Seit dem 25. Januar 2011 befinden sich in Griechenland 300 über Jahre im Land lebende Migranten im Hungerstreik mit der Forderung der Legalisierung aller Einwanderer ohne Papiere. 250 von ihnen fanden ursprünglich auf Einladung der Studentenverbände (einschließlich jener der beiden Volksparteien PASOK und ND) in einem nicht benutzten Trakt der Juristischen Fakultät der Athener Uni Unterkunft.
Daraufhin folgte eine unglaubliche populistisch-rassistische Hetze von seiten eines großen Teils der Medien und Vertretern der Politik, darunter auch aus der sich vor den Wahlen als weltoffen gebenden sozialdemokratischen PASOK. So wurde z.B. die integrationsbeauftragte Staatssekretärin mit "Diese Menschen haben keine Kultur" zitiert und in den Medien wurde eine Seuchengefahr herbeigeredet. Zu bemerken sei, dass das Gebäude während seiner kurzen Aneignung in einem penibelst sauberen Zustand gehalten wurde (keine Tags, Sprühereien, Plakate nur mit Tesafilm an die Fenster geklebt, kein einziger Zigarettenstummel auf dem Boden), was bei entsprechenden Besetzungen der (griechischen) Studentenschaft nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist.
Der Rektor der Universität beugte sich jedoch dem Druck, beschloss die Aufhebung des Universitätsasyls und beantragte beim Ministerim für Zivilschutz, dem hauptsächlich die Polizei untersteht, die Räumung des Gebäudes. Daraufhin wurde das Gebäude in einem Großeinsatz der Polizei weiträumig abgesperrt und die von der Berliner SEK ausgebildeten Sondereinsatzkommandos EKAM rückten zu seiner Erstürmung an. Im letzten Moment stellte jedoch ein Mitglied der kommunistischen Partei ein Stockwerk eines Privathauses zur Verfügung, wohin sich der Hungerstreik dann auch verlegte. Da die Räumlichkeiten nicht ausreichend sind, verweilen seitdem etliche Hungerstreikende in Zelten im Garten des Hauses, für Heizung und Sanitäranlagen musste auch erst gesorgt werden.
Für die 50 Hungerstreikenden in Thessaloniki wurde beim örtlichen Gewerkschaftszentrum um geeignete Räumlichkeiten angefragt. Dies wurde zwar höflich verneint, dennoch wurde das 7. Stockwerk des Gewerkschaftszentrums zu diesem Zweck angeeignet, was auch ohne Probleme geduldet wird. Im Allgemeinen zeichnet sich die Situation in Thessaloniki als etwas entspannter ab, so wurde dort u.A. vom Stadtrat ein Unterstützungsbeschluss verabschiedet.
Seitdem hat sich an der offen rassistischen Haltung von Regierungsvertretern und Medien wenig geändert, gegen Mitglieder der Solidaritätsbewegung wurden Ermittlungen u.A. wegen "illegalem Menschentransport" aufgenommen. Mittlerweile befinden sich nach 43 Tagen Hungerstreik knapp 100 Migranten in Krankenhäusern, wobei ein Angebot der Regierung, den Betroffenen eine 6-monatige Duldung zu gewähren, vom Plenum der Hungerstreikenden abgelehnt wurde.
Da in diesen Momenten die Gefahr für Leib und Leben der Hungerstreikenden imminent ist, findet zur Bekundung unserer Solidarität und Unterstützung für ihre Forderungen im Rahmen des internationalen Solidaritätstags am Donnerstag, den 10. März um 16:00 Uhr am Kottbusser Tor in Berlin eine Kundgebung statt, organisiert von einem unabhängigen losen Zusammenschluss von solidarischen Menschen. Ergänzungen dieses Artikels sind willkommen, wichtiger ist jedoch, auch persönlich das Zeichen zu setzen, dass die Hungerstreikenden nicht allein sind. Also dann, bis morgen!
Die Ereignisse überschlagen sich
Vor wenigen Minuten haben die Hungerstreikenden das Angebot der Regierung, Aufenthaltserlaubnisse bzw. in Aufenthaltserlaubnisse mündende Duldungen zu gewähren, angenommen. Der Hungerstreik ist somit beendet.