Am 8. März vor der JVA für Frauen in Chemnitz! - ein Nachtrag

Solidarity

Die Demo ist jetzt schon über zwei Wochen her, da es aber wenig Öffentlichkeit dafür gab, wurde der Text hier veröffentlicht.Denn es geht dabeiauch um die Frage, wie eine außerparlamentaische Linke den 8.März, den Internationalen Kampftag für Frauenrechte, gestaltet.

 

„In Berlin haben am 8. März 10.000 Menschen demonstriert. An diese Zahl zu gelangen war schwer. Denn einen Bericht war es vielen Medien nicht wert“, beschwerte sich die ökoliberale Taz am 9.3. Die Kritik, dass diese Demonstrationen medial kaum beachtet werden, ist berichtigt. Zumal im Online-Zeitalter auch die Begründung nicht mehr gilt, dass die Demonstrationen nach Redaktionsschluss   begonnen waren und so nicht mehr berücksichtigt werden könnten. Tatsächlich ist es erfreulich, dass der 8.März wieder zum Fokus von Demonstrationen und Protesten wird. Doch eine Frage bleibt. Auf welchen 8.März beziehen sich die DemonstrantInnen? Die Frage ist berichtigt, wenn rund um diesen Tag sogar die Forderung nach mehr Frauen in  die Vorstände von Konzerne erhoben wird.  . Dabei wird einfach ignoriert, dass  der Internationalen Frauentag eng mit der proletarischen Frauenbewegung verbunden war. In der Geschichtsschreibung wird immer die wichtige Rolle der in ArbeiterInnenparteien organisierten Frauen wie Clara Zetkin bei der Etablierung des Internationalen Frauentags erwähnt. Doch es waren auch AnarchosyndikalistInnen und in der IWW organisierte Frauen in den USA daran beteiligt.  Die ökoliberale Taz brachte es fertig, in ihrer Sonderausgabe zum 8. März 2017 diese proletarischen  Wurzeln des Internationalen Frauentages überhaut nicht zu erwähnen.  Während  sich  mehrere  Interviews und Artikel um schillernde Begriffe wie Diversität  drehten,  die sowohl eine emanzipatorische  Politik  aber auch einen neoliberalen Kapitalismus umfassen kann, spielte  der Begriff „Solidarität“  auf den Seiten der Taz keine Rolle.  Wenn heute ausgerechnet zum 8. März manche mehr Managerinnen in Dax-Unternehmen fordern und darin einen Beitrag zur Frauenemanzipation sehen, ist es erfrischend, wenn Menschen zum 8. März 2017 ihre Demonstration zu einem Ort lenken, an dem heute Frauen besonders ausgebeutet werden und selbst um die minimalen Rechte kämpfen müssen. Das sind die Gefängnisse.

 

Solidarität mit gefangenen Arbeiterinnen


Am 8. März 2017  hatte ein Bündnis, zu dem die FAU Dresden, Jena und Chemnitz sowie die Gefangenensolidarität Jena gehört, eine Demonstration zur JVA für  Frauen am Stadtrand von Chemnitz.     Auf der knapp 6 Kilometer langen Route wurden immer wieder Parolen für die Abschaffung aller Knäste skandiert. In den Redebeiträgen ging es dann um realpolitische Forderungen für die rechte der kämpfenden Arbeiterinnen und Arbeiter hinter Gittern. . So werden Gefangene genannt, die sich gewerkschaftlich organisieren und für einen Mindestlohn sowie die Einbeziehung aller Gefangenen in die Rentenversicherung fordern. Seit der Gründung im Jahr 2014 ist es der  Gefangenengewerkschaft gelungen, in vielen Knästen UnterstützerInnen zu finden. Bisher war vor allem von  männlichen Gefangenen zu hören, die sich gewerkschaftlich  organisierten. Das liegt auch daran, dass wesentlich mehr Männer als Frauen im Knast sind. Da war es besonders erfreulich, dass sich  nun in der  Chemnitzer JVA für Frauen ebenfalls eine aktive Gewerkschaftsgruppe gegründet hat.  Dem großen Engagement bei der Begrüßung der Demo  nach zu schließen, könnte man hoffen, dass die Frauen den Knastalltag noch gehörig durcheinander bringen können.  Schließlich haben sie sich mit ihrer lautstarken Begrüßung der Demo selbstbewusst gegen das Knastreglement durchgesetzt.

