G20: Diskussionsbeitrag zu den medialen Auftritten der (selbst ernannten) Sprecher "der Autonomen" zum Abend des 07.07. im Schanzenviertel

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Wenn Merkel, Scholz & Co. die Oberhäupter der führenden Industrienationen, deren Industrien, Kapital und Regierungen weltweit für die Ausbeutung von Menschen und Ressourcen, Kriege und somit den Tod und das Elend von Millionen stehen, zu einem exklusiven Treffen außerhalb der UNO in das Zentrum einer Großstadt mit vielfältiger Widerstandskultur einladen, und zum Gesamtpolizeiführer ausgerechnet der für hartes und rechtswidriges Vorgehen bekannte Dudde ernannt wird, tragen sie die politische Verantwortung für den vorprogrammierten Ausnahmezustand in der Stadt und nicht irgendwelche Aktionen Einzelner.


Klar war für die vielen Menschen unterschiedlicher Spektren, die sich am Bündnis NoG20 beteiligten „Wir werden unsere Solidarität mit all jenen zum Ausdruck bringen, die weltweit durch Proteste, Streiks oder Aufstände der Politik der G20 entgegentreten. Unser Verlangen nach einer Welt des Friedens, der globalen Gerechtigkeit und der grenzenlosen Solidarität wird unüberhörbar sein.“ (zit. aus dem Aufruf Grenzenlose Solidarität statt G20 für den 08.07.). Und erwünscht war, dass sich viele Menschen aus dem In- und Ausland daran beteiligen.

 

Zum Selbstverständnis vieler Autonomer war im Vorfeld von G20 zu lesen: „…Das Ziel sollte in unseren Augen sein, die Gesellschaft als Ganzes in Frage zu stellen…Da spielt die Frage nach einem Aktionskonsens keine Rolle mehr, sondern die Solidarität untereinander und miteinander. Das heißt, sich nicht zu distanzieren von Aktionsformen, diese Distanzierungen und damit auch Denunziationen machen uns schwach und angreifbar…“ (zit. aus autonomes Blättchen März-Mai 2017, NO G20, S. 9) und „Die radikale Linke in Hamburg hat seit 15 Jahren gegen eine kapitalistische Stadtentwicklung …gekämpft…Und wir wissen, wir werden uns den städtischen Raum auch zum Gipfel aneignen…Es wird kein ruhiges Hinterland geben…“ (zit. aus dem mehrseitigen Welcome to hell Papier, S. 8).

 

Ergänzen möchten wir noch, dass sich Autonome unserer Erinnerung nach verschiedentlich auch gegenüber Riots prekärer Jugend z. B. in Paris oder Altona-Nord solidarisch zeigten.

 

Auch haben autonome Strukturen unseres Wissen den Anspruch, Hierarchie abzulehnen, Sprecher pp. nur für bestimmte Aktionen/Situationen usw., durch Vollversammlungen, Delegiertentreffen o. ä. legitimiert, zu ernennen.

 

Jahrzehntelange Erfahrung der gesamten radikalen Linken ist zudem u. E., dass Kritik an Ideen und Aktionen anderer in Diskussionen mit den Betroffenen erfolgen muss und nicht in den bürgerlichen Medien, denen gegenüber ohnehin Vorsicht geboten ist, da sie bekanntlich „auf der anderen Seite stehen“ und gerne Worte aus dem Zusammenhang gerissen für ihre Zwecke nutzen.

 

Kurz zu den uns bekannten Ergebnissen nicht-staatlicher Aktionen im Schanzenviertel am Abend des 7.07. im Schanzenviertel vor dem von mit Sturmgewehren bewaffneten Spezialeinsatzgruppen angeführten Eingreifen der Polizei:

 

Konkret geplündert wurden unseres Wissens die örtlichen Filialen der Ketten Budnikowski und REWE, die Hamburger Sparkasse nebst Geldautomaten wurde demoliert, bei verschiedenen Geschäften wie z. B. Back-Factory wurden die Frontscheiben eingeworfen, es gab brennende Barrikaden. Eine Gefährdung von Wohnungen haben wir nicht wahrgenommen. Zerstörungen an seit Jahrzehnten von der örtlichen Bevölkerung genutzten lokalen Unternehmen/Gaststätten (Stenzel, Hansen, Olympisches Feuer, Fritz Bauch…) oder mit NoG20 solidarischen Unternehmen (Buchladen Schanzenviertel, Schanzenblitz…) hat es auch ohne Rollläden pp., soweit uns bekannt, nicht gegeben.

