Nazis in Werne und Langendreer

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Am letzten Wochenende verteilten wir in den Bochumer Stadtteilen Werne und Langendreer 3000 Flugblätter über die anwachsende rechtsradikale Organisierung in diesen Stadtteilen.

In dem 2-seitigen Flugblatt verorteten wir diese Entwicklung in den Stadtteilen historisch und organisatorisch.

Um der Bevölkerung einen weiterreichenden Einblick in vergangene und aktuelle rechtsradikale Ereignisse und Strukturen zu geben, verwiesen wir auf diesen Artikel auf „linksunten“. Er beinhaltet eine stark erweiterte Fassung des Flugblatts, einige Quelltexte der Recherche, sowie viele Fotos. Diese Informationen sollen den StadtteilbewohnerInnen und politisch Interessierten eine Basis zur Einschätzung, Argumentation und Entwicklung von Gegenstrategien geben.

 

Azzoncao, ein Polit-Cafè (Juli 2010)

 

Langfassung des Flugblatts:

 

 

Nazis in Werne und Langendreer

 

Seit ca. 1 1/2Jahren sind in Langendreer und Werne vermehrt Aktivitäten von Nazis zu beobachten.

Am offensichtlichsten sind ihre Sprayereien und Aufkleber im Straßenbild. Gezielt bringen sie diese an Verkehrsknotenpunkten, Bushäuschen, S-Bahn-Haltestellen und vor Schulen an.

 

Es handelt sich dabei um Propaganda-Aufkleber der NPD und der so genannten „Autonomen Nationalisten“ (AN). Diese ANs bezeichnen sich wie die NPDler als „Nationale Sozialisten“. Da sie aber nicht wie die NPD eine Partei, sondern eine außerparlamentarische Organisation sind, beziehen sie sich offen auf die nationalsozialistische Diktatur von 1933 – 1945. Die NPD fürchtet ein Verbot ihrer Partei und versteckt deswegen ihre nationalsozialistische Gesinnung hinter populistischen Phrasen.

Die Parteienwerbung der NPD kann man leicht erkennen. Bei den Aufklebern und Graffities der ANs ist das schwieriger. Ihre Zielgruppe sind Jugendliche und so sehen ihre Aufkleber wie Werbung für DJs oder Musikbands aus. Und ihre Parolen, Organisationskürzel und Internetadressen sind im Graffitistile gesprüht. Zudem laufen die ANs im zeitgemäßen Outfit der Jugendszenen rum. Man hält sie auf den ersten Blick nicht für Nazis, sondern für alternativ eingestellte Jugendliche. Auch ihre Parolen wirken auf den ersten Blick wie linke, antikapitalistische Meinungen. Sind es aber nicht. Sie vertreten so genannte national-revolutionäre Gedanken, ähnlich der SA vor 1933. In deren Tradition stellen sie sich und agieren sie: gewalttätige Schläger.

Solche Aufkleber der ANs kommen u.a. aus dem Dortmunder „Resistore“-Vertrieb und man kann sie in Langendreer (LA) und Werne häufig sehen. Für ihre Verbreitung sind Jugendliche und junge Erwachsene verantwortlich, die hier wohnen.

 

Für die jungen Nazis ist die direkte Nähe zu den Städten Witten und Dortmund mit ihrer größeren NPD- und AN-Strukturen motivierend. Vor allem Dortmund steht in dem zweifelhaften Ruf eine Hochburg der ANs in NRW zu sein. Die dortigen Aufmärsche, Konzerte und Aktionen haben eine große Attraktivität für jugendliche Nazis im Revier. Und so fahren die Nazis aus LA und Werne zu Treffen und Aktionen dorthin. Anlässlich der Nazi-Aufmärsche in Dortmund und anderswo versammelten sich jeweils bis zu 20 Jugendliche im schwarzen AN-stile auf dem Langendreer Markt, um von dort aus gemeinsam dahin zu fahren. Es zeigt sich, dass das AN-Umfeld in Langendreer und Werne wegen der direkten Nähe zu Witten und Dortmund größer ist, als z. B die rechten Clichen in Altenbochum, Ehrenfeld, Weitmar und Harpen vermuten lassen. Eine AN-Organisation, wie vor wenigen Jahren die Freien Nationalisten Bochum-Hattingen (FNBH) ist aber für Bochum noch nicht zu erkennen. Die FNBH scheiterte offensichtlich an den fortwährenden Störaktionen und der Öffentlichkeitsarbeit der unabhängigen Antifagruppen. Sowie an den eigenen Widersprüchen, d.h. Gewaltanwendung (bis hin zur sexuellen Gewalt) untereinander. Das es aber Bemühungen gibt, jugendliche Nazis in Bochum zu organisieren, kann man an den „Besuchen“ des Dortmunder Möchtegern-Führer der Nazis, Dennis Giemsch, bei den Nazi-WGs in Wattenscheid-Höntrop erkennen. Er und der Kreis- und Landesvorsitzende der NPD, Claus Cremer, bemühen sich rege den Nachwuchs zu aktivieren. Wattenscheid-Höntrop scheint sich dabei zu einem ihrer Schwerpunkte zu entwickeln.

In Langendreer und Werne gibt es auf jeden Fall eine jugendliche Klientel, die sehr empfänglich für das rechtsradikale Angebot ist.

Dies beweisen u.a. auch weitere Informationen:

In der rechten Jugendszene haben sich diverse Modemarken etabliert. Sie bedienen die Naziszene mit modischer Bekleidung, die dem Träger die Zugehörigkeit als Mitglied der rechten Szene ausweisen. Dazu gehört auch die Modemarke „Thor Steinar“. Im letzten Jahr ist die Kundenkartei der rechten Modemarke „Thor Steinar“ gehackt worden. Aus den Datensätzen, die aus den Jahren 2007 und 2008 stammen, ging hervor, dass insgesamt 113 BochumerInnen bei dieser braunen Firma bestellten. Und das obwohl sich in Bochum im Jahr 2007 ein eigener Thor Steinar-Laden Namens „Goaliat“ an der Oskar-Hoffmann. Str. befand. Fast 15 % dieser 113 KäuferInnen aus Bochum stammen dabei aus dem Bezirk Ost.

Zu nennen wäre für LA noch der stadtbekannte Jungnazi Dominique Conscience, der auf der „Hohen Eiche“ wohnte/wohnt und in den letzten Jahren bei vielen Aktionen der neonazistischen Szene Bochums anzutreffen war.

 

Offen auftretende Nazistrukturen sind eine Voraussetzung für Wahlerfolge der NPD. So verwundert es nicht, dass auch für die NPD die beiden Stadtteile Werne und Langendreer interessant geworden sind.

Während für einige Stadtteile keine Kandidaten bei der Kommunalwahl 2009 antraten, stellte die NPD für Werne und LA folgende KandidatInnen auf: Fabian Matthey (19 Jahre) für Werne. Marion Figge (44 Jahre), Simon Lottmann (21 Jahre) und Matthias Claas-Henning Wolfs (52 Jahre) für Langendreer. Alle wohnen nicht in diesen Stadtteilen.

Hingegen traten die NPD-Mitglieder Roland Biesenbach aus Werne (41 Jahre) und Wilhelm Mereddi (81 Jahre) und Wolf-Dieter Varney (68 Jahre) aus LA in anderen Stadtteilen und deren Bezirksvertretungen an.

Für den Bezirk Laer trat das NPD-Mitglied Lars Rosciszewski (22 Jahre) aus Wattenscheid an.

Schon merkwürdig, wenn von einer Partei die Kandidaten immer für einen anderen Stadtteil kandidieren, als für den, in dem sie wohnen.

Laut eigenem Bekunden will die NPD während der Wahlkampfzeit Informationstische in und Lautsprecherfahrten durch Werne und LA gemacht haben.

Bei der Wahl am 30. August 2009 konnte die Bochumer NPD 1417 der abgegebenen Stimmen auf sich verbuchen. Das waren 0,98% der abgegebenen Wählerstimmen bei den Bochumer Kommunalwahlen. Damit schaffte es der Landesvorsitzende der NPD Claus Cremer in den Stadtrat einzuziehen. Der Stadtbezirk Ost, zu dem Laer, Werne und LA zählen, erzielte dabei mit 1,8 % das beste Ergebnis für die NPD. Besser noch als Wattenscheid mit 1,6 %. Das sind 340 Personen, die die Nazis in diesen drei Stadtteilen wählten.

(Homepage der Stadt Bochum mit den Wahlergebnissen: http://www.bochum.de/wahl/KOM09/05911000/index.htm)

Als ob sie sich schon heimisch in LA fühlte, nutzte die NPD am Volkstrauertag 2009 das Kriegerdenkmal in Langendreer, um als „nationaler Widerstand“ der toten „deutschen Helden“ zu gedenken. Sie schwangen alte „Reichsfahnen“, hielten Fackeln hoch und als Gastredner sprach u.a. der Dortmunder NPDler und Stadtverordnete Axel Thieme. Er verlas den letzten Wehrmachtsbericht des deutschen Oberkommandos aus dem Jahre 1945.

 

Wir haben keinen Bock auf Rassisten und Nazis in LA und Werne!

Machen Sie es wie wir: Entfernen Sie die Nazipropaganda!

Bringen Sie Nazipropaganda und -aktionen zur Anzeige!

Melden Sie Naziaktivitäten den örtlichen AntifaschistInnen!

Falls Ihr, bzw. Sie, den einem oder anderen Nazi im Stadtteil begegnen sollten, geben Sie ihm zu verstehen, was Sie von ihm und dem „Nationalen Sozialismus“ halten!

 

 

Azzoncao, ein Polit-Cafè

 

 

V.i.S.d.P.: Azzoncao, c/o Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

 

 

 

 

 

 

 

 

Nazis fallen nicht vom Himmel

 

Das Treiben der Nazis, ob NPD, DVU, REPs, „Autonome Nationalisten“ etc. ist darauf gerichtet demokratische Rechte abzuschaffen und eine Diktatur zu errichten. Ihre Gedanken und Taten stehen somit allen DemokratInnen feindlich entgegen.

Faschistische Gruppierungen und Parteien können sich nur dann ausbreiten, wenn man ihnen nicht entgegen tritt, ihre Propaganda nicht als antidemokratisch, ihr Verhalten nicht als menschenverachtende brandmarkt; sie nicht bekämpft. Ignoriert man sie, lässt man sie gewähren, verharmlost sie sogar, entsteht ein gesellschaftliches Klima, dass ihrem Hass und ihrer Gewalt freie Hand läßt. In diesem kann die unerträgliche rassistische und faschistische Hetze der Nazis zur tödlichen Gefahr für Menschen werden.

Dies war in Langendreer und Werne schon öfters der Fall. Um vor einer solchen Entwicklung zu warnen und ihr entgegen zu wirken, wollen wir hier Einiges aus der braunen Geschichte der Stadtteile erzählen.

 

- als vor langer Zeit die Jüdische Gemeinde nach Räumlichkeiten suchte, wurde ihr von der politischen Polizei davon abgeraten Räume in den Stadtteilen Wattenscheid, Gerthe und Werne anzumieten. Dort könnte es Sicherheitsprobleme für die Gemeinde geben. Sie sollte Recht mit dieser Prognose haben.

 

- In den 80zigern wurde vor der Disco „Appel“ (später „Zwischenfall“) der Postbote und Antifaschist Olaf aus Langendreer zusammengeschlagen. Als er auf dem Boden lag, schlugen die Nazis mit einer Gehwegplatte auf seinen Kopf ein. Der Antifaschist kam schwer verletzt ins Krankenhaus und überlebte den Überfall. Die Täter kamen aus dem Stadtteil und waren zwei Rocker mit neonazistischer Gesinnung.

 

- Vor allen in den 80ziger Jahren war in Duisburg, Essen, Hattingen, Dortmund und Witten die nationalsozialistische FAP aktiv. Der wohl bekanntesten Nazigruppe der 80ziger stand der mehrmals vorbestrafte in Bochum geborene Friedhelm Busse seit 1988 als Bundesvorsitzender vor.

Von dieser, im Februar 1995 verbotenen, Kleinstpartei gab es zahlreiche neonazistische Propagandadelikte, Aufmärsche, Wehrsportübungen, Überfälle und Brandanschläge hier in der Region.

Auch in Bochum gab es die FAP. Aber nicht so präsent wie in den angrenzenden Städten. In den Stadtteilen Werne und Langendreer aber versuchte die FAP 1986 bis 1988 eine Kameradschaft aufzubauen. Im benachbarten Lütgendortmund existierte schon seit 1986 eine FAP-Kameradschaft. So wurden LA und Werne zu einem Hauptfeld der FAP - Agitation. Immer wieder kam es hier zu Klebe- und Strayaktionen. Unterstützung fand die FAP in der Bochumer Innenstadt durch örtliche rechte Skinheads und die faschistischen „Oi-Bois“, die z.B. den Frauen und Lesbenbuchladen „Amazonas“ tyrannisierten oder eine antifaschistische SchülerInnen-Demonstration bedrohten und Jugendliche am Hauptbahnhof angriffen. In Langendreer/Werne gab es zudem einen Ableger der „Oi-Bois“, die „Black Bois“. Beliebtes Ziel der rasssistischen Propaganda waren die Flüchtlingsunterkünfte in der Krachtstraße. Das Ganze gipfelte in einem Brandanschlag auf eines der Häuser 1987. Fenster einer Parterrewohnung wurden zerschlagen und eine brennbare Flüssigkeit in die Wohnung einer libanesischen Familie gekippt. Gott sei Dank kam es nur zu geringen Sachschaden. Im Juni des gleichen Jahres verübten Mitglieder der Wittener FAP-Kameradschaft einen Brandanschlag auf ein türkisches Geschäft in Witten. 10 Menschen schliefen in dem Haus. Es ist nur einem Nachbarn zu verdanken, dass niemand zu Schaden kam. Er wachte über das Zerbersten der Frontscheibe des Ladens auf und konnte Alarm schlagen. Ansonsten hätte der rassistische Brandanschlag ähnlich tödlich verlaufen können, wie der im Mai 1993 in Solingen, als 5 türkischstämmige Frauen und Mädchen verbrannten.

 

- Als am 17. August 1987 der Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess in dem Berliner Kriegsverbrechergefängnis Spandau verstarb, wurde in Bochum-Weitmar, Altenbochum, der Innenstadt und Wattenscheid-Eppendorf massiv von Nazis plakatiert und gesprayt. Am 22. August versammelten sich dann über 100 Nazis der FAP in einer Kneipe an der Wittenerstraße in Dortmund-Dorstfeld, um dann unter Polizeischutz durch Witten zu marschieren. Bochumer Nazis, auch aus Langendreer und Werne, beteiligten sich dabei. Dies war der erste Rudolf Hess Marsch, der in den folgenden Jahren in viel größeren Dimensionen in Wunsiedel stattfinden sollte.

 

- 1987 flog der bekannte Dortmunder Nazi Siegfried Borchardt, auch bekannt als „SS-Siggi“, Anführer der „Borussenfront“ und Landeschef der FAP, aus der damals existierenden Langendreer Kneipe „Locomotiv“ raus. Mit ca. 40 Nazi-Skins rückte Borchardt am folgenden Samstag an, diese Schmach zu rächen. Die Bochumer Polizei fing die Nazihorde schützend am Hauptbahnhof ab und schickte sie nach Hause. (Was ein Glück für diese war, hatte sich doch die subkulturelle Jugend aus Langendreer auf die Auseinandersetzung gut vorbereitet.)

 

- 1991 wurde der Bochumer Bernd Braun von der Polizei wegen versuchten Mordes verhaftet. Er hatte im August 1991 auf der Unterstraße in Langendreer einen 37 Jährigen niedergeschossen. Es handelte sich um einen Streit im Rotlichtmilieu, dem Bernd Braun zuzurechnen war. Zwei Jahre zuvor war Bernd Braun für die rechtsradikalen Republikaner in die Bezirksvertretung Bochum-Ost gewählt worden. Braun wurde zu sechs Jahren Gefängnis wegen versuchten Totschlags verurteilt. 1993 entzog der Stadtrat ihm das Mandat für die Bezirksvertretung. Sein Stellvertreter, der jetzige NPD-Kommunalkandidat Wolf-Dieter Varney, drohte damals an zur Wahrnehmung dieses Mandats vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen.

 

- Für die rechtsradikalen „Republikaner“ kandidierte Wolf-Dieter Varney aus Langendreer bis vor einigen Jahren. Hier wohnt er und die Familie betreibt an der Unterstraße eine bekannte Pommesbude. Schon in den 90zigern hetzte er mit Auslagen von antiislamischen Flugblättern an seinem damaligen Kiosk gegen Menschen mit anderen Religionen und aus anderen Kulturen. Der Text des damaligen Flugblatts: „Früher hatten wir Fördertürme und dadurch Arbeit. Heute haben wir andere Türme und können nur noch beten.“ Die Bochumer Staatsanwaltschaft sah im Mai 1997 keinen Grund Anklage zu erheben.

 

- Ende der 80ziger Jahre zerstörte die FAP das von der Fachschaft der MedizinerInnen auf dem Campus der RUB reproduzierte antifaschistische Gemälde „Guernica“ von Pablo Picasso. Es wurde davon ausgegangen, dass dies eine Racheaktion der FAP und des stark neofaschistischen r.f.s. (Ring Freiheitlicher Studenten) war. Mehrmals war der rechtsradikale r.f.s. beim Verteilen seiner Flugblätter gestört worden. Der damalige Bundesvorsitzende des r.f.s. war Markus Beisicht. Heute ist er der Vorsitzende der rechten Bürgerbewegung Pro NRW. Der lokale Vorsitzende für den r.f.s. in Bochum war Andre Picker. Dieser wurde in den 90ziger Jahren Beisitzer der REPs in NRW und ist jetzt im Vorstand von Pro NRW. Von Beruf sind beide Männer Anwälte und vertreten oft Nazis vor deutschen Gerichten. Andre Picker soll heute noch ungestört seinem Hobby als Schachspieler im Schachclub der Bochumer Universität nachgehen.

