Berlin: 1500 Menschen protestieren gegen Naziangriffe

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Mehrere hundert Menschen haben sich heute am Heinrichplatz in Berlin-Kreuzberg zu einer kurzfristig mobilisierten antifaschistischen Protestdemonstration eingefunden. Anlass für die Demonstration war eine Serie von faschistischer Brandanschläge gegen linke Wohn-, Info-, und Kulturprojekte in der Nacht vom 26 auf den 27.Juni 2011. Zum Teil versuchten die Brandstifter dabei sogar Wohnhäuser in Brand zu stecken, nahmen also den Tod von Menschen billigend in kauf.

 

Am Tommy-Weisbecker-Haus (Kreuzberg) gingen zwei davor geparkte Autos in Flammen auf, beim Haus- und Kulturprojekt Kastanie 85 (Prenzlberg), dem Bandito Rosso (Mitte) und dem antifaschistischen Infoladen Red Stuff (Kreuzberg) scheiterte der Versuch, die jeweiligen Läden anzuzünden glücklicherweise. Ein Kinder- und Jugendzentrum der „Sozialistischen Jugend Deutschlands – die Falken“ in Rudow brannte dagegen in weiten Teilen aus. Als erste Reaktion auf die Naziangriffe, die nur der vorläufige Höhepunkt einer Reihe von Angriffen gegen antifaschistische und linke Strukturen in der Haupstadt darstellt, mobilisierten antifaschistische Gruppen kurzfristig zu der Demonstrationen vom Heinrichplatz um Tommy-Weissbecker-Haus in Kreuzberg. Weiter Aktionen in den „Homezones“ der Nazis wurden angekündigt.

 

 

In Redebeiträgen wurde das Verhalten der Polizei, Medien und der bürgerlichen Parteien angesichts der Serie von Naziangriffen scharf kritisiert. Diese stellen die Ereignisse der letzten Tage als eine eskalierenden Gewaltspirale zwischen Links- und Rechtsextremisten dar, bei dem beide Seiten gleichermaßen „verachtenswert“ seien. Besonders hervorgetan hat sich einmal wieder der Berliner Innensenator Eckhardt Körting der in der heutigen Haupstadtpresse zu den aktuellen Angriffen äusserte das es sich bei Links- und Rechtsextremer um das „gleiche dummes Volk“ handele. Er entpolitisiere damit einen Konflikt und verharmlose faschistische Gewalt warfen ihm deshalb Verterter antifaschistischer Gruppen vor.

 

Besonders entsetzt zeigten sie sich jedoch darüber das auch Vertreter von der Linkspartei und den Grünen angesichts von Brandanschlägen auf Linke nichts besseres wüssten als sich von „linker“ Gewalt zu distanzieren. Den die Anschläge der Nazis auf Wohnhäuser werden als Reaktion darauf dargestellt, das einige NPD-Politiker am Wochenende von beherzten Antifas verprügelt worden sind. Der Unterschied zwischen einen blauen Auge und einen Brennenden Wohnhaus ist jedoch eine komplizierte Sache mit denen Politiker demokratischer Parteien interlektuell hoffnungslos überfordert sind. Ein Vertreter der Kreuzberger Linkspartei hielt dem entgegen sich nicht in „gewaltätige“ und „friedliche“ Antifaschisten spalten zu lassen und solidarisierte sich mit allen die – mit verschiedenen Mitteln – gegen Faschismus altiv seinen. Ähnlich äusserten sich auch anwesende Vertreter der Ver.di-Jugend und des VVN-BdA.

 

In einem weiteren Redebeitrag wurde auf den zusammenhang zwischen kapitalistischer Vergesselschaftung und faschistischer Krisenoptionen hingewiesen. In diesem Kontext wurde auf die aktuellen Ereignisse in Griechenland eingegangen, wo faschistische Gruppen versuchen die gesellschaftliche Verunsicherung zu nutzen um Progromstimmung gegen Migranten und Linke zu schüren. Das beste Mittel gegen faschistische Bestrebungen seien jedoch keine demokratischen Toleranzinitiativen sondern ein linke fortschrittliche Bewegung die auf antifaschistischer und antikapitalistischer Grundlage gegen die herrschende Gesellschafsordnung, die immer auch den Keim des Faschismus in sich trägt, kämpft. In diesem Zusammenhang wurde sich mit dem heutigen Generalstreik in Griechenland und den morgigen Massenprotesten gegen die Verabschiedung des Sparpaketes solidarisiert und ein internationaler Kampf für eine Welt gefordert, in der alle Menschen ihren Platz haben und Rassismus und Kapitalismus überwunden sind. Für etwas Irritation sorgte die Berliner Polizei, die sich spontan die Auflage ausdachte das stinknormale Kapuzen als Vermummung anzusehen seien und wollte deshalb die Demonstration nicht losziehen lassen. Nach einigen Minuten legte sich dann deren übertriebener Ordnungsdrang und der Demonstration machte sich mit Parolen und guter Musik auf den Weg Richtung Tommy-Weissbecker-Haus.

Unterwegs schlossen sich spontan hunderte Menschen dem Umzug an, so das dieser schnell auf über 1500 Menschen anschwoll. Durch die Adalberstrasse ging es über das Kottbusser Tor die Skalitzer Strasse entlang Richtung Tommy-Haus. In kurzen Redebeiträgen, die sich mit Musik und lauten Parolen abwechselten, wurde immer wieder auf den Anlass des Protestumzuges hingewiesen. Kurz vor dem Abschlussort, ging es noch an der durch Polizeieinheiten gut gesicherten SPD-Zentrale vorbei, wo diese nochmal für ihre Duldung des biologistisch-rassistischen Hasspredigers Thilo Sarrazin in ihren Reihen und die Äusserungen ihren durchgeknallten Innensentors Körting zu der „Gewaltspirale“ zwischen linken und rechten „Idioten“ (verbal) angegriffen wurde.

Vor dem Tommy-Haus wurde die Demonstration von den Bewohnern mit Fahnen und Transparenten begrüsst, es gab das unbestätigte Gerücht das die Polizei vor der Demonstration das Tommy-Haus gestürmt und Transparente entwendet haben soll. Nach einem Redebeitrag des VVN-BdA wurde auf folgende Proteste z.b. am 30.6. gegen Pro-Deutschland vor dem Bezirksamt Kreuzberg, am 8.Juli gegen die Nazikneipe „Henker“ in Schöneweide und am 16.Juli in Gedenken an den von der Polizei in Genua ermordeten Globalisierungskritiker Carlo Guilani hingewiesen und weitere Aktionen gegen Schmidtke und Friends dieses Sommer angekündigt.

 

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