 

Sicherlich war das Schanzenviertel auch ein Kulminationspunkt für alle, die entweder selbst Bock auf Action oder auf Gaffen hatten.

 

In diesem Zusammenhang finden wir es auch wichtig, Ideen mit einem Umgehen der smartphone-video-/fotografierenden Schaulustigen, von denen schon über 2.000 Videoclips bewusst bei der Polizei landeten, ganz abgesehen von sonstigen indirekten Veröffentlichungen, zu entwickeln.

 

Aber wie auch wir die Ereignisse selbst bewerten, es gab keinen vernünftigen Grund, unmittelbar danach – zudem im zeitlichen Kontext mit der Razzia in der B5, zahllosen Festnahmen, der großen Demo am 08.07. und vor der GeSa-Demo am 09.07. – mit eigenen Distanzierungen, vorgeblich im Namen „der Autonomen“, die mediale Hetzkampagne zu unterfüttern.


Umso mehr enttäuscht es uns, wenn ausgerechnet Andreas Beuth, den wir seit Jahrzehnten als solidarischen Menschen und Anwalt schätzen, und Andreas Blechschmidt, den wir trotz sonstiger Differenzen bei der NoG20 Mobilisierung vertrauten, genau das taten und damit in unseren Augen gegen die eingangs skizzierten Grundsätze und Erfahrungen verstießen.


Zunächst war keiner der Beiden für ihre Stellungnahmen vom 08.07. und 09.07. im Namen „der Flora“ oder „der Autonomen“ legitimiert. Sie hätten also deutlich machen müssen, dass sie nur für sich selbst sprachen, und nicht wie A. Blechschmidt am 08.07. mit den Worten „wir haben den Eindruck…“ suggeriert oder A. Beuth betont „Wir als Autonome und ich als Sprecher der Autonomen...“ (beides zitiert nach Hamburger Morgenpost (MoPo), 09.07.) im Namen anderer („der Flora“, „der Autonomen“) redeten.

 

Weiter untergraben ihre Stellungnahmen unserer Ansicht nach die oben zitierte „Solidarität untereinander“ und „machen uns schwach und angreifbar“, nicht zuletzt sich selbst.


A. Blechschmidt meint „dass sich hier etwas verselbständigt hat, dass hier eine Form von Militanz auf die Straße getragen wurde, die sich an sich selbst berauscht hat. Eine rote Linie wurde überschritten.“ Wie oben erwähnt muss sicherlich diskutiert werden, wo Militanz mehr dem Adrenalinspiegel, Wut, Alkohol, Riots usw. entspringt als politischen Überlegungen, faktisch kontraproduktiv ist und „die Falschen“ trifft. Aber A. Blechschmidts pauschale mediale Aussage über einen Gewaltrausch ist hier nicht hilfreich. Wir wissen auch nicht, wo konkret er eine rote Linie überschritten sieht. Wir persönlich ziehen die rote Linie zwischen uns und dem Kapital und nicht anderswo und befürchten: wer auch immer am 7.07. verhaftet wurde, egal, was sie/er getan hat, muss damit leben, dass ihr/ihm unpolitische Motive und ein „Gewaltrausch“ unterstellt werden, unter Bezugnahme auf „den Sprecher der Flora“.

 

