Vom 24.-25. Juni wird in Dischingen bei Heidenheim das "Rock am Härtsfeldsee"-Festival stattfinden. Bereits zum zweiten Mal in Folge hat die Tiroler Band "Frei.Wild" zugesagt. Während selbst im Forum des Festivals einige User Bedenken wegen des "problematischen Klientels" äußern, das sich durch den Auftritt der Tiroler angezogen fühlen könnte, passt die Anwesenheit von "Frei.Wild" auf dem Härtsfeld tatsächlich wie die Faust aufs Auge.
Ähnlich wie die Region des Rems-Murr-Kreises bieten auch die Gemeinden des Härtsfeldes wie Dischingen und Kösingen seit Jahren eine Brutstätte für rechten Lifestyle, der weniger öffentlichkeitswirksam aber nichtsdetotrotz latent in den Jugendtreffs der Region zelebriert wird. Im Dischinger "Räumle" treffen Neonazis auf "Normalos", während man vor verbotener Nazi-
Symbolik an den Wänden gemeinsam den Klängen von Landser und Frei.Wild lauscht.
Eine "Kameradschaft Härtsfeld", die zeitweise als offen faschistischer Zusammenhang in Erscheinung trat, verschwand vordergründig wieder von der Bildfläche, nachdem einige ihrer Mitglieder im Jahre 2005 nach einem rassistischen Brandanschlag auf das Haus einer türkischen Familie in Neresheim mit polizeilichen Ermittlungen konfrontiert waren.
In den folgenden Jahren versuchten sich die Härtsfelder Nazis mehrfach an "Anti-Antifa-Arbeit", indem sie entsprechende Veranstaltungen der lokalen Jusos störten, Veranstalter eines Info-Tisches in Dischingen bedrohten oder während einer antifaschistischen Kundgebung in Heidenheim zum Anlass der K2-Morde versuchten, Teilnehmer abzuphotographieren.
Abseits von solchen öffentlichkeitswirksamen Aktionen ist es vorallem die stillschwiegende Akzeptanz der Nazis auf dem Härtsfeld, die Anlass zur Sorge bereitet. In den regionalen Jugentreffs vermischt sich ein Publikum aus bekennenden Neonazis mit teils rechtsoffenen oder auch vermeintlich "unpolitischen" Jugendlichen zu einem Milieu, in dem eine Band wie "Frei.Wild" offenkundig einen Nerv trifft.
Von einer diffusen Gemengelage aus "unpolitischen" Beteuerungen, pathetischen Formeln von Identität und Zusammengehörigkeit, sowohl dem ständigen Appell an das Bekenntnis zu Volk und Heimat darf sich exakt jenes Klientel angesprochen fühlen, das abseits von konkreten politischen Stellungnahmen vielmehr für die Normalisierung einer völkischen Weltanschauung steht, die sich durch oberflächliche Distanzierungen von politischen Bewegungen wie dem Faschismus als legitim und quasi "in der Mitte der Gesellschaft" angekommen betrachten darf.
Tatsächlich ist es in Zeiten der Sarrazin-Debatte alles andere als schwer, sich fern von "politischen Extremen" zu wähnen und dennoch nationalistischen und rassistischen Ideologien anzuhängen. "Frei.Wild" bietet hierbei den idealen Soundtrack für eine eher ländliche, zumeist den unteren Bildungsschichten angehörende Jugend, die von Politik vordergründig nichts wissen will, sich aber nicht scheut Begriffe wie Heimatliebe, Nationalstolz und den Kampf gegen "Entwurzelung" und "Überfremdung" als quasi vorpolitische Themenfelder anzusehen, zu denen man sich wie selbstverständlich zu bekennen hat.
Dass "Frei.Wild" hier subtil genug agieren, um auch auf großen Festivals bzw. im breiten Mainstream auf Akzeptanz zu stoßen, verwundert gerade angesichts der herrschenden Extremismus-Doktrin wenig. Für das Attest der Unbedenklichkeit reicht es in der medialen Öffentlichkeit zumeist aus, sich von "politisch Extremen" oszusagen und den offensichtlichen Tabu-Bruch zu vermeiden.
Für Verwunderung darf höchstens sorgen, dass sich das deutsche Thrash-Metal Urgestein "Kreator" nicht zu schade ist, gemeinsam mit den Tirolern auf dem "Rock am Härtsfeldsee" aufzutreten - handelt es sich bei den Ruhrpottlern doch um eine Band, die mit einer für den Metal-Bereich nicht selbstverständlichen Deutlichkeit rechten Tendenzen eine Absage erteilt und in der Vergangenheit schon den ein oder anderen gemeinsamen Auftritt mit "Problem-Bands" cancelte. So sagten Kreator im Frühjahr 2008 ein gemeinsames Konzert mit den norwegischen Schwarmetallern "Taake" ab, nachdem deren Frontmann während eines Auftritts in Essen 2007 mit einem Hakenkreuz auf der Brust die Bühne betrat. Infolge verloren Taake auch weitere Auftrittsmöglichkeiten in Deutschland, bis sich Sänger Hoest in Interviews um Schadensbegrenzung durch den Verweis auf simplen "Tabubruch" bemühte.
Tatsächlich ist es bedenklich, dass Konzertveranstalter und Musikjournalisten zwar im Angesicht von offenkundigen Skandalen auf die Problematik von Neo-Faschismus im Rock- und Metal-Genre aufmerksam werden, für subtilere Nuancen rechter Ideologie oft aber wenig Sensibilität besitzen. Die Gefahr bei Frei.Wild liegt aber gerade darin, dass sie völkisches und nationalistisches Denken mainstreamtauglich machen und in ihrer Anhängerschaft Neonazis und "unpolitische" Jugendliche zusammenführen.
