Über das Elend im Besetzer*innenmilieu. Einige Anmerkungen zur vergangenen Hausbesetzung in Wien.

luxus

In Erwägung, daß da Häuser stehen
Während ihr uns ohne Bleibe laßt
Haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen
Weil es uns in unsern Löchern nicht mehr paßt!

- Resolution der Kommunarden

 

Wie für eine Großstadt nicht unüblich, spielt die Auseinandersetzung mit und um Wohnraum und Stadtentwicklung eine wichtige Rolle für die radikale Linke in Wien. Eine Vielzahl von Initiativen und Gruppen beschäftigt sich mit diesem Thema und versucht, daraus Kämpfe zu entwickeln oder sich an diesen zu beteiligen. Während sich ein Teil verstärkt mit Theorien rund um die kapitalistische Stadt auseinandersetzt, schreiten andere gleich zur Tat und verzichten immer öfter auf eine inhaltliche Begründung ihres Handelns. Auffällig sind hierbei jene Zusammenhänge, die sich an der vergangenen Hausbesetzung in der Kienmayergasse beteiligten. An sie richtet sich dieser Text. Dabei soll nicht vergessen werden, dass Kritik die Zärtlichkeit unter Genoss*innen ist. Als Genoss*innen werden sie uns die folgenden Worte daher nicht allzu übel nehmen.

Die anarchistische Besetzer*innenszene in Wien, so ungreifbar sie auch sein mag, scheint der gemeinsame Kampf gegen den Reichtum zu einen. Dieser Verdacht drängt sich auf, wenn man sich das wenige durchliest, was von den Besetzer*innen nach außen kommuniziert wurde. Anklagend wird auf der Homepage der Besetzer*innen der Eigentümer vorgeführt, da dieser „sonnendurchflutete Räume“ plant. Geschlossen wird mit der Parole „Gegen die Stadt der Reichen!“, die es dann auch in die eine oder andere Tageszeitung schaffte und so zum Hauptslogan der gesamten Besetzung avancierte. Nicht etwa die Errungenschaften des modernen Wohnens, das Menschen neben eigenen vier Wänden als privatem Ort der Individualität auch Sonnenlicht bieten soll (was lange keine Selbstverständlichkeit war) sollen für alle verteidigt werden. - Vielmehr wird zu Verteidigung des Elends aufgerufen. „Gegen Aufwertung“ wird so zur Parole jener, die nicht Luxus oder Reichtum für alle einfordern, sondern ebenjenen verteufeln. Die „neue Luxusscheisse“ habe ohnehin „mit dem Grätzel nichts zu tun“ und stelle eine Art Fremdkörper dar. Ganz so als wäre die kapitalistische Stadtentwicklung eine Erfindung der letzten Jahre, soll eine Art authentisches Grätzel gegen Modernisierungsprozesse verteidigt werden. Während die Kommunarden von Paris noch das Glück aller als Bedingung der Emanzipation setzten und Reichtum für alle einforderten, weil es ihnen in den Löchern nicht mehr passte, will die Wiener Besetzer*innenszene ebenjene Löcher verteidigen, um sie dem Zugriff der „Aufwertung“ zu entziehen. Nun scheint es gegen den Irrsinn des Kapitalismus, in dem nur die „zahlungskräftige Nachfrage“ und nicht die Bedürfnisse der einzelnen Menschen zählen; in dem Menschen in Obdachlosigkeit gezwungen und zwangsgeräumt werden während massenhaft Häuser leerstehen; in dem die meisten Menschen den Großteil ihres Lohns für die Miete aufwenden müssen, weil die Preise immer weiter steigen, angemessen, sich gegen eine Entwicklung zu stemmen, die immer mehr Menschen in widrige Wohn- und Lebensumstände zwingt oder sie in die weniger rentablen Verwertungszonen der Stadt drängt, um sie dort ihrem Elend zu überlassen. Der Ansatzpunkt der Kritik müsste aber nicht einseitig die „Aufwertung“, also die Sanierung und Besserung des Wohnraums zum Ziel haben, sondern dessen Folgen in der kapitalistischen Logik.

Im Vergleich zur „Idiotie des Landlebens“ (Marx) scheint in der Urbanität etwas auf, was auf etwas besseres verweist: Individualität, Freiheit, Selbstbestimmung. Die uneingelösten Versprechungen der modernen Gesellschaft, wie sie im individuellen Glück oder in der Autonomie formuliert werden, sind einzig der Vorschein auf das, was möglich wäre. Aufgabe der Kritik ist es allerdings auch, Widersprüche zu bezeichnen, nicht zu verklären. Nach wie vor gilt die Warnung aus der „Dialektik der Aufklärung“, man dürfe die Bestimmung und Benennung des destruktiven Potentials des Fortschritts nicht seinen Feinden überlassen. Für Marx vereinigte sich im Proletariat die verelendende Negativität der herrschenden Entwicklung mit dem ebenfalls aus ihr entspringenden Fortschritt der Produktivkräfte zu einem gesellschaftlichen Widerspruch, der die Überwindung von Herrschaft als möglich erahnen ließ. Dieser Widerspruch ist seither größer, nicht kleiner geworden. Schlimmer noch: was für Marx noch dialektisch in Richtung des menschlichen Fortschritts wies, die kapitalistische Entwicklung der Produktivkräfte, ist selbst unzweideutig destruktiv geworden.

Dieser Widerspruch materialisiert sich auch in der kapitalistischen Stadt, da Stadt nichts dem Kapitalismus Äußerliches ist oder etwas, das nachträglich „kolonialisiert“ worden wäre, sondern ein Ergebnis der sozialen Dynamik des Kapitalismus. Genauso ist Raum nichts Leeres oder ein natürlicher Container, der sich unterschiedlich füllen lässt, sondern immer sozialer, gesellschaftlich hergestellter Raum, der maßgeblich durch die jeweils herrschende Produktionsweise gekennzeichnet ist. Unter kapitalistischen Verhältnissen ist Wohnraum eine Ware und als solche dem Diktat der Profitmaximierung unterworfen. Mit der Durchsetzung des postfordistischen, neoliberalen Akkumulationsregimes, welches durch Flexibilisierung und Deregulierung gekennzeichnet ist, ändert sich auch das Bild der Stadt. In den westlichen Metropolen ist sie nicht mehr durch die tristen, grauen Fabriken und deren Arbeiter*innenwohnheime geprägt, sondern scheint bunter und vielfältiger zu werden. Nicht nur Städte, auch einzelne Stadtteile stehen vermehrt zueinander in Konkurrenz. Der hippe Student*innenbezirk, die Einfamilienhaussiedlung und das Geschäftsviertel zementieren nicht nur bestehende soziale Ungleichheiten, sondern gelten als verschiedene Bestandteile des Images einer Stadt, welche verschiedene Klientel ansprechen will. Hinter der viel beschriebenen „Lebensqualität“ der Stadt Wien steht aber kein menschenfreundliches Interesse, vielmehr soll sie den Arbeitskräften möglichst alles bieten, damit diese sich weiterhin produktiv in den Verwertungsprozess einbinden können: Grünflächen zur Erholung, öffentliche Verkehrsmittel, damit die Arbeitskräfte schnell zu ihrem Arbeitsplatz gelangen können und eben Wohnraum. In der konkreten Umgestaltung stehen sich unterschiedliche (Kapital-)Interessen in einem ständigen Aushandlungsprozess gegenüber. Dem steht, neben den oben beschriebenen überschießenden Potentialen von Städten, auch die Produktion und Verdrängung von Armut sowie dessen zunehmend sicherheitspolitische Bearbeitung gegenüber (Stichwort: weniger Sozialpolitik, mehr Überwachung und Polizeipräsenz). Die schlechte Auflösung des Widerspruchs wäre neben der Verklärung des Fortschritts aber auch dessen negative Aufhebung und Zurückweisung, wie sie in den Kommuniqués der Besetzer*innen auf Indymedia zu vernehmen sind. Wer allen ernstes, sein „Grätzel“ damit verteidigen will, dass Abbruchhäuser als widerständige Orte gegen die um sich greifende „Gentrifizierung“ beschworen werden, statt sie als Ansatzpunkt für eine Kritik der kapitalistischen Stadtentwicklung und Verdrängungsprozesse zu machen, mit dem Ziel der Partizipation aller am gesellschaftlichen Reichtum, der macht sich zum Apologeten des bestehenden Elends und betreibt eine Romantisierung der Armut. So waren es nicht die Besetzer*innen sondern Anwohner*innen, die auf die Widrigkeiten und Baufälligkeiten der Häuser hinwiesen. Eine Anwohnerin schilderte, dass das Haus absichtlich dem Verfall ausgesetzt wird, dass der Wasserschaden in ihrer Wohnung schon seit fünf Jahren nicht repariert wird. Sie solidarisierten sich mit der Besetzung, da diese mediale Aufmerksamkeit auf ihre Anliegen lenkte. „Die Reichen“ - wer auch immer zu diesen Besserverdienenden zählt – sind aber nicht der Grund dafür, sondern die in der gesellschaftlichen Struktur angelegte Logik, die sich nur für Profit und dessen effizienteste Umsetzung und nicht für die Bedürfnisse der Menschen interessiert. Es ist nicht nur gefährlich, die gesellschaftlichen Dynamiken kapitalistischer Stadtentwicklung einzelnen Menschen in die Schuhe zu schieben und diese als moralisch verkommene Akteur*innen darzustellen, sondern einfach auch schlichtweg falsch, da es nicht den grundlegenden Verwertungszwang angreift, der sich gegenüber den Menschen verselbstständigt hat und denen alle - bei Strafe des ökonomischen Untergangs - unterworfen sind.