A. Beuth äußert zunächst „gewisse Sympathien für solche Aktionen. Aber doch bitte nicht im eigenen Viertel, wo wir wohnen. Also, warum nicht irgendwie in Pöseldorf oder Blankenese? Also da gibt’s auch bei uns Unverständnis, dass man im Schanzenviertel die eigenen Geschäfte zerlegt. Die Geschäfte, wo wir selbst, die Leute, die da wohnen, auch einkaufen...“ (zit. nach Hamburger Abendblatt (HA) Online, 10.07.) Für uns sind Budnikowski und REWE dieselben Konzerne, egal, ob die Filiale in Pöseldorf, Blankenese oder im Schanzenviertel steht, und wir können damit leben, ein paar Tage woanders einzukaufen. Unsere eigenen Geschäfte sind dies sowieso nicht. Wo soll diese Argumentation hinführen? Soll Mc Doof (Donalds) im Schanzenviertel unangetastet bleiben, aber Budni in Pöseldorf darf angriffen werden? Das ist vollkommen unpolitischer Stadteilpatriotismus. Daneben war uns natürlich sofort klar, dass Medien, Politik und Justiz sich bemühen würden, den Hinweis auf Pöseldorf und Blankenese für die Kriminalisierung eines unliebsamen Anwalts zu nutzen.

 

Als die erwartete Hetzkampagne gegen ihn einsetzte, hat A. Beuth sich nicht etwa zurückgehalten und/oder es einem Anwalt oder anderen überlassen, weitere diskutierte Stellungnahmen, ggf. auch dazu, abzugeben, sondern sich in extremer Weise als angeblicher Sprecher der von ihm sog. gemäßigten Autonomen von Akteuren und Ereignissen des Freitagabends distanziert. Er führt lt. HA Online v. 10.07. und MoPo v. 11.07. u. a. zu seiner Stellungnahme zuvor aus: „Ich habe mich missverständlich ausgedrückt und bin falsch verstanden worden. Ich möchte ganz klar feststellen: Solche Aktionen sind sinnentleerte Gewalt und haben eine Linie überschritten. Ich distanziere mich auf das Schärfste von dem, was dort am Freitagabend passiert ist. Auch wir sind fassungslos über die Geschehnisse…“ Auf Nachfragen des HA-Journalisten an ihn als „Mitorganisator der Demonstration „Welcome to hell““: „Wir repräsentieren die gemäßigten Autonomen in Europa und haben diese Menschen nicht eingeladen. Die Gruppen, die wir kontaktiert haben, sind keineswegs mit dem Vorsatz gekommen, hier zu Brandschatzen und schwere Gewalt zu verüben. Das lehnen wir generell ab.“ Laut MoPo hat er die Ereignisse des Freitagabends Militanten zugeschrieben, die erst am Freitag angereist seien: „Ich habe selbst Italienisch, Spanisch, Französisch gehört. Die haben wir aber nicht eingeladen, die haben auch vorher nicht mit uns gesprochen.“ Und auf den Vorhalt einer Äußerung vor G20 durch den HA-Journalisten „..Sie sprachen selbst noch im Vorfeld von einem der größten Schwarzen Blöcke, die es je gegeben hat“ Andreas weiter: „Ja, das ist richtig. Vielleicht haben wir das Gewaltpotenzial und die Reichweite unseres Aufrufs unterschätzt. Wir haben insbesondere am Freitag eine neue, abscheuliche Dimension der Gewalt dieser Menschen gesehen. Dafür trage ich eine politische Mitverantwortung…“ Zur Frage nach Konsequenzen für ihn: „Soll ich als Sprecher der Autonomen zurücktreten? Das geht ja nicht. Wenn es eine ähnliche Lage wie das Großereignis des G20-Gipfels gibt, stehen wir in der Pflicht, alles zu unternehmen, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen…“


Aha. Wir wussten bislang nicht, dass in sog. gemäßigte Autonome und andere unterschieden wird – dachten vielmehr, s. o., Autonome zeichnen sich durch hierarchiefreie Strukturen mit gleichberechtigten unterschiedlichen Widerstandsformen aus -, erst recht nicht, dass diese einen Sprecher haben. Und schon gar nicht, dass bei einer „Einladung an Genoss*innen, Gefährt*innen und Freund*innen von nah und fern“ für eine „Internationale antikapitalistische Demonstration der radikalen Linken am Donnerstag,… Dynamische Aktionen in und um Hamburg: Militarismus, Migration, Ausbeutung, stadtpolitischer Widerstand… Bildung von widerständigen antikapitalischen Blöcken auf der Großdemo am Samstag..“ (zit. nach Aufruf Wellcome to hell, S. 8) Menschen aus dem Ausland sich vorab bei dem selbsternannten Sprecher A. Beuth zu erkundigen haben, ob sie eingeladen sind. Uns verwundert weiter, dass ein Mitorganisator der Demo „Welcome to hell“ trotz der monatelangen „Vorbereitung“ gerade auch seitens der Polizei und der Medien sich mit dem Vokabular, dessen sich Parteipolitiker bedienen, „fassungslos über die Geschehnisse“ wie „Brandschatzen“ und das „Gewaltpotenzial“ zeigt. Und wer künftig alles unternehmen will, damit sich solche (welche konkret?) Ereignisse nicht wiederholen, sollte aufpassen, dass er sich nicht irgendwann auf der anderen Seite wieder findet.