Im Fall des Frei.Wild-Auftritts scheinen unschöne Szenen wie so oft auf dem Härstfeld-Rock wieder vorprogrammiert: Rechtsrock-Parties auf dem Campingplatz, die Zurschaustellung entsprechender Symbolik bis hin zu Sticker- und Flyerverteilungen an Besucher. Es bleibt zu hoffen, dass sich Veranstalter und Security jenseits aller Lippenbekenntnisse der Problematik stellen, und auch eine Band wie Kreator deutliche Flagge gegen den braunen Bodensatz zeigt, den die Tiroler wohl wieder verstärkt anziehen werden.
Der Ergänzung halber sei hier ein Artikel aus dem Antifaschistischen Infoblatt (Ausgabe 89) zur Frei.Wild-Problematik wiedergegeben:
"Frei.Wild": Zwischen Kitsch und Subkultur
Die
Südtiroler Band "Frei.Wild" tritt in die Fußstapfen der "Böhsen Onkelz"
und feiert damit immer größere Erfolge. Die Naziskin-Vergangenheit des
Sängers scheint - wie beim großen Vorbild - kein Hindernis zu sein.
Ebensowenig sind es die nationalistischen und völkischen Töne der Band,
die sich mit den Beteuerungen abwechseln, "unpolitisch" zu sein. Band
und Fans scheinen diese Widersprüchlichkeiten problemlos auszuhalten.
Das aktuelle Album hat es zwischenzeitlich auf Platz zwei der deutschen
Charts gebracht.
Wettlauf um das "Onkelz"-Erbe
Fünf
Jahre ist es mittlerweile her, dass sich die rechtsaffine Prollrockband
"Böhse Onkelz" aufgelöst hat. Die Aktivitäten um die Gruppe sind
seitdem nicht zu einem Ende gekommen: "Onkelz"-Coverbands in rauen
Mengen, "Onkelz"-Fanclubs quer durch die Republik, "Onkelz"-Nächte in
jeder zweiten Dorfdisko. Unter den zahlreichen Bands, die gerne die
Nachfolge der "Onkelz" antreten würden, stechen seit einiger Zeit die
2001 gegründeten "Frei.Wild" heraus. Die Südtiroler (also:
norditalienische) Band spielt laut Selbstauskunft "Deutschrock" und
reinszeniert die von den "Onkelz" bekannte Marketingstrategie. Die
Attitüde versichert den Fans: Jungs, wir sind so wie ihr, wir sind okay,
die da oben spinnen, mensch, wir haben schon einiges durchgemacht.
Vorläufig
scheinen "Frei.Wild" beim inoffiziellem Wettlauf um das "Onkelz"-Erbe
die Nase vorn zu haben. Die saarländische Oi-Punkband "Krawallbrüder"
konkurrierte eine Zeit lang recht erfolgreich mit, ist mittlerweile
jedoch ins Hintertreffen geraten. Vielleicht störte die hohe Affinität
zur Punkszene, vielleicht war ihr Marketing nicht aggressiv genug. Die
Bremer Hooligan-Combo "Kategorie C" hatte ebenfalls Ambitionen, auf den
"Onkelz"-Zug aufzuspringen. Doch auch deren Aufstieg stagniert. Sänger Hannes Ostendorf
sang noch 2006 bei einem NPD-Solidaritätskonzert für den inhaftierten
Sänger der Nazikultband "Landser". "Kategorie C" haben rassistische
Texte im Repertoire und die Fanbasis ist durchsetzt von Neonazis und
rechten Hools. "Kategorie C" strebten für den kommerziellen Aufstieg
einen Imagewechsel an ("Fußball ist Fußball, Politik ist Politik"), doch
der ist noch zu unglaubwürdig und darum tendenziell gescheitert. Die
Band ist zu offenkundig rechts für den ganz großen Erfolg.
Von
den alten "Onkelz" selbst wurden die Fans enttäuscht. 2008 erschien ein
mit Spannung erwartetes Soloalbum von "Onkelz"-Bassist Stephan Weidner.
Die Songs von "Der W" kamen jedoch nicht an. Sie brachen mit dem Stil
der Onkelz, waren zu komplex, zu experimentell, um in der sich nach
simpel gestricktem Liedgut sehnendem "Onkelz"-Gemeinde zünden zu können.
Dass das angekündigte zweite Album von Weidner daran etwas zu ändern
vermag, darf getrost bezweifelt werden.
Phrasenrock: "Wir sind wir"
Nun
also "Frei.Wild". Die Band inszeniert sich als Stimme des gesunden,
proletarischen Menschenverstands. Mit Politik habe man nichts zu tun, es
geht um unreflektierte und ironiefreie Selbstbestätigung, um das wahre
Leben des einfachen Mannes: Wir sind wir. Die Musik ist Rock von Männern
für Männer. In frühen Veröffentlichungen wurden Frauen so gut wie gar
nicht angesprochen. Inzwischen werden sie wenigstens als Teil des
Publikums einkalkuliert. "Frei.Wild" sind die Boyband in der
"Onkelz"-Rockszene - smarte Klamotten, gepflegte Frisuren. Zum Frauentag
2010 spielten sie in Berlin gar ein zotiges "Ladies Night"-Konzert, bei
der es eine Männerstripshow gab und die Band vor einer "Tunten-Lounge"
herumalberte.
"Frei.Wild" machen ein Identitätsangebot, das die
Lücke füllt, die von den "Böhsen Onkelz" hinterlassen wurde. Der Irrwitz
und der Unsinn ihrer - nachfolgend genauer beleuchteten - Statements
sprechen Bände, "Frei.Wild" und ihre Gemeinde ficht das nicht an. Band
und Fans schweißt ein Wir-Gefühl zusammen, dass zentrales Element der
Texte ist und auch sein muss: Damit die Abschottung von einer feindlich
gesinnten Welt und der eigene Opfermythos funktionieren.
Das
neue Album "Gegengift" strotzt vor simplen Wir-gegen-Euch-Konstruktionen
- Worte wie "wir" und "unser" kommen in den Texten der 14 Songs weit
über 100 mal vor. Zur Gegenseite zählen selbstredend Leute, die Kritik
an der Band üben. Von deren dummer Hetze würde man letzlich jedoch
profitieren: "Liebe macht blind, Zorn der macht dumm; doch dieser
Angriff haut uns nicht um; härtet uns ab, und ihr werdet es sehen;
allein nach vorn, immer Richtung Freiheit! (..) Die selbe Hetze schon
seit etlichen Jahren; ihr müsst den Menschen vor Frei.Wild bewahren;
doch es hat nix gebracht, uns nur bekannter gemacht!"