 

Die Frauen waren in großen Jubel ausgebrochen, als  die Demonstration  in Sicht- und Hörweite war.  In der nächsten Stunde sollte  das Rufen und Winken  nicht abebben. Schließlich wurden sogar Bettlaken kurzerhand in Transparente umfunktioniert und  abgewickelte Toilettenpapier flog  über den Gefängnishof. Einige Papiere waren sogar angezündet worden. Die Polizei, die sich während der Demonstration zurück gehalten hatte, ging nach deren Auflösung brutal gegen die TeilnehmerInnen vor.  Mehrere DemonstrantInnen wurden in Gesicht und Magen geschlagen, als sie sich nach der Auflösung nicht schnell genug entfernten. Die Polizei bereitete sich schon auf eine Einkesselung der DemonstrantInnen vor, als der Bus  der Jenaer DemonstrantInnen die Repressionspläne durchkreuzte. Er nahm alle DemonstrantInnen auf und setzte sie vor dem  Chemnitzer Hauptbahnhof ab.  So lieferte die sächsische Polizei am 8. März gegenüber einer völlig gewaltfreien Demonstration eine Lektion  in sächsischem Landrecht.      In der Nachbereitung wurde von den Anwesenden trotzdem ein positives Resümee der Demo gezogen. Die TeilnehmerInnenzahl lag über den Erwartungen. Doch vor allem der kämpferische Empfang durch die gefangenen Arbeiterinnen zeigte, dass die Demo ihr Ziel erfüllt hat, ihnen am 8. März Grüße zu bringen und Gesellschaft zu leisten.

 

„Her mit dem ganzen Leben: Brot und Rosen! Brot und Rosen!“

 

Das mediale Interesse an dieser Demonstration war allerdings überhaupt nicht vorhanden. Auch die Taz, die mit Recht kritisiert hatte, dass über  die Demonstration in Berlin am 8. März nicht berichtet wurde, erwähnte die Chemnitzer Aktion mit keinem Wort. Dabei hat sie doch in den letzten Wochen Wert darauf gelegt, bewusst auch in die Provinz zu gehen und dort über Initiativen zu berichten, die statt rechtspopulistische Inhalte, Diskriminierung und  Ausbeutung den Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung in den Mittelpunkt stellen.  Welche Initiative wäre besser für eine solche Initiative geeignet, als eine Demonstration, die am 8. März in Chemnitz zur JVA für Frauen zieht, um sich mit den Frauen zu  solidarisieren, die heute besonders ausgebeutet werden  und  keine Rechte haben. rinnen.                 

Am Ende verteilte eine Frau den Text eines Liedes „Brot und Rosen“, das in vielen Sprachen eine noch immer unaufgehobene Utopie besingt. „Her mit dem ganzen Leben: Brot und Rosen! Brot und Rosen!“     Die Parole stammt von der New Yorker Gewerkschafterin Rose Schneidermann aus dem Jahr 1911: „The woman worker needs bread, but she needs roses too.“ Im Jahr 2012 wurde der Song „Brot und Rosen“  zum Solidaritätssong der 20.000 Textilarbeiterinnen in Lawrence, Massachusetts. Seitdem gehört das Lied zur Internationalen Gewerkschaftsbewegung und zur Frauenbewegung.  Der Historiker Lutz Getzschmann schrieb über diesen Arbeitskampf:

 