 

Noch hoffen wir aber, dass die beiden Andreasse und alle anderen, die sich ähnlich verhalten wollen oder haben, verstehen: wer sich einmal auf distanzierende Medienauftritte eingelassen hat, hat es schwer, in der anschließenden Frage- und Antwortspirale sich nicht selbst und die eigenen Grundsätze aufzugeben und hat dennoch keine Garantie, von Kriminalisierung ausgenommen zu werden. Er/sie fällt vielmehr auf den alten Trick „spalte und herrsche“ herein.


Wir werden vermutlich weder hier noch in naher Zukunft Prozesse gegen Einzelne oder selbst Räumungen von Zentren verhindern können. Aber selbst wenn in unserem Kämpfen das konkrete Ziel nicht immer durchgesetzt wurde, hat es Spuren in den Herzen und Köpfen der Menschen hinterlassen, wenn wir solidarisch mit unterschiedlichen politischen Ansätzen und Widerstandsformen umgegangen sind, die uns stärker machen. Ein winziger Ausdruck war hier schon das spontane Zusammenschließen der beiden kleinen Demos gegen die Kriminalisierung der Camps und des Roten Aufbaus einige Tage vor dem Gipfel. In dem Aufeinander beziehen der vielfältigen Widerstandsformen während des Gipfels sowie der Demonstration von 76.000 Menschen am 08.07.2017 ist das überdeutlich geworden.

 

Zum Schluss möchten wir noch erwähnen, dass es bereits am 08.07, Start der Distanzierungen der Andreasse, eine unserer Meinung nach weitaus politischere und differenziertere Presseerklärung des Bündnisses „Welcome to hell“ gab, in der nach einer positiven Würdigung der Gesamtproteste gegen den G20 07.07. u. a. ausgeführt wird: „Mit Blick auf die Dynamik, die sich gestern Abend im Schanzenviertel entwickelte, sind wir noch nicht zu einer gemeinsamen abschließenden Einschätzung gekommen…Es lässt uns … natürlich nicht unberührt, wenn am gestrigen Abend…eine Dynamik entstand, die von dort anwesenden oder wohnenden Menschen als Bedrohung wahrgenommen wurde und offenbar auch bedrohliche Situationen produziert hat. … es ist Zeit genug, eine genaue Rekonstruktion und Auswertung aller Einzelaktionen auch des Freitagabends vorzunehmen und das auch über unsere Szene hinaus zu diskutieren. Klar ist, dass wir diese Diskussion nicht im Rahmen aufgeheizter medialer Berichterstattung führen wollen…“


Wir enden mit einem Zitat aus der Presseerklärung des Welcome to Hell-Bündnisses:

 

Das waren erfolgreiche Tage!

Liebe und Kraft für alle Verhafteten und Verletzten!


Hamburg, 16.07.2017

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Sicherlich haben die beiden teilweise in den Tagen eine etwas unglückliche figur abgegeben. Aber man muss einfach auch sagen, dass sie hier für die Öffentlichkeit Verantwortung übernommen haben, wo sich sonst alle lieber die Tücher vors Gesicht binden und keine Verantwortung übernehmen. Sie haben versucht etwas direkt vor Ort zu erklären, was vielleicht einfach erst ein paar Tage später erklärbar war. Dies war ihnen vermutlich in diesem Momnt auch nicht so bewußt. Das nächste mal würden sie vermutlich in so einer Situation anders handeln. 

