[NK/Saar] Gedenken zum Jahrestag der Bombardierung Gernikas

Flaggen und Guernica-Banner am Kriegsmahnmal in Neunkirchen (Saar)

In der Nacht zum Mittwoch, 26. April 2017, haben Aktivistinnen und Aktivisten das Weltkriegsmahnmal am Verkehrskreisel Karl-Schneider-Straße/Ringstraße, gegenüber der Neunkircher Arbeitsagentur, umgewidmet. Anlässlich des Jahrestags der Bombardierung der spanischen Stadt Gernika soll mit einem Banner, das das gleichnamige Gemälde Pablo Picassos zeigt, an all jene Opfer gedacht werden, die vom alljährlichen Gedenkritual an "Unsere Toten von 1914-1918 und 1939-1945" ausgeklammert werden.

 

Am 26. April 1937 – auf den Tag genau vor 80 Jahren – legten Kampfflugzeuge der deutschen Luftwaffen-Einheit "Legion Condor", unterstützt durch das italienische Fweiwilligenkorps "Corpo Truppe Volontarie" die spanische Stadt Gernika in Schutt und Asche. In der schutzlosen Stadt im Baskenland hielten sich zu dieser Zeit über 5.000 Menschen auf. Bis zu 300 von ihnen verloren an diesem Montagnachmittag ihr Leben, Hunderte weitere wurden verletzt. Bereits zuvor zerstörten deutsche und italienische Bomber die nur wenige Kilometer entfernte Stadt Durango im Nordosten Spaniens. Auch hier starben zwischen dem 31. März und dem 4. April 1937 etwa 300 Menschen, über 1.000 wurden bei den Angriffen verwundet.


Militärisch unterstützt durch Deutschland und Italien kämpften seit Juli 1936 faschistische Putschisten um General Francisco Franco gegen die demokratisch gewählte Zweite Spanischen Republik. Gemeinsam mit seinen Verbündeten obsiegte Francos Staatsstreich drei Jahre später gegen die freiheitlichen Kräfte in Spanien. Franco errichtete daraufhin die nach ihm als "Franquismus" benannte Diktatur, die bis zu seinem Tod 1975 und damit bis weit nach Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Untergang des deutschen und italienischen Faschismus anhielt.

Als "Spanischer Bürgerkrieg" in die Geschichtsbücher eingegangen, war dieser Krieg alles andere als ein Bürgerkrieg, in dem sich lediglich politische Lager eines Landes bekämpften. Als Reaktion auf die Unterstützung der faschistischen Nationalen Front ("Frente Nacional") durch Nazideutschland und Italien, solidarisierten sich weltweit Menschen mit dem Freiheitskampf und der in Spanien stattfindenden sozialen Revolution. Mehr als 40.000 Frauen und Männer aus Europa, den USA, Mexiko, Kanada und der Sowjetunion schlossen sich unter anderem den Internationalen Brigaden an und kämpften Seite an Seite mit der Spanischen Republik gegen die Faschisten.

Die Beteiligung des Deutschen Reiches und Mussolinis Italien diente nicht nur dazu eine vom Volk frei gewählte linke und liberale Regierung aus einer anarchosyndikalistischen, sozialistischen und kommunistischen Volksfront ("Frente Popular") zu beseitigen – vielmehr nutzten diese Länder den Kriegsschauplatz Spanien zur Erprobung neuer Waffensysteme. Der Spanische Bürgerkrieg ebnete Hitlers Eroberungswahn den Weg und bildete damit den Vorabend des Polenüberfalls 1939 und den Beginn des Zweiten Weltkriegs, in dessen Folge über 60 Millionen Menschen weltweit ihr Leben verloren und unzählige Existenzen mehr vernichtet wurden. Hermann Göring, Chef der 1935 offiziell gegründeten Luftwaffe der deutschen Wehrmacht, erkannte das Potenzial zur Erprobung neuer Flugzeuge, Waffen und Kampftechniken, woraufhin Hitler Francos Hilfeersuchen nachkam und den Einsatz in Spanien befahl. So beteiligten sich am Bombenangriff auf Gernika unter anderem Flugzeuge der Versuchsbomberstaffel 88 (VB/88) als Bestandteil der Legion Condor. Sie setzten damit die vom italienischen General Giulio Douhet erdachten theoretischen Grundlagen eines strategischen Bombenkriegs zum Zwecke der Demoralisierung der Zivilbevölkerung erstmals in die Tat um.

