Am 01ten Mai beteiligten sich einige KgT-Aktivist*innen an der 01ten Mai-Kundgebung in Vechta. Der Landkreis Vechta ist bekannt für seine starke Tierausbeutungsindustrie und Unternehmen wie die PHW-Gruppe/Wiesenhof betreiben hier unzählige Fabriken und auch der Hauptsitz von PHW liegt im Landkreis. Ein Grund mehr, genau da hin zu fahren, wo die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur so konzentriert stattfindet.
Die Kundgebung auf dem Europaplatz, in der Innenstadt Vechtas, fand unter dem Motto: „Reicher Landkreis – arme Arbeitnehmerschaft“ statt und thematisierte die schlechten Arbeitsbedingungen von Werkvertragsarbeiter*innen in der Fleischindustrie. Veranstaltet wurde die Kundgebung vom DGB Vechta und auch zwei Betroffenenberatungsstellen beteiligten sich am Protest. Mit Diskussionen, Infoständen, mit Bildern, die die unerträgliche Wohnsituation vieler Arbeiter*innen aufzeigten, wurde auf das Thema aufmerksam gemacht.
Auch wir als KgT waren mit einem Transparent (Aufschrift: „Für die Befreiung von Mensch, Tier und Natur: Solidarität mit den Arbeiter*innen der Fleischindustrie!“) und mehreren Flyern vor Ort, um zu zeigen, dass auch Tierbefreiungsgruppen sich den miserablen Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie entgegenstellen und jegliche Form der Ausbeutung bekämpfen. Anwesende von DGB, Netzwerk für Menschenwürde in der Arbeitswelt (MidA), oder der Arbeitslosenselbsthilfe Landkreis Vechta (ALSO) et cetera äußerten sich unserer Position gegenüber sehr positiv. Wir konnten viele interessante Gespräche und Kontakte mit aus diesem 01ten Mai nehmen, die uns darin bestärkten, weiterhin Ausbeutung auf allen Ebenen zu bekämpfen.
Und obwohl wir uns vollkommen unangekündigt an der 01ten Mai-Kundgebung beteiligten, wurde uns auch noch gestattet eine Rede zu halten, wodurch wir noch mehr Menschen auf unsere Position aufmerksam machen konnten. Die gehaltene Rede, die auch gleich der Text unseres verteilten Flyers ist, folgt nun:
Solidarität mit den Arbeiter*innen der Fleischindustrie!
Seit jeher ist die industrielle Produktion von Fleisch nicht ohne unerträgliche Arbeitsbedingungen, Gewalt gegenüber Tieren und der Zerstörung der Natur zu denken. Die Fließbänder der größten Schlachtfabrik der Welt um 1875 in Chicago, dienten dem späteren extrem entfremdeten und im Sinne der Fabrikbesitzer*innen perfektionierten Fabrikmodell als Vorbild.
Bis heute haben sich die Zustände nicht
grundsätzlich verändert. Sogenannte Werkvertragsfirmen, auch illegale
Firmen oder „Scheinfirmen“ werden oftmals von
Deutschland aus in
Osteuropa gegründet, um das deutsche Arbeitsrecht zu umgehen. Die
Werkvertragsmitarbeiter*innen werden mit attraktiven Versprechungen
angeheuert in deutschen Schlachthöfen, beispielsweise für „Wiesenhof“
oder „Steinemann“ zu arbeiten. Die meisten von ihnen bekommen dann aber
keinen Arbeitsvertrag und werden systematisch ausgebeutet. Die
Entscheidungsträger*innen der produzierenden Schlachthöfe nehmen bei der
Festlegung der Arbeitszeiten keine Rücksicht auf Betroffene.
Arbeiter*innen müssen Tag und Nacht einsatzbereit sein und haben
teilweise nur zwei bis drei Stunden Schlaf.
Bei Verletzungen
oder Krankheiten wird, aus Angst den Arbeitsplatz zu verlieren, trotzdem
gearbeitet. Viele der Arbeiter*innen leben während ihrem
Arbeitsaufenthalt in Deutschland in früheren Kasernen mit bis zu 2000
Betten, in umgebauten Ställen direkt am Schlachthof und in
Bruchbuden. Ein Leben hinter Stacheldraht und in Zimmern, die an
Gefängniszellen erinnern. Der Kontakt zur Außenwelt wird ihnen verboten
und sogar von den
Werkvertragsfirmen kontrolliert. Bei
Informationsweitergabe oder Besuchen von Rechtsanwälten, aufgrund der
unmenschlichen Arbeit, werden die Werkvertragsmitarbeiter*innen in
vielen Fällen fristlos gekündigt und vereinzelt wird ihnen und ihren
Familien Gewalt bis hin zu Mord angedroht.
Von ihrem Gehalt, was oft nicht mehr als 420 Euro bis 700 Euro brutto im Monat beträgt, für einen völlig ausgebeuteten Vollzeitjob mit viel zu vielen Überstunden, müssen sie die total überteuerte Miete, sowie Geld für die Vermittlung zum Schlachthof in Deutschland an die Werkvertragsfirmen zahlen, was Reportagen von ARD aus den Jahren 2013 und 2016 berichteten. Durch das 2014 eingeführte Mindestlohngesetz in Deutschland, sollten zwar auch Werkvertragsmitarbeiter*innen danach bezahlt werden, im Gegenzug dafür stellen die Schlachtbetriebe nun den Arbeiter*innen Arbeitsmaterialen in Rechnung, die für das Schlachten der Tiere notwenig sind, um das Gehalt nicht erhöhen zu müssen.
Wir -von der Kampagne gegen Tierfabriken- äußern uns solidarisch mit den Arbeiter*innen und ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen!
Dazu gehören Wohn- und Arbeitskonzepte, die sich an den Bedürfnissen der Arbeiter*innen orientieren. Die Umsetzung dieser Forderungen sehen wir als ersten Schritt hin zu einer Umwandlung der Schlacht- und Tierhaltungsbetriebe in Produktionsstätten, wo Entscheidungen von allen getroffen, die Gewinne gerecht aufgeteilt und Lebensmittel ohne Tierleid und ökologisch vertretbar produziert werden.
Wir solidarisieren uns mit den Arbeiter*innen der Fleischindustrie, weil wir uns gegen jegliche
Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur stellen!
Für die Befreiung von Menschen, Tieren und der Natur!
Kampagne gegen Tierfabriken (KgT)
kampagne-gegen-tierfabriken.info
danke ihr seid die besten
lg ausm süden