 

- Als am 2.Oktober 1994 die „Republikaner“ mit ihrer Landeschefin Ursula Winkelstett eine Wahlkampfveranstaltung in den Stiepeler Bauernstuben abhalten wollten und AntifaschistInnen sich kurzerhand in die Versammlung setzten, schmiss der Wirt alle aus seiner Kneipe. Dem Wirt war nicht an Aufsehen um seine Kneipe gelegen. Die REPs hingegen erstatteten eine geringfügige Anzeige wegen Störung einer Veranstaltung, um sich gleich zweimal hintereinander Lichtbildmappen der politischen Polizei über Linke ansehen zu dürfen. Damit hatte die an und für sich aussichtslose Anzeige auch ihren Zweck erfüllt und sie wurde zurückgezogen. Die Herren Maehler, Brinkmann und Varney von den REPs waren mit dem Einblick, denen ihnen der örtliche Staatschutzchef gewährte zufrieden. Mit dieser tendenziösen Akteneinsicht schaffte es der damalige Bochumer Staatsschutzchef und CDU-Lokalpolitiker Rolf Greulich dann auch in die Ausgabe des bundesweiten Nachrichtenmagazins „Der Stern“(Nr.23/1995). Zu Recht machten sich nämlich Bochumer AntifaschistInnen Sorgen. Saßen doch die „bürgerlichen“ REPs in so genannten Stammtischen mit allen anderen Fraktion der Bochumer Rechten zusammen. Darunter der Anti-Antifa der Gruppe „Volkswille“.

 

- Das es dem Wirt der „Bauernstuben“, Heinrich Brinkmann, nicht an einem öffentlichen Aufsehen um seine Kneipe gelegen war, lag daran, dass sich bei ihm regelmäßig die „Lützower Jäger“ trafen. Diese „Lützower Jäger“ gehören zu den militärischen Traditionsverbänden. In einigen Bundesländern scheinen sie reine Traditions- und Trachtenvereine gewesen zu sein. In anderen aber auch paramilitärische Organisationen, die Wehrsportübungen mit Nazis durchführten (durchführen?). Benannt sind die „LJ“ nach Major von Lützov, dem Führer eines Königlich Preußischen Freikorps aus dem Jahr 1813.

Im Ruhrgebiet fielen die „Jäger“das erste Mal in den 80ziger Jahren auf. Mitglieder der FAP kamen Unterlagen abhanden, die sie als Mitglieder der „Lützower Jäger“ auswiesen und von Gedächtnismärschen an der Ruhr sprachen. U.a. waren der Kameradschaftsführer der FAP aus Essen, Erwin Hahn, und der Hattinger Kameradschaftsführer und Europakandidat der FAP, Axel Zehnsdorf, Mitglieder der „Lützower Jäger“.

Ende der 90ziger verstarb ein älterer Mann in einer Bochumer Nachbarstadt. In seinem Nachlass befand sich ein Koffer, um den sich ein gewisser Fred Krüger dermaßen aggressiv bemühte, dass der Koffer nicht an ihn ausgehändigt, sondern geöffnet wurde. Obenauf im verschlossenem Koffer lag eine SS-Uniform und eine durchgeladene Wehrmachtspistole. Darunter weitere Dinge, bei denen sich drei Mitgliedslisten befanden. Listen der „Lützower Jäger“, des „Bund der Aufrechten“(BA) und dem „Bismarckbund“.

Als Träger der „Bismarckmedaille“, Oberstleutnant der „Lützower Jäger“ und Bundesführer der „Aufrechten“ wurde der Bochumer Ex-NPDler und DVU-Vorsitzende Fred Krüger genannt. Derjenige, der an dem Koffers so interessiert war und bei der Familie so grob auf die Herausgabe insestierte. Auch Marc Meier zu Hartum stand auf der Liste der rund fünfzehn Mitgliedern der Bochumer „Stabskameradschaft“. Laut Aussagen gegenüber einem Journalisten bildete Fred Krüger zu Hartum an Kleinkaliber Waffen aus. Und zwar über die Mitgliedschaft der „Lützower Jäger“ beim „Kyffhäuser Bund e.V.“ auf dem Langendreer Schießstand am Wallbaumweg. Marc Meier zu Hartum war niemand anderes als der Führer der Anti-Antifa Gruppe „Volkswille“, die 1995 von der Dortmunder Staatsschutzkammer angeklagt war, eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben.

Die rechtsradikale Gruppe baute Anfang der 90ziger Bomben und Sprengsätze, die sie auch auf den Rudolf Hess Aufmarsch mitnahmen, um sie gegen Linke einzusetzen.
Unter anderem trat sie auch als „Kommando Werwolf“ in Erscheinung. Sie bedrohte gezielt Antifaschisten, manipulierte deren Autos, machte Spreng- und Schießübungen, beschädigte antifaschistische Denkmäler, betrieb Volksverhetzung, überfiel Flüchtlingswohnheime, etc.p.p..
Heute leitet Hartum die Sportagentur Meier zu Hartum und den rechtsradikalen „Zeitreisen Verlag“, mit Sitz in Wattenscheid.

 

- Der „Kyffhäuser Bund e.V.“, auf dessen Schießstand die Ausbildung von Nazis stattfand, kümmert sich bis heute um das Kriegerdenkmal in Langendreer. Schaut man sich die Dokumentation „Im Geiste unbesiegt“ der örtlichen Videogruppe „Klack Zwo B“ an, merkt man, welch Geistes Kind diese Vereinigung ist.

(Als am Donnerstag den 7. März 1985 im Dortmunder Hertie-Kaufhaus ein Sprengsatz explodierte, kam es zu 8 Verletzten, darunter zwei schwer Verletzten. Die Bombe legte der Lehrling Torsten Retta. Er war Mitglied beim bundesweiten „Kyffhäuser Bund e.V.“. Weitere Indizien sprachen dafür, dass die Tat aus dem rechtsradikalen Lager kam. (Sonderausgabe des Dortmunder Klüngelkerl; 11.3.1985) Aber die Indizien scheinen nicht weiter verfolgt worden zu sein. Der ermittelnde Oberstaatsanwalt war Klaus Schacht. Dieser kam später, als Leiter der Dortmunder Zentralstelle für die Verfolgung von NS Verbrechen, in den Ruf, Nazimörder geschützt und strafvereitelnd gehandelt zu haben.)

 

- Zu den Bochumer Republikanern lässt sich noch Folgendes erzählen: Am 5. Juni 1993, eine Woche nach dem tödlichen Brandanschlag in Solingen, kam es in Hattingen zu einem Brandanschlag auf ein von türkischen MigrantInnen bewohntes Haus. Eine Spur führte in das damalige „Haus Rost“ an der Hattinger Straße in Bochum-Weitmar. Geführt wurde es von dem „Republikaner“ Sythoff und war ein Treffpunkt von Rechtsradikalen aus Bochum und Hattingen. Eine Zeugin gab an, eine der Tat verdächtigte Person dort gesehen zu haben. Die ermittelnden Polizeibeamten brachten es allen Ernstes zu stande, sich von Herrn Sythoff und dem Kreisvorsitzenden der REPs, Herrn Maehler, telefonisch bestätigen zu lassen, eine solche Person würde bei ihnen nicht verkehren. Das waren die gesamten polizeilichen Ermittlungen. Soviel zur Polizei und soviel zum Umfeld der Biedermänner und Brandstifter, den REPs. (Quelle: Antifa-NRW-Zeitung Nr.11/1996)

 

- Kurz erinnert werden soll noch an den Aufmarsch von ca. 200 Nazis der durch Bochum – Langendreer und - Werne am 22. Februar 2003 zog. Obwohl nach einer couragierten Betätigung einer Notbremse durch einen Autonomen die S-Bahn anhalten musste und ca. 300 AntifaschistInnen die Besetzung der S-Bahn-Station in Langendreer-West gelang, konnte der Aufmarsch stattfinden. Die Polizei räumte die letztendlich ca. 100 SitzblockiererInnen und geleitete den braunen Zug anschließend von der S-Bahn Haltestelle durch die Stadtteile.

 

- Knapp einen Monat später, im März 2003, besprayten Unbekannte das Denkmal für die Opfer des Kapp-Putsches von 1920 auf dem Werner Friedhof. Mit roter Farbe hinterließen sie die Kürzel "SS" und "SA".

 

- Wie sich (fast) unbemerkt faschistische Kultur in Langendreer/Werne einnisten kann, beweisen auch zwei kulturelle Einrichtungen, die eigentlich im Ruf stehen antifaschistisch eingestellt zu sein. Das „Zwischenfall“ und der „Bahnhof Langendreer“.

Am 28.2.1997 sahen sich örtliche Antifas gezwungen die faschistische Band „Forthcoming Fire“ mit einer Bühnenbesetzung an deren Auftritt zu hindern. Ebenso wurde über medialen Druck das Konzert der rechtsradikalen Bands „Death in June", „Strength trough joy" und „Boyd Rice" am 9. Mai 1997 im „Zwischenfall" verhindert. Die Dark Wave Szene erwies sich leider nicht als so resistent gegen braune Einflüsse wie sie gerne Glauben macht.

Im Dezember 2003 versuchte dann die 1997 gegründete DJ-Formation „Ignis Et Ferrum“ um Markus Dehnke eine CD-Release Party für „Strength trough joy" im „Zwischenfall“ zu machen. Die Band hatte sich mittlerweile in „Ostara“ umbenannt. Das half nicht viel. Die Antifas wurden vorstellig und die DJs scheuten die „bad publicity“. Und das mit guten Grund, war doch Dehnke dabei Sozialarbeiter bei Schalke 04 zu werden. Er konnte aber die Finger nicht von der Organisation rechter Kulturevents lassen. Und so organisierte er mit der 2004 zu [krankpop] unbenannten DJ-Formation weiterhin rechte Konzerte und Parties. Am 8. April 2007 wollte er im „Zwischenfall“ die französischen Militär-Pop Band „Dernière Volonté“ auftreten lassen. Als es wegen deren rechtsradikaler Ausrichtung Proteste gab, verlagerten sie das Konzert in die „Rockfabrik“ nach Übach-Palenberg bei Aachen. Eine entsprechende Recherche und Veröffentlichung durch die Gruppe „Azzoncao“ führte zu seiner umgehenden Entlassung Dehnkes, der mittlerweile Fanprojektleiter von Schalke 04 geworden war.

Um Missverständnissen vorzubeugen. Die Betreiber des „Zwischenfalls“ distanzierten sich glaubhaft von den Bands und ihren Inhalten nach Bekanntwerden der rechten Hintergründe.

 

- Vom März bis November 2000 organisierte die Gleichstellungsstelle der Stadt Bochum das Projekt „Hexenkunst“. In diesem reichhaltigen Programm war u.a. eine Ausstellung im Kino Endstation des Bahnhof Langendreer eingebunden. Diese hieß: „Hagazussa – auf dem Zaun zwischen den Welten“ und war die Diplomarbeit der Dortmunder Fotodesignerin Esther Beutz. Es war erstaunlich, dass außer ein paar Antifas niemand an diesen Bildern mit NS-Ästhetik Anstoß nahm. Ein Blick auf den Katalog genügte. Es war im rechtsradikalen „Arun – Verlag“des Stefan Ulbrich erschienen.

Hier war keinerlei Sensibilisierung gegenüber NS-Kunst anzutreffen. Unter dem Motto Kunst von Frauen traf politische Unbedarftheit geschichtliche Dummheit.

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Anbei die diversen links zu den angesprochenen Ereignissen:

 

 

Kommunalwahlkampf, NPD und antifaschistische Initiativen:

 

Homepage der Stadt Bochum mit den Wahlergebnissen: http://www.bochum.de/wahl/KOM09/05911000/index.htm

 

Artikel über die NPD-Kandidaten bei den Bochumer Kommunalwahlen 2009:

http://linksunten.indymedia.org/de/node/9285


Störaktionen gegen die Bochumer NPD im Wahlkampf:
http://de.indymedia.org/2008/07/223654.shtml
http://de.indymedia.org/2009/03/243587.shtml
http://de.indymedia.org/2009/05/250077.shtml
http://de.indymedia.org/2009/05/250561.shtml
http://de.indymedia.org/2009/07/256444.shtml
http://de.indymedia.org/2009/07/257237.shtml
http://de.indymedia.org/2009/08/258896.shtml
http://de.indymedia.org/2009/08/259369.shtml
http://de.indymedia.org/2009/09/259668.shtml

 

Bochumer Outings:
http://linksunten.indymedia.org/en/node/9908
http://linksunten.indymedia.org/en/node/10021
http://linksunten.indymedia.org/en/node/10084
http://linksunten.indymedia.org/en/node/10344
http://linksunten.indymedia.org/en/node/11580

http://de.indymedia.org/2008/08/224385.shtml
http://de.indymedia.org/2010/01/270835.shtml

http://de.indymedia.org/2009/08/258748.shtml

 

Antifa-Report zu den Wahlkämpfen in Bochum 2009
http://linksunten.indymedia.org/de/node/12243

NPD Kandidat zieht in den Bochumer Stadtrat:
http://linksunten.indymedia.org/de/node/12997

Kriegerdenkmal in Langendreer:

http://www.bo-alternativ.de/2007/12/30/50-jahre-sind-genug/

http://de.indymedia.org/2009/10/262599.shtml


NPD-Bochum geht Putzen:
http://linksunten.indymedia.org/de/node/12063
http://linksunten.indymedia.org/de/node/12545
und feiert:
http://linksunten.indymedia.org/de/node/13376

NPD und ihre Nazidemo am 25.10.2008:

http://linksunten.indymedia.org/de/node/12519

Prozesse gegen Bochumer NPD und Co:

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/nazipro.html

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/nazipro2.html

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/nazipro3.html

 

Der FNBH – Prozeß:

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/fnbhpro1.html

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/fnbhpro2.html

 

Nazis in Ehrenfeld:

http://de.indymedia.org/2008/05/218624.shtml

 

„Thor Steinar“in Bochum / Adressen und Geschichte des Bochumer Thor Steinar-Ladens:

http://linksunten.indymedia.org/de/node/15148

„Thor Steinar“ gehackt:

http://de.indymedia.org/2009/12/270089.shtml

 

CD - Release Party von „Ostara“:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/bsz/pdf/619.pdf

Krankpop:

http://de.indymedia.org/2007/04/173261.shtml

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/krankpop.html

http://www.11freunde.de/bundesligen/101242

 

Zu Andre Picker:

http://de.indymedia.org/2009/08/258748.shtml

 

weitere Links für Interessierte:

 

Friedhelm Busse:

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedhelm_Busse

Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP):

http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheitliche_Deutsche_Arbeiterpartei

http://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/FAP.htm

Dortmunder Borussenfront und FAP:

http://de.indymedia.org/2008/10/229046.shtml

Nationale Offensive (NO):

http://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/NO.htm

Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers (KAH):

http://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/KAH.htm

Marc Meier zu Hartum und „Volkswille“:

http://de.indymedia.org/2008/05/217706.shtml
http://de.indymedia.org/2008/05/217714.shtml

http://www.trend.infopartisan.net/trd0508/t330508.html

http://www.xing.com/profile/Marc_MeierzuHartum

 

Zu Klaus Schacht:

http://www.trend.infopartisan.net/trd7800/t097800.htm

http://www.hagalil.com/czech/theresienstadt/ss.htm

http://www.freitag.de/2002/29/02290602.php

 

Ring Freiheitlicher Studenten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ring_Freiheitlicher_Studenten

 

 

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Quellen-Texte:

 

Polizei und Staatsanwaltschaft im Anti-Antifa-Schulterschluß mit den REPs

 

Am 2. Oktober letzten Jahres wollten die Bochumer Republikaner eine Wahlkampfveranstaltung in der von ihnen häufig frequentierten Kneipe Stiepeler Bauernstuben abhalten. Zeitgleich mit den REPs traf aber eine Vielzahl von Antifas ein, die sich kurzerhand entschlossen, der Veranstaltung "beizuwohnen" und mit in den Tagungsraum gingen. Dem um das Ansehen seiner Gastronomie bemühten Wirt war dies zuviel und er schmiß kurzerhand alle raus. Die genervten REPs, unter ihnen Uschi Winkelstett vom Bundesvorstand, zogen daraufhin ab und hielten ihre Sitzung in trauter Runde am privatem Orte ab.

 

Soweit zur Vorgeschichte. Nun zum Eigentlichen:

Mit einer Anzeige wegen Störung einer Versammlung wendete sich der Kreisvorsitzende Wilfried Maehler an die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Er gab dabei an, eine Grüne Lokalpolitikerin erkannt zu haben. Als Zeugen dienten ihm dabei sein Parteigenosse Wolf-Dieter Varney und ein gewisser Heinrich Brinkmann. In den darauffolgenden "Ermittlungen" versandte die Staatsanwaltschaft an die Lokalpolitikerin einen Strafbefehl über 600,- DM und die Abteilung polizeilicher Staatsschutz des Bochumer Polizeipräsidiums legte den REPs zweimal Lichtbildmappen vor, in denen 111 Männer und 31 Frauen der politischen Linken abgebildet waren. Für die REPs schien mit dem Einblick in die Polizeiunterlagen der Zweck ihrer Anzeige wohl erreicht worden zu sein. Sie zogen die Anzeige wegen Störung zurück.

Es stellt sich nun die Frage, ob es sich hier um eine bewußt politische Kumpanei seitens der Polizei mit den Rechtsextremen handelt oder um eine "normale" polizeiliche Maßnahme. Eine behördliche Maßnahme in der bundesdeutschen Normalität, in der allein Linke als politische Gefahr gelten und gegen diese auch jedes Mittel recht ist; selbst die Weitergabe von behördlichen Informationen an Rechtsextreme, die der Verfassungsschutz beobachtet.

Sieht man sich hingegen die skandalös schlampigen Ermittlungen der Bochumer Polizei im Fall der Hattinger Brandanschläge am 5.6.'93 und den ungeklärten Brand an der Hernerstr. am 22.6.'94 in Bochum, bei dem der neunjährige Eisam erstickte, an, wird ersichtlich, welche Fandungsbemühungen rechtsradikalen Mordanschlägen gezollt werden.

Der Umgang mit polizeilichen Erkenntnissen und Lichtbildkarteien ist in Bochum und Umgebung nichts Neues. Als Ende der 80iger Jahre eine Schlägerei zwischen Antifas und FAPlern durch die Porzellanabteilung bei Horten in Witten fegte, legte die Polizei den FAPlern Lichtbildkarteien von Antifas vor. Diese beschuldigten auch nicht Anwesende der Beteiligung an der Schlägerei, worauf diese ein Ermittlungsverfahren bekamen und die Faschisten die Adressen der Antifas. Ein Verfahren wurde nie eröffnet. Vermutlich wurde auch hier später die Anzeige zurückgezogen und diente nur der Ermittlung von Namen von Antifas. Ein weiterer Fall ist der Überfall der FAP 1988 auf eine tamilische Flüchtlingsunterkunft in Witten. Hier legte die örtliche Polizei den Tamilen vierzig Fotos vor, von denen 37 Fotos Antifaschistinnen zeigten. In diesem Fall konnten die Tamilen beim besten Willen keine Faschisten identifizieren und den begangenen Straftaten zuordnen. Dies war auch scheints nicht das Anliegen der Polizei. Es genügte herauszubekommen, mit welchen Linken die Tamilen Kontakt pflegten.

