2011 - Jahrestage von Opfern tödlicher Polizeigewalt

Petra Schelm

 In den Medien wird regelmäßig eine "steigende Gewalt" gegen Polizeibeamte beklagt. Menschen, die durch die Hand der Polizei sterben finden wenig Beachtung. Selbst in der vermeintlich "linken" Szene wird sich nicht bedingungslos mit Opfern von Polizeigewalt solidarisiert. Der Bulle im Kopf flüstert so manchem eine Rechtfertigung staatlicher Gewalt ins Ohr. Wer sind also die Menschen, die plötzlich tot auf der Straße liegen?

 Das Jahr 2011 bietet sich an, an Jahrestage von staatlichen Morden zu erinnern. Zu unterschiedlichen Zeiten gerieten völlig verschiedene Menschen ins Visier der Polizei. Ohne Märtyrer schaffen zu wollen, kann ein Rückblick dazu anregen sich  Situationen und Stimmungen vorzustellen, in denen junge Menschen sich nicht konform verhielten und dafür mit dem Leben bezahlten.

 

Vor 40 Jahren:

 

Am 15. Juli 1971 wird Petra Schelm in Hamburg von der Polizei erschossen. Sie wurde 20 Jahre alt. Zum Zeitpunkt ihrer Ermordung wurde sie wegen Mitgliedschaft in der RAF gesucht. Bis dahin hatte die RAF noch keine tödlichen Anschläge verübt.

Unbeachtet der späteren Politik der RAF bleibt festzustellen, daß hier eine Jugendliche, die die Verhältnisse ihrer Zeit nicht ertragen hat, im Kugelhagel einer Maschinenpistole starb, weil Deutschland keinen Aufbruch dulden konnte.

 

Am 4. Dezember 1971 wird Georg von Rauch in Berlin-Schöneberg von der Polizei erschossen. Er wurde 24 Jahre alt. Zum Zeitpunkt seiner Ermordung wurde er gesucht, weil er Monate zuvor aus dem Kriminalgericht Moabit geflüchtet war. Georg von Rauch kämpfte in vielen Bereichen der sich damals formierenden Stadtguerilla.

 

Vor 30 Jahren:

 

Am 22. September 1981 wird Klaus-Jürgen Rattay in Berlin-Schöneberg von der Polizei in den Verkehr getrieben. Er wurde von einem BVG Bus überfahren. Rattay wurde 19 Jahre alt. Auf der Suche nach Freiheit war er nach Berlin gekommen und beteiligte sich an Hausbesetzungen. Eine Demonstration vor einem soeben geräumten Haus, in dem Innensenator Lummer eine Pressekonferenz abhielt, war für die Polizei Anlaß genug die Menschen mit Tränengas und Schlagstöcken in den fliessenden Verkehr zu treiben.

 

Vor 10 Jahren:

 

Am 20. Juli 2001 wird Carlo Giuliani in Genua von der Polizei erschossen. Carlo war 23 Jahre alt, als ein Carabiniere ihm bei einer Demonstration gegen den G8 Gipfel in den Kopf schoß. Als Jugendlicher in Berlusconis Mediendiktatur hatte er sich für den Widerstand gegen den ganzen Wahnsinn entschieden. Bereits vor dem Gipfel hatte die Regierung mit der Bereitstellung von Särgen geprahlt und Tote angekündigt.

 

 

Diese Menschen im Durchschnittsalter heutiger Antifa-AktivistInnen haben sich in unterschiedlichen historischen Momenten mit verschiedenen Mitteln der Terrorherrschaft demokratischer Staaten entgegen gestellt. Polizisten ihrer jeweiligen Generation haben entschieden, daß Petra Schelm, Georg von Rauch, Klaus-Jürgen Rattay und Carlo Giuliani nicht weiterleben dürfen.

 

2011 ist deshalb ein Jahr, in dem wir zeigen wollen, daß diese jungen Menschen nicht vergessen sind, daß wir ihre Kämpfe weiterführen und das wir keinen Mord durch Polizeibeamte vergeben werden!

Achtet auf weitere Ankündigungen.

