Am
vergangenen Samstag, den 16. April
2011, marschierten ca. 30 Nazis in
Rheinau-Memprechtshofen am sogenannten „Panzergraben“ auf, um
dort einen Kranz niederzulegen. Mit diesem Aufmarsch „zu Ehren“
dort gefallener Wehrmachtssoldaten wollten sie ihr
geschichtsrevisionistisches Weltbild verbreiten. Vor 66 Jahren wurde
rund um die heutige
„Gedenkstätte
Panzergraben“ ein Panzergraben zur Abwehr französischer Truppen
errichtet. Der ehemals größte
Naziaufmarsch in Baden-Württemberg
am Volkstrauertag gelingt ihnen
aufgrund von zunehmendem antifaschistischem Widerstand seit zwei
Jahren nicht mehr. Rechtzeitige Öffentlichkeitsarbeit konnte auch
die Versammlung letzten Samstag bereits vorher publik machen und die
Möglichkeit bieten, Proteste zu organisieren. In diesem Bericht
wollen wir den Tag selbst und die Arbeit zuvor
nachbereiten.
Vorbereitung
und Pressearbeit
In
Zusammenarbeit mit dem lokalen Rheinauer Bündnis „Bunt statt
Braun“ konnte nach Bekanntwerden der Anmeldung „einer
Einzelperson aus dem »südbadischen Raum«“ rechtzeitig eine
Protestkundgebung gegen diesen
rechten Auflauf angemeldet werden.
Da die Faschisten ab 12.00 Uhr marschieren wollten, wurde eine
Kundgebung von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr angemeldet.
Die zuständigen Behörden erließen Auflagen und verschoben die
Protestkundgebung kurzfristig auf 09.00 Uhr bis 10.30 Uhr. Doch die
„Politik des Wegschauens“ offenbarte sich bereits früher. Denn
von amtlicher Seite wurde alles unternommen, um den Naziaufmarsch zu
vertuschen und geheim zu halten.
Das zuständige Landratsamt Offenburg bestätigte diese Strategie
sogar der Presse. Dies gelang jedoch nicht, was auch auf die
intensive Pressearbeit und Mobilisierung von DGB, „Bunt statt
Braun“ und der Antifaschistischen Linken Bühl-Achern im voraus
zurückzuführen ist. Leider erschienen diese Stellungnahmen nur
auszugsweise und am Rande in der Presse, während konservative Hetze
gegen dringend notwendigen Antifaschismus die lokalen Presseartikel
bestimmte. U.a. wurde „den Linken“ die Schuld daran gegeben, dass
überhaupt Nazis am Panzergraben aufmarschieren. Durch die intensive
Pressearbeit seitens linker und antifaschistischer Kräfte würde
ihnen erst eine Öffentlichkeit geboten werden usw.
Kundgebung
und Protest
Nachdem am Tag
selbst mehrere RednerInnen
von „Bunt statt Braun“, DGB und engagierten Einzelpersonen ihren
Protest kundtaten und die offizielle Kundgebung beendet war, blieben
zwischen 20 und 30 entschlossene Antifaschistinnen und Antifaschisten
vor Ort und sahen sich nun den etwa 150 Einsatzkräften der Polizei
und Bundespolizei gegenüber, zu deren Unterstützung u.a. eine
Einheit von sechs berittenen Einsatzkräften aus Stuttgart angereist
war. Weiterhin waren seit dem Morgen alle Zugänge zu Memprechtshofen
durch starke Polizei-Vorkontrollen abgeriegelt, sodass jede
auffällige anreisende Person kontrolliert und meistens auch
durchsucht wurde.
Der lokale Staatsschutz aus Offenburg, der mit
unzähligen Leuten vor Ort war, zeigte, wer auf der Prioritätenliste
ihrer Arbeit ganz oben steht: Während gegen 12.30 Uhr zehn Meter
entfernt etwa 30 Nazis laufen, wurden die Kameras der
Repressionsbehörde auf linke und antifaschistische Menschen
gerichtet, um auch jedes Gesicht von Personen, die sich für eine
freiheitlichere und fortschrittlichere Gesellschaft einsetzen,
festhalten und verwerten zu können.
Die deutliche Übermacht der
Polizei und Bundespolizei konnte uns nicht daran hindern, in Sicht-
und Hörweite unseren deutlichen Protest kundzutun. So waren während
dem gesamten Gedenkmarsch der Faschisten antifaschistische Menschen
anwesend, diese wurden jedoch von knapp zwei Reihen Bundespolizisten
auf Distanz gehalten. Sie verhielten sich angespannt,
aber nicht aggressiv; zu Übergriffen seitens der Polizei kam es
glücklicherweise nicht.
Fazit
Den
vergangenen 16. April können wir trotz einiger Rückschläge als
einen zumindest kleinen Erfolg werten, da wir sowohl den
Nazis als auch den
Behörden mehrere Striche durch
die Rechnung gemacht haben:
Die ursprünglich als geheime Aktion der Nazis geplante „Gedenkversammlung“ wurde öffentlich gemacht und der „Panzergraben“ und die Nazi-Problematik ist bei einigen Menschen wieder ins Bewusstsein gerückt. Insbesondere können Zusammenhänge zwischen dem Nazi-Zentrum in Söllingen (etwa 20 km entfernt) und den rechten Aktivitäten am Panzergraben klar gemacht werden.
Von angemeldeten 80 Teilnehmern der Rechten waren nicht einmal die Hälfte gekommen und sie mussten sich die Blöße geben, den mitgebrachten Gedenkkranz wieder mit nach Hause zu nehmen, da ihnen das Niederlegen im Vorhinein untersagt worden war.
Den antifaschistischen Protest konnten die Nazis sehen und hören, ein effektives Stören oder gar Verhindern des Aufmarsches war jedoch nicht möglich. Dies war der geringen Zahl AntifaschistInnen und dem Desinteresse der lokalen Bevölkerung und Politik geschuldet
Trotz der relativ kurzen Mobilisierungs- und Vorbereitungszeit war der dargebrachte Protest durchaus angemessen und (presse-)wirksam.
Wir hoffen durch diese Aktion den
rechten und faschistischen Kreisen der Region wieder gezeigt zu
haben, dass sie hier in Mittelbaden, aber auch überall sonst, kein
ruhiges Hinterland haben und sie bei ihren Aktionen mit Gegenwehr
rechnen müssen.
Wir werden daher am kommenden 1. Mai nach
Heilbronn fahren, um den dort stattfindenden süddeutschlandweiten
Nazi-Aufmarsch zu verhindern und unseren Tag zu verteidigen. An
diesem Tag findet in Heilbronn auch eine linke und revolutionäre 1.
Mai Demo im Anschluss an die Aktionen gegen den Nazi-Aufmarsch
statt.
Den
antifaschistischen Widerstand organisieren!
Nie
wieder Faschismus!
Antifaschistische
Linke Bühl-Achern [ALBA], 22. April 2011
Der Organisator war Dorian Schubert...
...wie die Autonome Antifa Freiburg bereits am 14.04.2011 veröffentlichte:
Naziaufmarsch in Memprechtshofen geplant
Am Samstag, den 16. April, wollen Nazis mal wieder in Rheinau-Memprechtshofen aufmarschieren. Gewerkschaften haben eine Gegenkundgebung angemeldet, die vom Landratsamt Ortenaukreis zur „Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ nur bis maximal 10:30 Uhr genehmigt wurde. Anschließend wollen die Nazis von 12 Uhr bis 14:30 Uhr ihre Kränze abwerfen, einer der Organisatoren ist Dorian Schubert.
Bisher: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11