Insofern ändert sich auch für mich nichts daran, dass ich beide nach wie vor als verlässliche und vertrauenswürdige Genossen wahrnehme und ihnen für ihre Aktivitäten im Rahmen der Aktionen gegen den G20 danken möchte!!!.   

nur das damals der sprecher der autonomen tim laumeyer hieß. seine interviews nach der randale vom 2. juni 2007 waren fast wortgleich, siehe:  http://www.dw.com/de/fast-1000-verletzte-bei-g8-protest/a-2573796 und http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-65977015.html

 

bei solchen gruppen wie il oder flora muss es immer sprecher geben die die notbremse ziehen. weil die gruppen wichtiger sind als die individuen und der inhalt ihrer politik. tim laumeyer arbeitet heute für die linke im bundestag.

Neben der Roten Flora und dem Roten Aufbau steht ja auch die IL sehr unter Beschuss. Der Verfassungsschutz behauptet sogar den Blödsinn, dass alles, was in Hamburg geschah "unter Führung der IL" stattgefunden habe. Und, eines muss man sagen: Zwar hat ein Mensch aus der IL im Jahr 2007 in Heiligendamm zwei falsche Sätze gesagt - und dass hatte die IL in einem Text ("Wenn der Sand sich legt" o.ä.) auch kritisch reflektiert - und ganz offensichtlich daraus gelernt. Nach Blockupy Frankfurt am 18. März 2015 gab es keine solchen Sätze mehr. Und auch nicht 2017 nach Hamburg. Aber das war vermutlich ein langer Diskussions- und Lern-Prozess, der auch den Flora-Sprecher*innen zugestanden werden sollte.

Deshalb: Solidarität mit allen, die von Staat und Medien angegriffen werden! Repression gemeinsam zurückschlagen! Rebellion ist gerechtfertigt!

Das sind doch keine Frischlinge im politischen Kampf, das hätten sie besser wissen müssen was durch ihre Äusserungen bewirkt wird.

Mich würde in dem Zusammenhang auch mal interessieren, wer eigentlich zu verantworten hat, das die Demo vom Donnerstag sozusagen in einer perfekten Polizeifalle begann.

Der Abmarschort war doch offensichtlich total verkehrt. Eine Erklärung warum, oder vielleicht sogar eine Selbstkritik von dem oder denjenigen die diesen Ort ausgewählt haben, wäre vielleicht nicht schlecht.

Das waren erfolgreiche Tage und es werden noch viele ähnliche folgen bis wir endlich in der befreiten Gesellschaft leben! Alles was hier zu den beiden und ihren Äusserungen gesagt wurde ist richtig und kann nur unterstrichen werden! Trotzdem sollten wir auch im Auge behalten das keiner von uns Supermann (oder Frau) oder ohne Fehler ist und das die beiden auch ein Stück weit unter dem Schock der Ereignisse standen! Andreas Beuth um so mehr, da er sich direkt nach seinem unglücklichen Interview mit direkter Prepression gegen seine Person (Entzug der Anwaltszulassung, Anzeige) konfrontriert sah! Beide sind und bleiben unsere guten, alten Genossen!

Es war aber auch gut, dass beide danach die Klappe gehalten haben und weiter halten werden! Andreas und Andreas halten das Maul! Die gut formulierte Presserklärung des Flora-Plenums hat das Ganze ein Stück weit repariert! Vielen Dank an die Flora die Autonomen Strukturen für eure erstklassige #NOG20 Orga! Ein hoch auf den Aufbau, eure Entschlossenheit und Durchschlagskraft hat den Gipfel massgeblich mit zum Tanzen gebracht! Vielen Dank an alle In- und Ausländischen Genossen! Ihr seid gerne wieder willkommen an der Elbe um bei Krabbenbrot und Astra diesem Scheiss-Staat eine lange Nase zu drehen! Danke den Anarchos für ihren dezentralen Aufruf!

Wir sollten daraus lernen wie sehr sie spontane Black-Block Aktionen wie an der Elbe und der Grossen Bergstrasse fertig machen! Die dezentralen Camps waren gut, das "Cornern" hat es immer wieder gebracht! Wir sollten lernen nicht nochmal in eine #W2H Falle zu laufen, sondern versammeln und dann direkt zu dezentralen Treffpunkten! Gefehlt haben weitere legale Versammlungspunkte am selben Tag 2/4 Stunden später! Und eigentlich hat Beuth garnicht so unrecht! Wieso nicht mal nach Pöseldorf, Ottensen oder Blankenese?