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++ virtuelle Chronik von Polizeimorden
++ (kurze) dokumentarische Beleuchtung einzelner Fälle
++ Ergänzungen/Verbesserungsvorschläge erwünscht


Seit einiger Zeit gibt es einen Blog mit dem Titel Killed by Cops. Dort werden durch die Polizei verübte Morde dokumentarisch beleuchtet, sodass eine Chronik entsteht. Diese ist bisher sehr unvollständig, weshalb um Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge gebeten wird.

In der bisherigen Chronik finden sich sowohl ältere Fälle wie beispielsweise Klaus-Jürgen Rattay oder Halim Dener, als auch neuere Morde, wie z.B. den an Lámbros Foúndas.

Bisher umfasst die Chronik lediglich 21 Morde und auch nur solche, die in der (radikalen) Linken bekannt wurden. Es wäre wünschenswert, auch unpopuläre Fälle in die Chronik aufzunehmen. Über Informationen freuen sich die Macher_innen der Seite sicherlich.

Da die Seite in unregelmäßigen Abständen aktualisiert wird, lohnt es sich, ab und zu einen Blick darauf zu werfen. Da die Beiträge chronologisch geordnet sind, können sich Aktualisierungen auch weiter unten im Blog befinden. Es ist möglich, den Blog als RSS-Feed zu abonnieren. Macht den Blog durch Verlinken und Versenden bekannt.

 

No Justice! No Peace!
Nichts und Niemand ist vergessen!


 

 „Nicht Freund und Helfer, sondern Richter und Henker“ 

Tödliche Polizeigewalt – Für Solidarität und Gerechtigkeit, gegen das Vergessen!

 In Deutschland werden Menschen getötet, die zu Gruppen gehören, die von staatlicher Seite bewusst diskriminiert und durch die Medien stigmatisiert werden. Täter_innen sind immer auch Polizeibeamt_innen, die dafür selten juristisch belangt werden.

 So wurde in Berlin, in einer Phase Sozialer Kämpfe und Hausbesetzungen, Klaus Jürgen Rattay 1981 bei einer Häuserräumung getötet. Hausbesetzer_innen waren damals von Senat und Medien als „Chaoten“ praktisch für vogelfrei erklärt worden. Auch Asylsuchende werden in der BRD als Feinde deklariert, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. So ist es kein Zufall, dass mit Oury Jalloh einer von ihnen im Polizeigewahrsam verbrannte.

Die Bemühungen, sogenannte „Internsivtäter_innen“ für Probleme in der Gesellschaft verantwortlich zu machen, führten zu einem  Klima, das die Ermordung von Dennis in Schönfließ und Slieman in Schöneberg erst möglich machte.

 Eine Analyse tödlicher Polizeigewalt legt den Schluss nahe, dass Menschen getötet werden, wenn sie zu einer Gruppe gehören, die aktuell ganz oben auf der Liste der „Sündenböcke“ steht. In den  wenigsten Fällen wurden bislang Polizist_innen für eine Tötung bestraft. Findet tödliche Polizeigewalt also mit Billigung des Staates oder gar als Programm zur inneren Sicherheit statt? Und wie können wir unseren Widerstand und die Forderung nach Gerechtigkeit offensiv nach außen tragen?

 Wir werden weitermachen!

Gemeinsam – Solidarisch – Laut

 Ort:  DRUGSTORE Potsdamer Straße 180, 10827 Berlin-Schöneberg

Datum: Donnerstag, 16. Juni 2011

Zeit: 19.00 Uhr

 Sprechen werden:

Beate Böhler – Rechtsanwältin der Nebenklage im Dennis Prozess und

 der Familie von Slieman  

Die Familien und Freund_innen von Slieman Hamade, Dennis J. und Oury Jalloh

Wolfgang Meyer-Franck – Rechtsanwalt der Familie von Jürgen Rattay

Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP)

TAG X Slieman – Wenn Sie die Ermittlungen einstellen, werden Wir da sein! Achtet auf Ankündigungen!

 

http://nojusticenopeace.blogsport.eu/

Die 3 Tornados - Lied zum 2. Juni 1967
http://www.youtube.com/watch?v=QiHpkZtXZlo

19.05.2011, Frankfurt: Polizistin erschießt Frau im Jobcenter.

http://www.focus.de/panorama/welt/frankfurt-am-main-polizistin-erschiess...