Daß die REPs nun in ihren Anti-Antifa-Bemühungen mit dem durch die Polizei gegebenen Einblick etwas anzufangen wissen, liegt auf der Hand, war doch der "Kreiskameradschaftsführer" der Anti-Antifa-Gruppe Volkswille eifriger Besucher der REP-Stammtische in Bochum. Und das weiß auch die Abteilung polizeilicher Staatsschutz nur allzu genau.

Die Grünen gingen mittlerweile mit dieser Polizeipraxis an die Öffentlichkeit und werden auch im Landtag eine Anfrage dazu stellen.

Polizeisprecher Eckart Reister versucht, den Sachverhalt mit der Begründung, daß "wir Wahlkampf haben und jetzt eine Sache aus Oktober 1994 hochgekocht wird" herunterzuspielen und sieht keine Veranlassung zur Sorge (WAZ 4.4.'95). Der Herr Oberstaatsanwalt Manfred Stahlschmidt, Leiter der politischen Abteilung am Bochumer Gericht, weiß über gar nichts Bescheid. Vielleicht kann er sich wenigstens noch an sein Interview in der WAZ erinnern. Dort erwähnte er, daß er während seiner fünfjährigen Leitung der politischen Abteilung keine Person wegen linksextremistischer Handlungen zur Rechenschaft hätte ziehen müssen, die von rechts aber nicht mehr zählen könne. Vermutlich auch für Herrn Stahlschmidt kein Anlaß zur Sorge.

 

 

(Artikel der Autonomen Antifa „die kleinen Strolche“ für die Antifaschistische NRW- Zeitung Mai-Juli 1995)

 

 

 

Hintergrund

Keine Musik für den Volksempfänger"

Eine kleine Intervention in drei Aufzügen

I. Aufzug - Das „forthcoming fire"- Konzert

 

Am 28.2. sollte im Bochumer „Zwischenfall" ein Konzert der rechten Dark Wave- Band „forthcoming fire" stattfinden.

Daraufhin intervenierten einige Antifas bei den Betreibern des „Zwischenfalls". Diesen waren bis dahin die Hintergründe der Band unbekannt gewesen. Ihr DJ Zöller hatte, obwohl er von der Rechtslastigkeit des "forthcoming fire"-Sängers Klumb wußte, den Auftritt arrangiert. Von den Antifas informiert, versuchten die Betreiber das Konzert abzusagen. Dazu kam es aber nicht, da ihnen der Tourneemanager mit einer Konventionalsstrafe drohte. Daraufhin beschlossen die Antifas, das Konzert zu verhindern.

Eine Woche vor dem Konzert verteilten sie im „Zwischenfall" Flugblätter, um die Dark Wave - Szene über den Charakter der Band zu informieren und die Verhinderung anzukündigen. Nachdem am Konzertabend die beiden Begleitbands „Attrition" und „Morbus Kitahara" gespielt hatten, besetzten einige der rund 30 Antifas kurzerhand die Bühne. Sie entrollten das Transparent „Keine Musik für den Volksempfänger", hängten das Bandlogo von „forthcoming fire" ab, entfernten das nötige technische Equipment von der Bühne und drehten dem Ganzen zusätzlich den Strom ab. Leider glaubten die Antifas, daß das Verteilen der Flugblätter am Eingang des „Zwischenfalls"

als Information ausreichend gewesen sei. So versäumten sie, von der Bühne herab eine inhaltliche Begründung der Verhinderung zu geben und gaben dadurch Klumb die Gelegenheit, sich auf der Bühne in Pose zu schmeißen. Er ließ sich von ca. 20 Fans huldigen. Als DJ Zöller über sein separates Soundsystem die Antifas als Faschisten titulierte und die Fans aufstachelte, begannen diese zu pöbeln. Die Antifas ließen sich aber nicht provozieren. So blieb es beim verbalen Schlagabtausch. Ca. 60 weitere Dark Waver verfolgten skeptisch das ganze Szenario, daß mit dem Abgang von Klumb endete. Im Anschluß zu der Aktion kam es zu zahlreichen Diskussionen zwischen Dark Wavern und Antifas.

Der Teil der Dark Waver, die die Aktion nicht gut fand, sprach von einer Bevormundung: Ihnen würde der Genuss eines Konzerts vorenthalten, dies sei somit Zensur und darum faschistoid. Ihre Szene würde als Ganzes schlecht gemacht und die Antifas sollten sich um die Boneheads

kümmern. In der Diskussion ignorierten sie dabei wiederholt die Inhalte von Klumbs

Aussagen und dessen enge Kontakte zu Nazis.

In Hannover mußte das Konzert von „forthcoming fire" erst gar nicht verhindert werden. Hier sagten die Betreiber des Konzertortes „Bad" das Konzert vom 2.März schon im vornherein ab.

 

II. Aufzug -

Die Diskussionsveranstaltung

Mit der Verhinderung des Konzerts von „forthcoming fire" visierten die Antifas auch eine Veranstaltung zu den Bestrebungen der Rechten in der Dark Wave – Szene an. Günstigerweise hätte diese Veranstaltung vor der Verhinderung stattfinden sollen. Aber aus Zeitgründen war dies nicht möglich.

So fand die Veranstaltung „Dark Wave als Zielobjekt rechtsextremer Strategien" am 7. Mai statt. Und zwar im „Zwischenfall". Das „Zwischenfall" war ausgewählt worden, damit die Diskussion keine Diskussion von Antifas für Antifas über Dark Wave wird, sondern eine Diskussion mit Dark Wavern über Dark Wave. Die zahlreiche Anwesendheit von über 50 Leuten, von denen 40 Dark WaverInnen waren, gab der Idee Recht. Nach einem Vortrag des Sozialwissenschaftlers Alfred Schobert fand eine interessante Diskussion statt. Diese zeichnete sich dadurch aus, daß sich nicht nur die üblichen Vielsprecher, sondern auch eine ganze Reihe anderer Leute zu Wort meldeten. Neben rein informativen Fragen standen vor allem die Punkte Zensur versus Einflußnahme auf Prozesse und Freiheit der Kunst versus Verantwortung im Vordergrund. Bezeichnend war, daß sich vor allem die Herren mit den SS-Totenkopfemblemen und „Death in June"-T-Shirts verbal enthielten. Zwei eher unverdächtig erscheinende Typen hingegen sprachen von Zensur und beharrten auf die heere Freiheit der Kunst, egal welchen Inhalt diese vertritt. Sie fragten, ob die Antifas die Dark Wave – Szene denn für hohl hielten. Dies erledigte sich mit dem Hinweis, daß wenn dem so wäre, es die Einladung zur Diskussion nicht gegeben hätte. Andere Dark WaverInnen sprachen sich explizit gegen eine Vereinnahmung durch Faschisten aus. Zum Abschluß der Veranstaltung kam die Sprache noch auf das vom „Zwischenfall" abgesagte Konzert der australischen Band „Death in June". Während der Referent die inhaltlichen Punkte zu „Death in June"s brauner Vita noch einmal referierte, präzisierte einer der Betreiber des „Zwischenfalls" ihre schwammig gehaltene Begründung zur Absage des Konzerts vom 9. Mai.

 

III. Aufzug - Das „Death in June"- Konzert

Über die Ereignisse um das „forthcoming fire" Konzert herum war eine ganze Reihe von Leuten auch außerhalb der Antifa sensibilisiert worden. Als die Information die Runde machte, daß trotz alledem „Death in June", „Strength trough joy" und „Boyd Rice" am 9. Mai im „Zwischenfall" spielen sollten, war für viele klar, daß dies auf keinen Fall passieren durfte.

Obendrein bekamen die ehedem schon schwankenden Veranstalter Reaktionen von anderer Seite mit. Örtliche Parteien, Fernsehsender, Lokal- und Veranstaltungszeitungen informierten sich verwundert, wie das „Zwischenfall" zu solch einem Konzert käme. Eine Woche vor dem Termin

wurde das Konzert abgesagt.

Daß es trotzdem in NRW ein „Death in June" Konzert gab, ist auf die Tätigkeit des „Zwischenfall"- DJs Zöller zurückzuführen. Er vermittelte den Ausweichort, das „Kult" in Arnsberg. Dort machte er

dem Betreiber eine Disco mit vorhergehenden Livebands schmackhaft. In Bochum verteilten dann seine Freunde die Wegbeschreibung an all die Dark WaverInnen, die nichts von der Bochumer Absage mitbekommen hatten.

So traten „Strength trough Joy", „Boyd Rice" und „Death in June" in Arnsberg auf. Die Bochumer Diskutanten, die die „Freiheit der Kunst" vertraten, beglückten das Konzert einerseits in schwarzer Kampfmontur, andererseits im Tarnanzug und einem T-Shirt der Naziband „Allerseelen".

Dieses zeigte die Wewelsburg, die ehemalige Ordensburg des SS - Ahnenerbes bei Paderborn.

Die Stimmung bei Douglas Pearce war äußerst mies. In Österreich und Dänemark hatte es Ärger um die Tournee gegeben. Hamburg und Bochum wurden ihnen abgesagt. In Rostock, wo auf der „Stubnitz" das Ersatzkonzert zu Hamburg stattfand, verteilten Antifas Flugblätter. In Plauen, wo sie im „Treffer" auftraten, hatten Antifas ebenfalls für Unstimmigkeiten gesorgt. Dort hatte Pearce sich via Live-Telefonschaltung aus Dänemark vor dem Jugendhilfeausschuß zu rechtfertigen. Leider zog auch hier die „Freiheit der Kunst"- Karte vor gesellschaftspolitischer Verantwortung.

Am 16. Mai, zündeten in Frankfurt Antifas den „Death in June"- Tourbus während ihres Konzert im „Batschkapp" an.

Douglas Pearce und seine Mitstreiter werden sich ungern an diese Tournee erinnern.

 

 

 

(Artikel der Autonomen Antifa „die kleinen Strolche“ für die Antifaschistische NRW- Zeitung 14/15 im Sommer 1997)

 

 

 

 

Mordanschlag in Hattingen

 

Einer der ersten Brandanschläge nach Solingen wurde auf ein Haus in Hattingen-Welper verübt. In der Unionsstr. 20 wurden, kurz nach l Uhr am Morgen des 5. Juni, sieben verschiedene Brände im Parterre gelegt.

 

Eine türkische Frau und ihre fünf Kinder hatten Glück. Ein Dreijähriger war vom Brandgeruch wach geworden und hatte die Mutter geweckt. Diese rettete ihre Kinder und sich durch das Schlafzimmerfenster. Das Erdgeschoß brannte vollständig aus.

 

Eine Stadt mauert

Durch die Nachrichten alarmiert, begeben wir uns auf die Suche des Brandorts in Hattingen. Um ihn zu finden, sprechen wir einige Leute an. Auf die Frage, wo denn der Anschlag in der letzten Nacht stattgefunden hätte, ernten wir von Deutschen allerdings nur verschränkte Arme, geschürzte Lippen und mißtrauische Blicke. "Was wollt Ihr denn da ?" "Warum interessiert Euch das?" und "Laßt die Leute in Ruhe!" sind die gängigen Kommentare.

Erst türkische Schüler geben bereitwillig Antwort und fragen dann: "Seid Ihr Journalisten?"

 

Am Tatort haben sich einige Personen versammelt - darunter sehr wenige Deutsche. An der Absperrung stehen diskussionsgeschulte ältere Polizisten. Ihre über 300 Kolleginnen sind nicht sichtbar, aber einsatzbereit. Und während die Polizei Verständnis für sich einfordert, diskutieren die Deutschen auf der anderen Straßenseite, daß es natürlich auch ein Kabelbrand gewesen sein könne. Nebenbei erfährt man, daß der türkische Vater, Kranfahrer bei Thyssen in Duisburg, bei seiner Nachtschicht angerufen wurde, der Meister ihn über den Brand aber nicht informierte, weil er die Schicht zuende fahren sollte!

 

Am nächsten Tag ist Demo in Hattingen. Der Innenstadtbereich ist den Demonstrantinnen

untersagt, und die Demo geht durch leere Vororte und totes Industriegebiet. Ca 2000 Leute, hauptsächlich türkische Menschen, sind da und werden von starken Polizeikräften begleitet. Links und rechts von der Demoroute filmen und fotografieren massiv Polizisten und andere zwielichtige Personen. Der Schlußkundgebungsplatz ist 400 Meter vom Tatort entfernt, neben einer Unterführung, die nur so strotz von Hakenkreuzen und "Ausländer Raus"-Parolen. Der Kaffee, den wir anschließend in der Innenstadt trinken, bekommt vom Nachbartisch die richtige deutsche Würze: Daß "Gäste dieses Landes" sich das Recht herausnehmen würden, zu demonstrieren, sei doch wohl das Letzte!

 

Ein ad hoc entstandenes Bürgerkomitee gegen Rassismus will sich am folgenden Tag im Hattinger Haus der Jugend zur Vorbereitung einer weiteren Demonstration treffen. Stadtdirektor Liebig rässoniert darüber, wer zu dieser Demo wohl alles zu kommen gedenke. Die Grünen/FWI hatten schon morgens in der WAZ die Gewalt der Brandstifter und die "gewalttätigen Reaktionen" darauf kritisiert. Und schließlich sagen Parteien, Verbände, Kirchen und Gewerkschaften nach und nach ihre geplante Teilnahme an der Demo ab. Mit ihnen wird die Anmeldung der Demo zurückgezogen, und es sieht so aus, als könne die Aktion nicht stattfinden. Schließlich springt ein MLPDler in die Bresche und meldet die Demonstration an, die dann Dienstags stattfindet. Einen Tag später in der WAZ vom 10./11.6. erklärt Stadtdirektor Liebig, daß die Demonstration ja stark linkslastig gewesen sei.

 

Dank der Rückzugsmanöver von Stadt, Verbänden, Parteien und Gewerkschaften nahmen an der Demo letztlich auch nur ca. 500 Demonstrantinnen teil, eingekesselt von einer Überzahl an Polizisten, die laut WAZ ausgesehen hätten, wie "moderne Raubritter". Das Verhalten der Passantinnen ist eher ablehnend und aggressiv gegenüber den Protestierenden. Alles in allem entsteht der Eindruck, daß wirkliche Empörung über den Mordanschlag nur unter den ausländischen Leuten und einigen wenigen Deutschen zu finden ist. Die Masse der Hattinger steht Ausländerinnen und Solidaritätsbekundungen mit Ausländerinnen eher skeptisch bis ablehnend gegenüber. Betroffenheit, so sie überhaupt artikuliert wird, wird vor Medien, für diese erbracht und scheint überhaupt eher ein mediales Ereignis zu sein. Und für die meisten Bürgerinnen ist klar: Daß es zu so etwas in Hattingen gekommen ist, hätte niemand gedacht.

So wird denn auch der Hinweis in der Presse auf die NS - Vergangenheit der Stadt Hattingen in Leserbriefen an die WAZ schlicht vom Tisch gewischt. Die Faschisten von damals seien wohl kaum noch zu Aktivitäten fähig, steht da zu lesen; Täter und Umfeld des Anschlags seien nicht klar und überhaupt ein Zusammenhang zum Nationalsozialismus mehr als fragwürdig. (WAZ 10./ll. 6.)

 

Mit etwas Zynismus läßt sich darauf folgendes sagen: Warum in die ferne Vergangenheit schweifen,

wenn das Übel so nah liegt.

 

Hattingen - Deine Nazis

Genau genommen nur rund 100 Meter vom Tatort entfernt. Denn dort wohnt Axel Zehnsdorf, stellvertretender Landesvorsitzender der FAP, d.h. Nach dem Dortmunder Siegfried Borchardt die Nummer Zwei der FAP in NRW. Der 49jährige kann auf eine lange Geschichte in der rechtsradikalen Szene zurückblicken. Lieblingsbetätigungsfeld ist der Terror gegen Ausländerinnen.

 

Als Michael Kühnen im November 1983 die Hattinger Kameradschaft der ANS/NA vor 35 Anwesenden gründete, wurde Zehnsdorf Stammkameradschaftsführer der Kameradschaft 26. Das kurze Zeit später erfolgende Verbot der ANS/NA durch den Innenminister schreckte weder ihn noch seine Kameraden. Vielmehr ging es nach einem kurzem Zwischenspiel in der selbstgegründeten SA St.Georg (SA stand hier angeblich für "Soziale Aktion" und der St.Georg kommt aus dem Hattinger Stadtwappen) und in einer Bürgerinitiative "Deutsche Arbeiterpartei" weiter in der FAP, der getarnten Weiterführung der ANS/NA. Ausgestattet mit neuem Propagandamaterial und zwei neuen Mitgliedern der rechtsradikalen Wikingjugend, Kurt Clench und Bernd Kostrach, legt die Kameradschaft nun richtig los. Dabei bleibt es nicht beim Reden. Vielmehr reichen ihre Aktivitäten

vom Aufkleberkleben und Sprayen über einen Drohbrief an den IG-Metall-Funktionär Bieber bis hin zu Angriffen auf ein DKP-Fest im Sept. 84, auf eine Begegnungsstätte von Ausländerinnen und vor allem auf Wohnhäuser ausländischer Mitbürgerinnen mit dem hochgiftigen Chemiegemisch Benzylchlorid. Dies ist so ätzend, daß im Nachhinein in den betroffenen Häusern der Fußbodenbelag mit Gasmasken entfernt werden muß. Doch erst nach einem Sprengstoffanschlag

auf einen Pornoladen in Düsseldorf wird die Polizei aktiv. Sie macht am 4.12.84 eine Hausdurchsuchung bei dem FAPler Kostrach und findet neben dem Benzyl - Chlorid hochbrisanten,

professionell hergestellten Sprengstoff.

 

Seit 1985 ist es etwas stiller um die FAP-Tätigkeiten des Herrn Zehnsdorf geworden. Hauptsächlich beschäftigte er sich mit der Rekrutierung von Skins für die FAP und ist in FAP-Sachen außerhalb Hattingens unterwegs. Er war z.B. bei der Europawahl 1989, nach Martin Pape und Friedhelm Busse, auf Platz drei der FAP-Kandidatenliste für das Europaparlament. In Hattingen selbst machte er ganz privat auf Ausländerhass. Er schrieb 1990 an seine ausländischen Nachbarinnen eines VEBA-Hochhauses Drohbriefe. Dies dauerte eine ganze Zeitlang an, bis endlich eine gemeinsame Mieterinnenversammlung die VEBA aufforderte dem Spuk ein Ende zu bereiten. Die VEBA kündigte Zehnsdorf daraufhin die Wohnung. Nichtsdestotrotz blieb der braune Spuk Welper

erhalten. Der FAP-Führer bekam von der VEBA die Welperstr. 51a vermietet, wo er bis heute wohnt. Zuletzt wurde Herr Zehnsdorf für seine Aktivitäten im Köln-Bonner-Raum bekannt, sowie dafür, daß er am 20. März diesen Jahres in Salzgitter eine FAP-Versammlung von über hundert Faschisten leitete. (Der Rechte Rand; April/Mai 93).

