neonazistische Aufmärsche zum Anlass der Bombardierung Dresdens zu organisieren. Damit befindet er sich in guter Gesellschaft, denn auch andere Mitglieder der Burschenschaft Dresdensia-Rugia waren mindestens zeitweise auch Mitglieder der JLO, darunter Jürgen W. Gansel, Stefan Rochow und Matthias Müller. Auch wurde Weselmann am Rande des NPD-Aufmarsches 2009 in Hannover erkannt.

Entgegen aller Beteuerungen des Dachverbandes "Deutsche Burschenschaft", die versucht, die Präsenz der extrem Rechten in vielen Burschenschaften zu Einzelfällen zu stilisieren, stellen diese einen Schutzraum für reaktionäre und antidemokratische Gruppierungen dar. Wir fordern dazu auf, diese genauestens im Blick zu behalten und ihnen wo immer nötig entgegenzuwirken.

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