Demgegenüber wäre es Aufgabe einer emanzipatorischen linksradikalen Kritik, auf die Möglichkeit einer anderen Gesellschaft hinzuweisen, in der die Produkte den Bedürfnissen der Menschen dienen und nicht die Menschen den blinden Sachzwängen der Produktion. Eine Gesellschaft, in der alle am Reichtum und Überfluss partizipieren können, da sie nicht durch das Privateigentum davon ausgeschlossen werden. Schlussendlich geht es um eine Stadt und ein gutes Leben für alle, welches aber nur jenseits von Staat und Kapital möglich ist. Hausbesetzungen fordern die bestehenden Verhältnisse heraus, indem sie die kapitalistische Eigentumslogik infrage stellen und Räume der Solidarität schaffen. Diese gilt es natürlich gegen Bullen und andere Widerlinge zu verteidigen! Da aber bekanntlich Kritik eine Waffe ist, sollte diese auch stets geschärft werden, um sie nicht abstumpfen zu lassen. Denn sonst leidet darunter auch die Praxis.

In diesem Sinne:
Kein Friede den Hütten – Luxuswohnraum für Alle!

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die Kritik der Verteidgung der Armut ist berechtigt. Aber im vorliegenden Fall ist es ziemlich konkret: hier werden Wohnungen für Reiche errichtet denen die Armen weichen müssen. Aber dies bedeutet nicht, dass Abruchhäuser in Form von Abbruchhäusern, das heißt in desolatem Zustand verteidigt werden(wie bekannt sein sollte wurden besetzte Häuser meist nicht in dem Zustand belassen, in dem sie vorgefunden wurden, allerdings braucht dies Zeit und soziale Verankerung, die derzeit nicht so stark gegeben ist). Das Ziel muss natürlich sein eine komfortable Wohnsituation für alle zu schaffen, was allerdings nur durch die Verschärfung der sozialen Konflikte geschehen kann die in eine revolutionäre Situation kulminiert. Und bezüglich "Stadt der Reichen" - in der kapitalistischen Wirtschaftsordnung wird natürlich die Entwicklung der Stadt von KapitalistInnen - meistens könnte man sie als "reich" bezeichnen - bestimmt, bzw. auch durch die Kämpfe die sich gegen ihre Projekte richten(in Wien spärlich bis nicht vorhanden). Es liegt hier ein klarer Antagonismus der Interessen in der Klassengesellschaft vor und ich denke der muss überwunden werden, in dem er klar benannt(Bewußtsein geschaffen wird) und der Graben durch konkrete Kämpfe vertieft wird. Da ihr euch ja selbst auch als Revolutionäre versteht fragen mich schon auch wie ihr euch eine Revolution vorstellt, denn die KapitalistInnen sind nun mal konkrete Personen und Akteure, die von ihrem durch Ausbeutung gesammelten Reichtum nicht einfach zurücktreten werden. In der Situation von sozialem Konflikt und revolutionärer Gewalt werden sie alles daran setzten die Bewegung mit Gewalt zu zerschlagen. Glaubt ihr dass durch das Fortschreiten kapitalistischen Produktionsweise sich diese ohne gewaltsamen Bruch selbst aufheben wird?

über die Frage nach Revolutionsszenarien steht doch in dem Text der antifa wien gar nichts!

So wie ich den Text verstehe, wäre die Konsequenz, dass es politisch (und praktisch) sinnvoller ist, Wohnobjekte NACH ihrer Restaurierung, also wenn sie schön hergerichtete, nice Luxusbuden sind, zu besetzen :)

 

dann ein schickes Transpi raushängen "Danke, ab hier übernehmen wir. Luxuswohnungen für alle!"

Richtig! Hab ich auch schon gesehen - und wenn man die möglichkeit haben sollte, gibts dagegen gar nichts einzuwenden!

Der Text richtet sich doch gegen die Parole "Gegen die Stadt der Reichen" und setzt demgegenüber die Forderung "Luxuswohnraum für alle" und das finde ich auch um einiges symphatischer und politisch sinnvoller. wenn es dir um die benennung eines antagonistischen klassenverhältnissen geht, reicht es doch aus über die "stadt des kapitals" zu schreiben. Das verweist auch darauf, das der kapitalismus keine machenschaft von einzelpersonen ist, sondern ein gesellschaftsverhätnis das sich in strukturen und zwängen ausdrückt.

1. es wär toll, wenn ihr mal was schreibt, das auch Leute verstehen die sich nicht in akademischen Kreisen bewegen oder tief mit bestimmten Theorien beschäftigt haben.

2. Mir macht's den Anschein, dass ihr Rich-Kids seids, die die Produktion von Überfluss verteidigen weils ihnen selber zugute kommt. Ihr seid bestimmt nicht die, die den Überfluss produzieren und dafür ausgebeutet werden und jeden Monat schuan müssen wie sie sich die Miete für den nächsten Monat zusammenkratzen. Ansonsten würdets ihr wahrscheinlich anders drüber denken.. Luxus für alle - eine schöne Utopie, aber nicht möglich. Ressourcen sind begrenzt! Man kann sie höchstens so verteilen, dass keineR durch fehlende Ressourcen bedroht is zu krepieren.

Ein neues Haus dahin zu bauen, wo man sich nicht leisten kann einzuziehn bringt den leuten dort nix! Ihre Wohnungen zu sanieren schon! Solche neuen Bauten entstehen nur aus dem Grund Profit zu machen. Niemand würd sowas bauen nur damit die Altmieter_innen ein neues Haus haben. Außerdem: frag mal nen 90 jährigen Mensch, ob er_sie gern in einen Neubau umziehen mag, oder lieber in der Wohnung bleibt, in der sie_er ne lange Zeit ihres_seines Lebens verbracht hat.

Ich find euer komisches theoretischen Gebrabbel ist Meilenweit weg von jeglicher Lebensrealität!

Aber naja, setzts euch halt wieder auf die Uni, schreibts weiter irgendwelche nicht verständlichen gscheiten Texte, kassierts Studibeihilfe oder das Geld von eure Eltern, die euch das WG-Zimmer zahln,.... ich weiß nicht, ob das auf alle von der afa zutrifft, aber wenn ihr so nen Text raushauts, muss ich das annehmen!

und dann könnt ihr das alles weiterhin so abstrakt kommentieren wie jetzt!

1. Theoretische Arbeit ist essentieller Bestandteil jeder emanzipatorischen Linken Bewegung und nicht etwas für Leute auf der Uni oder in akademischen Kreisen. Mit dem Kommentar verabschiedest du dich von jeder inhaltich begründeten Gesellschaftskritik. Punkto Verständlichkeit würd ich dir noch recht geben, der Text richtet sich aber anscheinend an Aktivist*innen und da kann schon davon ausgegangen werden das die sich mit linker Theorie auseinandersetzen. Alles andere wäre traurig.

2. Wär Luxus für alle als unmögliche Utopie bezeichnet hat schon lägst den Gedanken, dass alles anders sein könnte aufgegeben. Wenn man sich die derzeit bestehenden kapitalistischen Verhältnisse anschaut, besteht unglaublicher gesellschaftlicher Reichtum und Überflüss, der verrückretweise sogar einer der Gründe für die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus ist (Überproduktionskrise), der aber den Menschen sofern sie keine "zahlungskräftige Nachfrage" haben nicht zu Gute kommt. Die technischen Voraussetzungen wären darüber hinaus auch da, um ein gutes Leben für alle Menschen umzusetzen und die gesellschaftliche Arbeit auf ein Minimum zu reduzieren und sie von dem Joch des Lohnarbeitszwangs zu befreien. Was für eine traurige Vorstellung einer befreiten Gesellschaft, in der die Menschen gerade nur dafür genug haben, um nicht krepieren zu müssen.
Facit: neben dem gebashe auf die vermeintliche Herkunft der Verfasser*innen des Textes ist das wenige inhaltiche was du dazu anzumerken hast falsch und traurig wenn es das sein soll, was du dir als gesellschaftliche Utopie vorstellst... Dein Angleichen an die "Lebensrealität" die du forderst, hat dich wohl um den Verstand gebracht ;)

Vollkommen richtige Kritik, nur bitte nicht Leuten vorwerfen, dass sie ihr Leben anders als durch Lohnarbeit finanzieren - das bleibt in ner kapitalistischen Leitsungslogik hängen. Es gibt auch Leute die studieren und ganze andere Ansätze haben.