 

Auch sein Sohn, der 25jährige Andres Zehnsdorf ist kein unbeschriebenes Blatt. Ende der 80ger Jahre verbüßte er eine Gefängnisstrafe, weil er auf dem Hattinger Altstadtfest eine behinderte Frau mit CS-Gas angegriffen und verletzt hatte. Weiterhin war er Mitherausgeber des Skinmagazins "frontal", das aus dem Essener FAP- Blatt "Querschläger" hervorging. In "frontal l" hofiert und sympatisiert er in einem Interview mit Josef Saller, einem Faschisten, der bei einer Brandstiftung in Schwandorf vier Menschen ermordete und im Knast sitzt. Neben Beschreibungen von Skinbands, deren Auftritten und der Wiedergabe aller möglichen rassistischen und sexistischen Äußerungen,

gab Zehnsdorf junior Einblick darin, wie sich Kameraden und deren Gruppen vor Spitzeln des

Verfassungschutzes zu schützen haben oder veröffentlichte Adressen der einsitzenden Nazis in der

BRD. "frontal" ist mittlerweile vom Innenminister auf den Index verbotener rechtsradikaler Schriften gesetzt worden. Andreas Zehnsdorf aber ist darin recht fexibel. Er beliefert halt seine alte Leserschaft mit einer neuen Zeitung, den "Modernen Zeiten". Dies Heft erscheint in dem Verlag LER & Partner Gmbh in Gründung. L steht für Thorsten Lemmer, dem Manager der Nazi-Skinhead-Band "Störkraft". E steht für Christian Eitel, Mitglied der rechten Freien Wählergemeinschaft aus Düsseldorf. Und R steht für Manfred Rouhs, Mitglied der rechtsextremen Deutschen Liga in Köln und Herausgeber der Faschistenzeitung "Europa vorn", (siehe dazu: NRW-Antifa-Zeitung Mai 93). Seinen Sitz hat dieser Verlag in der berüchtigten Jägerstr. 4 in Düsseldorf.

 

Neben den Aktivitäten von Zehnsdorf senior und junior, den faschistischen Schmierereien in Nähe des Tatortes gibt es weitere Hinweise auf braune Umtriebe in Welper. So wurde z.B. vor wurde in der mittlerweile geschlossenen Kneipe "Die Windmühle" regelmäßig Hitlers Geburtstag gefeiert. Und als am 20 Juli 1990 ein zweijähriges türkisches Mädchen in Welper überfahren wurde, zertraten nachts drei Faschisten die Blumengebinde, die für das Mädchen auf die Fahrbahn gelegt worden waren, sprühten ausländerfeindliche Sprüche auf die Fahrbahn und FAP, NPD und

SS-Zeichen an anliegende Häuser. (WAZ 23.7.-1.8.90)

 

Auch die REPs sind in Hattingen aktiv. Nicht zuletzt sorgt Roger Schwedes, REP-Vorstand und Polizist, für guten Kontakt zwischen Partei und Behörden. Auch Amtsgerichsrat a.D. Alfred

Steffens ist angetan von den REPs; zeichnet er doch gegen für deren Plakataktionen, sowie für die Aktionen des DFK, Deutschen Freundeskreises. Zudem existiert in Hattingen die UAP (Unabhängige Arbeiterpartei), eine kleine, sich auf den SAler Strasser berufende rechte Partei, deren "Reichsarbeiterzeitung" in einem Schaukasten Ecke Heegerstr./Augustastr. zu bewundern

ist, und deren Mitglied Ulrich Villnhoff im Bundesvorstand der "Blauen Adler Front" sitzt. Die UAP hat in Essen-Borbeck eine größere Ortsgruppe, und ihr Bundesvorsitzender Gieße ist über das Postfach Nr.103813 in Essen zu erreichen.

 

Auch die NPD läßt sich in Hattingen nicht lumpen und lädt jedes Jahr zum Sommerfest. Letztes Jahr in die "Kirrenberger Höhe" in Sprockhövel am 17. Juni. Ihr Kreisvorsitzender Klaus Bublies

freute sich vor allem darauf, den Bundesvorsitzenden Günter Deckert als Gastredner zu begrüßen. Herr Deckert wurde 1988 wegen "mangelnder Distanzierung vom Rechtsradikalismus" aus dem Schuldienst entlassen. Er tritt für die offene Zusammenarbeit aller neofaschistischen Organisationen

ein, und momentan läuft gegen ihn ein Verfahren, weil er zusammen mit Fred Leuchter, einem Leugner des Holocaust, Veranstaltungen abgehalten hat.

 

Seit Solingen zählen die faschistischen Brand- und Mordanschläge in NRW fast an die Hundert. Zu fragen ist hier nur, wer, was, und wie zählt.

1. werden die Anschläge nur noch en gros als Anzahl in den Medien ausgespuckt. Welches menschliche Schicksal dahinter steht, wird nicht erwähnt.

2. Welcher Zusammenhang von Tätern zu faschistischen Parteien besteht, wird nicht recherchiert

oder berichtet.

3. Viele Brandanschläge, wie z.B. die in Wuppertal kurz nach Solingen, werden gar nicht erst erwähnt. Sie werden der Öffentlichkeit vorenthalten, wegzensiert.

4. Alle finden die Demokratie, das Ansehen der BRD, die Wirtschaft und in einem Atemzug sich selbst betroffen; kaum jemand die Ausländerinnen.

6. Es gibt nur Absichtserklärungen: Gegen die Gewalt schlechtweg, die der Täter und die der Opfer. Diese sollen dann gar abgeschoben werden, wegen "des sozialen Friedens".

Und während die Medien Anschläge unterschlagen, den braunen Sumpf nicht ausloten sondern Marktschreier der Schreibtischtäter sind, greifen sie Nachrichten wie diese gierig auf: Die

türkische Mutter soll das Feuer in der Unionsstraße selber gelegt haben. Schlagzeilen wurden abgedruckt, wie: "Soest, Frankfurt, Hattingen – selbstgelegte Brände". Die "Wochenpost" sah in

ihrer Ausgabe vom 24.6. den Brand schon aufgeklärt. Und die Welt war wieder so schön heil und deutsch. Der nagende Verdacht des deutschen Kleinbürgers, daß ja alles nur erstunken und erlogen sei, was von den Fremden behauptet wird, fand seine Absicherung. Vorneweg die Staatsanwaltschaft, die sich eines für ihre Einrichtung untypischen Mittels, der Presseerklärung

bediente. Im Sprung hinterher die Presse und die politischen Lokalmatadore. Der Fall war wie geschaffen, um vom Rassismus der deutschen Bevölkerung, den der Institutionen und den faschistischen Organisationen abzulenken. Und wie geschaffen, um aus Opfern Täter zu machen.

 

Nachtrag: Mittlerweile mußte selbst in der WAZ vom 25.6. und der taz vom 30.6. gegen die Vorverurteilung der türkischen Frau kritisch Stellung bezogen werden. Nicht zuletzt, weil der

Anwalt der Familie nachweisen konnte, daß kriminaltechnische Sachverhalte der Brandlegung unterschlagen wurden, die sehrwohl auf einen Fremdtäter hinweisen. Darüberhinaus spricht die

türkische Familie davon, daß die Polizei die Mutter unter Druck gesetzt hätte, ein Geständnis zwecks geringerer Strafe ( Psychatrie ) abzulegen. Es ist nur zu hoffen, daß die Familie von allen

Seiten genügend Beistand erhält, und des weiteren, daß der braune Sumpf Hattingens und anderswo auf jede erdenkliche Art durchleuchtet und ausgetrocknet wird.

 

 

(Artikel der Autonomen Antifa „die kleinen Strolche“ für die antifaschistische Zeitung nrw august - oktober '93)

 

 

 

 

 

 

Hattingen Die Polizei - Wessen Freund ? Wessen Helfer?

 

Wir berichteten in der letzten Ausgabeüber den Brandanschlag in Hattingenund wie die Opfer zu Tätern gestempeltwurden. Während es der Familie,vor allem der beschuldigten Frau sehr schlecht geht, legt sich in Hattingendie Decke des Schweigens über alles.Kurze Aufregung gab es noch mal, als sich die Essener Staatsanwaltschaft durch die Intervention des Anwalts der Familie gezwungen sah, die Ermittlungen gegen Fremdtäter wieder aufzunehmen. Heftig nahmen sich daraufhin diejenigen Lokalmatadore und städtischen Angestellten ( wie z.B. der selbsternannte Ausländerbeauftragte Herr Sager) gegenseitig in Schutz, die mit widersprüchlichem Beweismaterial

der Essener Staatsanwaltschaft an die Öffentlichkeit gegangen waren und so den Verdacht der Brandstiftung seitens der Mutter forcierten. Wir berichteten weiter, daß die türkische

Familie der Polizei vorwarf, die Mutter zwecks eines Geständnisses unter Druck gesetzt zu haben. Unser Artikel endete mit dem frommen Wunsch, das der braune Sumpf von Hattingen ausgetrocknet werden soll. Wieviel, bzw. wie wenig die Polizei dazu beiträgt sei hier kurz geschildert:

Nach dem Brandanschlag wurde in der WAZ/WR veröffentlicht, daß zur Tatzeit drei junge Männer dort gesehen worden seien. Einer davon, ca 20 Jahre alt, groß, blond und mit ausrasierten Zeichen im Nacken. Nach diesen dreien wurde gefahndet. Hinweise aus der Bevölkerung gingen ein. Auch

folgender. Der besagte junge Mann würde in der bekannten Faschistenkneipe Rost an der Hattingerstr. verkehren. Der Wirt, Herr Sythoft, wohnhaft Castroper Str. 38, bewirtet dort gerne braune Zechkumpane. Auch stellt er seine Räumlichkeiten vorwiegend wochenends Gleichgesinnten, darunter auch seiner eigenen Partei, den Republikanern, zur Verfügung.

Die Polizei ging nun folgendermaßen vor. Ein kurzes Gespräch mit Herrn Sythoff. Nein, er kenne solch eine Person nicht. Aber der REP-Kreisvorsitzende Wilfried Maehler, wohnhaft

Hülsberg 50, könne da doch vielleicht behilflich sein. Konnte dieser leider nicht. So versicherte er persönlich am 14.6. am Telefon dem Beamten. Er hätte Bekannte und Parteifreunde befragt, obendrein als Stammkunde von Rost sei ihm nie ein solcher Mann aufgefallen. Natürlich

würde er sich melden, wenn er etwas Sachdienliches der Polizei zu berichten hätte. Der Polizeibeamte war sichtlich angetan von Herr Maehler und lobte im nachhinein dessen

Kooperationsbereitschaft. Und hier endet die Spur mit einem lapidaren Satz der Polizei:"weitere Maßnahmen sind nicht erforderlich".

Nun stelle sich unsereins einen Unfall mit Fahrerflucht vor. Die Polizei erscheint beim Fahrzeughalter und schließt die Akte, nachdem dieser von sich gibt, er wüsse nicht, wer am

besagten Tag das Auto fuhr. Oder anders. Kommt der Bauer zum Wolf und fragt, ob dieser den flüchtigen Fuchs gesehen hätte.

Diese Polizei scheint nicht gewillt zu sein, die Täter von Hattingen zu fassen; neigt aber eher dazu, mit Androhungen gegen die Opfer des Anschlags, aus Opfern Täter machen zu wollen.

Die Polizei - wessen Freund, wessen Helfer?

 

(Artikel der Autonomen Antifa „die kleinen Strolche“ für die antifaschistische zeitung nrw november '93 -januar '94)

 

 

 

 

 

 

Brandprozeß Hattingen - "Modell Lübeck" an der Ruhr

 

Am Morgen des 5. Juni 1993, eine Woche nach dem mörderischen Brandanschlag in Solingen, wurde im Haus der türkischen Familie Ünver in Haftingen-Welper Feuer gelegt.

Beide Stockwerke brannten aus. Die anwesende Mutter konnte sich und ihre Kinder gerade noch vor den Flammen retten.

 

Nicht retten konnte sie sich

vor dem Verdacht, der von der Polizei und der Staatsanwaltschaft forciert wurde, sie selbst habe das Feuer

gelegt,

vor den Medien, die dienstbeflissen die staatliche Version für die Brandursache propagandistisch flankierten,

und vor den daraufhin einsetzenden üblen Nachreden und Anfeindungen seitens Hattinger BürgerInnen, die die Familie zum Umzug in eine andere Stadt zwangen.

 

Gerettet hingegen wurde

das "Ansehen Deutschlands in der Welt" (und somit auch der "Standort Deutschland") vor dem Verdacht, der

Rassismus von '33 bis '45 würde wieder aufleben.

die Stammtischmentalität eines Großteils der Deutschen (von Parlamentarierinnen bis Proletarierinnen),

der allzugern den Opfern die Verantwortung für die Tat zuschreibt,

ein beunruhigter Teil der deutschen Bevölkerung vor der Erkenntnis, Rassismus nicht mit 'good will'- Verlautbarungen stoppen zu können.

 

Daß der von der Essener Staatsanwaltschaft gegen Frau Ünver angestrengte Prozeß wegen schwerer Brandstiftung sich zu einem Flop für die Staatsanwaltschaft entwickelte, die Polizei weitere Belege für ihr skandalöses Ermittlungsgebahren gegen Rechte lieferte, und daß sowohl Staatsanwaltschaft, als auch Polizei keinerlei Zweifel an ihrer rassistischen Potenz offen ließen, ändert nichts an diesen Umständen. Der glatte Freispruch und erst recht die skandalösen Praktiken der Behörden fanden bei den Medien und in der Öffentlichkeit längst nicht das Interesse und den Raum, wie der forcierte Verdacht gegen Frau Ünver.

 

Kombiniere: Es Ist nicht was nicht sein darf!

Noch am frühen Morgen des 5. Juni 1993 traf der 49-jährige Hauptkommissar und Einsatzleiter Helmut Neufeld ein und besichtigte den Brandort. Wie er im Februar/März '96 vor dem Essener Landgericht zu Protokoll gab, stand für ihn sehr schnell fest, daß es sich nicht um einen rassistischen Brandanschlag handeln könne. Denn, so seine 'fachkundige' Auffassung: Rassistisch motivierte Brandstifterinnen benutzen Brandbeschleuniger und zünden Objekte versteckt von außen an. Fest stand für ihn weiterhin, daß in dieser Situation nach Solingen, angesichts des öffentlichen Interesses und der Welle der Solidarität, "dem Ganzen die Spitze " genommen werden müsse.

Gesagt, getan. Und so machte sich unser Sherlock Holmes mit einer ganzen Schar Doktor Watsons mit aller 'Spitzfindigkeit ans Werk. Frau Ünver wurde nach einer ersten Befragung der Familie am Morgen des 5.6.1993 noch ein zweites Mal zu einer Zeuginnenvernehmung zu unserem Sherlock geholt. Dieser offerierte ihr, daß er keineswegs daran glaube, sie hätte einen jungen Mann im Haus gesehen und stattdessen davon ausginge, daß sie selbst den Brand gelegt hätte. Unser langgedienter Sherlock machte im Handumdrehen aus einer Zeuginnen- eine Verdächtigenvernehmung und 'vergaß' obendrein, Frau Ünver auf diesen Umstand, etwa in Form einer Rechtsbelehrung, hinzuweisen. Das gewünschte Geständnis seitens Frau Ünvers aber blieb aus. Diese Vorgehensweise führte übrigens später im Prozeß zu einer Aberkennung der Verwerbarkeit der Vernehmung durch den Vorsitzenden Richter Franz Hengst, nachdem von der Verteidigung der Vorwurf erhoben worden war, es sei mit verbotenenen Verhörmethoden gearbeitet worden.

 

Da kein Geständnis vorlag, konnte SoKoleiter Herr Neufeld Frau Ünver bei der ersten Pressekonferenz um 13:00 Uhr nicht als Täterin präsentieren. Stattdessen kamen die Beobachtungen

eines Nachbarn zur Sprache. Dieser hatte zur Brandzeit drei Männer vom Haus weglaufen sehen. Einer war ihm wegen seiner auffälligen Frisur (einrasierte Winkel am Hinterkopf und ein "Haarhörnchen " vorne) besonders aufgefallen. Daß dieser und weitere Hinweise auf Fremdtäterinnen unseren Meisterdetektiv und seine Doktor Watsons in ihrem Verdacht gegen Frau

Ünver nicht beirren konnte, zeigen ihre "Ermittlungen in alle Richtungen". Eine interessante Spur sei hier nachgezeichnet.

 

 

"Wir suchten keine Verdächtigen, wir suchten Zeugen!"

Der erste Hinweis:

Der bereits erwähnte Nachbar gab in seiner Zeugenaussage an, er sei in der Brandnacht durch ein Geräusch aufmerksam geworden und habe vom Fenster aus die drei Personen unter einer Laterne stehen sehen, darunter die Person mit der auffälligen Frisur. Letzterer habe den anderen beiden

etwas ähnliches wie "Laßt uns abhauen!" zugerufen. Dieselbe Aussage gab der Nachbar noch einmal vor Gericht zu Protokoll. Nur diesmal sichtlich eingeschüchtert, denn seine Beobachtungen wurden nicht nur von unserer Baker Street Crew in Zweifel gezogen, sondern dank deren 'Bemühungen' wurde er auch arbeitslos.

Wiederholt spähten Dr. Watsons bei Tag und Nacht durch besagtes Fenster, ob dieser Blickwinkel überhaupt derartige Beobachtungen zuließe. Sie klebten sich dabei sogar Pflaster auf den Hinterkopf, wohl um zu prüfen, ob aus dieser Entfernung und bei Nacht so etwas wie ein Haarschnitt erkennbar ist. Dreimal wurde der Zeuge von der Arbeitsstelle abgeholt und zur Vernehmung aufs Revier gebracht. Holmes Untergebene hinterließen beim Arbeitsgeber des Zeugen ein solch bleibenden Eindruck, daß dies zu dessen Entlassung führte.

Dennoch blieb der Nachbar vor Gericht bei seinen Aussagen und sagte zusätzlich aus, daß er die ihm aufgefallene Person drei Wochen nach der Brandnacht in Hattingen gesehen habe. Holmes und Co hätten sich dafür aber nicht interessiert. Holmes, suchten Sie nicht Zeugen?

