Islamkritik und Rassismus

Im weitesten Sinne Linke Gruppen und Bewegungen haben nicht nur in der näheren Vergangenheit bewiesen, dass sie nicht über der Welt und ihren Herrschaftsdiskursen stehen, sondern dass Unterdrückungsverhältnisse und Ressentiments der Bürgerlichen Gesellschaft durchaus auch in Gruppen mit emanzipatorischen Zielen ihre entsprechungen finden können. Die Debatten um z.B. Sexismus und Antisemitismus im linken Kontext belegen das. Diese Erkenntnis macht einen selbstkritischen Umgang mit eigenen Praktiken und Inhalten notwendig.

 

Eine Form gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit die im Augenblick hohe Konjunktur hat ist der antiislamische Rassismus, insbesonders in Deutschland. Brandanschläge auf Moscheen und antimuslimsiche Rhetorik im meistverkauftesten Buch seit 1945 könnte man hier als Indikatoren verstehen. Aber auch Personen die sich irgendwie als "emanzipatorisch" verstehen mischen hier leider mit: Natascha Wilting (ca ira) etwa spricht vom "muslimischen Mann" (sexbesessen und chronisch gewalttätig) wie von der "muslimischen Frau" (frigide, masochistisch) im kollektiven Singular, Für Küntzel (auch ca ira) ist er gar prinzipiell arbeitsscheu und unproduktiv, Grigat ist sich irgendwie sicher, dass "Der Islam" die Weltherrschaft anstrebt und Thomas Maul (ca ira) veröffentlicht ein Buch dessen Titelblatt schon an Stürmer-Karikaturen erinnert.

Wenn Essenzialisierung (es gibt sowas wie "den Islam" und er determiniert als überhistorische Konstante die Verhältnisse im "Islamischen Raum") Homogenisierung (Muslime teilen im Wesentlichen die selben Eigenschaften und/oder verfolgen eine Agenda) und Hierarchisierung (Muslime als pathologisches, vielerlei defizitäres "Selbstmoderkollektiv") Kriterien für Rassismus sind, dann sehe ich sie erfüllt. All dies sind für mich Gründe, die es mich begrüßen lassen, dass in diesem Jahr beim "festival contre le racisme" in Mainz (  http://antirassismus.blogsport.de/ ) dem Antimuslimischen Rassismus besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird: vom 2. bis zum 4. Juni findet dort nämlich eine "Offene Konferenz zu Antimuslimischem Rassismus" statt. Dabei wird sich in Workshops und Vorträgen unter Anderem auch mit der "linken Islamkritik" auseinandergesetzt.

Damit diese Veranstaltung ihr Ziel erreichen kann, muss sicher gestellt werden, dass nicht eine Islam-Hermeneutik, die eine muslimische Essenz unterstellt, durch eine andere ersetzt wird, also etwa das Konstrukt eines "schlechten Islams" durch das eines "guten Islams" ersetzt wird. Vielmehr müssen die Methoden und Prämissen der Islamkritik selber hinterfragt und kritisiert werden. Insbesondere muss eine eine idealistische Ideologiekritik, die die Verhältnisse als von einer "Kultur" oder "Ideologie" abgeleitet sieht zurückgewiesen werden. In diesem Zusammenhang sind auch die angekündigten Veranstaltungen zu begrüßen, die sich damit befassen, wie sich sexualrepressive und heterosexistische Zustände im "Islamischen Raum" erklären lassen, ohne sie monokausal durch eine bestimmte Religion zu erklären.

Bleibt zu hoffen, dass diese Konferenz einen Beitrag zur Bekämpfung von nicht nur in der Mehrheitsgesellschaft sondern auch in der Linken grassierenden Ressentiments leisten kann.

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Es wäre schön, wenn du konkrete Quellenangaben für die Zitate der genannten Personen nennen könntest. Es kursieren einfach zuviele Gerüchte und Halbwahrheiten, die auf einer mangelnden Auseinandersetzung mit den Vorlagen beruhen.