Im Vergleich zur „Idiotie des Stadtlebens“ (Marx) scheint in der Ruralität etwas auf, was auf etwas besseres verweist: Individualität, Freiheit, Selbstbestimmung. im gegensatz zu vermassung, enge und konsumentscheidungen.

Im Text wird doch eh auf die Dialektik des Fortschritts hingewiesen wenn du ihn bis zum Ende durchliest.

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"Luxus für alle - eine schöne Utopie, aber nicht möglich. Ressourcen sind begrenzt! Man kann sie höchstens so verteilen, dass keineR durch fehlende Ressourcen bedroht is zu krepieren."

 

ist dir klar dass du damit protestantisch-bürgerliche ideologie, maximal noch sozialdemokratischen unsinn propagierst? das könnte jeder pfarrer sonntags von der kanzel predigen. dabei muss aus meiner sicht freie entfaltung und luxus für alle nicht unbedingt (primär) materiell definiert sein, m.e. geht es v.a. um die entwicklung der möglichkeiten und freiräume und bedürfnisse, aber dieser knappheitsdiskurs ist wirklich absolut konterrevolutionär.

Die Behauptung alle könnten in überschweifenden Luxus Leben ist einfach dumm. Weil eben die Ressourcen begrenzt sind. Geistiger Luxus ist da im Text wohl eher nicht gemeint, geht es doch um schöne, luxussanierte Wohnungen.

Und ganz nebenbei, ist Luxus für alle nicht das Heilsversprechen des Kapitalismus? Auch du kannst in Luxus leben, du musst dich nur anstrengen! Das wird uns doch von Klein auf erzählt. Ich hab das Gefühl hier haben wir mal wieder einen antideutsch-verschwurbelten Text. Was bei der Herkunft ja nicht so unwahrscheinlich ist. Schreibt aus eurem Elfenbeinturm. Am Ende fällt der in der Revolution genauso wie alles andere.

Antideutsche sind keine Linken!

Aber man ist ja noch lange nicht so weit, diese voll auszunutzen. So wie es aussieht, bekommt der Kapitalismus das auch nicht mehr hin. Aber mit einer anderen Produktionsweise ist es durchaus vorstellbar, dass aus den vorhandenen Ressourcen noch sehr viel mehr Güter geschaffen werden können als jemals benötigt werden.

Die Menschheit krankt nicht an einer Knappheit der Mittel. Die prinzipielle Begrenzheit schafft nur die Grundlage dafür, dass die Güter vielen Menschen Vorenthalten werden. Es wird bereits genug Essen produziert, um das 1,5 bis 2-fache der Weltbevölkerung zu ernähren. Trotzdem leidet eine Milliarde. Und selbst wenn wir das 3-fache oder das 20-fache des Bedarfs produzieren würden, es würden weiterhin Menschen hungern.

Dein Gehate gegen Antideutsche kannst du dir übrigens sparen. Wer links ist, macht sich nämlich zum Beispiel daran fest, ob man den Marx wenigstens ein bisschen verstanden hat (was nicht heißt, dass man das glauben und nachreden soll) aber die kurzen Zeilen von dir genügen um festzustellen, dass du das nicht hast. Das heißt: Du bist kein Linker. Du bist ein sehr schlecht gebildetes bürgerliches Subjekt, dass sich in einer als links etikettierten Subkultur einrichtet, um deiner schlechten Situation in der Gesellschaft nicht ins Auge blicken zu müssen. Das ist nicht besser als ein Konzertabonnement oder ein kleines Vorstadthäuschen mit Garten. Wenn du links werden willst, dann mache dir Gedanken darüber in was für Verhältnissen du lebst. Je mehr du daran erkennst, desto mehr wirst du eine Ahnung bekommen, was für eine freie Gesellschaft an Reichtümern für alle möglich ist.

Das ist auch nicht so schwer. Marx zeitgenössische Arbeiterschaft konnte mit Marx noch in der Kneipe über seine Thesen diskutieren. Viele, die sich heute als "links" bezeichnen, bekommen noch nicht mal seinen kategorischen Imperativ zusammen. Stattdessen ist da allerhand Glaube darüber verbreitet, wer ihnen was wegnimmt und so weiter. Vor dem Beginn jeder Analyse werden schon Feinde ausgemacht, die es zu bekämpfen gilt, nur um zu kaschieren, dass man nicht weiß, wie einem geschieht, dass man hilflos und ahnungslos durch die Welt spaziert. Und das zeigt auch, dass überhaupt gar nicht so ist, dass man sich nicht über die Verhältnisse bilden könnte - man muss nur die verblödeten "linken" Rituale unterlassen und hat schon Zeit und plötzlich auch Hirn übrig um was gscheits zu machen.

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Nur ist Essen halt kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Darüber wird hier aber gar nicht geredet, sondern expliit über Luxus. Sprich, Penthaus, Porsche, Jacht.

Der Planet brennt, die Natur geht den Bach runter und du erzählst was du von Ressourcen nicht ausgeschöpft? Das erzähl mal denen die wirklich unter deinem Ressourcenreichtum leiden. Zum Beispiel denen, die neben Gasflares leben müssen. Oder denen die seltener Erde aus dem Boden Kratzen für dein Smartphone. Dieses westlich-kapitalistische Denken ist so lächerlich. Vermutlich hälst du auch den Klimawandel für eine Verschwörung.
Wegen solcher Denkweisen gibt es keine deutschsprachige Bewegung mehr. Weil ihr alles glaubt aus euren Verhältnissen heraus analysieren zu können. Das ist im Grunde falsch. Denn wir SIND die Ausbeuter. Alles was aus unserer Perspektive richtig scheint, dürften die tatsächlich Ausgebeuteten als zutiefst falsch empfinden.

 

PS: Leck mich mit Marx. Jeder der glaubt ihn verstanden zu haben, glaubt plötzlich links zu sein. Der Arme dürfte mit Lichtgeschwindigkeit im Grabe rotieren.

Möge sich die Zivilisation in Asche verwandeln! Erst dann werden wir frei sein.

Wie jeder Mensch gut essen muss, muss jeder Mensch gut wohnen. Deshalb wurde der Vergleich gezogen. Warum soll es denn nicht möglich sein, jeder Penthouseliebhaberin ein Penthouse zu errichten, jeder Jachtliebhaberin eine Jacht zur Verfügung zu stellen. Die Ressourcen sind nicht ausgeschöpft und du lieferst das beste Argument dafür: Sie werden dazu verwendet die Welt in Brand zu setzen und die Natur weiter auszubeuten statt die Produktionsweise endlich vernünftigen Kriterien zu unterwerfen und zu produzieren, was gebraucht und gewollt wird und nicht, was sich möglicherweise verkauft. Der größte Anteil der produzierten Backwaren wird verheizt oder geschreddert und zu Tierfutter verarbeitet. Genauso wird der beste und schönste Wohnraum zu Leerstand. Die meisten neuen Penthouses und "Luxuswohnungen" stehen erstmal eine Weile leer. Das alles ist eine Konsequenz der kapitalistischen Logik, der Leerstand in den Stadtzentren der großen Metropolen ist unfassbar (im Wortsinn: es gibt so viel Leerstand, dass es nicht mehr uu ermitteln ist). Deshalb behaupte ich weiterhin: Ja, jeder Mensch kann gut wohnen, sogar besser, als es für ihn*sie vorstellbar ist, auch da wo heute Gasflares sind und seltene Erden gefördert werden. Die Ressourcen sind vorhanden und wären noch viel mehr vorhanden, wenn sie nicht für unnütze Waren verbraucht und einfach vernichtet werden. Die Begrenztheit der Ressourcen ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass weite Teile der Weltbevölkerung davon ausgeschlossen sind. Wir sind hier aber auch von Penthouses und Luxuswohnungen abgeschnitten. Wir haben keinen Zugang dazu, wenn wir nicht das Geld haben. Das ist sicherlich keine allzu prekäre Situation, wenn man sie mit der vergleicht, die du beispielhaft angedeutet hast, aber nein, auch wir werden ausgebeutet, müssen unsere Arbeitskraft zu einem schlechten Preis verkaufen und sind von den durch unsere Hände entstehenden Reichtum weitestgehend abgeschnitten. Ausbeuter ist man nicht, wenn man konsumiert und sich Dinge zulegt, die dazu dienen, im kapitalistischen Wettbewerb hierzulande bestehen zu können. Das Smartphone ist für fast alle Menschen obligatorisches Arbeitsgerät. Ohne Job und ohne die Möglichkeit geht es auch hier ganz fix bergab und prekär zu leben ist auch hier nicht lustig. Somit gebe ich dir teilweise recht, alles was deiner Perspektive richtig scheint, empfinde ich, Lohnsklave, ergo Ausgebeuteter, als zutiefst falsch. PS: Ich behaupte auch nicht, dass man Marx gelesen haben muss. Aber man muss checken, wie und an welcher Stelle Ausbeutung entsteht. Man darf die Augen nicht davor verschließen ein verächtliches, geknechtetes Wesen zu sein und das dieser Zustand, der durch die Verhältnisse, in denen wir alle leben, hervorgerufen wird, umgeworfen gehört. Dir scheint es immer noch lieber zu sein, dich auf die Gewinnerseite zu stellen. Das is unsolidarisch. Dazu passt deine Vernichtungswut gegen die Zivilisation statt sie in besseres aufzulösen. Überhaupt die Tatsache, dass du den Status Quo als zivilisatorisch und nicht als irrational, blind und zerstörerisch bezeichnest, zeigt die Jämmerlichkeit deines Standpunktes, aber nein, du musst noch frustriert anfangen zu toben und um dich zu schlagen: Alles soll Asche werden! und immitierst damit Verhaltensweisen eines verzogenen Wohlstandsbengels. Aber du kannst noch so sehr Bengel sein, Wohlstand oder Freiheit hast du damit noch lange nicht.