Ganz nach oben: Charterfolge und Auftritt auf der WM-Fanmeile
"Frei.Wild"
haben wachsenden Erfolg. In diesem Sommer tingelte die Band zahlreiche
große Rockfestivals ab. Mit dabei waren sie beispielsweise beim "Summer
Breeze" (unter anderem zusammen mit "Sick Of It All" und "Sepultura"),
beim "Rock am Neckar", beim "With Full Force" und beim größten
Metalfestival der Welt in Wacken. Dazu kamen
"Onkelz"-Tribute-Veranstaltungen wie die "GOND" ("Größte Onkelz-Nacht
Deutschlands") und das "Viva los Tioz"-Festival. Fanartikel werden
maßgeblich über den Metal-Versand "EMP" vertrieben, um den T-Shirtdruck
kümmerte sich zumindest zeitweise der Punkversand "Nix Gut". Das Album
"Hart am Wind" kletterte im Erscheinungsjahr 2009 bis auf Platz 15 der
deutschen Charts. Der endgültige Durchbruch in den Mainstream kam 2010:
Das aktuelle Album "Gegengift" schoss in der Erscheinungswoche aus dem
Stand auf Platz zwei der deutschen Charts. Die anschließende Tour im
November war in den meisten Städten schnell ausverkauft. Zeitschriften
wie "Metal Hammer" bringen Interviews und Poster und schätzen, das für
"Frei.Wild" "alle Zeichen in Zukunft Richtung Stadion" deuten.
Den
größten Auftritt der Bandgeschichte gab es Ende Juni 2010 beim
offiziellen FIFA-Fanfest zur Fußball-WM am Berliner Olympiastadion vor
dem Achtelfinale Deutschland-England. Zwischen 200.000 und 500.000
Menschen wurden von "Frei.Wild" einige Lieder lang beschallt. Daneben
traten Oliver Pocher und der Rapper Bushido auf. Zur WM hatten
"Frei.Wild" die Single "Dieses Jahr holen wir uns den Pokal"
veröffentlicht. Mit "wir" meint die norditalienische Band ganz
selbstverständlich - Deutschland. Der Song schaffte es immerhin auf
Platz 66 der deutschen Single-Charts.
Ein Blick in die die
Social Networks im Internet zeigt, dass "Frei.Wild" trotz ihrer
eigenständigen Erfolge weiterhin eng an die "Onkelz"-Fanszene angebunden
sind. Eine Mehrheit der "Frei.Wild"-Fans in den Communitys bekennt sich
auch zu den "Onkelz", umgekehrt ist das seltener der Fall. In der
Community "Wer kennt wen" kommen "Frei.Wild" auf über 300 Gruppen, in
denen sich schätzungsweise 20.000 Fans der Band zusammengeschlossen
haben. Das ist eine Menge. Jedoch haben die "Onkelz" mehr als das
zehnfache ebensolcher Fan-Gruppen, von denen die größte allein etwa
40.000 Mitglieder hat.
Nazi-Vergangenheit als Marketing-Gag
Von
"Extremismus" jedweder Couleur grenzt sich die Band ab. Weder mit
"Hitler", "Mussolini", noch mit "Marx und Engels" oder wahlweise auch
"Bush und Hussein" wolle man etwas zu tun haben. Wie damals die "Onkelz"
bekennt sich auch "Frei.Wild"-Sänger Philipp Burger
zur eigenen neonazistischen Vergangenheit. Burger sang früher bei der
inzwischen lange aufgelösten Rechtsrockband "Kaiserjäger". Im Gegensatz
zu den "Onkelz" hat er es nach dem Bruch mit der Szene für nötig
befunden, nicht unter dem Namen seiner alten Band weiter zu machen. Von
der Jugendsünde Neonazismus erzählt Burger freimütig und verleiht sich
und der Band damit den Nimbus großer Authentizität. Motto: Es hat doch
jeder schon mal Mist gebaut.
Politik - oder doch nicht?
Mit der politischen
Abstinenz ist es bei "Frei.Wild" so eine Sache. Einerseits wird
insistiert, dass man sich für politische Fragen nun überhaupt nicht
interessiere und mithin Politik in der Band nichts verloren habe.
"Eine Sprache, die lebt und viel zu tiefgründig und nah aus dem Leben ist, als dass sie jemals politisch sein könnte",
schreiben "Frei.Wild" auf ihrer Myspace-Seite in etwas eigenwilliger
Logik. "Rechts" könne die Band schon aufgrund ihrer regionalen Wurzeln
nicht sein, wird an gleicher Stelle behauptet: "Frei.Wild verstehen
sich als 'frei' und damit keineswegs als rechts gesinnt. Schon alleine
aufgrund ihrer Herkunft: Frei.Wild entstammen keinem glamourösen
Hintergrund, sondern einer Region, in der Bodenständigkeit Tradition
hat." Aha. Ganz so, als ob eine Sprache, die "nah aus dem Leben"
ist, nicht auch Trägerin politischer Propaganda sein könne. Ganz so, als
ob völkische und nationalistische Bewegungen nicht immer schon ihre
Basis auch unter "bodenständigen" Menschen gehabt hätten.
"Frei.Wild"
reduziert "Politik" offenbar einzig auf den Machtapparat. Wer sich
selbst als "nah aus dem Leben", "ehrlich" und "bodenständig" begreift,
fällt per se aus diesem Raster heraus. Darüber spricht "Frei.Wild" nicht
nur sich, sondern auch seine Fans, die in allen Regionen Deutschlands
begeistert auf "Deutschrock"-Partys rennen, von jedem "Verdacht" - und
somit von jeder Verantwortung für das eigene Handeln - frei.
