Ruhr/DO: Farbeier für CDU in Nordstadt

Lessingstraße 18

In der Nacht vom 03. auf den 04. Februar haben wir die Wohnung des im Bezirksrat der Dortmunder Nordstadt sitzenden CDU-Fraktionssprechers Thomas Bahr mit einer Welle von roten Farbeiern eingedeckt. Thomas Bahr hatte sich in der vergangenen Woche zur Situation in der Nordstadt zu Wort gemeldet und von "verklärender Multi-Kulti-Romantik" und "kriminellen Existenzen" gesprochen.

 

Den Vogel abgeschossen hat er dann, als er forderte, die Nordstadt dürfe nicht "Sammelbecken und Auffangstation für kriminelle Elemente und menschenverachtende Lebensformen von Randexistenzen aus ganz Europa (...) werden". Als sei das nicht genug, bemüht er zum Schluss noch den eigentlich auf den deutschen Nationalsozialismus gemünzte Ausspruch "Wehret den Anfängen!" - und meint damit nicht etwa die von Stadt und Polizei jahrelang verharmloste Neonaziszene in Dortmund, sondern die von seinem eigenen Politikverständnis der Ausgrenzung, Konkurrenz und des Rassismus verursachte Vertreibung ökonomisch Schwacher und gesellschaftlich Ausgegrenzter wie Migrantinnen und Migranten und Drogenkranke in Ballungsräumen wie die Nordstadt.

Thomas Bahr benutzt damit ein Vokabular, das die Grenzen des Rechtspopulismus entgültig überschreitet und im Wörterbuch des NS angesiedelt ist. Aussprüche von dieser Qualität hatte man in den letzten Jahren im Ruhrgebiet nur von parteifreien Neonazis und der NPD gehört. Aus diesem Grund legen wir Thomas Bahr den Beitritt in die NPD nahe und haben ihm dazu einige Aufnahmeanträge der Bundespartei der NPD, ausgefüllt mit seinen Daten und Foto, an sein Wohnhaus in der Lessingstraße 18 plakatiert und per Briefkasten eingeworfen. Er muss nur noch unterschreiben und abschicken.

Nach der Scherbendemo vom Vorabend wegen der Liebig14-Räumung (02.02.), bei der die scheiß Bullen, das Ordnungsamt und erneut das Büro des Kinderschutzbundes die ihnen gebührende Klatsche bekommen haben und dem Freundlichkeitsbesuch beim KSB von letzter Woche machen wir so nocheinmal deutlich, dass sich die Stadt neben den "Problemen", die sie mit den Menschen in der Nordstadt hat, noch ein Problem herangezogen hat: Uns. Viel zu lange haben wir uns mit dem Dortmunder Naziproblem herumgeschlagen und wurden dabei von der Stadt allein gelassen, viel zu oft haben wir dabei die Übergriffe, Respektlosigkeiten und Ignoranz der Dortmunder Polizei und Justiz ertragen, viel zu oft haben wir uns vom rechtspopulistischen Mist der "Nordstadteltern" nerven lassen. Jetzt bekommt ihr's mit den Nordstadtkids zu tun. Wir sind ausgerüstet mit Farbeiern, Pflastersteinen, sportlichen Schuhen, einer vorlauten Fresse und haben uns in letzter Zeit auch über die Gesamtheit der gesellschaftlichen Verhältnisse, ihre kapitalistische Verwertungslogik, ihre gewalttätige Strukturiertheit, ihr Ausbeutungsprinzip und dessen ideologische Verschleiertheit in ihrer Totalität Gedanken gemacht.

Noch ein paar Worte zum Kinderschutzbund: Wenn die Vorsitzende des KSB nun in der Öffentlichkeit rumheult, wie schlimm die Attacken für ihre ach so tolle Arbeit seien, setzen wir dem entgegen: Ihr seid nicht auf der "Helferseite", auch wenn ihr euch das so einredet. Ihr steht auf der Seite derer, die aus dem Kapitalismus einen schöneren Kapitalismus machen wollen. Gewalt und Armut gegen Kinder sind keine Fehler im System, die man durch ein bisschen Betüddelung beheben könnte. Es ist die kapitalistische Einrichtung der Gesellschaft selbst, die ein Aufwachsen in Gewalt und Armut zur Notwendigkeit macht, weil sie darauf basiert, dass Menschen von materiellem Reichtum, rational eingerichteter gesellschaftlicher Bildung und gesellschafticher Teilhabe ausgegrenzt sind. Auch wir sind in diesen Verhältnissen aufgewachsen. Die Zumutungen, die wir dabei erleben mussten, auch die konkrete Gewalt unserer (Nordstadt)eltern, die Traumata, die das bei uns hinterlassen hat, schlagen nun auf euch zurück.
Nichtsdestotrotz dienten die Attacken gegen den Kinderschutzbund nur als Symbol der Solidarität mit unseren Freundinnen und Freunden in Berlin und als Bühne unserer Kritik. Sie zielen nicht auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KSB im Speziellen. Wir haben kein Interesse daran, Menschen in einer Form in Angst zu versetzen, wir es nun vonseiten der Betreiberinnen und Betreiber heisst.

Wider die rassistische Hetze, wider die rassistische Gesellschaft !
Solidarität mit den ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern der Liebig14 !
Schöne Grüße an Kirsten Gilakis und und Gerda Horitzky !
Für einen sportlichen Kiez !
Ihr hört von uns !

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Bei allem Verständnis. Ich finde es nicht gut, das Büro des Kinderschutzbundes anzugreifen.

Das mit der schlechten  Kindheit zu begründen, für die es sich zu rächen gilt, finde ich etwas weit dahergeholt.

Obwohl....damit hätte ich auch noch einiges offen