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Was "gut Wohnen" ist, entscheidet doch aber noch Jede_r für sich selbst. Und wer sich ein Penthouse bauern will, bitte. Wenn es dann Schellen vom Nachbar gibt, weil der keine Sonne mehr abbekommt ist das dann aber auch okay.

Ebenso verhält es sich mit "unnützen Waren". Das entscheidet doch am Ende der/die Endverbraucher_in plus ihre Nachbarn. Denn die betrifft es eben auch, wenn ich jede Nacht mit meinem Sportwagen im Kreis fahre. Wie lang hättest du da Spaß dran? Nicht als Fahrer jetzt, sondern als die Person, der ich den Schlaf stehle.

Wie weit im derzeitigen System Bedürfnisse gezielt geweckt werden, ist da wieder ein ganz anderes Problem.

Alles in Allem hast du anscheinend Angst etwas abgeben zu müssen, statt etwas zu bekommen. Wenn wir ein schönes Leben für alle Menschen auf der Welt wollen, würde dies für uns hier aber in erster Linier bedeuten, dass wir etwas abgeben müssen. Aber damit haben deutsche Linke schon lange ein Problem. Das ist der Grund weshalb sie sich hinter Analysen verstecken, die weltfremd sind, auch wenn sie akademisch noch so korrekt sein mögen. Schade. Aber so wird das nix.

Im übrigen löst Luxus sich auf, wenn er für Alle verfügbar ist. Immerhin zeichnet sich Luxus ja per Definition dadurch aus, dass er etwas ist, was einigen wenigen Privilegierten vorbehalten bleibt. Gerade das führt die Parole "Luxus für Alle" ad absurdum und zeigt auf wie undurchdacht sie ist. Obwohl ihre Verwender immer auf ach so akademisch machen. Es bleibt am Ende also bei der etwas älteren Parole "Alles für Alle - und zwar umsonst".

Übrigens, wenn für dich 400 euro im Monat Wohlstand sind, bitte, dann bin ich ein Wohlstandsbengel. Ich tippe, du hast mehr. Gib ma! :D

Ich fange hinten an:

"Übrigens, wenn für dich 400 euro im Monat Wohlstand sind, bitte, dann bin ich ein Wohlstandsbengel. Ich tippe, du hast mehr. Gib ma!"

Nein , 400€ sind eben kein Wohlstand. Deswegen sagte ich ja du immitierst einen Wohlstandsbengel, indem du dich aufführst wie ein Kind, dem das Spielzeug weggenommen wurde, rumtobst und eine Vernichtungswut auf die ganze Welt bekommst. Ich schloss ja eben mit der Feststellung, dass du so nicht zu Wohlstand nicht gelangen wirst, ganz egal wie sehr du dich aufführst. Das eben ist die Kritik:

Ein Wohlstandsbengel kann sich solcherlei Verhalten leisten, du müsstest dich für dein Interesse, eben dem der Ausgebeuteten, einsetzen anstatt Verhaltensweisen derjenigen zu immitieren, die dein Interesse nicht direkt teilen.

Ob ein Penthouse jemandem die Sonne nimmt, oder mein Sportwagenlärm die Nachbarn belästigt, ist selbstverständlich irrelevant in unserer Debatte. Ich sprach ja davon die Produktion vernünftigen Maßstäben zu unterwerfen, das meint ja eben Sportwagen höchstens mit dem Zweck zu produzieren, ein Bedürfnis zu stillen und nicht zu dem Zweck den Nachbarn auf die Nerven zu gehen. Sicher können diese Produkte im Nachhinein dazu zweckentfremdet werden, aber das ist erstens recht unwahrscheinlich, weil die Menschen in einer freien Gesellschaft wohl besseres zu tun haben als ihre erlittenen Kränkungen im Alltag durch solche Eskapaden zu kompensieren (so ist es nämlich in der kapitalistischen Gesellschaft der Fall) und zweitens wie du andeutest leicht verhinderbar, weil die Aushandlunsprozesse über die Nutzung der Produkte leichter zu führen sind - Gewalt ist dafür meines Erachtens nicht notwendig. Den Bau eines Penthouse, überhaupt Bauplanung vernünftigen Kriterien zu unterwerfen, schließt es aus dein Bedürfnis nach Sonneneinfall unbeachtet zu lassen. Auch dieses Beispiel ist also schlecht gewählt.

Deine Argumentation krankt aber nicht an diesen konkreten Beispielen, sondern an der Kategorie der Beispiele. Du tust weiterhin so, als sei liege das Problem in der Nutzung und Verkonsumierung der Waren. Das ist aber falsch. Die Produktionsweise müsste geändert werden. Schon deshalb befürchte ich nicht etwas abgeben zu müssen, weil eine andere Produktionsweise jedem einzelnen Menschen die Stillung der Bedürfnisse erlaubt. Ich befürchte nicht, nach Änderung der Produktionsweise schlechter dazustehen, sondern erhoffe mir im Gegenteil die umfassende Befriedigung meiner materiellen Bedürfnisse,  auch wenn ich weiß, dass andere Menschen, bspw. die Milliarde, die hungert, davon unmittelbarer etwas haben wird.

Überhaupt ist es absurd, dass ich etwas abgeben müsste. Was denn zum Beispiel, meine Möbel, Wohnraum, Essen?

Warum sollte das der Fall sein? Schon heute, werden Möbel, Wohnungen und Nahrungsmittel im Überfluss produziert. Ich muss davon nichts abgeben, damit jemand anderes wohnen und essen kann. Wenn in Nigeria bei den Gasflares und den Palmölplantagen letztere gerodet werden und stattdessen den Bedürfnissen entsprechende Häuser errichtet werden, was hat das mit einer Mietwohnung in Zentraleuropa zu tun? Da einen Zusammenhang herzustellen ist absurd.

Oder müsste ich auf etwas abstrakteres verzichten, zum Beispiel sicher über die Straße gehen zu können oder das Internet? Warum sollte das so sein? Was hat ein Mensch im Nigerdelta davon, wenn ich hier nicht sicher über die Straße gehe? In welcher Weise könnte es vernünftig sein, mich in irgendeinem Bereich einzuschränken?

Die Analysen, die verständlich machen, wo das Problem liegt und wo nicht (korrekt sind, wie du sagst), sind nicht weltfremd. Das liegt schon am Begriff der Analyse. Man schaut sich das an, was in der Welt ist und versucht die Zusammenhänge zu verstehen.

Weltfremd ist es, die Augen vor eben diesen Zusammenhängen zu verschließen und stattdessen im guten Glauben zu predigen, Verzicht hierzulande würde irgendwem sonst auf der Welt nützen, oder die Welt zu einem besseren Ort machen, wofür es genau Null Anhaltspunkte gibt, weil Kapitalismus die Welt beherrscht und der nicht so funktioniert. Es ist wie gesagt ein Glaube, der irgendwo in per se falschverstandener und weiter verfälschten christlicher Nächstenliebe wurzelt. Das gerade die Menschen, deren Arbeitskraft hier  ausgebeutet wird, noch verzichten sollen, damit es angeblich jemand anderem besser geht, bezieht sich kaum verhüllt auf "Dann halte ihm noch die andere Wange hin" Aber während die Christen wenigstens noch ihre Bibel kennen, sind sich heutige "linke" Moralisten über den Ursprung und die Ursachen ihrer Haltung überhaupt nicht bewusst und predigen mal dies und mal das. Ein gemeinsamer Kern besteht höchstens, wenn man einen gemeinsamen Feind auserkoren hat. Spätestens da sagen dann einige, das gehe zu weit, aber das Problem liegt schon viel früher begraben, die Leute sind sich ihrer Lage, der Verhältnisse und der Zusammenhänge über die verschiedenen Lebenssituationen nicht bewusst. Sie verdecken lieber die Zusammenhänge und stellen sich auf die (scheinbar) richtige Seite der Moral.

Es ist ein wenig beschämend, dass du die Analyse an Parolen festmachst. Die Parolen sind allesamt Blödsinn. Sich an solchen Sätzen festzuhalten, zeigt nur Denkfaulheit. Eine Parole hört sich (im besten Fall) ganz gut an, ist also griffig und eingängig und notwendigerweise verkürzt. Sie gibt einem das angenehme Gefühl, die Verhältnisse auf den Punkt gebracht zu haben und nicht weiter darüber nachdenken zu müssen. Das stimmt aber nicht, sondern ist, wie wir an der Diskussion erkennen sehr notwendig.