Wie
so oft: wer "unpolitisch" sagt, will betrügen. Denn andererseits
verbreiten "Frei.Wild" ohne mit der Wimper zu zucken politische
Botschaften. Die Band ist mithin eindeutig politischer, als es die
"Onkelz" in den letzten 20 Jahren ihres Bestehens waren.
Auf dem aktuellen Album "Gegengift" findet sich der Song "Wahre Werte". Darin heißt es: "Lichter
und Schatten; undefinierbar, woher sie kommen; Formen und Spalten; die
dein Ich-Gefühl zurückerstatten; Geräusche und Winde; die dich umgeben
und unheimlich wirken; Höhen und Tiefen laden ein zum genießen; da, wo
wir leben, da wo wir stehen; ist unser Erbe, liegt unser Segen; Heimat
heißt Volk, Tradition und Sprache, für uns Minderheiten eine
Herzenssache; das, was ich meine und jetzt werft ruhig Steine; wir sind
von keinem Menschen die Feinde; doch wir sind verpflichtet, dies zu
bewahren. (..); wo soll das hinführen, wie weit mit uns gehen; selbst
ein Baum ohne Wurzeln kann nicht bestehen (..); Sprache, Brauchtum und
Glaube sind Werte der Heimat (..); ohne sie gehen wir unter, stirbt
unser kleines Volk; Dialekte und Umgangssprache; hielten so lange, so
viele Jahre; Bräuche, Geschichten, Kunst und Sagen; sehe schon die
Nachwelt klagen und fragen; warum habt ihr das verkommen lassen?"
In
diesen Zeilen steckt alles, was völkischen Nationalismus ausmacht: Die
Bezüge auf ein "Erbe", welches "bewahrt" gehöre und nicht "verkommen"
dürfe; mythische Bilder von Licht und Schatten, von denen niemand wisse,
"woher sie kommen", die aber dennoch Identität stiften würden; die
Annahmen von Verwurzelung und organischer Zugehörigkeit, kulminierend in
der Formel "Heimat heißt Volk, Tradition und Sprache".
Die
Ansicht, dass der Mensch gefühlige "Heimat" und eine Volkszugehörigkeit
brauche und nur finden könne, wenn er "Wurzeln", "Erbe", "Tradition" und
Sprache mit einer Region teile, basiert auf einem zutiefst reaktionären
Begriff von "Volk". Es ist nicht nur inkompatibel mit modernen
demokratischen Gesellschaften, sondern in der Essenz nichts anderes als
Blut-und-Boden-Ideologie. Der zitierte "Frei.Wild"-Text wird auch durch
das Lippenbekenntnis gegen "Faschisten" und "Nationalsozialisten" nicht
besser, welches die Band in die letzte Strophe routiniert eingearbeitet
hat. Der "Frei.Wild"-Hauptvorwurf gegen Nationalsozialismus und
Faschismus an dieser Stelle ist, dass "unsere Heimat darunter gelitten"
habe.
Die politischen Aussagen der Band erschöpfen sich nicht
nur im mystisch Völkischen. In ihrem programmatischen Song "Land der
Vollidioten" greifen sie aktuelle politische Debatten auf. "Land der
Vollidioten" ist mehr als eine Tirade gegen die italienische Politik.
Leute wie Berlusconi würden "Völker ganzer Nationen" beleidigen. "Kreuze
werden aus Schulen entfernt, aus Respekt vor den andersgläubigen
Kindern", jammert Philipp Burger im gleichen Song. Solche Statements
sind alles Mögliche - aber ganz sicher nicht "unpolitisch". Wer soll an
die angebliche Politikferne wirklich glauben? Hält die Band ihre eigenen
Fans für Vollidioten?
Wohl kaum - "Frei.Wild" bedient vielmehr
das Bedürfnis jener Milieus, in denen sie Erfolg haben. Es handelt sich
um Jugendliche und Erwachsene mit - so kann man mutmaßen - eher
"bodenständigem" Background, mit im Schnitt geringer formaler Bildung,
eher auf dem Land als in der Stadt zu Hause. Anstelle einer Rebellion
gegen die Verhältnisse tritt die folgenlose Stammtisch-Schimpferei gegen
"die da oben" garniert mit politisch rechts aufgeladener Duselei von
"Heimat" und "Volk".
"Dummes Volk", fasst der Sänger in einem
Interview seine Einstellung gegenüber der italienischen Bevölkerung
zusammen (und beleidigt damit en passant das "Volk" einer ganzen
Nation). Er selbst sei kein Italiener: "Ich fühle mich nicht so. Ich
fühle mich als Südtiroler, als Gesamttiroler, weder als Deutscher noch
Österreicher." Zu Rechtsrockzeiten in der Band "Kaiserjäger" indes legte
er noch Wert darauf, Österreicher zu sein, und als er im WM-Sommer 2010
trällerte "dieses Mal holen wir uns den Pokal" meinte er Deutschland.
Parteinahme für Rechtsaußen
2008 sollten
"Frei.Wild" bei der "Freiheitlichen Rocknacht" auftreten, einem Konzert
der "Freiheitlichen Jugend", Nachwuchsorganisation der Südtiroler Partei
"Die Freiheitlichen". Burger selbst war auf Bezirksebene im Eisacktal
(Brixen) für die Rechtsaußen-Gruppierung aktiv. Eine Kostprobe aus dem
Forderungskatalog der "Freiheitlichen Jugend": "Südtirol zuerst! Einwanderung stoppen! Heimat schützen! Sofortige Ausweisung von ausländischen Straftätern!"
Nach einigem Hin und Her sagte die Band das geplante Konzert ab.
Politik würde der Band schaden, so in etwa die fadenscheinige
Begründung.
Burger trat schließlich aus der Partei aus. Dem
Parteiprogramm aber ist er weiterhin treu. Im Internetforum der Band
erschien erneut eine Distanzierung von "Politik" und eine Erklärung, wie
es zum Engagement für die Partei gekommen sei: "Nur weil man
Musiker ist, [muss man] nicht jedes Mal und überall tatenlos zusehen.
