Wir als junge, politikbewusste Antifaschisten aus Velbert haben schon seit einiger Zeit das Gefühl, das sich etwas in unserer Stadt vollkommen falsch entwickelt hat und es noch immer tut: #Zeitungsberichte, die Straftaten zwischen rechten und politisch-andersdenkenden oder ausländischen Personen als „Meinungsverschiedenheit zwischen Jugendgruppen“ werten statt als rechtsradikale Straftat, ein Bürgermeister der behauptet, in Velbert gäbe es keine Rechtsextremisten, Polizeibeamte, die einen rassistischen Mord mit den Worten „hätte es damals schon Alkoholverbote gegeben, wäre das nicht passiert“ relativieren und ein Fußballverein, der Seite an Seite mit seinem Nazipöbel zusammenarbeitet – nur einige Beispiele, wie Nazis in Velbert gedeckt werden.#
Deswegen wollen wir mit diesem Bericht einen Gegenpol setzen und aufklären, wie es mit Rechtsradikalismus im Velbert der Gegenwart so aussieht. Denn aktuell wird der Sinn und Zweck antifaschistischer Gegenwehr wieder allzu deutlich:
Am 30. Oktober 2010 wollen die neonazistische NPD und "Freie Kameradschaften" am Velbert-Nevigeser Busbahnhof unter dem Titel „Multikultur ist sozialer Krieg – Gegen Gewalt und Überfremdung! Kriminelle Ausländer raus!“ aufmarschieren.
In ihrem im Internet verbreiteten Aufruf zur Demonstration hetzen die Neonazis gegen angebliche deutschenfreie Stadtteile in Velbert, Gewaltexzesse und Kriminalität ausländischer Jugendbanden im Herminghauspark und die Überfremdung vor allem deutscher Kleinstädte. Es sei an der Zeit, "dass der nationale Widerstand auch in Velbert auf die Straße geht". Mit ihrem Schulterschluss zur so genannten „Freien Kameradschaftsszene“ zeigt die NPD in Velbert, dass sie bereit ist und vorhat, auch Fuß in Velbert zu fassen. Das Verteilen von Flyern zu verschiedensten Demonstrationen sowie mit ausländerfeindlichen Inhalten wie bereits 2007 in Velbert-Langenberg sind sonst keine Seltenheit mehr.
Wir haben einige Informationen zu Musikprojekten, interessanten Personen, Ereignissen und Gruppierungen zusammengetragen, die leider prägend für Velberts heutige rechtsradikale Szene sind.
Schon seit gut zwei Jahrzehnten hat sich im 90.000 Seelen Städtchen Velbert (Kreis Mettmann bei Düsseldorf, zwischen Essen und Wuppertal) eine eng miteinander verwobene Naziszene angesammelt. Sei es durch den so genannten "Siepensturm", einer in den 90er Jahren bestehenden Gruppierung neonazistischer Skinheads aus dem Velbert-Nevigeser Ortsteil Siepen, welcher sich sinnigerweise schon mit "SS" abkürzen ließ, gegen welchen vor einiger Zeit wegen Gründung einer terroristischen Organisation ermittelt wurde und welcher an zahlreichen rassistischen und antisemitischen Straftaten, z.B. gegen ein Wuppertaler Flüchtlingsheim und Velberter Ausländer beteiligt war, die rassistisch-geprägte Hooligan-Szene um die SSVg Velbert oder einen von bis heute 149 rechtsextremistischen Morden seit 1990 an dem Obdachlosen Horst Pulter im Velberter Herminghauspark im Jahr 1995 - auch der heutige Münchener Kameradschaftsführer Norman Bordin hatte mit dem "Nationalen Forum Niederberg" einst seine Hände in Velbert im Spiel. ##
Auch ohne das die NPD oder eine andere Partei heute in Velbert ihre Zelte aufgeschlagen hat, sind neonazistische Strukturen leider alle zahlreich vorhanden. So gibt es ganz aktuell das Beispiel Detlev Hebbel:
Nach außen hin gibt sich Detlev Hebbel als Spießbürger im Langenberger Süden, doch dahinter verbirgt sich eine Fratze der Menschenfeindlichkeit. Erst Ende September wurde Detlev Hebbel erneut in den Vorstand des Landesverbandes NRW der Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD) berufen. Von Velbert aus leitet Detlev Hebbel seine Geschäfte der NPD, der er des Weiteren im Verband Düsseldorf/Mettmann als Kreisgeschäftsführer und Landesschatzmeister für Nordrhein-Westfalen beiwohnt. Nebenbei ist Hebbel bei der Autovermietung Europcar in Velbert angestellt. Nach eigenen Angaben geht er dieser Tätigkeit nach, „um mit Menschen in Kontakt zu kommen“. Die NPD Düsseldorf/Mettmann ist neben Freien Kameradschaftlern Mit-Veranstalter einer Demonstration mit dem Thema „Gegen Gewalt und Überfremdung! Kriminelle Ausländer raus!“ von Neonazis in Velbert-Neviges am 30. Oktober.