Die Parole eint die Rufenden ohne ein gemeinsames Interesse. Sie vereint sie über ihre ideologisch verfälschten Meinungen. Sie ist eine Lüge, die sich alle gegenseitig ins Gesicht brüllen, also ein etwas gewaltvollerer Ausdruck, dass die heutige "Linke" mehr damit beschäftigt ist, die Verhältnisse zuzudecken statt sich mit ihrer Analyse, Kritik und damit Überwindung zu beschäftigen.

Die Parole Luxus für Alle ist dagegen einer der weniger unsinnigen, da sie in sich eben nicht unwidersprüchlich und aufgelöst ist. Du sagst es ja selbst, der Widerspruch, dass der Luxus eben nicht allen zu Verfügung stehen kann, sonst wäre er kein Luxus, löst sich eben dann auf, wenn alle Zugang dazu haben, wenn Luxus selbst sich auflöst. Dann werden auch, so hoffe ich inständig, keine Parolen mehr gerufen. Die Widersprüchlichkeit der Parole, die nach Auflösung verlangt, deutet also auf die freie Gesellschaft, in der diese Widersprüche aufgehoben sind, eben auch der, dass eine Linke, ehemals Verfasstheit derjenigen, die das Interesse aller verfolgten den Kapitalismus zu überwinden, lieber Parolen ruft.

"Alles für alle" mag zwar etwas korrekter wirken, deutet aber nirgends hin. Im Grunde ist der Status Quo, nämlich der Welt als eine ungeheure Warenansammlung, von denen jede einzelne Produkt der Ausbeutung ist, also alles, eh schon für alle da, nämlich in der zynischen Weise, dass sie für uns alles ist. Wenn man die angestrebte Totalität der kapitalistischen Gesellschaft bedenkt, bekommt es noch eine weitere zynische Komponente: Im totalen Kapitalismus hat jede* ihren* Platz als Ausgebeutete. Das "Alles" weist uns, allen, also unseren Platz der idealen Verwertbarkeit zu. Wenn man die Parole dann übersetzt: "Das totale Ausbeutungsverhältnis für die Ausgebeuteten", klingt es eher nach Bekräftigung als nach Gegnerschaft, oder? Aber Bekräftigung ist ja auch bereits Normalzustand, in Zeiten der corporate identity und dem kollektiven Absingen der Firmenhymnen durch die Belegschaft. Das Ausbeutungsverhältnis gibt es zwar nicht ganz umsonst, hierzulande wurde dafür der marode Feudalismus eingestampft, in einigen Bereichen der Erde müssen heute noch feudale Verhältnisse überwunden werden, aber wenn wir ehrlich sind, nähmen wir den Kapitalismus auch nicht geschenkt.

Nach diesem kurzen Ausflug über die Parole zurück zur Analyse. Du bezeichnest diese nicht nur als weltfremd, sondern auch noch als akademisch. Die Analyse kapitalistischer Verhältnisse ist alle andere als akademisch. Das Kapital von Marx, der kein Universitätsprofessor, sondern lediglich Autor war, hatte sicherlich großen Einfluss auf die Räte, Parteien und Arbeiterorganisationen, die sicherlich kein Hort der Akademiker waren. Die Kritik des Kapitalverhältnisses ist auch keineswegs nur autoritär in die Betriebe getragen worden, es war vielmehr so, dass die damaligen Ausgebeuteten sehr wohl daran interessiert waren, sich über ihre Umstände klar zu werden und sich eben in weiten Teilen selbst zusammenschlossen und sich darüber bildeten, warum sie sich in den Fabriken zu Tode arbeiten müssen, um zu überleben, warum dieser schreiende Widerspruch existiert.

Das die Analyse des Kapitalverhältnisses zwischenzeitlich so weiten Einzug in die Universitäten erhielt, liegt daran, dass Universitäten zugänglicher wurden und somit das Klasseninteresse auch Forschungsinteresse wurde. Die heutige Studilinke betreibt größtenteils keine Kapitalkritik an der Uni. Sie steht nur in der Tradition von Student*innengruppen, die zum größten Teil eine höchst lächerliche Kapitalismuskritik betrieben haben. Formulierungen mögen sich für dich vielleicht hochgestochen und gar akademisch anhören, aber das liegt nicht etwa daran, dass sie akademisch ist, sondern, dass du dich mit deinen 400€-Jobkolleg*innen nach der Arbeit nicht zusammensetzt und dich über die Verhältnisse bildest. Es ist so verrückt, da sind Leute in der Antifa, die glücklicherweise über die Begriffe verfügen, die Welt zu kritisieren, was sie manchmal auch treffend tun und du verunglimpfst diese als akademisch, anstatt dir die Begriffe selbst anzueignen.

Ich möchte mal wissen, woher du Worte wie "Privilegierte" oder "akademisch" kennst. Das Wort "privilegiert" ist nämlich gerade eines, dass von tatsächlich eher weltfremden Diskursen an der Uni in die "Linke" durchgesickert ist. Ein Begriff mit dem unsinnigen Impetus, das Problem liege nur darin, dass gewisse Statusgruppen zu sehr an ihren Privilegien festhielten, und der das objektive Herrschaftsverhältnis, das menschliches handeln überall und alle Zeit druchdringt, Kapitalismus, außen vor lässt oder wenn schon daneben stellt in der Weise, es würde etwas ändern, halt gegen den Kapitalismus zu sein, wie man halt gegen Privilegien ist.

habe ich keine Zeit mehr. Muss mich um mein Leben kümmern, und nicht um meinen Antideutschen Lesezirkel. Du Setzt hier - bewußt oder unbewußt, ist mir egal - fast Alles was ich schrieb in einen flaschen Kontext. Das Alles zu korrigieren ist mir meine Zeit zu Schade. Und eigentlich willst du das ja auch nicht. Sondern die Deutungshoheit über einen Diskurs. Kannste haben. Die Leserin möge entscheiden, was sie für einleuchtender hält.

Antideutsches Wien - vafatzda!

ich hab's mir nochmal durchgelesen und ja, es ist mir zu lang geraten und zu aggressiv gewesen. Das mit den Parolen hätte ich durchaus weglassen können, weil es mit der Debatte nicht so viel zu tun hatte und eh ein bisschen windig war. Ich nehme auch an, dass sich vor allem darauf das "setzt fast alles [...] in einen falschen Kontext" bezog. Da habe ich es tatsächlich dem Kontext entrissen, mein Ziel dabei war aber eher, die (Neben-)diskussion über Parolen auf einer anderen Ebene zu führen. Es wäre doch schade gewesen, eine so ausführliche Diskussion auf eine gemeinsame Parole zu bringen und das war's dann. Ich gebe aber zu, dass da eine gewisse Feindlichkeit herausgelesen werden kann, z.B. "beschämend", die unangebracht war, weil meine Motivation eben nicht Feindschaft ist.

Ich finde, ich habe sonst eher den Kontext benannt, in dem deine Argumente stehen und mich dabei bemüht, nichts zu übergehen.

Mir war meine Zeit halt nicht zu schade, auf deine Argumente einzugehen und die angefangene Diskussion nicht einfach abzubrechen. Und doch, ich fände es gut, wenn du zum Rest, ohne den Parolenteil, noch einmal Stellung beziehst. Ich schaue irgendwann noch einmal rein.

Die "Deutungshoheit über einen Diskurs" ist mir glaube ich egal. Ich weiß auch nicht so richtig, was das heißen soll. Ich bin aber der Meinung, dass die Verhältnisse eben bestimmte Verhältnisse sind und sich nur sehr wenig im Auge der Betrachter*in unterscheiden. Die Diskussion über Verzicht oder nicht, ob der Konsum zu kritisieren ist oder die Produktion, halte ich aber für ziemlich wichtig und da können schwer widersprüchliche Aussagen Schluss der Debatte sein. Deswegen fände ich eine weitere (oder mehr) Stellungnahme sinnvoll.

Trotzdem danke, dass du dich der Diskussion gestellt hast. Es ist immer gut, die eigenen Argumente auf die Probe stellen zu lassen. Das hast diesmal du übernommen und ich fand es einen anregenden Dissenz. Andere scheuen sich davor. Chapeau. Ich find's eh gut sich um's eigene Leben zu kümmern, z.B. mit einer gescheiten Diskussion über die Welt in der man lebt ;)

Hier zwei Text von der Homepage der Hausbesetzung, und der Text auf den sich die autonome antifa_w bezeiht. Eine Meinung zum Text der autonomen antifa_w weiter unten.