(..) Es kann nicht sein, dass fast jedes Wochenende gewalttätige
Übergriffe ausländischer Gangs auf einheimische Jugendliche begangen
werden."
Ihr Magdeburger Plattenlabel "Bandworm Records"
kündigte wegen der durchscheinenden Rechtslastigkeit von "Frei.Wild" die
Zusammenarbeit auf. Mittlerweile veröffentlichen "Frei.Wild" als
Indieband über das eigene Label "Rookies & Kings". Der neue Manager
Stefan Harder war vorher bei Universal Music und zeichnete dort für Hits
wie "Schni Schna Schnappi das kleine Krokodil" verantwortlich.
Der Stolz Südtirols
1919,
in der Folge des ersten Weltkriegs, wurde die vormals österreichische
Region Südtirols dauerhaft Italien zugesprochen. Derzeit ist die
Bevölkerung der Region zu rund 70 Prozent deutschsprachig. Politisch
verfügt die Region über eine außergewöhnlich weit reichende Autonomie.
Trotzdem wittern "Frei.Wild" allerorten Feinde, gegen die man vorgehen
müsse. So singt die Band in ihrer Hymne "Südtirol": "Südtirol, wir
tragen deine Fahne, denn du bist das schönste Land der Welt, Südtirol,
sind stolze Söhne von dir, unser Heimatland, wir geben dich nie mehr
her. Südtirol, deinen Brüdern entrissen, schreit es hinaus, lasst es
alle wissen, Südtirol, du bist noch nicht verlor'n, in der Hölle sollen
deine Feinde schmor'n. (..) Edle Schlösser, stolze Burgen und die urigen
Städte wurden durch die knochenharte Arbeit uns'rer Väter erbaut. Kurz
gesagt, ich dulde keine Kritik an diesem heiligen Land, das uns're
Heimat ist." Solche Zeilen freuen, wen wundert's, die
nationalistische Bewegung in Südtirol. 2010 jubelte das Rechtsaußenblatt
"Der Tiroler": "Die in Südtirol im Südtiroler Schützenbund,
zahlreichen Vereinen, den deutschen Oppositionsparteien und auch in
völlig unorganisierter Form zu Tage tretende Selbstbestimmungsbewegung
hatte in den letzten Jahren vor allem unter der Jugend enormen Zulauf
bekommen." Als Beweis für diese These wird der Erfolg von "Frei.Wild" angeführt.
"Kaiserjäger"
Im
Vergleich zu solchen Zeilen sind die Texte der "Frei.Wild"-Vorläufer-
und Rechtsrock-Band "Kaiserjäger" gar nicht mal so viel radikaler. Im
Song "Meine Heimat heißt Tirol" nutzten "Kaiserjäger" fast wortgleich
wie später "Frei.Wild" die Formel von "unserem heiligen Land".
Entscheidender Unterschied zwischen den Gruppen ist der Kontext.
"Kaiserjäger" verbanden ihre Inszenierung gewalttätiger Männlichkeit
offensiv mit der rechten Skinheadszene: "Eine Gruppe Glatzen kämpft dagegen an, gegen Weicheier wie Raver und Hippies und Punks."
"Kaiserjäger" stellten ihr Nazisein nur über die entsprechende
Szenezugehörigkeit zur Schau. Ihre Texte hingegen enthielten keine
offene Verherrlichung des Nationalsozialismus. Stattdessen hagelte es
Treuebekenntnisse zum österreichischen Kaiser: "Heil dem Kaiser, Heil
dem Lande, Österreich wird ewig stehen". Mit dem nationalistischen
Pathos verbunden waren bei "Kaiserjäger" männliche Gewaltfantasien und
spießbürgerliche Sehnsüchte. "Solche Fotzen wie du habe ich schon lange satt", schimpfte es gegen eine verflossene Liebe, stattdessen wolle man "fromm und bieder, wahr und offen" sein und besang die Dinge, die "des Bürgers Fleiß geschaffen"
habe. Die Texte von "Frei.Wild" argumentieren mit sehr ähnlichen
Mustern, sie sind nur um die nunmehr störende Naziskin-Pose bereinigt
und von den gröbsten Obszönitäten befreit.
Toleranz auch für Nazis
Wenn es um andere
Themen als um die "heilige" Heimatscholle geht, geben sich "Frei.Wild"
durchaus Mühe, "tolerant" zu sein. Gegensätze ziehen sich an, Vielfalt
ist eine gute Sache. Im Song "Schwarz und Weiß" zählt die Band nicht nur
lose auf, was sie alles ganz in Ordnung findet, sondern verrät nebenbei
auch ihr sexistisches Frauenbild: "Weich oder hart; dick oder dünn;
reich oder arm; hetero oder warm; Pampa oder City. Wir sind hier und Du
bist dort; weit weg von mir. Eckig oder rund; farblos und bunt; die
eine will's von Hinten; die andere nimmt ihn in den Mund; Nord- und
Südpol, USA und der Rest der Welt."
Stichwort Toleranz:
Philipp Burger erklärt in einem Interview, dass Naziskinheads wie alle
anderen Gäste bei "Frei.Wild"-Konzerten willkommen seien - "solange sich
die Leute benehmen". Denn: "Nur weil einer was anderes denkt", dürfe
man niemanden ausgrenzen. "Ich kann ehrlich zu ihm sagen 'Willkommen!
Aber benimm dich!'" Allerdings mutmaßt Burger auch, dass "richtig
überzeugte Nazis" mit den "Frei.Wild"-Texten "eh nicht klarkommen
würden". Ein Blick in das Nazi-Internetportal "Thiazi" zeigt das
Gegenteil. In der dortigen Bandliste sind "Frei.Wild" neben Nazirock der
Marke "Störkraft" wie selbstverständlich mit Diskografie und
vollständigen Liedtexten gelistet.