 

Der zweite Hinweis:

Auf die Zeugenaussage des Nachbarn hin, wurde in den Zeitungen ein Phantombild veröffentlicht. Hierauf meldete sich bei der Polizei eine Frau, die angab, einen jungen Mann mit einer solchen Frisur gesehen zu haben. Dieser würde in einer Kneipe namens 'Haus Rost' in Bochum verkehren. Die Kneipe sei ein Treffpunkt von Rechtsradikalen. Am Wochenende würden sich dort z.B. die 'Republikaner' treffen. Anlaß für Holmes, gleich zwei Doktor Watsons zu der Kneipe zu

schicken. Der Wirt, Herr Sythoff, konnte sich "beim besten Willen "nicht an solch einen Mann erinnern. Er selbst sei auch Mitglied der 'Republikaner', und am besten frage man doch den

Kreisvorsitzenden Herrn Wilfried Maehler, ob der etwas wisse. Und so investierte die SoKo in die Telekom und kontaktete Herrn Maehler. Der wußte schon vom Begehren der Polizei und versicherte, so einen Menschen nie im 'Haus Rost' gesehen zu haben, wo er schließlich Stammgast sei. Er würde aber für die Polizei Erkundigungen einziehen. Die SoKo zeigte sich sichtlich beeindruckt über die Kooperationsbereitschaft des 'Republikaners' und schloß kurz darauf die Akte zu 'Haus Rost'.

Die Frau, die sich als Zeugin gemeldet hatte, gab ihre Auskünfte nur einmal telefonisch an. Sie und weitere ihrer Bekannten wurden nie als Zeuginnen befragt. Kein weiterer Gast der Kneipe

wurde vernommen, keine Erkundigungen über die Kneipe und das dortige Publikum eingeholt und auch keine weiteren Ermittlungen eingeleitet. Herr Neufeld im Prozess: "Wie soll ich denn das machen?" Von den Zuschauerinnenreihen erntete er darauf zorniges Gelächter, von der Verteidigung der

Frau Ünver die Frage, wie er denn gegen einen x-beliebigen Kreis Tatverdächtiger aus dem mafiosen Milieu vorgehen würde. Würde er die dortigen Bosse befragen, diese kooperativ finden

und seine Ermittlungen diesen überlassen? Holmes darauf: "Wir suchten keine Verdächtigen, wir suchten Zeugen."

Holmes, Holmes...

 

Der dritte Hinweis:

Ein weiterer Hinweis aus der Bevölkerung ging ein. Es gäbe eine rechte Jugendgruppe in Hattingen. Zentrale Figuren seien u.a. Dominik Kwiatkowski, Mike Sonnenschein und Heiko Ehrlich, die durch ihre Ausländerfeindlichkeit aufgefallen seien und denen so etwas zuzutrauen sei. Und so wurden die Herrschaften, die ebenso wie Mark Rinschede, Holger Sonnenschein und Marko Voss schon wegen diverser Anpöbeleien gegen Hattinger Punks bekannt geworden sind, aufgesucht und zu ihren Aufenthaltsorten zur Tatzeit befragt. Ergebnis, wie nicht anders zu erwarten war: Man war besoffen. So besoffen, daß man nur noch wisse, zur ungefähren Tatzeit zusammengewesen und nicht am Tatort gewesen zu sein. Die Baker Street Crew interessierte weder die unterschiedlichen Zeitangaben der Jungs, noch, daß Dominik Kwiatkowski angab, daß er sich am nächsten Tag die Haare - und zwar den Pony – geschnitten habe und dann zu seinen Kumpels gegangen sei, um sich den Nacken ausrasieren zu lassen. Welche Frisur er vor diesem besagten Haarschnitt gehabt hat - diese Frage erübrigte sich selbstverständlich für unsere Routiniers aus der Baker Street.

Während Holmes und Co in Richtung Fremdtäterinnen wie beschrieben 'ermittelten', kombinierten sie gegen Frau Ünver wie folgt:

Warum wollte die Frau zurück in das brennende Haus rennen, obwohl alle Bewohnerinnen bereits in Sicherheit waren? Wie kommt es zustande, daß Frau Ünver durch eine offene Tür einen Mann gesehen hat und die Tochter die Tür als geschlossen beschrieb? Wieso gab es Brände in verschlossenen Räumen? Wie waren die Täterinnen entkommen ?

Alles Fragen, die Holmes sich stellte und kristallklar kombinierte: Das angebliche Opfer war die Täterin! Fehlt nur das Motiv. Sicherlich Versicherungsbetrug. Schade, daß keine Versicherung vorhanden war. Na, dann eben die zu erwartenden Spenden,

wegen des ganzen verbrannten Hausstandes.

Darauf hatten die Ünvers es sicherlich abgesehen. Die wollten bestimmt in die Türkei zurück und noch mal kurz vorher dick absahnen. Fehlt nur noch der Beweis der Hypothese. Indizien müssen her. Besser noch ein Geständnis. Zu schade aber auch, daß Frau Ünver sich wiederholt standhaft

weigerte, sich selbst zu bezichtigen. Selbst das Drohen mit 20 Jahren Haft half nicht. Auch das 'Angebot', in einer Psychiatrie eine verkürzte Zeit zu verbringen, brachte nicht den gewünschten

Erfolg. So blieb dann noch das Brandgutachten. Heureka, Watson. Gesucht, gefunden.

Und so erscheint am 16.6.1993 die Presseerklärung der Essener Staatsanwaltschaft, unterzeichnet von dem hinlänglich bekannten Staatsanwalt Gutjahr. Darin heißt es, daß nach "umfangreichen Ermittlungen ... auf Grund objektiver Tatbefunde, der Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchungen, der Feststellungen des Brandsachverständigen und der Bekundungen zahlreicher Zeugen" Frau Ünver der Tat verdächtigt wird.

Die erwähnten "umfangreichen Ermittlungen " brachten unseren Sherlock Neufeld am I.März diesen Jahres vor Gericht reichlich zum Schwitzen. Denn die Verteidigung arbeitete sehr gut die

einseitigen Bemühungen der Polizei heraus. Ebenso, daß die kriminaltechnischen Untersuchungen durch die SoKo und die Staatsanwaltschaft einseitig ausgewertet wurden. Die Untersuchungen

bewiesen sehr wohl, daß Fremdtäterinnen in das Haus hätten eindringen können. Ein im Brandschutt gefundener und nicht zuzuordnender Schlüsselbund hätte die verschlossenen Türen erklären können. Nur hat unser Sherlock diesen Schlüsselbund nie zur Überprüfung dieser Möglichkeit ans LKA weitergeleitet. Das Brandgutachten beinhaltete auch, daß das Badezimmerfenster vor dem Brand zerstört wurde und durchaus jemand hätte dort eindringen und dort auch wieder fliehen können. Darüber hinaus zeigte es auf, daß sich durch den termischen Druck des Brandes die Tür hätte schließe können. Jene Tür, die die Tochter als geschlossen beschrieben hatte, während die Mutter sie vorher noch offen gesehen hatte. Die "zahlreichen Zeugen " konnten nur Panikreaktionen der Mutter am Tatort bekunden, die irrtümlicherweise davon ausging, eines ihrer Kinder sei noch im brennenden Haus und mit Gewalt daran gehindert werden mußte, zurück ins Haus zu laufen. "Verdächtiges Verhalten" konnte keine/r der Zeuginnen bekunden. Auch das angebliche Motiv, das das rassistische Bild der 'die Deutschen abzockenden Ausländer' zeichnet und von der Staatsanwaltschaft im Prozess präsentiert wurde, löste sich in Luft aus. Niemand, weder Arbeitskolleginnen noch Nachbarinnen, hatten gehört, daß sich die Ünvers je zu Umzugsplänen in die Türkei geäußert hatten. Genauso standhaft wie sich Frau Ünver, trotz des Drucks der Polizei, geweigert hatte, diesen ihr Konstrukt gegen sie zu bestätigen, genau so standhaft verhielt sie sich vor Gericht. Sie schwieg während des gesamten Prozeßverlaufes.

Die gegen sie aufgebaute Darlegungs-, Ermittlungs- und Beweislast war sie nicht bereit hinzunehmen. Sie überließ den Anwälten die Entlarvung des Konstruktes. Und das machten diese gut: Frau Ünver wurde freigesprochen. Der Prozeß fand rege Anteilnahme seitens der Freundinnen der Familie, sowie antirassistischer Gruppen. Die Zuschauerinnenbänke des Essener Landgerichts waren alle acht Verhandlungstage voll besetzt. War die Pressebank zwar belegt, so schlug sich dieses nicht in der Berichterstattung ihrer Medien um. Der WAZ waren die Meldungen nur für den HattingerLokalteil gut. Und das auch nur im seichten Plauderton. Die Ermittlungsgebahren fanden nur in der 'Jungen Welt' und der 'Frankfurter Rundschau' ihren Widerhall. Nicht jedoch in der Taz, was aber nicht weiter verwunderlich ist. War es doch die Taz, in der Person von Walter Jakobs, die als eine der ersten den Verdacht der Polizei nachvollzog und andere davor warnte, sich "da allzusehr reinzuhängen ". Erst als eine andere offizielle Stelle, ein Gericht, einen Freispruch erließ, stellte sie sich auf die Seite der Opfer und bedauerte deren "Spießrutenlaufen" . Soviel zum integren Journalismus ä la Taz.

 

Modell Lübeck" und seine Vorläufer

Der Brandfall Hattingen ist einer von mehreren Vorläufern dessen, was sich in Lübeck als Form staatlicher Krisenbewältigung und Abwicklung rassistischer Massaker zu manifestieren scheint. Neben Hattingen sind ähnlich gelagerte Fälle u.a. aus Erbendorf, Bochum und Stuttgart bekannt. Dabei sind die Opfer von Hattingen noch am glimpflichsten davongekommen. Von weiteren Fällen, die nicht aufgedeckt oder über die nicht berichtet wurde, muß ausgegangen werden. Um die Parallelen deutlicher zu machen, sei hier auf einige bekannte Fälle kurz eingegangen:

 

Erbendorf

Nach wochenlangen Bedrohungen türkischer Menschen, wurde auf die Wohnung der Familie Güdük ein Brandanschlag verübt. Aus Sorge vor Anschlägen hatte das Ehepaar Güdük seine Kinder nicht im Kinderzimmer, sonderm im elterlichen Schlafzimmer schlafen lassen. So wurde niemand verletzt, als in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 1993 die Scheibe zerbarst und der herbeieilende Vater ein "an der Wand klebendes Feuer" ausmachte sowie einen Mann, der von dem Haus wegrannte. Er rettete seine Familie und sich durch das Schlafzimmerfenster und sorgte dafür, daß die Nachbarn zügig das Haus verließen. Was nun folgte, wirkt wie aus dem Hattinger Drehbuch abgeschrieben. Zunächst zeigten sich die Honoratorlnnen der Kleinstadt zutiefst bestürzt und waren nimmer müde, das gute Zusammenleben mit der ausländischen Bevölkerung zu betonen. Wider besseren Wissens betonten sie, daß es Rassistinnen und Nazis in Erbendorf nicht gäbe. Um so erleichteter atmeten sie auf, als drei Wochen später Herr Güdük unter Verdacht geriet und inhaftiert wurde. Die Presse griff den Verdacht eifrig auf und machte diesen zu einer Gewissheit. Das Motiv war auch schnell bei der Hand: Versicherungsbetrug. Wieder einmal die Mär vom raffgierigen Juden, pardon: Ausländer. Und die einsetzende Gerüchteküche der Erbendorfer Volksgemeinschaft kochte ihr Süppchen von angeblichen Spielschulden, bis hin zu angeblich mehrfach aufgetretenen Bränden bei den Güdüks. Das Spießrutenlaufen für die Familie und den wenigen verbliebenen Freundinnen begann.

Neun Monate mußte Herr Güdük in U-haft verbringen, bevor er nach einer Gerichtsverhandlung entlassen werden mußte. Und auch in diesem Prozeß brach das Motiv Spielschulden und Versicherungsbetrug in sich zusammen.

Die kursierenden Gerüchte verpufften ins Nichts. Das Gutachten des LKA, das beweisen sollte, daß im Sinne der Anklage das Kinderzimmer nach außen und nicht nach innen eingeschlagen wurde, erwies sich als weniger wert, als das Papier, auf dem es geschrieben stand. Das LKA verwechselte schlicht die Kinderzimmerfensterscheiben mit denen des Schlafzimmers, das Herr Güdük zur Flucht aus der Wohnung eingeschlagen hatte. Und ein weiteres Gutachten des BKA sprach obendrein sehr wohl von der Möglichkeit, daß das Feuer mittels Leuchtspurmunition entzündet worden sein könnte. Trotz alledem wurde Herr Güdük am 11.4.1994 nur aus "Mangel an Beweisen " freigesprochen. Das liest sich wie folgt in der Freispruchsbegründung der Kammer: "Die Hauptverhandlung konnte die Einlassung des Angeklagten, der Brand sei durch Fremdeinwirkung gelegt worden, nicht widerlegen". In Erbendorf heißt es: "Er hat halt gute Anwälte gehabt."

Die Güdüks sahen sich durch das feindliche Klima gegen sie gezwungen, aus Erbendorf wegzuziehen. Finanziell durch den Brand, die Anwaltskosten, die durch die Verdächtigung erfolgte Kündigung und die neun Monate Haft geschädigt, zweifach angegriffen, gedemütigt und ausgegrenzt, bleibt den Güdüks als einzige Hoffnung, daß die Wahrheit eines Tages ans Licht kommt.

 

Bochum

Am 22.6.1994 brannte es in dem vorwiegend von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem Libanon bewohnten Haus in der Hemer Str. 87. Konnten sich die Menschen aus den unteren Stockwerken noch retten, kam die Hilfe für die Familie, die unter dem Dach lebte, zu spät. Der neunjährige Eisam Chandin erstickte im Rauch. Fünf seiner Geschwister mußten aufgrund von Rauchvergiftungen tagelang im Krankenhaus behandelt werden. Ihr Vater erwachte erst nach Tagen aus dem Koma.

Auch hier waren die Tatumstände für die Behörden schnell geklärt. Kein Brandbeschleuniger: ergo, kein fremdenfeindlicher Hintergrund. Obwohl eine Nachbarin zwei Männer weglaufen sah und der Vater nach dem Erwachen aus dem Koma angab, von zwei Fremden im Hausflur kurz vor dem Brand angegriffen worden zu sein, gab es auch nach einer Woche für die Polzei noch kein Anzeichen eines fremdenfeindlich motivierten Anschlags.

Ermittlungen wurden wieder gegen die Opfer geführt. In der Motivsuche schied diesmal Gewinnsucht aus. Mangelndes Verantwortungsgefühl und Fahrlässigkeit sollte die Brandursache sein. Der 14-jährige Mohammad Badaoui wurde mehrmals vorgeladen und sah sich mit der Frage konfrontiert, ob er im Keller heimlich geraucht habe. Dies verneinte er entschieden. Daß das Haus einem Immobilienmakler gehört, der über die Vermietung an Flüchtlinge von der Stadt Unsummen kassierte, gleichzeitig aber das Haus verkommen ließ, störte niemanden. Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen, kaputte Flurbeleuchtung und Eingangstür etc.: Die gleiche Ghetto- und Zwangssituation wie bei den Flüchtlingen in der Lübecker Hafenstraße. Eine Situation der bewußten Ausgrenzung und Isolation, die Flüchtlinge gleichzeitig zur perfekten Zielscheibe für Angriffe macht. Noch in ihrer Notunterkunft wurden die Flüchtlinge telefonisch mit einer weiteren Brandstiftung bedroht. Die Lokalpresse verhielt sich wie gehabt und berichtete erst aufgrund von antirassistischen Veröffentlichungen über die zahlreichen Ungereimtheiten in der offiziellen Version zur Brandursache. Daß die Ermittlungen kurze Zeit später eingestellt wurden, verwundert da nicht mehr.

 

Stuttgart

Als "normale" kriminelle Straftat wurde die Brandstiftung am 17. März 1994 in Stuttgart von den Behörden verkauft. Sieben ausländische Frauen, Männer und Kinder wurden dabei ermordet. Ein Jahr später gestand ein Deutscher, das Feuer aus Ausländerhaß gelegt zu haben. Dies war der Presse gerade mal ein paar Zeilen wert....

 

 

(Artikel der Autonomen Antifa „die kleinen Strolche“ für dieantifaschistische zeitung nrw juni - august '96)

 

 

Vom 20.1. bis zum 6. April fand am Dortmunder Landgericht der Prozeß gegen die Anti-Antifa-Gruppe Volkswille statt. Den Vorsitz über diesen Prozeß führte der schon aus dem NOProzeß bekannte Richter Reichelt. Die Gruppe Volkswille war der Bildung einer kriminellen Vereinigung (§ 129) angeklagt.

 

 

Prozeß gegen die Anti-Antifa-Gruppe Volkswille

 

Den elf Angeklagten aus Essen, Bochum und Wattenscheid wurden zudem 27 verschiedene Delikte vorgeworfen, angefangen von Sachbeschädigung, Verwendung von verfassungsfeindlichen Kennzeichen und Symbolen, Denkmalschändung über Bedrohung, Beleidigung, Nötigung, tätlicher Angriff bis hin zum Mitführen von Sprengkörpern, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Anstiftung zum Mord.

 

Volkswille

Bei der Gruppe Volkswille handelte es sich um eine eng an die Nationalistische Front angelehnte Kaderorganisation. Ihre Aufgabe sah die Gruppe, die sich als SA und Schutztruppe der Partei verstand, im gezielten Terror und Einschüchtern von politischen Gegnern ihrer nationalsozialistischen Gesinnung.

Die Gruppe betrieb explizit Anti-Antifa Arbeit. Sie existierte in Essen, Bochum und Wattenscheid und war streng hierarchisch organisiert (Kameradschaftsführer des Kreisverbands, Kameradschaftsführer des Ortsverbands, Stadtteilbereitschaftsführer).

Es gab Führer-, Unterführer- und Kameradschaftstreffen, sogenannte "Stammtische". Innerhalb der Gruppe gab es die Funktionen des Vordenkers, des Sprengmeisters und des Materialbeschaffers.