„Er war einer der spektakulärsten Arbeitskämpfe der Industrial Workers of the World (IWW) in jener Zeit und widerlegte zugleich die von konservativen Gewerkschaftsführern der American Federation of Labor (AFL) aufgestellte Behauptung, Frauen und Migranten, letztere häufig nahezu ohne Englischkenntnisse und gespalten in zahlreiche Nationalitäten, könnten nicht gewerkschaftlich organisiert werden.“  


Es ist ein gutes Zeichen, dass in Zeiten des wachsenden Rechtspopulismus dieser Song wieder neu entdeckt wird. Es ist zu hoffen, dass es am 8. März 2018 weitere Demonstrationen gibt, auf denen Solidarität mit den kämpfenden Arbeiterinnen hinter Gittern geübt wird.

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8. März: Auf zum Frauen*knast in Chemnitz!

Was machen wir so am diesjährigen Feministischen Kampftag?
Wir gehen zum Chemnitzer Frauen*knast, zusammen mit Genoss_innen der Gefangenengewerkschaft GG/BO -Soligruppe Jena. In eben diesem Chemnitzer Gefängnis hat sich vor kurzem eine Sektion der GG/BO gegründet, was wir sehr begrüßen. Die gefangenen Mitglieder der Sektion sind Mitorganisator_innen der Demo. Wir demonstrieren gemeinsam für den gesetzlichen Mindestlohn für die Inhaftierten, volle Einbeziehung in die Sozialversicherungen und komplette Gewerkschaftsfreiheit auch hinter Gittern. 

Wir als Dresdner FAU fügen hinzu: Das ist wohl das Mindeste. Darüber hinaus gehören langfristig Knäste überwunden, die durch gewaltsames Wegsperren von Menschen und deren krasse ökonomische Ausbeutung vor allem dazu dienen, die bestehende Gesellschaftsform zu befestigen. (‚Warum der Knast scheiße ist‚)
Es ist an uns, Alternativen zum herrschenden Knastsystem (z.B. Ansätze, gemeinschaftlich verantwortlich mit Gewalt umzugehen) zu diskutieren und zu erproben. Solange aber Menschen in Knäste gesteckt werden, müssen wenigstens grundlegende Rechte eingeklagt werden.

Warum diese Demo am Feministischen Kampftag? Weil der 8. März nicht nur dazu da ist, sich über Gleichstellungserfolge zu freuen oder Frauenquoten in Aufsichtsräten zu fordern. Weil die Situationen der Gefangenen auf verschiedene Weisen mit patriarchaler Gewalt zusammenhängen (siehe Aufruf). Weil Blumen schön sind, aber eben nicht reichen. Weil die Gefangenen vermutlich nicht mal die kriegen. Weil der 8.März ein feministischer Kampftag ist, an dem es um alle geht.
Wir kämpfen für ein Ende der Gewalt gegen Frauen*, Inter, Trans und Queers – egal auf welcher Seite der Gitterstäbe. Bis diese Gitterstäbe endlich überwunden sind.
https://cistemfailure.bandcamp.com/track/tear-apart-the-walls

Schließt euch gern an. Zur gemeinsamen Anreise gibt es einen Zugtreffpunkt:
13:30 Hauptbahnhof, Eingang Wiener Platz/Nordseite (zum Gruppentickets kaufen, also seid bitte pünktlich)

Ans Herz legen möchten wir euch weiterhin den Aufruf zum Internationalen Frauen*Streik.
Bis im deutschsprachigen Bereich eine kritische Masse für so etwas zustande kommt, müssen wir uns noch ordentlich ranhalten mit der feministisch-gewerkschaftlich Organisierung. Die Demo in Chemnitz ist auch als Beitrag dazu zu verstehen.

Wenn ihr nicht kommen könnt, aber den Inhaftierten oder den Demoteilnehmer_innen was sagen wollt, können wir gern Grußworte übermitteln.