Neurechte "Frei.Wild"-Fans
Die
Salonfaschisten der neurechten Zeitschrift "Sezession" sind ebenfalls
"Frei.Wild"-Fans. Was die Band immer leugnet - ihren politischen,
nationalistischen Gehalt - wird in der politischen Rechten ohne
Umschweife anerkannt. In der Aprilausgabe 2010 erschien ein Text, der
zwar bedauert, dass das "politisch korrekte Management" die Band in
Richtung politischer Abstinenz "knechten" würde. Dennoch feiert
Sezession-Autor Felix Menzel "Frei.Wild" als Paradebeispiel für seine
These, dass Pop derzeit eher als die Hochkultur ein vielversprechendes
Feld für extrem rechte metapolitische Interventionen sei. Menzel: "Ob
sie es zugeben oder nicht und ob sie es bewußt machen oder nicht:
Frei.Wild vermischt Alltäglichkeiten und heimatbewußte Politik. Damit
markiert die Band einen deutlich rechteren Zeitgeist als den gegenwärtig
herrschenden. (..) Die patriotischen Akzente werden von breiten
Schichten wahrgenommen."
Rebellion der Spießer
"Ihr
seid dumm, dumm und naiv, wenn Ihr denkt, Heimatliebe ist gleich
Politik. Schaut euch doch um, das Paradies auf Erden liegt hier mitten
in den Bergen. Jeder Volksmusikant tritt live im Fernsehen auf, singt
über das gleiche Thema, doch da fällt's keinem auf", hält die Band
in "Land der Vollidioten" jeder Kritik an ihrem offenen, völkischen
Nationalismus entgegen. Mag sein, dass in der deutschen Volksmusik
deutschtümelnde Phrasen beileibe keine Seltenheit sind. So scharf wie
von "Frei.Wild" wird es dort jedoch selten formuliert.
Allemal
ist die Volksmusik-Referenz auch unter einem anderen Aspekt interessant.
"Frei.Wild" werfen mit Begriffen wie "Subkultur" und "Rebellion" umher
und verkaufen ihre piefige Bergwelt-Romantik und ihre von Arbeitsethos
und Traditionen geprägte Wertewelt als aufständische Coolness. Der
Kitsch von "Frei.Wild" minus die E-Gitarren und minus den sinnentleerten
Rebellengestus würde durchaus ins Musikantenstadl passen. Wenn Rock
jemals gegen irgendetwas rebellierte, dann wohl gegen die
himmelschreiende Spießbürgerlichkeit und die Enge, wie sie von der
Volksmusik und von "Frei.Wild" repräsentiert werden.
Doch die
Band dreht das Prinzip um. "Frei.Wild" sind spießbürgerlich bis in die
Haarspitzen und berauschen die Fans mit blumigen Rebellionsphantasien.
Sie vermitteln eine Identität des "anders sein" und schaffen es damit
tatsächlich auf Festivals, die unter dem Motto "Die Rebellion geht
weiter!" angekündigt sind. "Rebellisch" sind allenfalls die Attitüden,
wenn die Band jeder Kritik den "Mittelfinger" entgegen streckt und
vorgibt, "aus dem Rahmen der Gesellschaft" zu fallen. Das ist ihr
schlichtes Erfolgsrezept, bis ins Detail kopiert von den "Böhsen
Onkelz".
Informier dich mal....
... was die Nazis mit Südtirol gemacht haben. Jeder Südtiroler sollte Nationalsozialisten hassen. Genauso wie die italienischen Faschisten, die nicht zu knapp durch Südtirol während ihrer Demonstrationen marschieren. Was ist verwerflich dagegen zu sein? Und was ist an Heimatliebe verwerflich? Und schon mal überlegt, warum Frei.Wild mit diversen Bands (mit offensichtlich antifaschistischer Attitude) auftritt und sich klar von anderen Bands (wie z.B. die Spinner von KC) distanziert? Auch mal in die andere Richtung recherchieren würde gut tun!
frei und wild
Love Music - Hate Fascism
Lern lesen...
... dann hättest du auch begriffen, dass es nicht um Nazismus geht, sondern um völkische und nationalistische Ideologie. Der Bericht sowie der zitierte Auszug aus dem Antifa-Infoblatt zeichnen ein differenziertes und gut belegtes Bild der Frei-Wild-Problematik.
Übrigens qualifiziert die Tatsache, wie die Nazis mit einem umgegangen sind, niemanden zur Bedenkenlosigkeit. Oder wird der reaktionäre Scheißverein der Zeugen Jehovas dadurch besser, dass sie von den Nazis verfolgt wurden?
Und was für "antifaschistische" Bands sollen denn schon mit Frei.Wild aufgetreten sein? Kleiner Denkanstoß: Gegen "Extremismus" (was immer das sein soll) zu sein hat nix mit Antifa zu tun. Und erst recht macht es solche Bands wie Frei.Wild nicht glaubwürdiger.
frage
was sind für euch eigentlich gute bands ..die deutschrock machen ?
Warum
löscht Ihr Kommentare die nicht gegen Eure Regeln verstoßen und auch noch untermauern was im Artikel steht?
wahnsinn
Liebe/r Verfasser/in,
Die "rechtsaffine Prollrockband namens Böhse Onkelz"? Sie haben als LINKE PUNKband angefangen und sind erst dann eine rechte Skinheadband geworden, deswegen war auch die Distanzierung glaubwürdig, weil es sie in der Jugend politisch wie das Fähnchen im Wind hin und her wehte. Die waren niemals wahre Neonazis, sondern einfach nur dumme, leicht zu beeinflussende Jugendliche. Damit möchte ich nicht die Gefahr ebensolcher Personen herunterspielen, sondern einfach sagen, dass man auch verzeihen können muss und wenn jemand sich Jahrzehnte davon distanziert, Konzerte u.a. gegen Rassismus organisiert, dann hat man es auch verdient, irgendwann ernst genommen zu werden! Und das sage ich als jemand der diese "rechtsaffine Prollrockband" nie wirklich gemocht hat, ich war auf Konzerten, um mir von den Fans selbst ein Bild zu machen (Noch NIE habe ich so strenge Einlasskontrollen erlebt, es waren KEINE (nicht ein einziger) offen auftretender Neonazis anwesend.