 

Maßgeblich verantwortlich für die Gründung von Volkswille ist der "Kameradschaftsführer des KVs" Marc Meier zu Hartum. Dieser gab an, über die REP-Stammtische im Jahr 1990 einen

Ulrich Euken kennengelernt zu haben, der ihn auf die Idee gebracht hätte, überparteiliche Stammtische für Rechte zu initiieren. In der darauf folgenden Zeit muß Hartum dann den Stammtisch in der Kneipe La Garde zusammen mit anderen gegründet haben. Im Lauf der Zeit stießen immer mehr Leute zu dem Stammtisch zum Teil neue Leute, teilweise aber auch Leute, die bereits in der NF, der FAP oder im FFD organisiert waren. In einem Interview mit der niederländischen Zeitung "vrij nederland" behauptet der ehemalige "Führer" Marcus Scholz 1993, daß Ende 1992 ca. fünfzig Personen zu Volkswille gehört haben. Ein anderer "Führer" gab allein

den Wattenscheider Stammtisch mit über zwanzig Personen an.

Wann es dann zur eigentlichen Gründung von Volkswille kam, ist unklar. Neben Hartum aus Wattenscheid sollen Markus Kahlenborn aus Essen und Holger Cirkel aus Wattenscheid zu den

Gründern der Organisation gehören. Chef war der Sport- und Wirtschaftsstudent Marc Meier zu Hartum. Er organisierte aus dem Hintergrund, knüpfte Kontakte, organisierte Fahrten und

Touren, gab Kommandos, beschaffte Geld für die Materialien, schrieb Bekennerschreiben und baute neben Volkswille eine Parallelorganisation auf, deren Mitglieder in "Wölfe" und "Wölfchen" untergliedert werden sollten. Im Gerichtssaal brüstete er sich, daß auch die Namensgebung der Gruppe auf seinem Mist gewachsen sei. Die Idee zu diesem Namen hätte er von einem

NF-Aufkleber. Ihm untergeordnet war sein Zögling und Kameradschaftsführer von Essen,

Markus Kallenborn. Der Maschinenbaustudent und Sprengstoffexperte hatte in seiner Schulzeit extra die Schule gewechselt, um in den Genuß adäquater Leislungskurse für seine politische Tätigkeit zu kommen.

Des weiteren waren es die ausgebildeten Köche Holger Cirkel und Lutz Mocker, die zusammen mit dem Wattenscheider Kameradschaftsführer Marcus Scholz für viele Aktionen verantwortlich

waren. Marcus Scholz war es auch, der auf Anweisung von Hartum für die Gruppe eine Dienstordnung verfaßte, die er übrigens dem DRK anlehnte. Der Bochumer Michael Schlinter war -

neben seiner Funktion als Materialbeschaffer - ein weiterer Kopf der Gruppe. Und der Bochumer Student Volker Rehbronn, der Geschichte und Deutsch auf Lehramt studiert und öfters bei den REPs anzutreffen war, füngierte als Bochums Kameradschaftsführer. Die Angeklagten Michael Brzezinski, Dirk Lüders, Frank Piekorz und Martin Wenzel waren dagegen einfache Mitglieder der Gruppe. Wobei Wenzel der einzige zu sein scheint, der keinen Überblick über sein Tun hatte und über eine bedauernswerte Biographie verfügt.

 

Das "Wirkungsfeld" von Volkswille

Zu den Betätigungen der Gruppe gehörte, neben dem Verkleben von NF-, FFD und WJ-Aufklebern, das Verteilen des "9-Punkte-Plans zur Ausländerrückführung" der NF (Autor desselben: Nazianwalt Jürgen Rieger) und das regelmäßige Verteilen des NS – Blättchens Freiheit Wattenscheid. Dieses nach Aussagen aus der Naziszene von der NSDAP/AO-Struktur um Thies Christophersen und Zündel finanzierte Blatt wird von dem mittlerweile im ostwestfälischen Oechtrup wohnenden

Michael Frank unter Mithilfe seiner Schwester hergestellt und vertrieben.

Für das örtliche Verteilen waren die Gruppe Volkswille und Leute des Freundeskreis Freiheit für Deutschland (FFD) zuständig. Das Ganze geschah an den Freitagabenden des sogenannten

"Stammtischs" im La Garde, dessen Wirt mit seinen Gästen sympathisierte.

Diese Kameradschaftstreffen im La Garde, von den Nazis als "Stammtische" bezeichnet, wurden mit kleinen politischen Ansprachen eingeläutet bevor allgemein politisch debattiert wurde, wobei

alle rege Kenntnis von dem hatten, was ihnen später im Prozeß an Straftaten vorgeworfen wurde. Der Bochumer "Stammtisch" fand, wohl unter ähnlichen Umständen, in einer Kneipe in

Oberdahlhausen statt, vermutlich in der Kneipe Leichtfuß. Auf den Führertreffen im Privaten wurden dann noch andere Dinge besprochen. So wurde beispielsweise auf einem "Unterführertreffen" geplant, Einladungen zu einem fiktiven Fest beim Bürgermeister an

Flüchtlinge zu verschicken oder Linken Scheiben einzuwerfen. Auf diesen Führertreffen wurden aber auch Videos zur Schulung und Diskussion angesehen, wie z.B. "Hitlerjunge Quacks" oder

"Triumph des Willens". Das ein oder andere Mal ging es dann auch in das Essener NF-Schulungszentrum, das sich in einem ehemaligen NPD-Gebäude in einem Hinterhof befinden soll. Daß die NF in Essen seit Ende 1990 Schulungen durchführen könne, verkündete damals Dietmar Breyl, NFler aus Essen. Unter seiner Regie und unter der Leitung des NFlers Thomas Preuß aus Gelsenkirchen wurden die Schulungen abgehalten, wobei auch die ein oder andere Prominenz

anderer Organisationen sich dort die Ehre gab.

Zum Aktionsrepertoire der Gruppe gehörte auch die Teilnahme an Treffen und Fahrten Die Gruppenmitglieder nahmen am NF-Zeltlager auf den Ruhrwiesen in Bochum-Dahlhausen teil oder sie besuchten Peter Markert, den mittlerweile ehemaligen Parteivorsitzenden der NPD/NRW. Sie organisierten eine Fahrt durch die BRD, Dänemark, Niederlande und Belgien. Laut "Vrij nederland" besuchten sie in der BRD Dieter Folmer und in Dänemark Thies Christophersen. In Belgien waren sie in Diksmuide auf der alljährlichen Ijzerbedevaartfeier, auf der 1992 der Startschuß zur Anti-

Antifa-Kampagne fiel. Michael Frank, Herausgeber der Freiheit Wattenscheid und Dietmar Breyl, NF-Leiter aus Essen, waren hier ebenfalls anwesend.

Auf dem Rudolf Hess-Marsch 1992 durften sie natürlich auch nicht fehlen. Zusammen mit Dorstener Nazis, so z.B. dem örtlichen Naziführer Volker Grander, fuhren sie auf Einladung der

Wiking-Jugend nach Rudolstadt und blieben dann noch ein paar Tage in der Nähe von Dresden. Den Transporter für die Fahrt besorgte Michael Brzezinski über den KFZ-Sachverständigenbetrieb

seiner Eltern, der an der B1-Auffahrt liegt und wo er im Büro arbeitet. Zu siebt oder acht, bekleidet mit schwarzer Hose und weißem Hemd und versehen mit Gaspistolen und einen selbstgebauten

Sprengsatz, marschierten sie dann durch Rudolstadt.

 

Volkswille und Anti-Antifa

Davon, daß Kahlenborn einen Sprengsatz mitführte, der für antifaschistische GegendemonstrantInnen gedacht war, hatten alle Kenntnis. Das fanden sie alle gut und auch im Prozeß wurde dies von ihnen nicht in Frage gestellt. Der Sprengsatz bestand aus einer mit Sprengstoff gefüllten Syphonpatrone für Sahnespender, versehen mit einer Wunderkerze

als Zündschnur. Daß dieser eine enorme Sprengkraft mit Splitterwirkung hatte, wußten die Nazis nicht erst seit dem Gutachten des Sprengexperten im Prozeß.

Cirkel und Kahlenborn hatten auf einem Acker Probesprengungen gemacht und hatten sich dort von der Wirkung ihrer Waffe überzeugt. Gewalt und Terror waren für die ganze Gruppe kein Diskussionsthema. Dies war ihre Aufgabe. Dies der vorrangige Sinn und Zweck ihrer Gruppe.

Sie bedienten sich dabei auch des Psychoterrors. Sie pickten sich ihnen bekannte Antifaschistinnen heraus, überzogen sie wochenlang mit täglichen und nächtlichen telefonischen Morddrohungen.

Von den Bedrohten fertigte Volkswille Plakate an, worin die Antifaschistinnen diffamiert und zur

Fahndung ausgeschrieben wurden. In der Stadt und an den Häusern der Antifaschistinnen wurden Aufforderungen zur Ermordung dieser gesprüht. Dort stand dann 'Tötet Olli S.", "B. Du

bist tot" oder "Antifa weg - Wir kriegen Euch!" mit "Rotfront verrecke". Das ganze verziert wahlweise mit Odalsrune, Hakenkreuz, SS-Runen u.a.. Den Betroffenen wurden haufenweise

Versandhausgegenstände zugeschickt, darunter auch Beate Uhse Produkte. Einer Person wurde ein Leichenwagen bestellt. Das andere mal versuchte Volkswille, nachts jemanden mit einem fingierten

Anruf aus der Wohnung zu locken. Bedroht wurden auch Aktivistinnen aus Flüchtlingsgruppen, sowie Initiativen von Homosexuellen. Anläßlich der "Multikulturellen Tage" in Bochum weitete Volkswille ihren Terror aus. Telefonisch und schriftlich wurde ein noch größerer Personenkreis bedroht. Es wurde gedroht, die Multikulturellen Tage "aufzumischen". Am 15.9. ging bei der

Bochumer Sparkasse von einem Kommando Werwolf eine Bombendrohung ein. Anlaß war die Ausstellung eines ausländischen Künstlers zu den Multikulturellen Tagen. Ein Flugblatt "Verhindert

die Multikulturellen - Tage 1992" wurde verteilt, auf dem wieder Namen und Adressen von Antifaschistinnen veröffentlicht wurden. Dieses wie auch andere Flugblätter der Gruppe Volkswille hatte Günther Demolsky aus Herne, einer der Gründer des FFDs, gedruckt. Exemplarisch für Anti-Antifa Arbeit fand sich diese Flugblatt dann drei Monate später im Einblick wieder, natürlich

auch die Namen und Adressen derjenigen, die Volkswille die ganze Zeit bedrohte.

Aber nicht nur die Stadtsparkasse mußte nach Bomben durchsucht werden. Auch im Büro der Grünen ging ein paar Wochen später eine Bombendrohung ein.

Hatte die Gruppe Volkswille ihren Aktionsradius schon auf Kreditinstitute und bürgerliche Parteien ausgeweitet, so begann sie auch die Tageszeitung WAZ zu attackieren. Ihre Forderung: "Unterlassen Sie jede Berichterstattung über die "Multikulturellen Tage 1992" und Ausländer im Allgemeinen...". Ihr Hinweis: "Die brennenden Zeitungen in der Nacht vom 18. zum 19.9.1992 waren nur eine Warnung für Sie!". Ihre Drohung: "Sollten Sie wider Erwarten Ihre Berichterstattung nicht ändern, werden wir geschulte Gruppen ihre Zeitungsausträger überfallen lassen".

Sorgten Scholz, Kahlenborn, Piekorz und Brzezinski für die Verbrennung der zum Abholen bereitgestellten WAZ-Stapel in Wattenscheid, verfaßten Hartum und Kahlenborn diesen mit "Kommando Werwolf unterzeichneten Drohbrief.

Kahlenborn unterstrich sein Ansinnen noch mit einer Sprayaktion am WAZGebäude. Dabei verwendete er Sprayschablonen. Darunter eine mit "SA-Wattenscheid".

Bei der Zerstörung der Wattenscheider "Gedenktafel zum demokratische Neuanfang

1946" Ende Oktober 1992 war Kahlenborn ebenfalls dabei. Diesmal zusammen mit Lutz Mocker. Das Bekennerschreiben wurde wieder zusammen mit seinem Chef Hartum aufgesetzt, wieder als "Kommando Werwolf'. Neben weiteren Drohungen wiesen sie in dem Bekennerschreiben auf "folgende Einsätze gegen ähnliche "Stätten" hin. Volker Rehbronn und Oliver Krägeloh

verwüsteten in der Nacht vor der Gedenkfeier zum Volkstrauertag die aufgestellten Kranzgebinde vor der Grabstätte für die sowjetischen Opfer der NS-Diktatur und die deutschen Widerstandskämpferinnen und beklebten sie mit Naziparolen.

Bei Psychoterror, Bedrohung und Sachbeschädigung blieb es nicht. Mehrmals zogen Kahlenborn und Hartum oder Kahlenborn und Mocker an historischen oder auch anderen Tagen bewaffnet zu

dem Flüchtlingswohnheim In der Hönnebecke, um dort die Scheiben einzuschießen.

Scholz gab in der holländischen Zeitung zu, daß sie das Fahrzeug eines Antifas manipuliert hatten und hofften, er würde damit verunglücken. ("Ze draaiden ook de wielen van de auto van Bienert

los, in de hoop dat hij zou verongelukken.", Vrij nederland nr.42/ 1993, Seite 38)

Und als die Polizei die Gruppe Anfang Dezember 1992 aushob und bei ihnen Uniformteile, Stahlhelme, Sturmgepäck, verfassungsfeindliches Material, Waffen und bei Kahlenborn Unmengen an Chemikalien, Zündern und Elektrobauteile zu Bombenfernzündung fand, erwischte es einige der Gruppe so kalt, daß sie den Großteil ihres Wissen den Ermittlungsbehörden preisgaben. So kam auch zutage, daß Marc Meier zu Hartum die Gangart in der Anti - Antifa Arbeit nicht hart genug war und er fand, es sei Zeit, einen Roten umzubringen. Dadurch sollte der Rest der Szene eingeschüchtert werden. Das Opfer für seine Pläne hatte er auch schon ausgesucht.

 

Kurze Vorgeschichte des Prozesses

Zwei Jahre brauchte es, bis der Prozeß gegen Volkswille eröffnet wurde. Trotz des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung, der Waffen- und Sprengstofffunde und der Aussagen zu ihrem gezielten Terror, saßen die sechs Inhaftierten gerade erst einen Monat, als sie schon wieder entlassen wurden. Nur Marcus Scholz, der durch seine Faxe im Namen der HNG über einen angeblich ermordeten Kameraden die Verhaftung auslöste, saß noch etwas länger im Knast und in der Psychiatrie. (Die Faxe gingenan Christophersen in Dänemark, Zündel in Toronto, den Journalisten Winter in Wattenscheid, in die Schweiz und nach Spanien).

In der Psychiatrie wurde festgestellt, daß er für seine Taten voll schuld fähig ist. Nach seiner Entlassung fand Scholz dann sein politisches Unterkommen als Pressesprecher der CDU-Wattenscheid.

Diese Zusammenarbeit hielt nicht allzulange, outeten ihn doch einige Bochumer Antifas. (siehe dazu NRW – Zeitung, Nr. 4).

Verlief, abgesehen von der kurzzeitigen Inhaftierung der sechs Leute, der Werdegang der Nazis recht ungestört von Seiten der Behörden, hatten die bedrohten Antifas nur Schwierigkeiten von

staatlicher Seite. Polizeibeamte weigerten sich, Anzeigen aufzunehmen. Fangschaltungen

wurden nicht bewilligt und mußten selbst bezahlt werden. Und bei der Zulassung der Nebenklage stellte sich das Gericht quer. Es wurde auf den §395 der Strafprozeßordnung verwiesen,

der Nebenklagen nur unter ganz bestimmten Bedingungen zuläßt, und darunter fallen halt nicht Morddrohungen und Psychoterror. Dafür muß mensch erst beleidigt werden. Also mußte ein

Betroffener gefunden werden, der beleidigt worden ist und bei dem die Polizei dies auch in die Anzeige aufgenommen hatte. Erst dann konnte die Nebenklage durchgesetzt werden, aber nur bezogen auf diesen Betroffenen. Straftaten gegen andere Bedrohte durfte der Anwalt der Nebenklage nicht ansprechen.

So viel und gut sich der Anwalt der Nebenklage bemühte, den Antifaschistinnen waren prozessual die Hände gebunden. Alles lag in den Händen der 9. Kammer. Wie es dort lag, sah mensch an dem immer dreister und rotziger werdenden Auftreten der Nazis.

 

Der Prozeß

Für die Strategie der Nazis verlief dieser Prozeß typisch. Sie verzichteten auf eine Prozeßerklärung, in der dem Staat das Recht abgesprochen wurde, über sie zu richten. Sie gaben auch keine Erklärungen zu ihren Beweggründen und Zielen. "Kleine Brötchen backen" war ihre Strategie. Einmal erwischt geht es darum, sich herauszuwinden. Der starke Staat, von ihnen gefordert, darf bei

ihnen nicht aktiv werden. Es heißt zurück ins Halbdunkel, weg von prozessualer und anderer Öffentlichkeit. Zurück zur Politik der Einschüchterung und des Terrors.

Und so verlief alles wie in anderen Naziverfahren auch: Die Angeklagten bereuen alles. Es tut ihnen leid. Sie sind älter und reifer geworden und entschuldigen sich tausendmal. Obendrein hätte dies

alles unter starkem Alkoholeinfluß stattgefunden. Kameradschaftsabende seien dies nicht gewesen. Lockere Runden, fröhlicher Freizeitspaß. Stammtische halt. Politik hätte eine Nebenrolle gespielt.

Es wäre übermäßig gesoffen worden und überhaupt sehr undiszipliniert gewesen. Die Fahrten hätten den Ausflugscharakter gehabt. Hier wäre es auf die Gruppendynamik angekommen. An

Ziele und Inhalte der Fahrten könne man sich kaum erinnern. Auch nicht so recht, wer nun was organisiert hätte. Überhaupt, alles sei schon Jahre her. Eine Organisation? Nein, auf keinen Fall. Alles sei chaotisch und ohne Disziplin gewesen. An Führungsgrade kann man

sich kaum erinnern. Die Dienstordnung sei auf keinen Fall auf Befehl von Hartum verfaßt worden. Dies sei auf Scholz Mist gewachsen und der sei ja leicht psychotisch. Das sähe man ja an dessen

Fax-Aktion. Gewalt wird natürlich abgelehnt. Die Terroraktionen seien lediglich zum Erschrecken gewesen. Ja, ja, man würde sich tausendmal entschuldigen.

Hartum will immer mäßigend auf Kahlenborn eingewirkt haben. Der wiederum sieht alles als Spielerei und Silvesterknallerei. Und natürlich hätte Hartum nie die Anweisung zu einem

Mord gegeben. Nie und nimmer. Hartum meint dazu, da hätte es höchstens ein Mißverständnis gegeben. Es wäre sicherlich nur um eine Abreibung gegangen.

