Chemiewaffen in Athen

Seit 1995 abgelaufen - trotzdem eingesetzt

Die griechische Polizei hat in der letzten Woche erneut einen hemmungslosen chemischen Krieg gegen die eigene Bevölkerung geführt. Besonders die MAT hat dabei im Zentrum von Athen tausende CS Granaten unterschiedlichster Fabrikate und Chenikalienwerfer eingesetzt.

 

2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril (nach seinen Entdeckern B. B. Corson und R. W. Stoughton (1928) auch CS genannt) ist eine farblose, kristalline Verbindung, die als Tränenreizstoff (auch Tränengas genannt) Verwendung findet.

 

Als Aerosol wird es – gelöst in Dichlormethan oder Aceton – als Mittel zur Bekämpfung von Unruhen verwendet. Ein internationaler Vertrag zu chemischen Waffen verbietet jedoch den Einsatz in Kriegsgebieten.

 

Die Reaktionen auf den Stoff sind individuell unterschiedlich. Etwa 50% der Menschen reagieren bei niedrigen Konzentrationen (0,004–0,023 mg·m–3) nicht, bei anderen zeigen sich aufgrund der Reizung sofort Augentränen und Husten, seltener auch Hautrötung und -jucken. Ab etwa 4mg·m–3 wird der Geruch als Belästigung empfunden, wobei nahezu sofort Reizung von Augen und Atemtrakt auftreten. In größeren Mengen eingeatmet, kann CS zu einem Lungenödem und im Einzelfall zum Tod führen. Die Letale Dosis wird für den Menschen von der WHO auf 25–150g·min–1·m–3 geschätzt. In vitro zeigte 2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril mutagene Eigenschaften, die jedoch in vivo nicht reproduzierbar waren.

 

Obwohl als nichttödliche Waffe für die Kontrolle von Menschenansammlungen (z.B. bei Demonstrationen) beschrieben, gibt es inzwischen Studien, die begründete Zweifel an dieser Einschätzung wecken. CS kann schwere Lungenschäden verursachen sowie Herz und Leber erheblich beeinträchtigen.

 

Am 28.September 2000 veröffentlichte Uwe Heinrich eine Studie von John C. Danforth, beauftragt vom US Office of Special Counsel, den Einsatz von CS-Gas durch das FBI bei der Davidianer "Mount Carmel Verbindung" zu untersuchen. Er folgerte, dass die Letalität von CS hauptsächlich durch zwei Faktoren bestimmt wird: zum einen, ob Gasmasken verwendet wurden, und zum anderen, ob die Insassen in einem Raum gefangen wurden. Er folgert, dass, wenn keine Gasmasken verwendet wurden und die Insassen gefangen sind, dann „... ist es durchaus möglich, dass diese Art von CS-Exposition signifikant dazu beitragen oder sogar zum Tode führen kann.

 

Wenn CS metabolisiert wird, können im menschlichen Gewebe Cyanide nachgewiesen werden. Nach Angaben des United States Army Center for Health Promotion- and Preventive Medicine, emittiert CS sehr giftige Dämpfe, wenn es bis zur Zersetzung erhitzt wird. In bestimmten Konzentrationen sei CS-Gas eine unmittelbare Gefahr für Leben und Gesundheit. Personen, die CS-Gas ausgesetzt waren, wird empfohlen, unverzüglich einen Arzt aufzusuchen.

 

Die griechische Polizei ist bei Demonstrationen vor allem durch die langsame MAT vertreten. Diese setzen keine Fahrzeuge ein sondern zermürben ihren Gegner durch Gas. So werde von der MAT oft die eroberten Straßen wieder durch Rückzug aufgegeben um dann erneut vorzugehen. Durch diese Taktik finden Straßenschlachten oft über Stunden in dem gleichen Gebiet statt, welches dann natürlich mit CS Gas extrem belastet ist.

 

Ein typischer Polizeieinsatz im letzten Sommer mit kombiniertem Gebrauch von Gas und Blendschock Granaten: http://www.youtube.com/watch?v=oOvwMRVI9Rk&feature=relmfu



 

In Artikel II § 9 des Chemiewaffenübereinkommens von 1993, das auch CN-, CR- und CS-Gas umfasst, wurden, vermutlich auf Drängen der USA, Ausnahmen eingefügt: "A specific exception to the general prohibition is included for [...] (d) Law enforcement including domestic riot control purposes" (zit.n. Casey-Mesler, 2010), während gleichzeitig aber Artikel I des Übereinkommens gilt, nach der "Each State Party undertakes not to use riot control agents as a method of warfare". Die Vorwürfe gegen die türkische Armee, im Oktober 1999 mit CS-Gas 20 kurdische Kämpfer getötet zu haben, konnte unlängst erhärtet werden und müsste als ein solcher Verstoß geahndet werden; der Einsatz von CS-Gas im Irak 2003 ist ebenfalls belegt und widerspricht internationalem Recht.

 

Wer steckt hinter dem Gas?

Hier eine Granate der brasilianischen Firma Condor:

http://www.flickr.com/photos/gr33ndata/5901150931/

Condor beliefert die griechische Polizei mit CS Gas unterschiedlicher Stärke. Selbstdarstellung der Firma: http://www.condornaoletal.com.br/eng/index.php?option=com_content&task=view&id=12&Itemid=29

 

 

Besonders in Ägypten und Bahrein sind zahlreiche Todesfälle durch Gas von Condor dokumentiert.

 

 

Auch die US-Sicherheitsfirma Combined Systems liefert Gas nach Griechenland, wurde kürzlich von der Gruppe Anonymous angegriffen.


Aus Deutschland ist die Firma Hornecke im Rennen, http://www.tw1000.com/

 

Viele ältere Genoss_innen, die schon in den 70er oder 80er Jahren demonstriert haben, zeigen inzwischen ernsthafte Gesundheitsschäden durch den Kontakt mit dem Gas.

Wirklich helfen würde den Menschen in Griechenland jetzt eine Spende in Form von Gasmasken. Deren Benutzung bei Demonstrationen ist eigentlich nicht verboten, wer jedoch vermummt eine Straftat begangen haben soll, wird härter bestraft.

Gasmasken sind in Griechenland wesentlich teurer als in Deutschland und nicht so einfach zu bekommen. Oft sind die Leute gezwungen sich aus Sicherheitsgründen nach einer Demo von ihren Gasmasken zu trennen, denn nach dem Riot mit der Maske kontrolliert zu werden ist unangenehm.

 

 

http://agona.blogsport.de/