 

„Wir erhoffen uns von dieser Veröffentlichung im Vorhinein, dass alle, die sich in den hier formulierten Ideen wiedererkennen, eigene Initiativen entwickeln, Aktivitäten und Aktionen planen und die Kämpfe intensivieren. Die widerrechtliche Aneignung, der bewusste Bruch mit einer Eigentumslogik, die die Grundlage des kapitalistischen Systems darstellt, ist für uns dabei zentral. Wir werden dabei auf gar keinen Fall mit den Eigentümer_innen und der Politik kooperieren und verhandeln. Wir werden keine Forderungen an den Staat stellen, da seine Aufgabe die Aufrechterhaltung dieser Ordnung ist, die wir ablehnen, weil wir selbstbestimmt leben wollen. Die Wiener Sozialdemokratie verwendet verschiedene Befriedungsstrategien um die sozialen Konflikte zu entschärfen. Oft wird nur die aktuelle Stadtentwicklung kritisiert, ohne den aktiven Bruch mit Staat und Kapital zu suchen. Daher vertiefen wir die sozialen Spannungen, wann immer es uns möglich ist. Die Lebensbedingungen, die uns aufgezwungen werden, machen uns wütend. Alle Bereiche unseres Lebens werden der Logik von Profit und Autorität unterworfen. Überall sind wir mit Eigentümer_innen und Chef_innen konfrontiert, die von der Ausbeutung unseres Lebens profitieren. So auch im Bereich des Wohnens. Was sie „Aufwertung“ nennen, bedeutet für Viele das genaue Gegenteil davon: steigende Mieten, Zwangsräumungen, Verdrängung, Zwang in die Obdachlosigkeit. Wir sind es leid, diesem Normalzustand länger zu zusehen, deswegen ergreifen wir die Initiative und bekämpfen diese Ordnung. Wir werden einen Raum schaffen, der die Selbstorganisierung unserer Kämpfe ermöglicht. Daher stellen wir uns gegen jede Vereinnahmung durch politische Gruppen und Organisationen, sowie gegen die Verzerrungen durch Journalist_innen. Es soll ein lebendiger Ort des Zusammenkommens, des Austauschs und des Experimentierens mit verschiedenen Formen des Lebens und Kämpfens entstehen.“

 

„Kommt vorbei, wenn ihr ausbrechen wollt, wenn ihr etwas tun wollt, wenn ihr keinen Bock auf all den Dreck im Alltag habt, wenn ihr Lust auf Auseinandersetzung mit anderen und dieser Stadt habt! Kommmt mit Motivation, Workshops, Ideen, Essen, euren Liebsten und mit Wut! Denn wir sind wütend unter Bedingungen zu leben, die nicht unseren Bedürfnissen, sondern nur der Logik der Verwertung folgen. Deshalb nehmen wir uns dieses Haus, ohne um Erlaubnis zu fragen. Wir wollen der Eigentumslogik etwas entgegensetzen! Es ist absurd, Menschen aus Wohn- und Lebensraum auszuschließen, es ist grausam, uns aus Wohnungen zu zerren, weil irgendjemand mehr Kohle will. Wir finden euer Eigentum einfach scheiße! Unser ganzes Leben ist nach Verwertbarkeit strukturiert – Schule, Uni, Arbeit, Klinik, Knast usw. disziplinieren uns zu Träger*innen dieser Logik. Leerstand, Profitorientierung auf Kosten von Wohnraum, erzwungene Obdachlosigkeit, Verdrängung aus dem öffentlichen Raum, rassistische Diskriminierung und Ausschluss von Lebensressourcen, Zwangsräumungen usw. sind normal in der kapitalistischen Logik dieser Stadt, die nur das akzeptiert, was verwertbar ist. Und aufrechterhalten wird sie mit Gewalt gegen Alles, was stören könnte. Eine Hausbesetzung alleine kann die Logik nicht durchbrechen, aber sie kann ein Teil davon sein, die herrschende Ordnung in Frage zu stellen. In diesen Tagen geht es nicht darum, Leerstand aufzuzeigen oder etwas von dieser Stadt zu fordern, sondern darum, auf Zustände aufmerksam zu machen und etwas loszutreten, sich der eigenen Kraft bewusst zu werden, sich etwas nicht nehmen zu lassen, sich nicht verdrängen zu lassen, das Grätzl und Gemeinsamkeiten feiern und sich gegenseitig zu unterstützen. Wir wollen einen solidarischen Ort schaffen und gemeinsam überlegen, was wir der bestehenden Ordnung entgegensetzten können und wie wir uns gegenseitig bestärken können. Greifen wir an!“

 

„INFO: Die Eigentümer_innen sind die Firma Vestwerk. Ihre Hauptaktivität ist das “Ausmieten” von Altmieter_innen damit alte, funktionstüchtige, preisgünstige Häuser abgerissen werden und dann unter ihren Fittichen neue Luxusscheisse die mit dem Grätzel nichts zu tun hat hingebaut werden. Sie verfügen über 40.000m2 in Deutschland und Wien und haben urrrviel Kohle um damit herumzuwirtschaften (ca. 135 Mille). Konkret sollen die drei Gebäude beim Schützplatz zu einem einzigen großen Luxusscheiss umgebaut werden. 11 Dachgeschoss-Lofts, Kunst-Ateliers, Tiefgarage etc. tragen dazu bei das Grätzel so wie es ist zu zerstören. Unter anderem haben sich der kritischer Kulturverein mo.ë (ihr Abschlussstatement) über 1 Jahr halbwegs erfolgreich gegen die Machenschaften von Klaus Molisch und Co. zur Wehr setzen können. Der Firmensitz befindet sich in Dorotheergasse 12 1010 Wien.“

 

Der Vorwurf, die Kritik nicht in Zusammenhang mit dem kapitalistischen System und der Rolle von Städten darin zu sehen, ist damit einigermaßen ungerechtfertigt, was die fett markierten Stellen zeigen sollen. Dass die Eigentümer_innen scheisse sind, steht ja wohl nicht zur Debatte, auch wenn sie von Profitlogik getrieben sind. Sinnvoller wäre die Frage, wie die Info, wer Eigentümer_in ist verpackt wird, und was Moralisierungen implizieren können. Offensichtlich wurde entweder nicht die ganze Homepage gelesen, oder sehr einseitig interpretiert bzw. gewisse Sachen einfach ausgelassen. Sich an der Kopie der Wohnungsbeschreibungen, wie der Eigentümer sie macht, aufzuhängen und sich an kurzen Slogans von Transpis aufzuhängen, ohne die anderen Texte der Homepage zu berücksichtigen und zu erwähnen, ist einseitig und eine sehr selektive Bezugnahme. Das rückt die Kritik der Besetzer_innen in ein ganz falsches Licht. Wenn ihr schon kritisiert, und ihr wollte ja "unter Genoss*innen" eine solidarische Krtik üben, dann wäres es nur konsequent solidarisch auch darauf hinzuweisen, dass große Teile von eurem Statement schon auf der Homepage der Besetzer_innen stehen. Allesnalls wäre dann die Kritik der Besetzer_inne als widersprülich oder sonst was zu bezeichnen. So einseitig wie die autonome antifa_w sie darstellt, ist sie aber geiwss nicht.

 

Der Vorwurf ist aber typisch für die autonome antifa_w, die die einzig richtige Kritik für sich sich beanspruchen will. Das die Besetzer_innen ähnliches klar auf ihre Homepage haben, ist dabei nicht von Belang. Die angeblich nicht vorhandene inhaltliche Begründung ist, so vermute ich, der Tatsache geschuldet, dass ein Haus besetzt wurde. Wer so etwas schon einmal gemacht hat, wird vermuten können, dass es teilweise schwierig ist, seitenlange druchakademisierte Texte im Stil der autonomen antifa_w zu schreiben, in der jede Aktion in eine mindestens 5 Seiten umfassende Gesellschaftskritik kontextualisiert wird und in der natürlich Zitate von Marx und Adorno nicht fehlen dürfen. Noch schwieriger ist das, wenn die Besetzung bereits im Gange ist. Vl ist es aber auch der Tatsache geschuldet, dass der Anschluss an soziale Kämpfe nicht über seitenlange akademensiche Texte passiert und eine Kritik am Kapitalismus erst im Rahmen eben eines solchen Anschlusses entwickelt werden kann. Vl speziell für Leute die sich nicht ewig mit materialistsicher Theorie auseinadersetzten und (so vermute ich es bei vielen Mitglieder der autonomen antifa_w) irgendwas sozial- oder geisteswissenschaftliches studieren oder studiert haben. Vl hatten die Leute auch keine Ressourcen oder einfach keinen Bock darauf. Spekulation, die Motivation der Besetzer_innen keinen (so ausführlichen) Text im Stil der autonomen antifa_w zu schreiben, kenne ich nicht. Ob ein Text in Stile der autonomen antifa_w die Darstellung in den Medien grundlegend verändert hätte, wage ich zu bezweifeln. Der Slogan wäre wohl nicht da gewesen, das stimmt wohl. Was die Besetzer_innen geschafft haben, ist es mit Nachbar_innen zu sprechen, und an soziale Kämpfe anzuschließen. An Mieter_innnen die tatsächlich betroffen sind, weil da Luxuswohnungen gebaut werden, weil diese mehr Profit versprechen. Und ja, das Objekt steht halt nicht für sich alleine da, sondern soll gemeinsam mit den beiden Nachbarhäusern abgerissen werden, weshalb hier kein leeres Loch verteidigt und zum Symbol gemacht wurde. Wer nach den vorab veröffentlichten Statements A und B zusammenzählen kann, kann schließen, dass es nicht (nur) um die Verteufelung schöner Wohnungen und um die Authentizität des Gräzels geht. Die Verteidigung der „Löcher“ ist der Tatsache geschuldet, dass die Leute in diesen Löchern leben müssen und wie im Falle dieses Hauses, nichts dagegen getan wird. Ob die autonomen antifa_w, die allzu oft davon spricht in die Mitte der Gesellschaft zu wollen und sich genau an jenen Kämpfen beteiligen will dieses Ziel erreichen kann, ist mehr als fraglich. Aus meiner Sicht ist, mit derartigen Texten, sowas genau nicht zu erreichen. Eher damit sich ein Haus zu nehmen, und mit vl einer verkürzten Kritik (weil nicht ausformuliert) starten. Vl wäre eine Diskussion darüber sinnvoll wie Anschluss gefunden werden kann an soziale Kämpfe.