dass ein Mensch wie Detlev Hebbel unbeschadet in einer gutbürgerlichen Gegend in Langenberg wohnen kann ohne dass sich jemand daran stört zeigt schon, wie weit er in der Mitte angekommen ist. Doch auch das ist längst noch nicht die einzige Integration eines überzeugten Nazis in Velbert.
Reinhard Linke ist Besitzer der Musikschule Reinhard Linke im Velberter Ortsteil Tönisheide und als Musiker unter anderem aktiv in der evangelischen Kirchengemeinde Neviges. Durch eingeschickte Kleinanzeigen und Stellenangebote („Wer hilft mir ? Suche Hilfe im Unterricht für: Piano/Keyboard/Gitarre, (Schlagzeug/Akkordeon/elektr. Orgel). Eventl. Orchesterarbeit.“) im Parteiorgan der NPD – die „Deutsche Stimme“ wandern immer wieder Gelder in die Kassen der Rechtsextremisten. Zur Landtagswahl im vergangenen Jahr duldete/gestattete Reinhard Linke NPD-Wahlwerbung mit rassistischen Slogans vor seiner Musikschule.
Als Schnittmenge zwischen Jugendlichen und rassistischem Gedankengut funktionieren auch hier in Velbert rechte Musikgruppen. „PROJEKT AASKEREIA“ sind eine aus Velbert stammende Rock-Balladen-Band. 2 Alben und eine Live-CD existieren von der Band. Konzerte finden nur sehr vereinzelt und im Geheimen statt. Personelle Überschneidungen gibt es mit den Nazibands NOTWEHR und MAHNWACHE. Inhalte des Projekt Aaskereia sind unter anderem die Liebe zu Deutschland, die Glorifizierung der Wehrmacht, die Wut auf Ausländer. Zu nennen sind auch die Band ZORN sowie FORGOTTEN DARKNESS.
Neben diesen erwähnten Bands gibt es aktuell noch die Band Dux et Patria, welche sich aus ehemaligen Mitgliedern des Siepensturms rekrutiert. Die politische Direktheit dieser Band ist eindeutig. Dux et Patria ("Führer und Vaterland") treten ein für einen Nationalen Sozialismus, wollen einen Führer, wollen eine weiße Herrenrasse. Das Umfeld dieser Band tut sich auch organisatorisch hervor: Die Band Dux et Patria und ihr rechtes Umfeld gelten zur Zeit als die aktiven Vernetzer der Naziszene aus Velbert. Mitglieder treten neben ihrer Funktion in der Band vermehrt als Veranstalter von „Kameradschaftsabenden“ auf oder tun sich durch das Verteilen von Flyern und Aufkleberaktionen hervor.
Auch in Velbert haben wir damit zu kämpfen, dass organisierte Faschisten sich immer mehr in der Öffentlichkeit breit machen und durch rassistische Schmierereien und Aufkleber oder ausländerfeindliche Flugblätter auf sich aufmerksam machen. Auch in Velbert geben Clubs und Kneipen den Neonazis die Möglichkeit, sich dort zu versammeln. So zum Beispiel die „Goethe Stube“ in Velbert-Neviges. In den vergangenen Monaten entwickelte sich die Gaststätte zu einem Anlaufpunkt organisierter Neonazis. Der „Freie Widerstand Bergisches Land“, das „Freie Netz Köln – Infoportal Nationaler Sozialisten“ und Axel Reitz luden 30 Personen des rechten Spektrums im Oktober 2009 zum „Kameradschaftstreffen“ in die Kneipe, um über rechtsradikale Demobesuche, den Konzerten der ebenfalls anwesenden Neonazirockband Dux et Patria, dem laufenden NPD-Wahlkampf und der nationalen Zusammenarbeit zu sprechen. Laut Selbstaussage im Internet, „den Nationalen Widerstand im Bewusstsein des Volkes als DIE Alternative zum herrschenden System zu verankern“.