Hier folgt nun der Aufruf aus Jena/Chemnitz – sehr lesenswert!
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Solidarität mit den inhaftierten Frauen* und Gewerkschafterinnen!
Frauen*kampftags-Demo der Gefangenengewerkschaft zum Frauen*knast von Chemnitz

Am achten März, dem „Internationalen Frauentag“ wird alljährlich dazu aufgerufen, Frauen Blumen zu schenken. An unsere inhaftierten Kolleginnen und Genossinnen denkt dabei keiner. Wir wollen aber auch gar nicht, dass man ihnen Blumen schenkt, sondern wir wollen den gesetzlichen Mindestlohn für die Inhaftierten, volle Einbeziehung in die Sozialversicherungen und komplette Gewerkschaftsfreiheit auch hinter Gittern sowie ein Ende der Gewalt gegen Frauen*!
Diese Anliegen werden wir am Frauenkampftag in Chemnitz auf die Straße tragen. Wir werden vom Hauptbahnhof zur JVA Chemnitz ziehen und damit unsere Solidarität mit der frischgegründeten GG/BO-Sektion in der Frauen*haftanstalt zum Ausdruck bringen.

Gewerkschaftlicher Kampf hinter Gittern

Seit Mai 2014 organisieren sich Gefangene in der Gefangenengewerkschaft. Was in der JVA Tegel versuchsweise begann, weitete sich schnell in Haftanstalten in der ganzen Republik und wenig später auch in Österreich aus. Die Mehrheit der Mitglieder sind Männer. Das liegt unter anderem daran, dass der Großteil der Inhaftierten männlich ist. Doch schon im Juli 2015 gründete sich in der Frauenhaftanstalt Willich II die erste GG/BO Sektion in einem Frauenknast und nun ist Chemnitz dazugekommen.
Die heutige JVA für Frauen Chemnitz wurde 1969 in Plattenbauweise am Stadtrand von Chemnitz errichtet. Als 2001 der DDR-Frauenknast Stollberg geschlossen wurde, wurden die Frauen in die JVA Chemnitz verlegt. Heute werden über 250 Frauen aus Thüringen und Sachsen hier festgehalten. Davon entfallen 14 Haftplätze auf den Jugendarrest und 5 auf die Mutter-Kind-Station. Bis zum Alter von drei können inhaftierte Frauen ihre Kinder mit in die JVA nehmen. In der Regel gibt es auf der Mutter-Kind-Stationen zu wenig Plätze, um den Bedarf zu decken. Die Arbeitssituation der weiblichen Inhaftierten unterscheidet sich nur unwesentlich von der ihrer männlichen Kollegen. Wie in allen JVAs werden auch die Frauen in Chemnitz unter einem Zwangsarbeitsregime zu Löhnen von ca. 1 bis 2 Euro die Stunde ohne Sozialversicherungszahlungen in anstaltseigenen und externen Unternehmerbetrieben ausgebeutet.
Eine Kollegin von drinnen schreibt dazu: „Ne Menge Baustellen gibt’s natürlich immer noch. Was mir persönlich ein Dorn im Auge ist, sind natürlich die Personalprobleme und der damit verbundene Einschluss, dann die Bestrafungsaktionen bei Nichtarbeit. Hab selbst gerade Fasching [Streß] wegen Betriebswechsel. Es gibt aber auch Mädels, denen geht’s noch nicht gut. Die werdeneinfach ner Arbeit zugewiesen und wenn se nicht gehen, gibt’s kein Taschengeld, Einschluss usw.“ In vielen Betrieben ist die Arbeitsbelastung so hoch, dass die Gesundheit der Frauen erheblich darunter leidet: „Die Arbeitsbedingungen sind halt echt krass, weil sie IMMER NOCH der Norm der Männer, die seit 2008 nicht mehr da sind, angepasst sind. Hab das damals in dem Betrieb, wo es echt keine leichte Arbeit ist, schon etwas drosseln können, aber ist immer noch ne heftige Anforderung. Ich hatte 7 Sehnenscheidenentzündungen + Bandscheibenvorfall dadurch. Da weißte, was geht. Komplettierung ist auch heftiger Zeitstress. War da bis vor 2 Wochen: ganzen Tag stehen und ja keine Sekunde nachhängen. Hab och gewechselt deshalb.“

Stoppen wir die Gewalt gegen Frauen*!