 

Aber danke autonome antifa_w: Wieder einmal wart ihr es, die eine politische Aktion, in einem supertollen Statement, in Bezug auf gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge in akademischen Sprech einwandfrei kontextualisiert habt. Nun wissen alle Bescheid!

 

PS: die fettgedruckten Stellen sollen übrigens auch zeigen, dass vieles von dem, was ihr geschrieben habt, auch schon auf der Homepage der Besetzer_innen steht, nur halt ohne Marx-Zitate und ohne akademisches Geschwafel. Also ganz so neu sind eure Neuigkeiten nicht. Aber bitte, beansprucht diese Art der Kritik für euch!

 

PPS: Ich würde mich Teilen eurer Kritik auch anschließen. Moralisiern oder personalisiern finde ich tatsächlich auch nicht richtig. Aber die Form eures Textes ist, weil wie schon erwäht, unglaublich selketiv und einseitig, alles andere als solidarsich. Wenn ich euch eine Diskussion wünscht, solltet ihr wohl dringend euren Stil und die Form wie ihr eure Kritk übermittelt überdenken. Und Kritk kontextualisieren und nicht einzelne Sätze herauspicken und sie als DIE Kritik oder Nicht-Kritik der Besetzer_innen darstellen.

für diesen kommentar (war kurz vorm zerplatzen!)

Kein Friede den Hütten – Luxuswohnraum für Alle!

Danke für deinen Kommentar! Ich kann dem nur zustimmen.Ich mag ihn um einen punkt ergänzen, auf den du nicht eingegangen bist, nämlich den vorwurf, es sich im eigenen elend bequem zu machen. ich find den vorwurf situativ, praktisch und theoretisch falsch.

 

situativ: während der hausbesetzung melden sich nachbar*n, die von der verdrängung und den bau von luxusappartements selbst betroffen sind. hier zu fordern Kein Friede den Hütten – Luxuswohnraum für Alle! heißt konkret: Kämpft nicht gegen den Abriss, kämpft lieber dafür, dass ihr später mietfrei drin wohnen dürft. das ist im besten fall weltfremd, wahrscheinlicher aber: purer zynismus!

 

praktisch: angenommen durch ein wunder würden alle in einem penthouse wohnen. würde es uns dann wirklich besser gehen? wäre es denn nicht besser, für alternative wohnformen zu kämpfen, wo eben auch die soziale und gemeinschaftliche seite mehr zu tragen kommt?

 

theoretisch: ich finde es ja schön, dass die autonome antifa_w brecht wieder entdeckt hat. ich hab da was von ihm:

Reicher Mann und armer Mann // standen da und sahn sich an. // Und der Arme sagte bleich: // »wär ich nicht arm, wärst du nicht reich«

oder anders gesagt: ich kann die diskussion um luxus vs. elend nicht nachvollziehen. wie in der kritik geschreiben wurde, geht es ja um das Ziel der Partizipation aller am gesellschaftlichen Reichtum. und dieses ziel hat ja auch die besetzung.  sinn hätte diese diskussion nur, wenn wohnraum eine unbegrenzte ressource wäre. aber in der stadt ist per definition der raum knapp, (außerdem hat die bauwirtschaft einen maßgeblichen einfluß - ca. 5%- auf den co2-ausstoss, aslo ist es auch eine knappe ressource auf eine ganz anderen ebene, aber das würde jetzt zu weit führen) und so versteh ich auch den slogan von der stadt der reichen. es geht weniger um ein moralisierendes angreifen der reichen, sondernn ist vielmehr zustandsbeschreibung der kapitalistischen stadt, in der dieses knappe gut sehr ungleich verteilt ist.

 

so, zu guter letzt noch eine randbemerkung: das stadtbild ist nicht nur ergebnis kapitlalistischer ausverhandlungsprozesse, sondern auch im kleineren maßstab ergebnis vergangener kämpfe sozialer bewegungen: siedlungen, gemeindebau, manche parks, wagenplätze, politische und kulturelle zentren hätte es ohne sie nie gegeben. in diesem sinne: squatting macht sinn!

"Der Antiintellektualismus begeht seinen größten Verrat nicht an den Intellektuellen, sondern an den Menschen, die er glaubt, vertreten zu dürfen."

Georg Seeßlen

über die Leiterzählung des rechten Rollback

http://www.konkret-magazin.de/aktuelles/aus-aktuellem-anlass/aus-aktuell...

von euch kommt echt nur dreck. erst eure unsägliche stellungnahme nach eurem rauswurf aus der w23 und jetzt dieser unsolidarische müll. kriegt nichts auf die reihe, seid arrogant bis über den carhartt hochglanz-zipper und klebt an der linken wie scheiße: antideutsche.

?

Der Kommentar ist nicht unsolidarisch. höchstens ein bisschen pointless.

Der Kommentar ist kein Müll, sondern ein geht so gelungener Beitrag um die der Debatte der Hausbesetzungen.

Arroganz mag vorhanden sein, lässt sich aus dem Text nicht herauslesen.

Die Autonome Antifa W trägt meistens Adidas, wie es sich für Autonome gehört.

Sie ist wesentlicher Bestandteil davon, was überhaupt noch linkes passiert in Wien - nicht besonders viel.

Die autonome Antifa W ist nicht antideutsch. Das Statement zu der Besetzung ist auch nicht antideutsch. Manche Antideusche würden sich freuen, wenn die autonome Antifa W antideutsch wäre, sind dann aber immer wieder enttäuscht. Antideutsch wäre es mit dem Abriss der kaputten Häuser den Abriss der hiesigen Linken gleich mit zu fordern, was für die vielen, vielen Menschen in Wien kaum spürbar wäre und ungefähr so kritikwürdig wie eine Donaubegradigung oder der Ausbau der Stadtutobahn, tut sie aber nicht. Sie formuliert ein Elend in ihren Augen und was die autonome Antifa W für ein Elend hält, zeigt wie wenig antideutsch sie ist.

Ich bin übrigens auch nicht antideutsch.

 

A

Das Problem an Wien: krasse Antideutsche laufen da unter "normal". Oder wie es eine Wiener Genossin formulierte: Ich kenne in Wien eigentlich keine Linken, die nicht israelsolidarisch sind. Schon mal drüber nachgedacht, dass genau deshalb so wenig läuft? Wo Antideutsche sich breit machen, werden nach und nach die Linken rekuperiert – vom Kapitalismus. Vorher kotzen sie sich aber noch über andere Linke aus, so wie die antideutsche "autonome" antifa w weiter oben.

Die krassen Antideutschen verkrümeln sich wie üblich in ihren Sekten und treten kaum in Erscheinung. Ich weiß nicht, wo deine Genossin unterwegs ist, aber im EKH ist antideutsch jedenfalls für die meisten ein Schimpfwort, das Amerlinghaus sammelt sich um die örtliche BDS-Gruppe. Den Trotzkitrotteln sind neben Flüchtlingen explizit auch immer Muslime willkommen, seh ich auch nix antideutsches dran (seh ich aber auch nix linkes dran, sei's drum.) Überhaupt ist die Wiener Linke offen für jede Art regressiver "Kapitalismuskritik" und sehr offen für allen möglichen Scheiß vom Klassismus bis zur Esoterik. Das ist eher der Grund dafür, dass so wenig läuft.

Darauf haben Antideutsche aber in der Regel überhaupt keinen Bock und man kann sie wohl kaum dafür verantwortlich machen. Und was soll das bitte heißen, die Leute würde vom Kapitalismus rekuperiert? "Früher mussten die Leute nicht arbeiten gehen, da hat sie der Kapitalismus in Ruhe gelassen. Dann kamen die machten sich die  Antideutschen breit und plötzlich mussten alle arbeiten gehen." oder was? Der Kapitalismus braucht überhaupt gar niemanden zu "rekuperieren", weil die Leute hackln müssen, damit sie was zu fressen haben und ein Dach überm Kopf. Wie zynisch man drauf sein muss, um auf die Idee zu kommen, dass der Kapitalismus überhaupt rekuperiere und nicht die Leute dazu zwingt noch darum zu kämpfen, ausgebeutet zu werden. So redet man dem Kapital nach dem Mund, indem man propagiert, die ganze Sache basiere auf Freiwilligkeit und im selben Atemzug hetzt du dann wieder gegen "Neoliberalismus" der genau das behauptet.