Wieder war es Axel Reitz, der im März 2010 ca. 30 – 40 Nazis in die „Goethe Stube“ lud, um für die Neonazidemo in Stolberg zu mobilisieren. Seit 2008 instrumentalisieren Nazis den Tod eines Jugendlichen in Stolberg für ihre rassistische Propaganda. Es wurde ein Bild gezeichnet, nachdem die Tat nur ein weiteres Beispiel, für eine ständige Verfolgung »der Deutschen« durch MigrantInnen, durch Linke und durch eine breite Öffentlichkeit sei, Kevin P., der Getötete, wurde zum »Held, der für Deutschland fiel«, dass es sich bei dem Streit um einen Beziehungsstreit handelte, nicht um "Deutschenfeindlichkeit" erwähnte natürlich niemand.
Für den 4. September 2010 mobilisierten auch diese Velberter Neonazis zum so genannten „Nationalen Antikriegstag”.
Vielseitig sind die Aktionsformen Velberter Neonazis. Leider zeugt davon auch diese, bestimmt nicht vollständige, aber dafür trotzdem erschreckend umfassende Chronik faschistischer Vorfälle, die wir abschließend auf unserer Internetseite veröffentlicht haben: http://antifavelbert.wordpress.com/velbert/wichtige-ereignisse/
Kein Stadt ist verloren!
Und was wollt ihr am 30. Oktober konkret unternehmen?
Ist eine Demo angemeldet oder wird auf dezentrale Aktionen gesetzt?
Lesenswerter Text der Antifa NRW (für Hamm ist auch Velbert einsetzbar):
http://nrw.blogsport.de/2010/10/14/keine-stadt-ist-verloren-die-nazistru...
30. Oktober 2010,
30. Oktober 2010, Velbert-Neviges, Markt/Busbahnhof.
Die Demonstration der Nazis soll ab 12 Uhr starten. Ab 10:00 Uhr ist in direkter Nähe die Mahnwache „Neviges bleibt Nazifrei“ am Bahnhof / Neviges-Markt angemeldet!
Der Aufruf zur Mahnwache ist bereits hier zu finden:
http://linksunten.indymedia.org/de/node/26380
Ansonsten wird es im gesamten Velbert-Nevigeser Ortsbereich zu Aktionen als auch Kundgebungen der Parteien geben. Die Linke hat eine angemeldet, ein bürgerliches Bündnis unter Führung der örtlichen IG Metall mobilisiert ebenfalls.
Propaganda in der Provinz
Propaganda in der Provinz
Die anschauliche Chronologie faschistoider Ereignisse in Velbert zeigt, dass der Kreis Mettmann keineswegs nazifrei war und ist.
Nach Angaben der "Demosonderseite", soll es am vergangenen Wochenende in Velbert-Neviges und Olfen zu "Flugblattaktionen" von "Aktivisten aus der Region und Olfen" gekommen sein.
Dabei sollen 5000 Flugblätter (Ausländerkriminalität) in Velbert-Neviges und 1000 in Olfen an Haushalte verteilt worden sein.
Die Angabe der tatsächlich verteilten Flugblätter dürfte um einiges geringer ausfallen.
Bisher fällt die antifaschistische Mobilisierung für und nach Velbert eher mau aus.
Wahrscheinlich liegt es zum Teil auch daran, dass am Tag der Nazidemo eine Antifa-Demo in Höxter und eine NVU-Demo in Den Haag stattfinden sollen.
Keine Stadt ist verloren!
Die geplante Demo in Velbert wird maßgeblich von "AG-Rheinland"-Gruppen und Personen organisiert + unterstützt, und verspricht mit dem Hintergrund, des seit längerem eher zurückhaltenden Aktionismus der "AG Rheinland", trotz Provinz ein Event für umliegende Antifas zu werden.
Eine weitere Anreise lohnt sich also auch!