70 Aktivisten besetzen Haus nach Demo

Ticker
Erstveröffentlicht: 
18.04.2011

Die Entwarnung ist schnell da - "Niemand mehr im Haus!" Langsam kommen die schwer ausgerüsteten Beamten der Bereitschaftspolizei wieder aus dem Eckgebäude in der Alten Eppelheimer Straße. Die Räumung des Hauses Nummer 80 - sie geht völlig widerstandslos über die Bühne. "Alle Personen hatten bereits zuvor das Haus verlassen und hielten sich auf dem Vorplatz auf", informiert Polizeisprecher Harald Kurzer. Um kurz vor 10 Uhr am Sonntagmorgen heißt es daher nur noch: Personalien feststellen, Platzverweise erteilen und Absperrungen auflösen. Unter den Aktivisten kursieren die Wasserflaschen, einige haben sogar Frühstücksbrötchen dabei - friedliches Ende einer angespannten Nacht.

 

Angefangen hatte diese mit der sogenannten "Nachttanzdemo". Um 18 Uhr versammelten sich am Marktplatz Hunderte Angehörige der linken Szene und zogen durch die Innenstadt zum Hauptbahnhof. Die Polizei sprach von zunächst 300, dann 500 Teilnehmern, die Veranstalter zählten 1200. Die Aktivisten forderten unter anderem Freiräume für ein linkes Kulturzentrum in Heidelberg.

"Dunkel gekleidete Personen"

Diese "Freiräume" wollten sich laut Polizei dann rund 70 Autonome gleich in der Nacht nehmen. Kurz nach Mitternacht informierte ein Zeuge die Beamten, dass sich mehrere "dunkel gekleidete Personen" Zugang zu dem leerstehenden siebenstöckigen Haus in der Alten Eppelheimer Straße 80 verschafft hätten. Zwei Streifenwagen waren kurz darauf am Tatort.

"Die Kollegen sind von einem Einbruch ausgegangen und haben das Haus betreten", schildert Polizeisprecher Kurzer. Auf der Treppe seien sie dann mit einem Holzklappstuhl beworfen worden. "Daraufhin setzten die Beamten Pfefferspray ein. Verletzt wurde niemand", heißt es im Polizeibericht. Als klar wurde, dass es sich um eine Hausbesetzung handelt, hätten die Polizisten das Gebäude wieder verlassen. Verstärkung wurde angefordert und die Beamten errichteten weiträumig Straßensperren.

Die Hausbesetzter hängten im Laufe der Nacht Transparente an die Hausfassade. Auf dem Dach sollen sie auch Feuerwerkskörper gezündet haben. Nach und nach verließen sie aber das Gebäude. Als die Polizei dann gegen 9.45 Uhr das Anwesen räumen wollte, waren die Etagen verwaist - die verbliebenen Autonomen saßen bereits vor dem Gebäude. Von knapp 70 Personen wurden laut Polizei die Personalien aufgenommen. "Bis auf ein paar Clownereien gab es keine Probleme mehr", erklärte Kurzer. Insgesamt waren 120 Beamte im Einsatz. Kriminaltechniker stellten bei der abschließenden Durchsuchung des Hauses fest, dass Wände, Türen und der Treppenaufgang großflächig mit schwarzer Farbe beschrieben waren. Nun folgen Ermittlungen wegen Hausfriedensbruchs.

 

Mannheimer Morgen
18. April 2011

 

Von unserem Redaktionsmitglied Timm Herre

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Von dem mitgeführten und von der Leine gelassenen Polizeihund, der in dem Haus auf die Besetzer_innen losgelassen wurde, hat Hr. Kurzer wohl nichts erwähnt.