Aktionstage gegen Burschis in FFM

Burschen, wie wir sie hassen

Der Reaktion ins Bier spucken. Verbindungen auflösen. Für ein selbstbestimmtes Leben.

Vom 5.-7. November 2010 richten der Convent deutscher Korporationsverbände (CDK), in dem Verbindungsstudenten organisiert und der Convent deutscher Akademikerverbände (CDA), in dem Alte Herren organisiert sind, ihre Herbstconvente und den 10. Akademikertag in Frankfurt am Main aus. Die Stadt Frankfurt sieht kein Problem darin, den reaktionären Kräften vom CDA/CDK zum Empfang in den Römer zu laden. An diesem Wochenende und darüber hinaus wollen wir der Organisierung und Zelebrierung antiemanzipatorischer Einstellungen und Handlungen entschieden entgegen treten!

 

Der CDA ist der größte bundesdeutsche Zusammenschluss von Dachverbänden der Altherrenschaften. Er versteht sich als Arbeitsgemeinschaft, in der 13 Verbände mit ca. 500 Altherrenschaften mit rund 40.000 akademischen Mitgliedern organisiert sind. Der CDK ist das verbindungsstudentische Pendant dazu.

Die so genannte Mitte der Gesellschaft stößt sich zumeist nur am „rechten Rand“ des Verbindungswesens. Burschenschaften stehen schon seit ihrer Gründung 1815 für völkischen Nationalismus unter dem Motto „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Auch Antisemitismus und Rassismus gehörten schon zu dieser Zeit zum geistigen Repertoire der Verbindungsstudenten. 1920 nahm die Deutsche Burschenschaft (DB), mit den „Eisenacher Beschlüssen“ das Rassengesetz der Nationalsozialisten vorweg. Sie war aktiver Wegbereiter des Nationalsozialismus und keineswegs Opfer, wie es gerne von Verbindungsseite behauptet wird. Auch heute darf nicht übersehen werden, dass sich gerade in der im CDK organisierten DB Kräfte befinden, die offen neonazistisches Gedankengut teilen. So strebt zum Beispiel die darin organisierte ‚Burschenschaftliche Gemeinschaft‘ eine Revision der Grenzen der BRD an. Die Einverleibung von Teilen Polens ist erklärtes Ziel. Manche ihrer Mitgliedsverbände laden zudem des öfteren Holocaustleugner, Geschichtsrevisionisten, sowie NPD-Mitglieder zu Vorträgen ein. Doch nicht nur das gilt es an Verbindungen zu kritisieren:

 

Lebensbund & Sexismus

 

Allen Verbindungen gemeinsam ist das Lebensbundprinzip. Ein freiwilliger Austritt ist also nicht vorgesehen, vielmehr müssen sich die einzelnen Mitglieder dauerhaft den jeweiligen Prinzipien der Korporation verpflichten. Lebensbundprinzip und verbindungsstudentischer Habitus stehen für Autoritätsfixierung und unhinterfragten Gehorsam. Dem neuen Mitglied („Fuchs“) werden Tradition, Werte und Regelwerk einer Verbindung und eines Dachverbandes anerzogen, eine Erziehung zur Unmündigkeit. So berichtet ein ehemaliger Verbindungsstudent: “Befehl und Gehorsam, dafür Anerkennung durch die Gemeinschaft, ist der Grundgedanke des korporierten Zwangssystems, dem sich der Korporierte zu fügen hat und den er ohne zu hinterfragen verinnerlichen muss.”

Auch die geringe Anzahl an Korporationen, die sich für Frauen geöffnet und die Damenverbindungen, die sich gegründet haben, bleiben der Logik des Verbindungswesens verhaftet. Vorherrschend in korporierten Kreisen ist weiterhin ein traditionell konservatives, antifeministisches und somit antiemanzipatorisches Weltbild. Selbstverständlich gibt es in diesem binären System der Geschlechtlichkeit keinen Platz für Menschen, die diesen Rollenbildern nicht entsprechen können oder wollen oder einen anderen Lebensentwurf haben.