Und so ging es von Sitzung zur Sitzung. Und da nicht alles abzustreiten ist, wird hier und da mal bei kleineren Strafsachen Verantwortung übernommen. Alles Weitergehende zur Organisierung

und härteren Strafsachen wurde abgestritten oder ins Nebulöse verwiesen.

Beraten wurden die Angeklagten dabei durch eine ganze Schar von Anwälten, zumeist Pflichtverteidigern. Diese nahmen aber eher Statistenrollen ein. Maßgeblich waren zwei Anwälte. Ewald Steller, um den sich in den Pausen die Angeklagten zwecks Anweisungen scharten und Uwe Lücke. Beide sind keine Unbekannten in der Naziszene.

Lücke, der unter anderem Manfred Rouhs von Europa Vorn, den FAP – Kandidaten Stefan Niemann und den HNG-Vorstand Christian Malcoci im Stuttgarter ANS/NA Prozeß vertrat, verteidigte einen der führenden Köpfe der Gruppe Volkswille, Michael Schlinter. Ewald Steller aus Dortmund verteidigte Marc Meier zu Hartum. Steller ist mittlerweile der Haus- und Hofverteidiger der

Rechtsextremisten im Ruhrgebiet. Er verteidigte unter anderem Siegfried Borchardt (ehemaliger stellvertretender FAP-Bundesführer/Dortmund), Christian Sennlaub (Ex-FAP-, ex-HNG-, ex-

KAH-, ex-NO-Kader/Witten) und Ekkehard Weil (Rechtsterrorist und FFDAktivist/ Bochum).

Beide mußten herzlich wenig in das Geschehen eingreifen, lief doch alles nach Wunsch. Nur für eine Sache schienen sie ein lebhaftes Interesse aufzubringen. Es fiel auf, daß die Angeklagten oft und vehement bei vielen organisatorischen Dingen auf die Verantwortung des schon genannten

Ulrich Euken verwiesen. Dieser Mann soll nicht nur die Stammtische von Volkswille betreut und bei den Bochumer REPs verkehrt haben, er soll im Raum Münsterland, Dorsten und Sauerland

"überparteiliche Stammtische", sowie im Raum Norddeutschland ca 230. Leute in "Freundeskreisen" organisieren. Er sei Organisator beim FFD und hätte die Flugblätter bei Günther Demolsky abgeholt. Sein Wagen sei immer voll Material gewesen. Euken hätte die Kontakte für

die Hess-Märsche in Wunsiedel und Rudolstadt gehabt und wäre in seinem Auto mit einem Funktelefon voraus gefahren.

Euken hätte das Zeltlager der NF, die Fahrt zu Thies Christophersen und nach Diksmuide organisiert, wo er recht bekannt gewesen sei. Darüber hätte Euken Kontakt zu Thomas Fink gehabt, einem Führer der Sauerländer Aktionsfront (SAF). Die Staatsanwaltschaft wurde schon in den ersten Verhandlungstagen animiert, gegen Euken zu ermitteln. Die tat als wüßte sie von nichts. Als die immer zahlreicheren Verweise der Angeklagten immer noch unerhört blieben, führten die Anwälte Euken als Verführer der Jugend vor und als das nichts half, als Agenten des Verfassungsschutzes, der zu laden sei. Die Staatsanwaltschaft wand sich. Sie hätten keine ladungsfähige Adresse. Doch, wurde ihr vorgehalten, Hornerstr. 5, in Gelsenkirchen- Buer, dies stünde doch in den Akten. Dennoch wurde Euken nicht geladen und dies ganze Geschehen bleibt nebulös. Sollten hier nur die Angeklagten entlastet werden, durch einen älteren Kameraden

oder durch den Verweis auf die Verantwortung eines verführenden Verfassungsschutzagenten, den die Staatsanwaltschaft durch Nichtvorladung schützen wolle? Handelt es sich bei Euken um einen Agenten des VS? Oder sollen gerade die zuschauenden Antifas dieses Bild bekommen? Ein Vorgang im Prozeß, den wir hier auf jedenfalls unseren Leserinnen nicht vorenthalten wollen.

Richter Reichelt nahm auch diese Vorstellung genüßlich hin, konnte er doch hier wieder die beileibe nicht sonderlich starke Staatsanwaltschaft abdeckeln. Die Rolle des Schulmeisters spielte er nur allzugern. Die Strategie der Angeklagten und deren Anwälte kam ihm dabei nur recht. Mit Zynismus deckte er die Staatsanwälte ein und wiegelte die Nebenklage ab. Das Interview in der holländischen Zeitung interessierte ihn nicht groß. Zuerst deklarierte er noch, unwissend wie

er war, die niederländische Wochenzeitung in der Kategorie "Der Zeit" als Nazipostille.

Die Ängste und Sorgen der Betroffenen, deren Familien und Kinder standen für ihn und die Staatsanwaltschaft überhaupt nicht zur Debatte. Der Antrag auf Übernahme der Kosten für die Nebenklage durch die Staatskasse, lehnt er obendrein ab. Dabei war seine oberflächliche und unprofessionelle Befragung angesichts des durchsichtigen Lügengebäude der Nazis nicht nur peinlich, sondern skandalös. Widersprüche ließ er so passieren, Nachfragen stellte er nur bei Bagatellen und die Hintergründe und Vernetzungen der Nazis blendete er völlig aus. Er übte sich derweil in vermeintlicher Richterstrenge und begann von oben herab mit den Nazis über deren Vorstellungen zu diskutieren. Richter Reichelt fand dabei, als sich ein Angeklagter als patriotisch bezeichnete, die Eigenschaft patriotisch nicht schlecht.

Und als Scholz erwähnte, Hartum hätte ihn angehalten doch "SPD = PDS = SED" zu sprühen, fand Richter Reichelt, dies sei eine durchaus vertretbare Position. Stieß dem Zuschauer eine solche Fraternisierung schon auf, so wurde es erst recht ekelig, als Reichelt seine unkonzentrierte Verhandlungsführung mit einem Herrenwitz garnierte, nämlich mit der Mutmaßung, daß den Antifaschisten die Zusendung des Pornomaterials vielleicht ganz recht gekommen wäre.

Am Anfang des Prozesses waren die Angeklagten noch verunsichert. Der BGH hatte das Urteil der Dortmunder Staatschutzkammer einkassiert, in dem Richter Reichelt der NO-Kameradschaft

attestierte, es würde sich nicht um eine kriminelle Vereinigung handeln.. Das Verfahren muß nun neu aufgerollt an einer anderen Kammer von Dortmund geführt werden.

In dem von Reichelt geschaffenen Prozeßklima hingegen fühlten sich die Nazis aber immer wohler und bekamen Oberwasser. Am letzten Prozeßtag kamen sie geschlossen und vemummt in das Gerichtsgebäude. Dort griffen sie, ungestört vom Wachpersonal, die Presse an, um schließlich singend und pfeifend im Gerichtssaal zu sitzen. Richter Reichelt ließ sie in ihre demonstrative

Zurschaustellung von Macht und Sorglosigkeit gewähren und sprach seine Urteile.

 

Für die Kader:

Marc Meier zu Hartum: 9 Monate

Markus Kahlenborn: 21 Monate

Markus Scholz: 14 Monate

Lutz Mocker: 10 Monate

Thorsten Cirkel: 5 Monate

Michael Schlinter: 1200,-DM

Volker Rehbronn: 750,-DM

Sowie die Mitglieder: Michael Brzezinski 7 Monate, Kriposöhnchen Frank Piekorz 100 Stunden gemeinnützige Arbeit und Martin Wenzel 50 Stunden gemeinnützige Arbeit. Das Verfahren gegen den Friseur Dirk Lüders war wegen Geringfügigkeit eingestellt worden.

Für Richter Reichelt verstand es sich, daß alle Haftstrafen hierbei auf Bewährung ausgesprochen wurden. Nach seiner Auffassung sei eine Verurteilung nach §129 StGB mangels entsprechender

Beweise nicht möglich gewesen. Vor allem habe es keine Hinweise auf Planung und Absprache von Aktionen gegeben.(!) Denn, so wörtlich: "Vielmehr waren die Angeklagten daran interessiert,

in fröhlichem Kameradenkreis zusammenzusitzen." Parolen wie "Rotfront verrecke" wertete Reichelt ausdrücklich als "bloße Verwünschungen".

Dieses Urteil ist ein Urteil mehr, das der wachsenden kriminellen Organisierung der Nazis keinen Einhalt gebietet, sondern dem rechten Terror Vorschub leistet. Dazu braucht keinen Orlet. Das

kriegt die traditionsreiche deutsche Justiz sauberer hin. Ohne Skandal.

Wieder einmal wurde sichtbar, daß die Institutionen nicht gewillt sind, Freiheit und Menschenwürde zu verteidigen und bewiesen, daß die Menschen auf sich gestellt sind, wollen sie Rassismus und Faschismus bekämpfen.

 

Die Anti-Antifa Arbeit geht weiter

 

Daß die Leute von Volkswille wie eh und je mit ihrer Anti-Antifa-Arbeit weitermachen

werden, steht fest. Rings um das Gerichtsgebäude fanden sich "Nation und Europa"- und UN-Aufkleber. Die Besucherinnen des Prozesses wurden wiederholt von Faschisten mit Telekameras fotografiert. Das interessierte das Gericht ebenso wenig wie der Umstand, daß einige Nazisympathisanten im Zuschauerraum mit Handys nach draußen kommunizierten.

Interessant ist auch, daß Lutz Mocker seine Lektüre über das Postfach 100549 in 44705 Bochum bezieht. Über dieses Postfach ist auch RUHRWIND c/o ARCHIV für GEMEINNUTZ zu erreichen.

Dieses Archiv versucht, antifaschistische Publikationen auszuwerten, um geoutete und genannte Nazis zu warnen, eine Art rechte Recherche und Anti-Antifagruppe auf dem publizistischen Sektor. Ob es sich hierbei um Schaumschlägerei handelt oder nicht, ist nicht klar.

Klar ist auf jeden Fall, daß einer der Bedrohten, kaum war der Prozeß zu Ende, eine Karte mit einem FFD - Motiv erhielt. Darauf stand: "Wir werden Dich zerstückeln."

 

Fragen über Fragen

ergeben sich aus den Sachverhalten dieses Prozesses für interessierte Antifas.

Zumeist Sachverhalte, die Herr Reichelt keiner Frage würdigte.

 

# Was ist mit den Angaben des Essener Kripobeamten, der aussagte, "über dienstlichem Wege" sei in Erfahrung gebracht worden, der Zeuge Dirk Hinkelmann hätte nach der Durchsuchung von

Kahlenborns Wohnung eine übersehene Adressenkartei und einen Behälter mit Nitroglyzerin

aus dem Kühlschrank mitgenommen?

Fest steht, daß der Bauingenieurstudent Hinkelmann NF-Sympathisantwar und das Nitroglyzerin unter24 Grad Celsius gelagertwerden muß.

 

# Wie kommt das Flugblatt vonVolkswille als exemplarischesAnti-Antifa-Flugi in den Einblick?

 

# Welche Rolle spielt Volkswilleim Einblick und wie wirkte sichder gute Kontakt zum ehemaligen

DA-Chef Hübner in Cottbus und dem Chef der Nationalen Liste in Hamburg, Christian Worch, aus (siehe "Vrijnederland")?

 

# Wie kommen die Namen von zwei der Bedrohten, darunter der Name des von Hartum als Mordopfer Ausersehenen, in die Aufzeichnungen des Solinger DHKKV-Chefs Bernd Schmitt, jenem Verfassungsschutzagenten, der auch die mutmaßlichen Brandmörder der fünf Frauen der Familie Genc ausbildete?

Schmitt wurde nach diesem Umstand im Düsseldorfer Prozeß befragt, wußte aber wieder mal von nichts. Auch nichts davon, daß diese Information von Dirk Nahrath kam.

 

# Welches Verhältnis hatte Volkswille zur NF bzw zum geplanten NEK, das Schmitt aufbauen sollte?

 

# Ist Volkswille wirklich auf Hartums Mist gewachsen oder lediglich die Fortführung Michael Kühnens Initiative Volkswille?

 

# Welches Verhältnis hatten die Gruppenmitglieder zur Wiking-Jugend, von der sie eingeladen wurden und für die sie Propaganda machten?

 

# Welchen Bezug gab es zur HNG und dem Wittener NO-Chef Christian Sennlaub, der in Hartums Adreßbuch verzeichnet ist?

 

# Wie kam die Einladung an den KuKluxKlan zustande, mit dem sich Volkswille im Dezember 1992 treffen wollte? Vielleicht über den Klan-Führer Marc Dennis Witt aus Essen? Oder über

die Andreas-Zehnsdorf-Connection, über die schon die ostdeutschen Nazis ihre Kontakte zum Klan bekamen? Fest steht, daß die beiden Essener NF-Sympathisanten waren.

 

# Sind Hartums Werwolfgruppen, die Bekennerbriefe a la "Kommando Werwolf", das Bauen von Splitterhandgranaten mit dem Autorenkollektiv Werwolf in Zusammenhang zu bringen, das das "Handbuch für improvisierte Sprengtechnik" aus "Eine Bewegung in Waffen" in der Naziszene auf Diskette in Umlauf brachte?

 

# In welchen Verhältnis stand die Gruppe zum FFD, wenn Demolsky ihre Flugblätter druckte, sie mit FFDlern die NSDAP/AO Postille Freiheit Wattenscheid verteilten, sie für den FFD klebten

und vor kurzem bei Hartum eine Hausdurchsuchung wegen Herstellung der UN stattfand, wobei sein PC konfisziert wurde?

 

Nach Aussagen des hessischen Verfassungsschutzdirektors Fromm ist die SAF ein Ableger des FFDs gewesen.

Der Bekannte des Herrn Euken, Thomas Fink, war einer der Gründer der SAF und betreute wie Herr Euken "Stammtische" in Korbach, Frankenberg, Fulda, Bad Hersfeld, Ulm und Meschede, wo am 18.7.1992 die erste Anti-Antifa Demo mit der Beteiligung von Christian Worch (NL), Michael Petri, Otto Riehs u.a. stattfand.

Waren die Stammtische Teil der Struktur des Herrn Euken, des Funktionärs des FFDs, der angab, in Norddeutschland über 230 Leute auf diese Art in "Freundeskreisen" zu organisieren?

Sind sie Teil der "Unabhängigen Freundeskreise"? Gehörte auch Volkswille zu dieser Struktur?

 

Nicht zu vergessen sind die Zeitung des UFK, die Unabhängigen Nachrichten, die Deutsche Rechtsschutzkasse (DRSK) und deren Zeitung Recht und Justiz, für die auch Jürgen Rieger schon verantwortlich im Impressum stand.

 

Der auf der spanischen Insel Tenneriffa Anfang 1989 gegründete Freundeskreis FFD gab auch einen Aufruf zur Bildung von Anti-Antifa-Gruppen heraus. Dieser war unterzeichnet von Otto Geller aus

Bochum. Otto Geller ist Mitglied der Aktion Freies Deutschland. Zu dieser Gruppe gehört auch der ehemalige MAD-Beamte Wolfgang Juchem aus dem hessischen Lichtenau bei Kassel. Wie hängt das wieder zusammen?

 

Wie gesagt, aus diesem Prozeß ergeben sich Fragen über Fragen.

 

 

(Artikel der Autonomen Antifa „die kleinen Strolche“ für die Antifaschistische NRW- Zeitung Mai-Juli 1995)

 

 

 

 

http://de.indymedia.org/2008/05/217706.shtml

 

Der Dalai Lama und die Nazis: Teil I

Indiana Jones & das Geheimnis des A im Kreis 19.05.2008

 

„Onkel Dalai“ – „Der Witzbold“ und „alte Märchenerzähler“ war da
Als „Witzbold“, „alter Märchenerzähler“ und „Onkel Dalai“ bezeichneten die Bochumer WAZ-Reporter den Dalai Lama bei seinem Besuch in Bochum. Das war letzte Woche, als auf diese Stadt der “weltweite Blick“ fiel.
In diesem Artikel fällt ein anderer Blick auf "Seine Heiligkeit".

 

Die Bezeichnungen „Witzbold“, „alter Märchenerzähler“ und „Onkel Dalai“ und weitere Adjektive wie „grinsend“ und „feixend“ sind keineswegs abwertend seitens der Bochumer Presse an die Adresse des tibetanischen Seniors gemeint. Sondern lobend, als Umgang eines „Gottkönigs“ und Mönchs, namens Tenzin Gyatso, mit Presse, Politik und Schaulustigen. Als Beschreibung seines Humors. Angesichts des Bochumer Ratssaals äußerte „seine Heiligkeit“ gar schelmisch und demokratisch zur Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz: „Toller Saal; wahrscheinlich guckt ihr hier Kinofilme, wenn Ratssitzungen sind.“


Als gewollt infantil unerfahren oder besser gesagt, besoffen dümmlich-weltfremd, kann man die Geisteshaltung und Einstellung der meisten Medien und BochumerInnen zum Dalai Lama und Tibet bezeichnen.
Es wird von dem „charismatische Oberhaupt der Tibeter“, „seiner Heiligkeit“ und einem „Gottkönig“ gesprochen. Und auf fast allen freudig strahlenden Gesichtern scheint der reaktionäre Wunsch zu liegen, geführt zu werden.
In solch einem Klima konnten auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und der Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) im Ruhr Congress vor ca 3000 Menschen nicht fehlen. Koch, ein langjähriger Freund des Dalai Lama, bestritt seinen letzten Wahlkampf mal wieder mit rassistischen Ressentiments.
Und der Bochumer Norbert Lammert empfing im letzten Jahr Roberto de Mattei, den Berater des italienischen „Post“faschisten Gianfranco Fini, auf einem Symposium zur “Dialektik der Säkularisierung - Werte für die Zukunft oder Zukunft ohne Werte” an der RUB.
(http://www.bo-alternativ.de/2007/02/09/die-ruhr-universitaet-bochum-auf-... und http://media.de.indymedia.org/media/2007/09//194792.pdf )
Die Stimmung in Bochum war eine Mischung aus Sprüchen wie aus tibetischen Glückskeksen und bunten politischen Allerlei, gleich Gebetsfahnen.
Das Ganze flankiert von rechtsaußen CDU-Interpreten.