Gerade die inhaftierten Frauen in Chemnitz und anderswo haben schlimme Gewalterfahrungen gemacht. Eine Kollegin von drinnen schrieb zu unserer „Schnapsidee“, in Chemnitz eine Demo zu machen: „Finde deine „Schnapsidee“ gar nicht so schnapsig. Im Gegenteil, war regelrecht baff über so ne Idee. Gerade an einem Ort wie hier, wo viele Frauen aufeinandertreffen und sich viel erzählen, weil sie zum ersten Mal ohne Angst reden können, merkt man eigentlich, wie allgegenwärtig diese Themen wie häusliche Gewalt, Verstümmelungen, Vergewaltigungen, alleinige Kindererziehung usw. sind. Ich denke aber auch, dass es ein sehr schwieriges Thema ist. Weißte, ich hab auch schon so oft bis zur Notaufnahme in die Fresse bekommen und erst im Knast mitbekommen, wie Vielen es eigentlich genauso geht, aber dagegen vorgegangen bin ich nie! Ich denke, dass – egal in welchen Fällen – die Angst da überwiegt. Hab mich heute lange aufm Hof mit einer unterhalten. Sie findet so eine Idee auch echt ne mega gute Sache. Sich hier drin zusammenzuschließen ist aber eine Sache. Was ist aber draußen? Viele müssen zu ihren Typen zurück und haben von niemandem Rückhalt und haben halt Angst, dass, wenn sie rauskommen und so’n Typ erfährt, dass sie in Haft den Mund aufgemacht haben, sie dann gleich wieder alles ausbaden müssen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Frauenhäuser, Polizei, die auch nur ein Annäherungsverbot aussprechen, oder andere Einrichtungen keine wirkliche Lösung sind und man alles andere als sicher ist, wenn man überhaupt bis dahin kommt. Du siehst, es ist ein schwieriges Thema. Wenn wir uns hier zusammentun zwecks Arbeitsbedigungen und allgemeine Haftverbesserung sind da echt viele dabei, aber ich denke, das sind zwei ganz gravierende Baustellen. Persönlich sehe ich deine Idee positiv, weil man ja gerade, wenn man sieht „hey, da gehen welche extra auf die Straße, die sich für solche Dinge stark machen“ man vielleicht auch Mut schöpft und sagt „Ich will das nicht nochmal!““
Bei den Frauen* in der JVA Chemnitz verschränken sich die ökonomische Ausbeutung von und männliche Gewalt gegen Frauen*. Auch bei uns in der BRD werden vor allem Menschen aus der Unterschicht und den ärmsten Teilen der Arbeiter_innenklasse im gefängnis-industriellen Komplex festgehalten und ausgebeutet. Das trifft auch auf die Frauen* in der JVA Chemnitz zu. Aufgrund dieser Klassenlage sind sie ökonomisch oft in besonders hohem Maße von ihren Partnern abhängig und damit der männlichen Gewalt ausgeliefert. Viele Frauen müssen nach dem Knastaufenthalt zu denselben Männern zurück, die sie schlagen, misshandeln und erniedrigen. Wie die Kollegin schreibt, ist der Staat nicht in der Lage, den betroffenen Frauen wirklich zu helfen. Deswegen ist es wichtig, selbstorganisierte und autonome Strukturen und Netzwerke aufzubauen, in denen Betroffene Unterstützung finden und gemeinsam für die Verbesserung ihrer Lage kämpfen können. Die Gefangenengewerkschaft ist eine solche Organisation, vor allem in Bezug auf die Arbeits- und Haftbedingungen. Darüber hinaus freuen wir uns über Zusammenarbeit mit und Unterstützung von feministischen Gruppen und können zwischen ihnen und drinnen vermitteln.