Jetzt checke ich, warum deine Freundin eigentlich keine Linken kennt. Sie hängt mit solchen Leuten wie dir rum, die keinen Begriff vom Kapitalismus oder Neoliberalismus haben und das mit Feindbildern auffüllen. Das sind keine Linken, stimmt schon.

Toll auch, dass du wieder Israelsolidarität ins Spiel bringst, was dir ja gleichbedeutend scheint mit antideutsch. Die angeblich antideutsche autonome Antifa W hat zumindest in ihrem Text Israel nicht ein einziges mal angesprochen. Hier geht es um eine Hausbesetzung und das Häuser besetzen per se. Wie kommst du darauf, dass Israelsolidarität hier relevant wäre? Warum musst du so krankhaft einen Israelbezug herstellen? Was verdammt hat Israel mit Hausbesetzungen in Wien zu tun?

Das Problem der Wiener Linken ist, dass hier jede Position nur nachgelabert ist, im besten Falle konform neu formuliert. Das geht so weit, dass Trotteln  immer dasselbe Band abspulen und einfach zum Thema nicht nachdenken wollen.

Und nochmal: Liefere doch mal Argumente, warum die autonome Antifa W antideutsch sein sollte oder besser warum der Text oben antideutsch ist? Kannst du das? Selber denken, den Text lesen, verstehen und dann offenlegen, was antideutsch ist? Einfach mal ein paar Sätze dazu schreiben? Nicht? Schade, hat dir wohl noch niemand vorgebetet.

Immer der gleiche Müll: "Du bist nicht einverstanden mit unserer unsolidarischen Kritik? Schreib gefälligst erst einmal einen Antworttext und erkenne unsere Diskurshoheit an." Werde ich nicht, ich amüsiere mich über euren Untergang, ihr scheiß AntiDs.

?

Also Akteure des Kapitalismus zu bennen und aufzurufen sie anzugreifen ist im EKH untersagt. Das ist eine typisch antideutsche Einstellung. Haben das Alle schon vergessen?

im übrigen ist es natürlich leicht, sich über "fehlende" oder "falsche" inhalte zu beklagen, wenn mensch selber nix dazu beiträgt. es gab eine ankündigung dieser hausbesetzung vom 20.märz, es war also ein knapper monat zeit, sich vorzubereiten und etwas dazu beizutragen (also etwas anderes als eine nachträgliche, unsolidarische kritik!). die autonome antifa wien hätte also auch beispielsweise flyer in der nachbarschaft verteilen können oder ähnliches, allerdings hätte die akademische schreibweise vermutlich eh kaum wer verstanden...

 

eine hausbesetzung als ausgangspunkt für soziale kämpfe zu nehmen, klingt für mich wesentlich besser, als nix zu machen und dann andere zu kritisieren, weil sie nicht die "richtige kritik" formulieren (was im übrigen in einem kommentar weiter oben auch eindeutig widerlegt wurde).

aber das ist auch nix neues, kennt mensch ja von der "autonomen" antifa wien zur genüge.

 

fakt ist, dass in dem grätzl um die kienmayergasse ein enormer gentrifizierungsprozess im gange ist und es eine soziale basis für kämpfe dagegen gibt. insofern ist eine gruppe wie die autonome antifa wien auch nicht notwendig dort, vor allem wenn sie eh nicht vorhaben soziale kämpfe zu führen, sonder schlicht ihren bullshit abzugeben. der kampf gegen kapitalismus, gentrifizierung, usw. ist kein kampf, den eine einzelne gruppe für sich beanspruchen kann (niemand hat euch gebeten, bei irgendwas mitzumachen, was ihr scheisse findet).

schlussendlich liegt es an jeder einzelnen person und ihrer eigenen initiative, jetzt dort in der gegend und ganz generell weiterzumachen und zum angriff überzugehen. und ja, ganz genau, zum angriff gegen die stadt der reichen!

Sollten solche unsolidarischen Texte von antideutschen einfach gelöscht werden. Wie lange wollen wir noch zusehen, wie sie unsere Strukturen nutzen um uns anzugreifen? Diese neoliberalen Pseudolinken sollen sich in ihren Strukturen Bewegen und da rumheulen. Da nerven sie wenigstens nicht mehr.

ihr haltet diesen völlig überflüssigen Blödsin, der einem von Kulturindustrie und Kapital als "Luxus" verkauft wird tatsächlich für einen Fortschritt? Das ich nicht lache. Im Gegensatz zu den Zeiten der Kommunarden oder zu Marx Zeiten hat sich die Produktion doch mittlerweile so verselbstständigt, dass die produzierten Waren längst nichts mehr mit einer zunehmenden Befriedigung von Bedürfnissen zu tun haben sondern Bedürfnisse UND Waren gleichermaßen "produziert" werden um den Konsum am laufen zu halten.

Mit der Verteidigung von vermeintlichem "Luxus" als Fortschritt seid ihr der kleinbürgerlichen Konsumideologie voll auf den Leim gegangen. Herzlichen Glückwunsch.

gegen "sonnendurchflutete Räume" hätte ich nichts einzuwenden.

Dein Verweis auf Marx Zeiten ist wenig sinnvoll. Vor gerade mal 20 Jahren war ein privater Internetanschluss noch Luxus, heute auch Standart bei Arbeitslosen. Vor 1900 waren Heizungen in Häusern lediglich den Reichen vorbehalten. Ein Luxus?Was ist mit elektrischem Licht?-Auch das war mal ein Luxus.

Hatten die Menschen im Mittelalter das Bedürfnis nach einer Märklin Spielzeug-Eisenbahn? Wohl eher nicht. Was hat die Märklin-Eisenbahn meines Großvater abgelöst? 

 

Was gestern noch Luxus war, wird heute schon als existenziell lebensnotwendig angesehen.

dass ihr euch mit eurem Beitrag in die Diskussion zu Theorie und Praxis von Hausbesetzungen einbringt finde ich bereichernd.
Ich stimme euch voll zu, wenn ihr von linker Kritik einfordert, Widersprüche aufzuzeigen, anstatt sie zu verklären. Auch stellt ihr sehr richtig fest, dass eine Kritik des Reichtums unangebracht ist, und es keine emanzipatorische Perspektive darstellt, gegen eine Verbesserung der Bausubstanz aufzutreten.

Den Besetzer_innen zu unterstellen, dass sie es gut fänden, in Ruinen zu leben, halte ich aber für weit hergeholt. Vielmehr würde ich ihnen eine strategishce Positionierung unterstellen, die den Zweck hat mit Anrainer_innen Verbündete zu finden, um gemeinsam einen Kampf zu führen.
Wie schon in anderen Kommentaren angemerkt wurde, sind Argumentationen wie die eure für viele Menschen nicht zugänglich, da zu abstrakt. Konkret vermittelbare Aktionen sind da besser geeignet, bei breiten Bevölkerungsteilen uaf Gehör zu stoßen. Hier ist die radikale Linke insgesamt gefordert, den Spagat zu schaffen, einerseits in ihren Positionen nicht auf plumpes Reichenbashing zurückzufallen, sondern "auf die Möglichkeit einer anderen Gesellschaft hinzuweisen", und andererseits diese Inhalte auch vermitteln zu können, und damit auf Widerhall zu treffen. Kritik wie die eure und daraus resultierende Reflexion der Praxen ist wohl der richtige Weg in diese Richtung. Diese Kritik allerdings nur hier im Netz und nicht im Handgemenge einer konkreten Aktion zu üben, schmälert aber wahrscheinlich ihre Wirkung... also schaut doch das nächste mal einfach vorbei!

PS: Mit eurer Forderung nach "Luxus für alle" ist leider auch nicht allzuviel anzufangen. Luxus definiert sich über eine Distinktion von dem Rest, und ihn für alle zu fordern ist daher ein Widerspruch in sich.

...genaugenommen genauso wenig Sinn ergibt, wie "Gegen die Stadt der Reichen".

Dann wird es aber schwer überhaupt irgendwas in Parolen zu benennen, weil es dann auch keinen "Rechtum für alle" geben kann, da sich Reichtum über Armut definiert und "Armut für alle" im Prinzip das gleiche meinen könnte(Aus der Sicht eines heutigen Milliardärs zb.)

Bleibt also zunächst mal die Frage jenseits von Schuldzuweisungen was besser klingt; Keinen Luxus für niemand" oder "Luxus für alle"? Ich bevorzuge "Luxus für alle" weil es eine Vision erzeugt und dazu anregt über dieses System "hinauszudenken".

?

Alles für Alle! Was ist daran so schwer? War 2007 sehr beliebt. Und dann irgendwie von den Hedos durch Luxus für Alle verdrängt.

statt direct action lieber im lesekreis sitzen und queeren, black & brown people, muslima rechte und identitaeten absprechen. so gehoert das (=

http://www.zeit.de/zeit-magazin/2017/12/antideutsche-israel-linke-deutsc...