.. nicht ersteinmal unter sich klären ?

Die Gegenseite führt keine solcher Diskussionen öffentlich.

Weil es 'die' Autonomen gar nicht gibt.

Dein Auto Nom. Deine Automarke. ;-))))

Da spielt die Frage nach einem Aktionskonsens keine Rolle mehr

aber

gegen die eingangs skizzierten Grundsätze und Erfahrungen verstießen

 

Im Klartext: Was passiert ist wumpe, aber wer's scheiße findet, begeht Verrat. Diese gegen jede Kritik abgeriegelte Logik hör ich mir jetzt seit mehr als 30 Jahren als Rechtfertigung für auch noch die kopfloseste Aktion an und mittlerweile ist es nur noch ärgerlich.

 

Die Genoss*innen von Ums Ganze haben schon recht, wenn sie schreiben:

Klar ist nun zwar auch: Die Zeiten werden härter, die Polarisierung nimmt zu.

Dass eine radikale Linke inhaltlich und organisatorisch in einem Zustand ist, sich darüber freuen zu können, halte ich dagagen für völliges Wunschdenken.

 

Aber eines ist unverhandelbar: Liebe und Kraft für alle Verhafteten und Verletzten!

Diese Logik geht mir auch auf die Nerven. Alle dürfeln alles machen nur distanzieren darf sich niemand. Das ist - unabhängig von meiner Positione zu dem aktuellen Fall -  einfach nur scheiße.

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Man darf gerne kritisieren. Solidarisch. Aber distanzieren bedeuted einfach nur unsolidarisches Verhalten. Wenn du das möchtest, bitte.

Wenn ich hinter Aktionen nicht stehe, dann muss ich das auch sagen können. Ich bezweifle, dass die "Andereasse" den Bullen ihre Hilfe bei der Verfolgung der Genoss*innen angeboten haben...

Wenn ich nicht dahinter stehe, kann ich sagen, dass ich das nicht gut finde. Dennoch distanziere ich mich nicht von Menschen, die das gleiche Ziel haben wie ich. Nämlich die vollständige Zerschlagung der Gesellschaftsform in der wir uns befinden. Jede_r geht dabei einen eigenen Weg. Keiner kann der einzig Richtige sein. Und deshalb distanziert man sich nicht. Sondern übt Kritik.

Es gab Schwellbrände in zwei Häusern (Eines war ein Wohnhaus, dessen Bewohner*innen sich teilweise aus Furcht vor schlimmeren aufs Dach gerettet hatten). Brandlegungen des diffusen Mobs in Wohnhäusern wurden laut Gewerbetreibenden teilweise gemeinsam mit Autonomen verhindert. Das hätte dramatische Folgen haben können.

 

Kritik und inhaltliche Diskussion ist sinnvoll, aber bitte so wenig personalisiert wie möglich und die unangenehmen und entgrenzten Seiten der Realität nicht außen vor lassen.

Die Äußerungen von Andreas Blechschmidt waren keine Einzelentscheidung von ihm, sondern eine Entscheidung der in der Nacht sich in der Flora befindenden Aktivist*innen vor dem Hintergrund, dass in dem REWE-Supermarkt, der sich in einem Wohnhaus befindet, Feuer gelegt wurde! Darauf bezog sich seine Äußerung. Die Darstellung, er habe sich als Einzelperson geäußert, ist also falsch, die Kritik muss an die Flora als Projekt gehen!

Kann ich nur bestätigen. Schon als der Riot begann, fanden viele von uns - erstmal nur auf emotionaler Ebene - die zunehmend ziellosen, d.h. gegen jedermensch gerichteten Aktionen fragwürdig (nett ausgedrückt). Spätestens, als wir von den beiden genannten Brandlegungen gehört hatten, die objektiv das Potential hatten,  Menschenleben zu riskieren, war uns allen klar dass hier eine Rote Linie überschritten worden ist. 

Als kurz danach die ersten Meldungen reinkamen, dass “ein besetztes Haus in der Schanze“ geräumt werdan soll, wurde in einem spontanen Plenum ein Konsens über die vorläufige Einschätzung der Situation erzielt und die anschließend zu veröffentlichende Stellungnahme verabschiedet.