Unterstützen wir Inter, Trans,  und queere Menschen im Widerstand gegen den Knast

Das Gefängnis ist ein Ort strengster Geschlechtertrennung. Menschen, die nicht in die starre Geschlechterordnung von Mann und Frau passen, z.B. queere¹,Trans-² und Interpersonen³, haben keine Wahl, in welchen Knast sie gesteckt werden, sondern werden je nach dem Geschlecht im Personalausweis zugeteilt. Dort werden sie oft diskriminiert und sind nicht selten besonderer Gewalt ausgesetzt. So werden beispielsweise Trans-Frauen in den Männerknast gesteckt und müssen dort gegen die Trans-Feindschaft und Übergriffe der Wärter und Mithäftlinge ankämpfen. Das betrifft z.B. die Gefangenen Kara Wild in Frankreich, Tolga Erkuşan, Mahmut Yavuz und Esra Arıkan in der Türkei, Marius Mason, Niara, Chelsea Manning und Ky Peterson in den USA.

Kommt Alle am 8. März nach Chemnitz!
Beginn der Kundgebung am 8. März 2017 um 15:00 Uhr am Hauptbahnhof Chemnitz!

In Solidarität!
Nancy Rheinländer, GG/BO-Sprecherin der JVA Chemnitz
GG/BO-Soligruppe Jena

* mit dem Sternchen soll sowohl darauf hingewiesen werden, dass Frauen nicht als Frauen geboren, sondern dazu gemacht werden als auch dass sich verschiedenste Menschen als Frau begreifen und/oder als solche behandelt werden, z.B. Trans-Frauen, Inter-Personen und andere.
¹ queer ist eine Sammelbezeichnung für alle Menschen, die nicht in das klassische Mann-Frau-Schema passen, u.a. Schwule, Lesben, Bisexuelle, Trans- und Interpersonen.
² Trans sind Menschen, die sich einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, als ihnen bei der Geburt zugeordnet wurde.
³ Interpersonen sind Menschen, die nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden können, also z.B. anatomische Merkmale beider anerkannter Geschlechter aufweisen. Sie werden oft noch als Säuglinge zwangsoperiert, um sie klar einem Geschlecht zuordnen zu können, und dabei verstümmelt.

lesben sind frauen. transfrauen sind frauen. schwule sind männer. eure definition von queer ist sehr eigenartig, wenn auch nicht selten in linken kreisen. warum sollte z b eine lesbe in den männerknast wollen, oder ein schwuler in den frauenknast? und als frauen begreifen sich nur frauen, und nicht "verschiedenste menschen". geschlechtsidentität ist angeboren, weshalb sich aus nem transmann auch keine frau machen lässt. ihr setzt queer mit nonbinär gleich. was soll das? das führt dazu daß binäre leute, also männer und frauen die homo und/oder trans sind, kein bock mehr auf das label queer und mitunter kein bock mehr auf die linke szene haben. vorher waren es eher nur die rechten die gesagt haben, daß lesben und schwule keine richtigen frauen und männer seien.

danke für den hinweis. der einwand ist berechtigt.

Sächsische Verhältnisse am Frauen*kampftag: FAU Berlin verurteilt Polizeigewalt

 

Veröffentlicht am 11.03.2017 Kategorien: Frauenkampftag 8. März


Zum diesjährigen 8. März riefen die FAU Syndikate in Dresden und Erfurt/Jena zusammen mit feministischen- und Gefangenengruppen sowie der Gefangenengewerkschaft (GG/BO) zur Demonstration zur Frauen-JVA Chemnitz auf, um dortige gewerkschaftliche Forderungen der GG/BO zu unterstützen. Nach Auflösung der Demonstration kam es zu einem Gewaltexzess vonseiten der sächsischen Eingreiftruppen gegen die Gewerkschafter_innen und Teilnehmer_innen. Dabei wurde eine Spontandemonstration nicht bewilligt und journalistische Arbeit aggressiv unterbunden.