Eine Front - Das Volk von Tibet und der „nationale Widerstand“
Da mussten sich einfach die Bochumer „Nationalen Sozialisten“ melden. Das durften sie sich nicht entgehen lassen.
Auf der Internet-Präsenz der Bochumer NPD gibt der wegen Volksverhetzung vorbestrafte NRW-Vize und Wattenscheider Claus Cremer zu verstehen: "Ich habe den heutigen Tag bzw. die heutige Veranstaltung dazu genutzt, um dem Dalai Lama auch im Namen der NPD meine Aufwartung zu machen. Es ist bewundernswert wie dieser Mensch seit Jahren für die Freiheit und die Unabhängigkeit seines Volkes und seines Landes kämpft. Auch der nationale Widerstand kämpft hier in Deutschland gegen Unterdrückung und die noch immer anhaltende Besatzung.“

Vereint im Unglück: Tibet ist wie Wattenscheid und China wie Bochum
Und weiter geht`s in der PR: „Zudem wissen auch wir Wattenscheider nach der undemokratischen Gebietsreform was es bedeutet, gegen den Willen der Bevölkerung unter fremder Verwaltung zu stehen. Aus all diesen Gründen heraus kann sich der Dalai Lama der Solidarität und der Unterstützung der NPD für seinen Freiheitskampf sicher sein."

Jaja, nicht nur der Dalai Lama besitzt Humor! Hier bewirbt sich der „Nationale Widerstand“ mal wieder um „den Orden wider dem tierischen Ernst“.


Zeig mir deine Freunde und ich sag Dir, wer Du bist
Aber eines muss man dem braunen Saum von Bochum schon lassen. Er weist die antidemokratischen Parallelen in der aktuellen Diskussion um Tibet auf.
Und macht sich verdient darum, auf die historische Freundschaften des Dalai Lama zu verweisen.

Der gerichtlich einschlägig bekannte Herausgeber der „Freiheit Wattenscheid“, Michael Frank (ex NPD), verkündete am 17.5.2008 auf seiner Internet-Seite: “Dalai Lama bekennt sich in Wattenscheid zu Heinrich Harrer“ und zitiert aus der Bochumer WAZ die Antwort des Dalai Lamas auf die Frage eines Kindes : "Tibet ist ein schönes Land. Meine Freunde Harrer und Aufschneider, ein Österreicher und ein Deutscher, haben ein schönes Buch darüber gemacht. Schau es dir an, und wenn du älter bist, kannst du ja selbst nach Tibet fahren."

Nun, wer waren die Menschen Aufschneider und Harrer? Was hatten sie mit dem Dalai Lama zu tuen?
Warum möchte der Dalai Lama, dass ein Wattenscheider „Döppke“ deren Buch liest?

Heinrich Harrer: SS-Oberscharführer und Lehrer des Dalai Lama

Heinrich Harrer, geb. 6.7.1912 in Österreich, wurde Ende der 90ziger Jahre schlagartig bekannt, als der Film „Sieben Jahre in Tibet“ ins Kino kam(http://de.wikipedia.org/wiki/Sieben_Jahre_in_Tibet). In diesem spielt der Schauspieler Bratt Pitt den jungen Harrer der bei einer Expedition der Deutschen Himalaya-Stiftung im Himalaya vom Kriegsausbruch überrascht wird, mit anderen deutschen Forschern von Alliierten interniert wird und mit Peter Aufschnaiter flieht. Beide arbeiten dann für die tibetische Regierung. Aufschnaiter als Berater und Harrer als Lehrer des jetzigen Dalai Lamas.
Das was der Film stark unterbelichtet, ist die politische Vita des Lehrers des Dalai Lamas.
Heinrich Harrer war schon 5 Jahre vor dem Anschluss Österreichs Mitglied des SA. Sofort nach dem „Anschluss“ Österreichs an das 3.Reich im März 1938 wurde Harrer Mitglied der SS und der NSDAP. Diese Beitritte fanden im April und Mai 1938 statt.
Im Juli 1938 gehörte Heinrich Harrer zusammen mit Anderl Heckmair, Fritz Kasparek und Ludwig Vörg zu den Erstbesteigern der Eiger-Nordwand (http://www.jpmountainbooks.com/webbooks/hecknordwand/heck.htm)

Hitler zeichnete diesen willigen Vorzeigeathleten umgehend aus. Harrer wurde von Heinrich Himmler, dem Reichsführer der SS, protegiert und erhielt den Rang eines SS-Oberscharführers und Posten als Sportinstrukteur der SS. Himmler soll sich auch für seine erste Ehe mit Lotte Wegener eingesetzt haben.
Erst Ende der 90ziger wurden die politischen Ambitionen des jungen Harrers einem größeren Publikum bekannt. Am 7.Januar 2006 verstarb Heinrich Harrer.
Wie sich ein Teil der Tibet-Solidarität zu Heinrich Harrer stellt, kann man hier einsehen: (http://www.savetibet.org/news/newsitem.php?id=890) Auch ist hier eine Laudatio des Dalai Lamas auf seinen Ex-Lehrer nach zu lesen.
(Zu Heinrich Harrer ein Buchhinweis: Gerald Lehner, „Zwischen Hitler und Himalaya. Die Gedächtnislücken des Heinrich Harrer“, Wien, Czernin Verlag, 2007 http://www.logo.at/index.php?id=291#c441)

Der Dalai Lama und die Nazis: Teil II

Indiana Jones & das Geheimnis des A im Kreis 19.05.2008

 

Aber der SSler und Lehrer des Dalai Lama, Heinrich Harrer, legte seine Vergangenheit nicht ad acta. Er pflegte noch bis ins hohe Alter Kontakte zu jungen Rechtsextremisten.

Im Archiv der Internet-Präsenz des rechtsextremen Wattenscheider „Zeitreisen-Verlags“ kann man ein Foto finden. Hier sitzen der SS-Oberscharführer Heinrich Harrer und der Verleger Marc Meier zu Hartum einmütig neben einander.
Marc Meier zu Hartum war der Chef der neonazistischen Gruppe „Volkswille“ und stand in den 90ziger Jahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung (§129) vor der Dortmunder Staatsschutzkammer. „Volkswille“ hatte sich explizit der Anti-Antifa-Arbeit verschrieben. Bedrohungen und Übergriffen, Sachbeschädigungen und Zerstörungen, Wehrsport, das Bauen von Bomben und Morddrohungen gehörten dazu und brachten ihr im April 1995 das Strafverfahren ein. (siehe Antifa NRW Zeitung Nr.8)
Laut Internet-Präsenz will Marc Meier zu Hartum 1997 den Zeitreisen-Verlag zusammen mit Stuart Russell gegründet haben. Der Sitz der Firma sei seit 1999 Wattenscheid. (Wir erinnern uns: laut NPD das Tibet Bochums.) 40 Dokumentationen hätten sie bisher erstellt und würden das ZDF, SWR und BBC beraten.
Das Firmenlogo ist dem Logo des BDM-Werks „Glaube und Schönheit“ nachempfunden.
(http://www.bdmhistory.com/ und http://www.bdmhistory.com/research/gands.html)
Es kann gut möglich sein, dass dies ein rechter link ist, da auch Marc Meier zu Hartum zitiert wird. Über das BDM beim Deutschen Historischen Museum in Berlin: http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/bdmglaube/index.html)

Zu Hartum scheint über einen exellenten Zugang zu noch lebenden NS-lern und Zeitzeugen des 3. Reiches zu verfügen. Sein Zeitzeugenarchiv beinhaltet Personen wie z.B. den Kammerdiener Hitlers (Karl Wilhelm Krause), den Leibarzt Hitlers (Dr. Ernst Günther Schenck), den Hausverwalter von Hitlers Berghof (Herbert Döhring), die Reichsreferentin des BDM (Dr. Jutta Rüdiger), Rochus Misch, einem Mitglied der Leibstandarte SS-Adolf Hitler (Zeuge von Hitlers Suizid, Lida Baarova (der Geliebten von Goebbels), und vielen anderen mehr. Ein Zugang, den man nicht von ungefähr erhält.
So kann er auch mit einem großen Bild-, Foto- und Filmarchiv aufwarten. Dies umfasst den privaten Fotonachlass des SSlers und Hitlers „Berghof“- Hausverwalter Herbert Döhring. Den privaten Fotonachlass von Dr. Jutta Rüdiger, der Reichsreferentin des Bund Deutscher Mädel (BDM). Diverse Aufnahmen der Olympiade 1936, etc.p.p.
In dem online „Zeitreisen-Verlag“-Archiv finden sich auch noch ein zweites Foto mit Marc Meier zu Hartum. Diesmal mit dem SS-Brigadeführer Otto Kumm
(http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Waffen-SS/K/Ku/Kumm-Otto.htm)

Der Verlag von Stuart Russell und Marc Meier zu Hartum scheint erfolgreich zu laufen. Und genau wie die Polarfilm-Gesellschaft bieten sie sich der deutschen Filmindustrie an. Mal mehr mal weniger erfolgreich (hier ein Artikel zu Polarfilm auf Telepolis: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18429/1.html)
Bei „PolarFilm“ in dem münsterländischen Gescher ist vor allem Karl Höffkes kein unbeschriebenes Blatt. Er ist bekannt als früheres Vorstandsmitglied der rechtsextremen "Gesellschaft für freie Publizistik" und Autor des NS-apologetischen Grabert-Verlag und von "Nation & Europa". Man gebe mal die Suchbegriffe „Hoeffkes“ und „Polarfilm“ bei Google ein. Da wird man nicht schlecht staunen, wie positiv die Reszensionen auf die Produkte von „Polarfilm“ in der NS-Szene ausfallen.
Mit fast dem identischen Wortlaut suchen beide Firmen „Zeitreisen-Verlag“ und „Polar-Film“, bzw zu Hartum und Höffkes, in Österreich nach Originalmaterialien aus der NS-Zeit (http://www.sammeln.at/sammler/film_und_foto/filmkameras.htm). Dafür geben sich beide als Historiker aus.
Auf Amazon kann man die Filme des „Historikers“ Marc Meier zu Hartum schon lange bestellen. Und bei Media Markt und bei Saturn stehen die Produkte von Zeitreisen-Verlag und PolarFilm unter der DVD-Rubrik „Dokumentationen“.
Zudem organisiert Marc Meier zu Hartum Fahrten zur ehemaligen SS-Ordensburg Wevelsburg, (http://www.bnr.de/archiv/meldungsarchiv/jahr2005/meldungen0405/aufhitler...).

Bei „Polar Film“ arbeitet Karl Höffkes unter anderem als Kameramann.
Marc Meier zu Hartum verdient sein Geld im Gesundheitszentrums am Evangelischen Krankenhaus Lutherhaus in Essen-Steele (http://www.gesundheitszentrum-lutherhaus.de/).
Er dient dort als Sportpädagoge u.a. als Ansprechspartner für die Gesundheitskurse und, wenn er noch etwas Zeit findet, bietet er auch Tai Chi Kurse an. So für die innere Harmonie und so. Soll ja nicht schaden, meint auf jeden Fall der Dalai Lama.


Weitere Freunde des Dalai Lama

Aber Heinrich Harrer ist nicht der einzige „ehrenwerte“ Person, die der Dalai Lama sein Freund nennt.
Zu der Riege der Umarmten des Dalai Lamas gehört auch Dr. Bruno Beger. Übrigens auch ein Freund von Heinrich Harrer.
Bruno Beger:
Auch Bruno Beger bereiste das Himalaya und zwar als „Rasseforscher“ mit der „SS-Expedition Schäfer“. War er zuvor beim Projekt „Lebensborn“ engagiert, so wurde er 1937 zum Persönlichen Stab des Reichsführers-SS versetzt und erhielt den Auftrag, einen Nachweis von nordischen Rasseelementen im Himalaja zu erbringen. Schäfer und Beger forschten im Sinne des für das gesamte SS-Ahnenerbe formulierten Auftrages, Nachweise von der einstigen Weltherrschaft der arischen Herrenrasse zu erbringen. Dafür nahmen sie in Tibet Schädelmessungen und Fotografien vor. Nach Deutschland zurückgekehrt begann Beger seine „Rasse“forschungen und Menschenexperimente im KZ Ausschwitz fortzusetzen. Nach dem Krieg wurde er von den Alliierten drei Jahre interniert und in den 50er Jahren hielt er "Hunderte Lichtbildervorträge" über die SS-Tibetexpedition.
1971 wurde er von dem Schwurgericht Frankfurt wegen Beihilfe zum gemeinschaftichen Mord in 86 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei (!) Jahren verurteilt. Dem österreichischen Journalisten Gerald Lehner antwortete er auf die Frage, ob ihm aus heutiger Sicht manches Leid täte, er habe nichts zu bereuen. Der XIV. Dalai Lama und sein Bruder Thubten Jigme Norbu forderten Beger auf seine Erinnerungen an Tibet auf zu schreiben. 1998 erschien Begers Bericht „Mit der deutschen Tibetexpedition Ernst Schäfer 1938/39 nach Lhasa.“. Kein Wort über die rassepolitischen Absichten sollen in diesem Buch stehen.
Noch ein Märchenerzähler Genau wie sein Freund der Dalai Lama.
(zu Bruno Berge:
http://www.iivs.de/~iivs01311/Lamaismus/NS-Tibet-4-Beger.htm
http://kalachakra-tantra.com/index.php?id=29%20
http://www.trimondi.de/deba06.html#_Hlk458061713

Unter den NS-Esoterikern erfreut sich die Tibet Forschung der SS auch heute noch großer Beliebtheit. So brachte der „Forsite-Verlag“ einen „Jahrweiser 2008“ heraus. Titel „Geheimnis Tibet - Expedition Ernst Schäfer“. Hinter dem „Forsite Verlag“ steht der Verein „Trojaburg e.V.“ aus Bottrop. Es lohnt sich mal die Internet-Präsenz des „Forsite-Verlag“ anzuschauen. Brauner geht`s nimmer. Solcherlei Kalender kann man dann auch woanders bestellen. Z.B. bei Anke Hermann aus Eckenthal und ihre Internet-Präsenz „Franken Bücher“, usw.usf..

Und da wir gerade in esoterischen Gefilden schweben, hier noch einen Freund des Dalai Lamas:
Miguel Serrano, der chilenische Hitleresotheriker und Mitgründer der nationalsozialistischen Partei Chiles. Siehe auch: http://en.wikipedia.org/wiki/Miguel_Serrano


All dies kann dem Dalai Lama nicht wirklich verborgen geblieben sein. Oder doch?
Oder drückt er einfach zuviel Hände? Erzählt er zuviel Witze? Lacht er zuviel?
Er hat sich oft und viel mit solchen Leuten getroffen und sie seine Freunde genannt.
Wird es wie bei den CDUlern Roland Koch und Norbert Lammert um die „Demokratie“ und die „Menschenrechte“ in Tibet gegangen sein. Vermutlich!!!
Und natürlich um die „Innere Harmonie“ und die „Ausgeglichenheit“. Da können wir uns sicher sein.
Und sonst?
Sonst empfiehlt er kleinen Kindern in Wattenscheid die Lektüre die Bücher von SS-lern.

Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!!!


gez. Indiana Jones & das Geheimnis des A im Kreis


P.S.: Anbei noch einige links zum Friedlichen Tibet:

http://www.focus.de/politik/ausland/tid-9463/interview-friedliches-tibet-ist-ein-mythos_aid_268452.html
http://www.gazette.de/Archiv/Gazette-15-Juli1999/Leseproben1.html
http://www.gandhi-auftrag.de/Buddhismus.htm
http://www.bfg-bayern.de/rundfunk/180600.htm
http://www.iivs.de/~iivs01311/
http://kommentare.zeit.de/user/nameste/beitrag/2008/04/21/was-sie-nicht-...

 


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die Quelle das Langendreer-Markt ein Treffpunkt der Nazis ist bevor sie zu Demos fahren?

In dem Stadtteil gibt es auch ziemlich viele Ultras. Sowohl Bochumer als auch Dortmunder, wobei man sagen muss das es sogar mehr Dortmunder sind.

Diese tragen auch schwarze Klamotten. Demotage sind häufig auch Spieltage.

 

Dominique Conscience wurde auch lange nicht mehr auf Demos gesichtet. Wie kommen die Verfasser darauf? Das Bild stammt von 2005 und ist somit 5 Jahre alt. Der "stadtbekannte Nazi" wohnt auch nicht mehr in Langendreer.

 

Auch wenn der Artikel ein wenig selbstdarstellerisch ist, dankt man für die alten Zeitungsberichte.

Wenn ich mich nicht irre war vor kurzem im selben Stadtteil eine ähnliche Aktion? Weshalb wird dieser denn nicht verlinkt?

 

der stille Beobachter

Die "ähnliche Aktion" zielte genau auf das selbe Thema ab und es wäre zu hoffen, dass die Leute von Azzoncao nicht die selben Briefkästen bestückt haben. Ohne den Verweis auf diesen Artikel mit den ganzen historischen Quellen und Dokumenten wäre das eine Verschwendung. Danke übrigens an dieser Stelle, für die Arbeit, die ganzen Sachen zusammenzusuchen.

 

Hier die vorangegangene Aktion:

http://linksunten.indymedia.org/de/node/22130

Seit wann sind Ultras aus der Dortmunder Szene in Langendreer wohnhaft?Dies wäre mir,einem Bewohner dieses Stadtteils und Kenner der verschiedenen Ultraszenen der jeweiligen Vereine neu! Aus dem Bochumer Spektrum sind tatsächlich mehrere in Langendreer ansässig,aber aus dem Dortmunder Bereich?Nein,wenn überhaupt "inaktive"...

herzlichen Dank für diese ganze Mühe.  Der Text ist hervorragend geeignet, Mensch die Augen zu öffnen, insbesondere die Passage zum "Volkswille"-Prozess fand ich sehr aufschlussreich. In vielen Momenten habe ich gedacht: "Das gibts doch gar nicht"...

Nein, es sind gerade die Details, die diesen Text so wertvoll machen.

Denn, ich mag es nicht ganz verhehlen, vieles hier auf Indymedia wirkt wie Propaganda oder eben Selbstdarstellung und ist wenig geeignet, Menschen, die nicht zur "Szene" gehören, zu erreichen. Wohltuend ist die Sachlichkeit und der sparsame Gebrauch von Parolen. Ich würde mir mehr von solchen Texten wünschen, damit eben auch vermittelt wird, das es sehr, sehr ernst ist und nicht ein Spiel, dessven Regeln nur die Beteiligten kennen. Vieles kommt eben allzu routiniert daher...und Mensch mag sich auch fragen, ob es für gewisse Kreise nicht sehr vorteilhaft ist, in der Linken so viele Kräfte gebunden zu sehen, die sich mit dem Abschaum auseinandersetzen müssen. Vielleicht braucht es hier einen umfassenderen Ansatz, um mobilisierend zu wirken. 

Ach... die Familie Varney gehört auch der braunen Scheisse an? Das hätte ich jetzt nicht gedacht wenn man ich mir deren Kiosk so ansehe. Naja, ein Grund mehr deren Internetseite gegen den geplanten Straßenbahn-Umbau nicht ernst zu nehmen...