Und natürlich ist mit dieser Distanzierung nicht nur “bürgerliche“ Öffentlichkeit informiert worden, sondern auch intern ein klarer Dissenz  angesagt worden. Der Diskurs darüber ist schon in vollem Gange, wie man auch hier auf indy sehen kann. Aber dazu braucht es teilweise etwas mehr Respekt: Macho-Formulierungen wie “gemäßigte Autonome“ sind da nicht wirklich hilfreich. Linke/autonome Politik bemisst sich nicht am “Grad der Militanz“ sondern noch immer an Inhalten.

Ich denke es ist an der Zeit eine VV in der Roten Flora zu machen , ehe die Gedanken zu den heissen Tagen sich verflüchtigen und alle ins Sommerloch fallen oder zum GÜZ Camp und in die Lausitz fahren....

Gute Idee!

...nicht mehr hören. Diese selbsternannten autonomen Politikprofis, die seit Jahrzehnten hinter den Kulissen schachern und dealen. Deren Ego mit ihrem Status in der Scene und der Öffentlichkeit steht und fällt. Die sich selber so gerne in ihren Schachtelsätzen lauschen. Natürlich gehört "alles niedergebrannt"(1). Diese sogenannte Zivilisation ist tagtäglich für den Tod von Abertausenden verantwortlich und wird, wenn sie nicht gestoppt wird, diesen Planeten zu einem Ort der Untoten machen. Bleibt nur die Frage, wie wir Bündnisparner für eine wirkliche Umwälzung der bestehenden Verhältnisse gewinnen. Der Abend in der Schanze hat doch gezeigt, wer das in Wahrheit sein könnte. Haben sogar die vom Spiegel begriffen. Klar setzen die sich auf kein Plena und klar kaschieren sie ihre Widersprüchlichkeit in den konkreten Gewaltverhältnissen nicht mit aufgesetzter pc. Und natürlich sitzen jetzt etliche von denen im Knast. Und natürlich ist das eine Welt jenseits der seit Jahrzehnten existierenden Hamburger Bünsnispolitik.

 

Und wer das https://twitter.com/ststeindl/status/885077833852301313 gesehen hat, und das war ja keine Ausnahme, soll doch einfach mitwerfen oder die Klappe halte.

 

Die Leute von der RAF haben zum Anfang mit Trebern gearbeitet, bis der Marxismus Leninismus über sie kam und sie sich zu Herren (oder Damen)  über Leben und Tod aufschwangen....

 

(1)

"(Die Göttin) Athene: Ich führe nur das aus, wozu ich aufgefordert werde. Fordern Sie, dass die Stadt in Harmonie funktioniert und ich binde die Sklaven fest und mäste die Herren. Das ist der Weg Harmonie aus dem Chaos zu schmieden. All jede die zuströmen und ganz ordentlich von Athena profitieren, akzeptieren dieses Angebot, ehrlich oder heuchelnd. In meiner Stadt zu verweilen verlangt Unterwerfung. So wie der Ochse, der Wasser trägt sich einem Joch unterwirft, hat sich der Bürger den Gesetzen der Stadt zu unterwerfen. Aber wenn du müde hiervon wirst, sollte der Wein Übelkeit verursachen und die Trauben an der Rebe verrotten, werde ich gerne zerstören, wozu Sie mich aufgefordert haben. Aber ich habe dennoch von jeden von euch Sterblichen, Rebellen oder Königen, die mich zu dieser letzten Aufgabe auffordern, zu hören: Lass Chaos herrschen über den Feldern von Athena. Ihnen fehlt der Mut alles brennen zu sehen, was ihnen Komfort und Schutz bietet. Sogar der Stärkste von Euch fürchtet mächtiges Chaos und was er unternehmen sollte, wenn ich ihn frei gehen lasse. Aber denke daran, junge Seele: Fordern Sie mich auf eine Statd zu bauen und ich werde sie funktionieren lassen. Bitten Sie mich darum das Elend der Stadt zu beenden und mir bleibt nur die Möglichkeit: sie zu zerstören, gänzlich."

 
https://de-contrainfo.espiv.net/2011/06/08/unkontrollierbar-beitrage-zu-...