Mit dem Gemälde "Guernica" von Pablo Picasso – dem Sinnbild der systematischen Zerstörung des Bombenkrieges – gedenken wir den Opfern des faschistischen Terrors. Wir Gedenken der terroristischen Attentate deutscher Soldaten auf eine wehrlose Zivilbevölkerung. Wir Gedenken den Opfern einer deutschen Kriegsbeteiligung Jahre vor dem offiziellen Beginn des Zweiten Weltkriegs und rücken damit das Blickfeld auf all jene, die im alljährlichen Gedenken um die Opfer der beiden "Großen Kriege" ausgeklammert werden. Die Verantwortung für die Massenmorde, begangen von deutschen Soldaten mit deutschen Waffen, lässt sich nicht auf die Jahre 1914-1918 und 1939-1945 reduzieren.

Wir erinnern aber auch an den Freiheitskampf einer demokratischen Gesellschaft gegen den mit aller Gewalt vorrückenden Faschismus. Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Homophobie und Patriarchat stehen konträr zu einer freien Demokratie und gehören gemeinsam und entschlossen bekämpft – da wo es notwendig wird auch mit der Waffe in der Hand. Solidarisch und über Grenzen hinweg, wie es auch deutsche Kämpferinnen und Milizionäre der Internationalen Brigaden vor 80 Jahren taten. Der Kampf gegen den Faschismus ist heute aktueller denn je und das vereinte Europa schaut tatenlos zu, wie sich dieser Befreiungskampf mit letzten Kräften in Rojava in Nordsyrien gegen ein terroristisches Regime im eigenen Land zur Wehr setzt, gegen Angriffe aus der Türkei, in der sich gerade das Staatsoberhaupt wie einst Adolf Hitler mit einer demokratischen Abstimmung zum autokratischen Alleinherrscher wählen lässt und gegen die den selbsternannten "Islamischen Staat", der in seiner ideologischen Ausprägung dem Nationalsozialismus kaum nachsteht. Auch im Herzen Europas vereinigen sich wieder Rechtsextremisten über die nationalstaatlichen Grenzen hinweg zu einer Nationalen Front. Vom gleichnamigen "Front National" in Frankreich, über Geert Wilders "Partij voor de Vrijheid" in den Niederlanden bis hin zur "Alternative für Deutschland" und der österreichischen "FPÖ" erleben rechte Parteien derzeit eine Renaissance. Alle demokratischen Kräfte sind dazu aufgerufen, gerade im Hinblick auf die Geschichte Deutschlands – auf die Geschichte Europas – sich dieser Entwicklung zu widersetzen und sich gemeinsam dem aufkeimenden Faschismus entgegen zustellen. Mit den Worten des "Schwurs von Buchenwald": "Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel."

Saarländische Antifaschistinnen und Antifaschisten
Für ein aktives Gedenken und konsequentes Handeln.

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"For us it is a question of crushing fascism once and for all. Yes, in spite of government.

No government in the world fights fascism to the death. When the bourgeoisie sees power slipping from its grasp it has recourse to fascism to maintain itself. The liberal government in Spain could have rendered the fascist elements powerless long ago. Instead it temporised and compromised and dallied. Even now at this moment, there are men in this government who want to go easy with the rebels. You can never tell, you know - the present government might yet need these rebellious forces to crush the workers' movement...

We know what we want. To us it means nothing that there is a Soviet Union somewhere in the world, for the sake of whose tranquillity the workers of Germany and Spain were sacrificed to fascist barbarism by Stalin. We want the revolution here in Spain, right now, not maybe after the next European war. We are giving Hitler and Mussolini far more worry today with our revolution than the whole Red Army of Russia. We are setting an example to the German and Italian working class how to deal with fascism.

I do not expect any help for a libertarian revolution from any government in the world. Maybe the conflicting interests in the various imperialisms might have some influence on our struggle. That is quite possible. Franco is doing his best to drag Europe into the conflict. He will not hesitate to pitch Germany in against us. But we expect no help, not even from our government in the last analysis."


Buenaventura Durruti

 

Tausende Genoss*innen von der CNT/FAI wurden von der spanischen Republik ermordet und inhaftiert, schämt euch deren Fahne aufzuhängen und Werbung für die "Volksfront" zu machen.Ihr seid keine Genoss*innen.

 

Nieder mit Faschismus, Demokratie und staatstreuen Antifaschismus, es lebe die Anarchie!

Zum einen: Die CNT/FAI war Bestandteil der Frente Popular, zudem wird hier keine Werbung dafür gemacht, sondern kurz und knapp der historische Hintergrund geschildert. Zum anderen: Das ist nicht die Flagge der Spanischen Republik, sondern die der Internationalen Brigaden.

Cool das da mal wieder was geht in NK