Diese Artikel strotzt vor Behauptungen, Vermutungen und Anklagen (ohne jede Quelle, ohne jeden Beweis). Frei.Wild ist nur deswegen beliebt, weil sie ein Identitätsangebot darstellen? Sozusagen für die "Unterschicht"??
Bei diesem Satz, hätte ich am liebsten gekotzt:
Wohl kaum - "Frei.Wild" bedient vielmehr das Bedürfnis jener Milieus, in denen sie Erfolg haben. Es handelt sich um Jugendliche und Erwachsene mit - so kann man mutmaßen - eher "bodenständigem" Background, mit im Schnitt geringer formaler Bildung, eher auf dem Land als in der Stadt zu Hause."
Und SIE wollen sich als Linke/r bezeichnen? Als jemand der die Klassengesellschaft grundlegend ablehnt?- Lächerlich! Ich habe studiert, weil mich das Fachwissen interessierte und nicht deswegen, weil ich dann von Menschen wie Ihnen (Sie werten Menschen auf und ab) als "etwas Besseres" wahrgenommen werde. Meine Eltern waren beide Waisenkinder, haben aus diesem Grund sehr hart gearbeitet und sich durch ihren Fleiß etwas Dementsprechendes aufgebaut. Nach Ihrer Einschätzung würde ich wohl "einem gutem Hause entstammen". Ich habe ein Gymnasium besucht, die Anfangsjahre meines Studiums finanziert bekommen, habe bis zu meinem 14. Lebensjahr keine Pop- oder Rockmusik gehört und habe regelmäßig Konzerte der Philamoniker besucht. - Auf gut Deutsch, ich hatte Möglichkeiten die Andere nie bekommen hätten. Und habe ich etwas dazu beigetragen? Kann ich mir darauf etwas einbilden, dass meine Eltern fleißig und intelligent sind?- Nein, ich kann höchstens stolz auf sie (nicht auf mich) und ihnen auf ewig dankbar sein. Ich nehme ´mal an, mit "bodenständigem Background" und "geringer formaler Bildung" meinen sie etwas Bauarbeiter und alle weiteren fleißigen, hart arbeitenden Leute in den Lehrberufen? (Ja, das Klischee gab es schon bei den Onkelz!) Ich würde sagen, dass bei Frei.Wild alles anwesend ist, weil hier keiner so oberflächlich ist und sich als etwas Besseres befindet. JEDER wird akzeptiert, egal ob man PunkerIn, BankerIn, SchülerIn, BauarbeiterIn oder Sonstiges ist!
Des Weiteren ist es eine Frechheit, jemanden für seine Herkunft ("bodenständiger Background") oder seinen Bildungsstand zu verurteilen. Ich kenne jemanden, der mit mir 5 Jahre im Gymnasium war, sehr gute Noten hatte und sich dann für eine Lehre als Zimmerer entschied, weil er diesen Beruf ausüben WOLLTE, seitdem er klein ist!
Burger war in der Neonaziszene aktiv, das ist nichts was er abstreitet oder leugnet. Ich bewundere es, dass er gerade steht und offen darüber spricht. Ihr schreit zwar "Nazis raus", aber damit es lange nicht getan. Wo sollen die denn hin? Wer will denn das braune Pack? Also sollte sich diese Menschen ändern und wenn es Burger getan hat, (10000000000 Distanzierungen, Entschuldigungen, Rechtfertigungen) dann sollte man ihm glauben, Gehör schenke und ihm die Möglichkeit geben, sich wieder in die Gesellschaft zu etablieren.- Was soll er denn jetzt noch machen? Sich umbringen? (Von Ihnen kommt höchstwahrscheinlich ein "Ja", Sie sind ja "überhaupt nicht" menschenfeindlich)- NEIN! Er entschuldigt sich- ihr ignoriert es. Er distanziert sich- ihr glaubt ihm nicht. Diese Ignoranz ist unmöglich, jeder Mensch (ja auch ein ehemaliger Neonazi) hat eine 2. Chance verdient und ich bin froh, dass es einen Nazi weniger auf dieser Erde gibt! Außerdem kommt hinzu, dass die Band Frei.Wild nie als rechte agiert hat! Die anderen 3 Bandmitglieder sind eigene Indviden die das Recht haben, auch als solche wahrgenommen zu werden.- So sieht es aus! Burgers Austritt aus der rechten Szene war VOR der Bandgründung und das ist das Entscheidende.
Ach, die patriotischen Texte kritisieren wir auch noch.- und warum? Weil es Ihnen nicht in den Kram passt. Sie wissen genauso wie ich, dass an diesen Texten weder etwas Nationalistisches noch etwas Gefährliches ist. Ihnen geht es darum, dass Frei.Wild die Meinung bezüglich "no border, no nation" nicht teilt. Sie agieren so frei nach dem Motto "jeder hat ein Recht auf MEINE Meinung". Sie wollen sich tolerant nennen? Ich bin der Meinung, dass man niemanden akzeptieren sollte, der menschenfeindlich agiert, aber in Frei.Wilds Texten ist auch nichts menschenfeindlich. Es wird nur besungen, dass man Südtirol liebe (DEN ORT, nicht die Menschen) und dass man das was man gewohnt ist pflegen wolle. Nirgends wird irgendjemand auf- oder abgwertet, diskriminiert oder sonst etwas. Mit Blut- und Bodenideologie hat das auch nichts zu tun. Es hat rein gar nichts mit "dein Volk ist alles, du bist nichts" zu tun. "Nicht von gestern, Realisten, wir hassen Faschisten, Nationalsozialisten"- Wie man sieht, kann man sein Land lieben ohne dass man jemanden ausgrenzt oder diskriminiert.