 

Elite & Nation

 

Bis heute erheben Studentenverbindungen den Anspruch, die gesellschaftliche Elite zu bilden. Ihnen falle die Aufgabe und Verpflichtung zu, wertebewusst Verantwortung in Führungspositionen zu übernehmen. Zentral für den Elitegedanken, der ein grundlegendes Element verbindungsstudentischen Denkens darstellt, ist die Idee, dass Menschen aufgrund bestimmter biologisierter oder sozialer “Voraussetzungen”, sowie eines von ihnen getragenen Wertesystems dazu bestimmt sind, die Gesellschaft in politischer und ökonomischer Hinsicht zu lenken. Solche Werte sind beispielsweise Mut, Disziplin, Geradlinigkeit, Traditionsbewusstsein, Vaterlandsliebe, Treue, Ehrenhaftigkeit, Pflichtbewusstsein oder Familie. „Gerade in Zeiten großer Herausforderungen wächst allgemein ein tiefes Bedürfnis nach Führung, nach Orientierung. Wer soll denn den Standort Deutschland für für die Zukunft machen, wenn nicht seine Eliten?“ Mit dieser Einschätzung liegt E. von Kuenheim, Alter Herr der Teutonia und BMW Vorstandsvorsitzender bis 1993, im bundesdeutschen Trend. Der Ruf nach Eliten, die die leitende Verantwortung übernehmen, wird lauter, gezielte Elitenförderung, realisiert unter anderem durch Exzellenzinitiativen an Unis oder der enormen Erhöhung einkommensunabhängiger Stipendien, trägt ihren Teil zu einer Verfestigung der Durchhierarchisierung der Gesellschaft bei.

Der autoritären und von Herrschaftsmechanismen durchzogenen, sexistischen Lebenswelt der Verbindungen wollen wir am 6. November einen gehörigen Schmiss verpassen und die Utopie einer befreiten Gesellschaft entgegensetzen, in der die freie Entwicklung des Einzelnen die Voraussetzung für die freie Entwicklung aller ist.

 

In diesem Sinne: Den Burschen ins Bier spucken, Verbindungen kappen!

 

bisher geplante Aktionen:

 

05. November // 15:30 // Römer
Kundgebung & Aktionen

 

06. November // 11:00 // Platz der Einheit
Kundgebung

 

06. November // 18 (tba) // Darmstadt

Demo

 

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Diesen Herbst will die Bundesregierung die Kosten für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland in der Krise des Kapitalismus mit einem weiteren Kürzungspaket auf dem Rücken von Lohnabhängigen und Erwerbslosen abladen. Währenddessen findet in der Kurstadt Wiesbaden ein bemerkenswerter Event statt. Am Dienstag, den 26. Oktober, lädt der Verband hessischer Unternehmer (VhU) hier zu seinem jährlichen „Unternehmertag“. Erwartet werden über 1200 UnternehmerInnen und PolitikerInnen, die unter dem Motto „Mit Energie in Deutschlands Zukunft“ nicht nur „Gute-Laune-Jazz“, sondern auch Reden verschiedener „wirtschaftlicher und politischer Experten“ hören wollen. Geboten werden wieder einmal Vorschläge wie Hartz IV und staatlicher Arbeitszwang „effektiver“ organisiert und die nationale Komplizenschaft mit dem „Exportweltmeister Deutschland“ in der Standortkonkurrenz gegen den Rest der Welt enger geschnürt werden kann. Doch damit nicht genug: Höhepunkt des Abends wird auch dieses Jahr die Krönung der „Hessenchampions“, d.h. der Firmen, die trotz oder gerade wegen der Wirtschaftskrise ihre Weltmarktanteile ausbauen konnten. Egal ob Studiengebühren und autoritäre Hochschulpolitik, Flughafenausbau und Atomenergie, Hartz IV und Leiharbeit, kapitalistische Stadtentwicklung und Gentrifizierung oder auch die rassistische Selektion in „nützliche und unnütze MigrantInnen“: Der Verband hessischer Unternehmer ist mit seiner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit stets an vorderster Front, wenn es darum geht die Interessen des Wirtschaftsstandortes gegen die Bedürfnisse der meisten Menschen durchzusetzen. Und der VhU ist damit erfolgreich.
Das nationale Kapital, sein Staat und dessen Fans haben also Grund zu feiern – da wollen wir nicht fehlen.

Gegen Lohnarbeit, Leistungsterror und Standortkonkurrenz – Die Krise heißt Kapitalismus!

Dienstag, den 26. Oktober 2010

19 Uhr Hbf Wiesbaden

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