Muslim ist keine biologische Eigenschaft, Muslime sind Vertreter einer bestimmten Ideologie, der islamischen Religion. Wenn Antideutsche etwas über den Muslim oder die Muslimin aussagen, dann analysieren sie, was diese Ideologie für Auswirkungen im Denken und Handeln derer hat, die sie vertreten. 
Natürlich lassen sich immer gemeinsame Denkstrukturen bei Anhängern einer Weltanschauung ausmachen. Ob bei Liberalen, Faschisten, Christen oder Kommunisten. 
Da es sich um eine bewusste Entscheidung des Individuums handelt, eine bestimmte Weltanschauung zu vertreten, ist es auch für diese Entscheidung entsprechend kritisierbar. 
Deshalb geht das Geschwätz vom antimuslimischen Rassismus der Antideutschen absolut an der Realität vorbei, denn im Unterschied zum Rassisten, für den "Muslim" nur das neue Wort für "Kümmelfresser" ist, geht es den Antideutschen eben gerade nicht um Abstammung oder Herkunft, sondern um Ideologien. Die Antideutschen waren es, die immer Menschen mit muslimischen Hintergrund, die sich von dieser Ideologie distanziert haben, supportet haben. Wenn Dein Rassismus-Vorwurf auch nur minimal gerechtfertigt wäre, dann hätten sie diese nicht anders behandelt, wie Muslime. 

 

Deshalb liebe Kara, wäre es wünschenswert, dass Du die Bücher, die Du wild in den Raum wirfst und denen Du irgendwelche aus dem Zusammenhang gerissene Zitate nachschmeißt, auch gelesen und verstanden hättest. Dafür müsste Dir aber so ein Begriff wie "wissenschaftliches Arbeiten" etwas sagen, denn dann würdest Du die Thesen von Menschen ernst nehmen, also auch verstehen wollen und nicht einfach nur deinem Ressentiment freien Lauf lassen.

Zu beginn ja noch ganz ok dein BEitrag, aber dann wirkst du ab irgendeinem Punkt etwas arg beleidigt.

Vielleicht liegt das Problem ja darin, dass die kritiker der kritiker, hierzulande eher das Bild im Kopf haben in dem man christ wird ohne dass das eine bewusste entscheidung ist. Oder sie denken, dass es oft keine bewusste Entscheidung ist, weil die Alternativen garnicht vorhanden oder garnicht bewusst sind. Soll ja vorkommen, dass Religionen etwas irrationales anhaftet. So kann man dann schonmal auf dem Gedanken kommen, dass es durchaus im Sinne der Abstammung gemeint sein könnte. Schwierige Sache....

"Antimuslimischen Rassismus gibt es nicht weil das ist ja keine Rasse" ist intellektuell ebenso erbärmlich wie "Araber sind auch Semiten".

Auch wenn du mir etwas unterschiebst, was dort nicht so steht, möchte ich darauf entgegnen, denn ich halte Deinen Vergleich für falsch.

 

Entweder jemand hat etwas gegen Muslime wegen der Form ihrer Religionsausübung (Kopftuch, Kinder nicht zum Schwimmunterricht lassen,...), dann handelt es sich offensichtlich nicht um Rassismus, sondern um Vorbehalte oder Ablehnung gegenüber einer bestimmten Religion. Denn er hat kein Problem mit einem christlichen Ägypter, dafür eins mit einem biodeutschen Konvertiten.

Oder jemand meint mit "Muslim" einfach nur Menschen mit türkisch/arabischem Hintergrund, egal welche Religion sie haben, dann ist es zwar durchaus Rassismus, aber eben kein antimuslimischer, weil er sich nicht gegen Muslime, sondern gegen Menschen aus bestimmten Ländern und Kulturkreisen richtet und nicht gegen den biodeutschen Konvertiten. Der Begriff antitürkischer oder antiarabischer Rassismus wäre hier passender.

Kultureller Rassismus sagt dir aber schon etwas?

Jetzt müsstest Du aber noch begründen, warum Du eine Kultur mit einer Religion in eins setzt.

kulturelle rassisten sind doch eben die jenigen, die eine islamkritik verurteilen und als rassimus abstempeln, da sie die "muslime " als einen festen kulturkreis bestimmter menschen wahrnehmen, so mit zb den "araber" als muslim festlegen, und nicht als individuum das bestimmten gesellschaftlichen zängen unterlegen ist. so etwas wie abgeschlossene kulturkreise gibt es aber nicht. daher hat islamkritik auch nichts mit rassismus zu tun.

rassistisch ist es eher anzunehmen das, dass leben nach dem koran die angemessene lebensweise für menschen aus zb der türkei sei.