 

Laut Berichten von Teilnehmenden wurden sie durch sächsische Beamte aggressiv begleitet und immer wieder beleidigt. Die Präsenz sogenannter "Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten“ (BFE), die für hartes Durchgreifen geschult und ausgebildet sind, zeugt bereits vom üblichen sächsischen Argwohn gegenüber linkspolitischen Protesten. Die Demonstration selbst verlief mit 150-200 Teilnehmenden„"kraftvoll und solidarisch“ wie eine Sprecherin der FAU Dresden berichtete.

 

In Sachsen nichts Neues

 

Polizeiführung und Versammlungsbehörde lehnten nach Ende der Demonstration eine Spontandemonstration wegen "unzureichender Gründe“ ab. Dabei wurden Gewerkschaftsfahnen entwendet und nach Berichten der dortigen Syndikate teilweise als Schlagstöcke gegen Gewerkschafter_innen eingesetzt. Die Kolleg_innen berichteten von Schlägen ins Gesicht und in die Magengrube, da sich die aufgelöste Demonstration nicht schnell genug vom Ort des Geschehens entfernte. Einem Journalisten wurde die Kamera entwendet und dieser wurde drohend aufgefordert, seine fotojournalistische Arbeit zu unterbinden. Verhältnismäßigkeit war wie schon so oft in der jüngeren sächsischen Geschichte ein Fremdwort für die Polizeibeamten.

 

Der alltägliche deutsche Zynismus in Bezug auf Presse- und Versammlungsfreiheit

 

Der gern beschworene deutsche Schutz von Versammlungs- und Pressefreiheit nahm unter Ausschluss der Öffentlichkeit wieder einmal Urlaub. Aber ist es wirklich so verwunderlich, dass Grundrechte in einem Bundesland mit Füßen getreten werden, wo die Polizei RassistInnen einen erfolgreichen Demonstrationstag wünscht?


Die FAU Berlin verurteilt entschieden diesen Gewaltexzess gegen Gewerkschafter_innen und Teilnehmer_innen der Frauenkampftagsdemo und wünscht den von Polizeigewalt Betroffenen schnelle Genesung.

Radio Aktiv Berlin vom 22. März 2017 u.a. mit einem ausführlichen Bericht von der 8. März Demo in Solidarität mit den Gefangenen Frauen der JVA Chemnitz (viele Dank an die Wüstenwelle Tübingen)

Justizvollzug in Chemnitz - Zum Frauentag im Frauenknast

http://www.mdr.de/nachrichten/vermischtes/frauen-gefaengnis-jva-chemnitz...

Demonstration der Gefangenen-Gewerkschaft am 08. März 2017 inChemnitz und polizeilicher Zugriff auf PressevertreterInnen
http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=8843&dok_art=Drs&leg_p...

Demo für Mindestlohn im Frauenknast: Stadt hat Angst vor Krawallen
http://archive.is/rRSk1

"Chemnitzer Morgenpost musste aufgrund der presserechtlichen Intervention der GG/BO Artikel zur morgen stattfindenden Demo vor dem Frauen*knast in Chemnitz korrigieren - und unterlässt nun die Behauptung, bei GG/BO-Aufzügen hätte es bereits "Krawalle" gegeben"

Demo für Mindestlohn im Frauenknast: Stadt ist vorbereitet
https://www.tag24.de/nachrichten/jva-frauenknast-frauengefaengnis-chemni...

Demo in Chemnitz für Rechte von Frauen in Gefängnissen
http://www.freiepresse.de/LOKALES/CHEMNITZ/Demo-in-Chemnitz-fuer-Rechte-...

Girls Just Wanna Have FunDamental Human Rights

http://stephanie-bart.tumblr.com/post/158231168091