Was glaubst du, was dabei für eine Gesellschaft rauskommt? Also wenn völlig Unpolitisierte mit denen uns lediglich die Ablehung des Bestehenden verbindet gleichberechtigte Parter sind? Leute, die andere Menschen zusammenschlagen und sexuell belästigen. Denn auch das gab es dort.

 

Die einfache Wahrheit ist: Nur weil man alles kaputt schlägt, wird danach auch nicht unbedingt etwas besser.

also... was aber kein argument liefert für die heutige gesellschaft, in der andere menschen andre zusammenschlagen und sexuell belästigen (abgesehen das hin und wieder ziemlich professionell bomben produziert, gefängnisse verwaltet, leute ausgebeutet werden... aber nur so am rande). aber eben, was man nicht mag, ist die unkaschierten widersprüche... schliesslich glaubt man ja ohnehin an die heutige gesellschaft...

Die Autonomen haben nur einen einzigen wahren Sprecher:

 

https://www.youtube.com/watch?v=T7hYCp4jcdw

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Es wurde mMn nur eine rote Linie überschritten: Polizisten, die mit Sturmgewehren bewaffnet zur Bekämpfung eines Aufstandes eingesetzt werden, der gar nicht erst stattgefunden hätte wenn mensch den Gipfel gar nicht erst an einem derart unpassenden Ort ausgetragen hätte.

Die Staatsmacht wich einer Staatsohnmacht, so dass die Verantwortlichen zum äussersten bereit waren.

M. E. ist der Gipfel selbst als Ausdruck eines nicht durch die UN-Gremien gedeckten Treffens der Oberhäupter der Staaten, deren neolilberare Wirtschaftspolitik für Hunger, Kriege, Klimakatastrophen ... verantwortlich ist, eine Überschreitung der roten Linie, selbst wenn er auf Helgoland o. ä. stattfinden würde.

Wichtiger ist mir heute aber noch der Hinweis: Auch wenn ich im Kern die Kritik an medialen Distanzierungen a lá die rote Linie wurde überschritten (zumal allgemein gehalten und nicht nur konkretisiert auf reale angebliche für BewohnerInnen gefährliche Aktionen) und, "Menschen aus dem Ausland seien nicht eingeladen" gewesen (die laut AnwältInnen bevorzugt in Haft gehalten werden) verstehe:

es gibt für mich auch eine rote Linie in der Aufarbeitung der Distanzierungen von Menschen, die sich zuvor jahrzehntelang solidarisch verhalten haben. Mit diesen muss eine politische solidarische Auseinandersetzung erfolgen und eine karikaturhafte, eine konkrete Person lächerlich machende öffentliche "Kritik" grenzt für mich da auch an die Überschreitung einer Linie.

Ich meine damit das Foto einer "Erklärung" des "Kommando Bella 7" womöglich öfentlich ausgehängt, das durch die Medien grassiert. Diese Erklärung mag richtige Ansatzpunkte für die Kritik an einer Person enthalten, die sich nach dem 7.07. politisch unmöglich distanzierend verhalten hat, aber sie ist nicht witzig, sondern ihrerseits eine üble Denunziation eines Menschen, der hier in Hamburg lange Jahre an vielen Orten mit viel Kraft antikapitalistische Kritik unterstützte und sich bis zum 7.07. auch dort, wo er mit politischen Konzepten und Aktionsformen nicht übereinstimmte, solidarisch verhielt. 

Ziel von Kritik unter uns kann es nicht sein, Menschen zu demütigen oder der Lächerlichkeit preiszugeben. Abgesehen davon, dass ich dies als inhuman empfinde und ich so auch keine freie Gesellschaft aufbauen will, ist es auch politisch destruktiv. Wir erzeugen so ein Klima, wo jede/r wegen eines Fehlverhaltens befürchten muss, aus einer "Szene" ausgegrenzt zu werden, mit der Folge von Angst und Anpassung unter uns. Sowas gab es schon in den verschiedensten Epochen (auch der autonomen Linken) und mehr Spaltungen, individuelle Rückzüge pp. gebracht als eine vorwärtsweisende Diskussion.