Es lässt sich darüber streiten, ob Patriotismus sinnvoll bzw. relevant ist. Greifen wir einmal tiefer: Patriotismus heißt Heimatliebe (nicht HeimatSTOLZ, sondern nur Liebe) Was ist überhaupt eine Heimat? Eine allgemeine Definition konnte ich nicht ausfindig machen, aber Wikipedia meint, dass Heimat zumindest auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum verweise.- Daran ist ja nicht direkt etwas Schlechtes bzw. Gefährliches. Ich finde es allerdings sehr vernünftig, wenn jemand meint, dass niemand etwas für seine Herkunft könne und dass niemand darauf Einfluss hätte, wo er geboren wird und das ist durchaus richtig. Aber Heimat ist NICHT zwingend der Ort, an dem man geboren wird, deswegen ist dieses Argument entkräftigt. Ich z.B liebe Irland, weder komme ich von dort, noch habe ich dort lange gewohnt, aber meiner Meinung nach, ist es wunderschön.- Macht mich das zu einem Rechten?- Nein, ganz bestimmt nicht!
Es gibt ja auch beispielsweise den "lokalen Patriotismus".Ich denke für jeden von uns gibt es einen Ort, an dem wir uns wohl fühlen. Und diese Liebe zu einem Ort, sollte nicht mit menschfeindlichen Dingen assoziiert werden, denn das steht in keinem Zusammenhang zueinander.
Die Geschichte Südtirols lässt erschaudern (Damit spiele ich nicht die Leiden der anderen Nationen und Völker hinunter!) "Der Bozner Blutsonntag", "Die Katakombenschulen" sind nur 2 der vielen Begriffe die zeigen wie sehr die Menschen unter dem Faschismus gelitten haben. Ab 1924 wurde die deutsche Sprache in Kindergärten verboten, es wurde verboten in Schulen deutsch zu sprechen (Katakombenschulen), die Personen des öffentlichen Lebens wurden vetrieben, bei Gericht war die deutsche Sprache nicht zugelassen, es wurden alle (bis auf eine) deutschsprachigen Zeitungen verboten und und und.. Kurzum, man wollte Menschen das nehmen, was sie von Geburt an kannten und gewohnt waren. - Wen wundert es, dass diese Wunde auch heute noch geöffnet ist und dass die Südtiroler auch heute noch vieles auf Traditionen geben, denn jetzt dürfen sie wieder.
Man darf die Lage in Deutschland nicht mit der in Südtirol gleichsetzen. Frei.Wild sind konserativ, mehr nicht. Ich selbst bin weder konserativ noch gebe ich so viel auf die "wahren Werte", aber ich weiß auch nicht, was es heißt als Minderheit aufzuwachsen. Die 4 lieben ihr Land ohne menschenverachtende Hintergründe und das ist weder gefährlich noch verwerflich. Wenn jemand Südtiroler und gleichzeitig Patriot ist, dann kann er nicht den Faschismus bzw. den Nationalsozialismus verehren, denn genau unter diesen beiden Regimen hat Südtirol gelitten, es wäre einfach ambivalent.
(Die beiden letzten Absätze habe ich schon bei einem anderen Artikel auch gepostet)
Ich schäme mich für Sie, dass sie anhand ein paar Artikel (so wie Sie klingen, haben Sie wohl noch nie ein Frei.Wild-Konzert besucht und noch nie die Fans gesehen) eine gesamte Band+ Fangemeinde beurteilen bzw. verurteilen. Diese Oberflächlichkeit ist schade und beängstigend.
Ich möchte sagen, dass ich für jeden Respekt habe, der sich gegen rechte Idioten einsetzt und für die Menschlichkeit kämpft, aber Frei.Wild hat sich authentisch und ehrlich davon distanziert, deswegen glaube ich ihnen.
wahnsinn
Um noch einmal meinen Standpunkt klar zu machen, ich bin in vielen Dingen auf Ihrer Seite. Gemeinsam gegen Homophobie, Fremdenfeindlichkeit und die Abwertung verschiedener Kulturen und Völker kämpfen, ist sehr wichtig. Es ist schön zu sehen, dass es zum Glück Leute wie Sie (und auch Ihre GenossInnen) gibt, die dagegen ankämpfen- egal welches Risiko es beherbergt! Das ist unglaublich mutig und dem zolle ich großen Respekt. Meinen vorherigen Kommentar habe ich sehr in Rage geschrieben, weil ich mich, als Fan dieser Band, durchaus persönlich angegriffen gefühlt habe. Wie gesagt, ich finde das wofür Sie stehen und kämpfen gut, aber meiner Meinung nach, gibt es bei Frei.Wild keinen Handlugsbedarf. Die wollen einfach nur Musik machen. Herr Burger lebt ja quasi dafür (nicht umsonst hat er jeden Albumtitel tätowiert und auch den Bandnamen in seiner Haut verewigt). und vor allem sind die Fans der Band größtenteils nicht fragwürdig. Sicher, diese Musik zieht auch ein paar Schwarze (in dem Fall braune) Schafe an.
Bei dem NPD- Aufmarsch 2007 spielte das braune Dreckspack ein Lied der Ärzte ("deine Schuld"), die Ärzte sind aber gnadenlos links.
In der Diskussionsrunde mit Markus Lanz sagte Bushido (!), dass auf seinen Konzerten auch Rechtsradikale anwesend wären (dagegen wird nicht einmal vorgegangen) Bushido ist vieles (homophob, sexistisch, gewaltverherrlichend) aber sicher nicht rechtsradikal.
Bei Frei.Wild ist es zusätzlich noch so, dass sie als rechte Band verschrien sind. Als ich mich noch nicht mit ihnen beschäftigt habe, war ich der Meinung, dass sie Recht wären, weil man nirgends etwas Anderes liest. Deswegen zieht es eben auch den braunen Pöbel an, welche nicht kapieren, dass Frei.Wild Nazis nicht leiden kann. Allerdings müste es auch irgendwann mal der braune Mist verstanden haben, denn welcher Nazi geht denn schon auf Konzerte einer Band die Dinge singt wie z.B "Wir hassen Faschisten, Nationasozialisten". oder die Sprechchöre wie z.B "Nazis raus" lostritt. (Auf Youtube gibt es ein Video in dem das geschieht. Es heißt: "Frei.Wild Nazis raus, Dresden"
Außerdem wird bei Frei.Wild- Konzerten sehr stark kontrolliert.
Liebe Grüße!